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Rabenauer Anzeiger : 05.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191803055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180305
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-05
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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Aeber den Auftakt zur Ekaksdebakke spricht sich Lie „Nordb. Allg. Ztg." tn einer sehr eingehenden Darlegung au», deren wichtigste Gesichtspunkt« an diese» Stelle hervorgehoben seien. DaS halbamtliche Blatt betont einleitend: Selten wohl hat man selbst in den bewegten Zeiten deS Krieges der allgemeinen Aussprache über den - Etat mit solcher Spannung entgegen gesehen wie gerade in diesem Jahre, und noch niemals ist eine Etatberatung im Deutschen Reichstag tn so großzügiger parlamentarischer Form eingeleitet worden, wie dies mit der Rede deS Reichs» ' kanzlers über die äußere Politik, und derjenigen deS Vize« i kanzlerS über die innere Politik geschah. Und nicht nur die j äußere Form, sondern auch dasjenige, was die beiden Reden . an Mitteilungen und neuen Gesichtspunkien brachten, hat Li« Erwartungen in vollem Maße gerechtfertigt. An Klarheit und Entschiedenheit ließen die Ausführungen de» Kanzlers sowohl in brr bel gischen Frage wie in der Antwort auf Wilson nichts zu wünschen übrig. Wenn der deutsche Reichskanzler in öffent licher Sitzung deS Reichstages die Versicherung wiederholt, daß wir nicht daran denken, Belgien zu behalten, daß wir aber vor der Gefahr behütet werden müssen, Laß dieses Land, mit dem wir nach dem Kriege wieder in Frieden und Freundschaft leben wollen, zum Aufmarschgebiet feind licher Machenschaften würde", und wenn er ferner im An schluß an diese Erklärung die Bereitschaft der deutschen Negierung feststem, über die Mittel, dieses Ziel zu erreichen, mit der in „Le Havre befindlichen Regierung zu verhandeln", so sollte man meinen, daß nach dieser Offenheit und Deut lichkeit die sogenannte belgische Frage in der bisherigen Form und Bedeutung zu existieren oufhören und einfach in die Reihe derjenigen Fragen eingefüat werden müßte, die in den vorbereitenden Besprechungen über die Herbeiführung des allgemeinen Frieden» zwischen den unmittelbar Betei ligten erörtert uno in einer dies« Rächstbeteiligten möglichst befriedigenden Form gelöst werde». Beseitigung von Frledeushindernlssen. Mit der offenen Erklärung über Belgien und der Ver sicherung, daß ein allgemeiner Friede auf Grundlage der Wilsonschen Vorschläge erörtert werben könnte, hat der Kanzler Friedenshindernisse beseitigt, nicht minder durch bi« Mitteiluna, daß die Veter»burger Regierung die Frieden»- bedingungen der Mittelmächte angenommen hat. Voraus setzung dafür, baß di« Beseitigung dieser Hemmnisse frucht bar wird, ist allerdings nicht nur die negative KriegSmüdig- keit der Völker, sondern der pofistve Wille zum Frieden aus beiten der Regierungen aller noch kämpfenden Länder und — der Mut, diesen Friedenswillen offen zu bekennen und zu betätigen. Fehlen diese Vorbedingungen, so wird man raum noch die Tatsache verschleiern können, daß die West- mächie die Phrase van der „elsaß-lothringischen Frage" nur zum Vorwande für die Fortsetzung des Eroberungs krieges und di« Verwirklichung ihrer imperialistischen Ziele benutzen. Ei» Schulbeispiel kür die parlamentarische Einleitung einer allgemeinen AuS- wrache über bie innere Politik hat nach dem halbamtlichen Organ der Vizekanzler v. Pay«- mit seiner Rede gegeben; er schuf eine Grundlage für diese Aussprache, indem er die Stellung der Regierm-z auch zu den heißest umstrittenen Fragen darlegte. Dabei zeichneten sich seine Darlegungen über die Wahlreform ebenso durch versöhnlich wirkenden politische« Takt wie durch zuversichtlichen Optimismus au». Als der Vizekanzler die Stellungnahme der verschiedenen Parteien zu dem beendeten Streik erörterte, gab eS stellen weise sehr geräuschvolle Kundgebungen und GegenkunLge- Lungen, die von einigen al» etwas Außergewöhnliches be urteilt wurden. ES ist aber das Wesen des Par amentaris- muS, daß Minister- wie Abgeordneten-Reden in ständigem Wechsel Beifall und Mißfallen auf verschiedenen Seiten deS Hauses auslösen. Auch in dieser Hinsicht war die Rede de» Vizekanzler» rin echter und rechter Auftakt zur Etaidcbatte. Kriegs- und Tages-Berichte. Amerika must an Lebensmittel« sparen. Seit Amerika in den Krieg eingetreten ist, haben die Bewohner den Ernst des Krieges täglich mehr am eigenen Leibe ver- spü.en n'üjs^. Auch da» Land der unbegrenzten Möglich- Heb Erzählung voo August Meier. „Jedenfalls ein sehr — wie sage ich gleich? — ein sehr interessantes Werk, Ihre Oper! Ich danke Ihnen herzlich für Ihre große Mühe, die Sie sich gegeben haben!" „Interessant, meine Herren," rief Krug eifrig, „das ist nicht genug! Ich halte die Oper für hervorragend. Sie entwickelt den Wagnerschen Kunststil in eigenrümlicher Weise weiter und wird jedenfalls Epoche machen. Ueber« Haupt —" Noland unterbrach ihn ungeduldig: „Tein Urteil kenne ich ja bereits, lieber Freund. Willst du es nicht den Herren überlasten, ihre eigene Mei nung zu saaen?" „Jawohl, jawohl — sagen Sie Ihre Meinung, meine Herren — Herr Direktor, Herr Kapellmeister und vor allem Sie, Herr Goltz!" Goltz strich sich langsam über seinen kurzen, blonden Vollbart — er galt allgemein für einen sogenannten schö nen Mann—, steckte die rechte Hand in den Busen und erwiderte mit schlecht verhüllter Ironie: „Ich bitte, lassen Sie mir Zeit, meine Herren! So etwas muß man doch erst verdauen." Krug warf ihm einen wütenden Blick zu. Ehe ?r jedoch etwas entgegnen konnte, war die Rätin aufge sprungen: „Ich darf den Herrschaften wohl ein Täßchen Kaffee anbieten oder Bier?" „Bier — dees is g'scheit!" rief der Kapellmeister freudestrahlend. „Ich babe einen mordsmäßigen Dnrscht!" Und leise flüsterie er Goltz zn: „So tun's ihm den Gefal len und sagen's ihm ein paar freundliche Worte, daß man mit Anstand sortkommt! Und sagen's mir, sind's drei oder vier Akte gewesen? Daß man sich doch net blamiert, wann die Red' drauf kommt! Und wo spüllt denn eigentlich die Oper? I bin net klug draus gewor den . . . Indianer, Norweger, Finnland —?" „Winland, Herr Kapellmeister, Winland! So nann te« nämlich die Norweger den Teil Amerikas, den sie vor KNeN WM sich allerlei HE BiMrkMklMgen ausEgcn, vor allem an Nahrungsmitteln. Gegenwärtig versucht man es noch mit der „freiwilligen" Sparsamkeit, die meist das vorbereitende Stadium der ZwangSrationierulm ist. Die Washingtoner Postverwaliung stellt sich mit praktischem Blick in Len Dienst Ler guten Sache, indem ff« bie Briefmarken der Postsachen mit einem Stempel entwertet, der die drin genden Mahnworte trägt: „Nahrungsmittel werden den Krieg gewinnen, vergeudet sie nicht!" Ob eS etwas nützen wird? Die russischen Offiziere. Die russischen Offiziere, soweit solche auS dem alten Stamm und der wirklichen Vorbildung noch in der Armee vorhanden waren, haben das Vorrücken der deutschen Trup pen mit ehrlicher Erleichterung begrüßt. Es handelt sich für sie nicht bloß um Befreiung ans Lebensgefahr, denn Trotzkis rote Garde hatte die Ermordung der Offiziere nicht nur proklamiert, sondern auch Lurchgesührt, d e Offiziere schämten sich auch deS Treibens der Soldaten, die zum de- jrächtiichrn Teil zu einer Räuberbande herabgesunken find. Daß Geschütze und andere Waffen verkauft worden sind, wird nicht bloß aus entlegenen Grsnzsiellungen, sondern selbst aus Petersburg berichtet. Noch mehr des herrschen den Skandals überdrüssig, als die Landosfiziere sind wohl deren Kameraden von der Marine. Wenn die Engländer befürchten, die Kriegsschiffe möchien den Deutschen auSge- liefert werden, so liegen Gründe für diese Annahme vor. Die Briten haben freilich schon Schiffe genug gestohlen, selbst durch Friedensbruch. Es sei nur an das Bombarde ment von Kopenhagen vor Hun'ert Jahren zur Vernichtung der dänischen Flotte erinnert. Noch ärger als die russischen Offiziere sind die Generale daran, die sich wüste Beschimpf ungen haben gefallen lassen müssen. Damit ist auch der Charakter und die Zukunftslofigkeit der roten Garde ge kennzeichnet. Großherzog Adolf Friedrich VI. von Meck lenburg Strelitz -ß. der infolge einer schweren feilschen Depression plötzlich und unerwartet aus dem Leben geschieden ist. Der Fürst stand im 36. Lebensjahre und war unvermählt. Sein Thronfolger dürfte voraussichtlich der im gleichen Alter stehende Großherzog Friedrich Franz l V. von Mecklenburg- Schwerin werden. Für W sderhersirjlnng der Monarchie in Rutz« land setzen sich einflußreiche Kreise des Lande» ein. Der Direktor LeS Schweizer Ukrainischen Büros, der aus Kiew nach der Schweiz zmückgrkehrt ist, teilt mit, daß in London und in Pari» «ins auS früheren russischen Diplomaten und Militärattache» bestehende Organisation planmäßig auf die W ederherstellung der russischen Monarchie hinarbeite. Dir beiden Gruppen werden von einer großen englischen Mu« nMonssgbrik und «iner französischen Großbank reichlich unterstützt. Kein sächsischer Prinz Herzog von Litauen. In auswärtigen Blättern wird behauptet, eS läge dem Bundes rat ein Antrag der sächsischen Negierung vor, bie litauische Frage durch Schaffung eine» selbständigen litauischen Her zogtums zu lösen und den sächsischen Prinzen Friedrich Christian — den zweiten Sohn König Friedrich Augusts — zum Herzog von Litauen zu ernennen. Dazu bemerken die „Leipz. N. N.", daß die Berliner Stellen, die in erster Linie von einem solchen Antrag beim Bundesrat Kenntnis haben müßten, erklären, daß diese Gerüchte auf Erfindung beruhen. Es ist zu hoffen, daß das nicht nicht nur im gegenwärtigen Augenblick, sondern ein für allemal zutrifft, denn von einer Verbindung SachsenZ mit einem Herzog tum Litauen könnte man sich weder in politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht etwas- Ersprießliches versprechen. Der Mücktritt des österreichisch - ungarischen Ernührnngsminifters Hoefer erfolgte nach Wiener Meldungen wegen unbefriedigenden Verhältnisses zwischen Ungarn und Österreich. Dieses ist als Empfänger auf Un garn, als Geber in der Ernährung angewiesen, vermag aber nicht einmal Lie Menge an Nahrungsmitteln zu er langen, die Ungarn als Uberschuß abzugeben sich grund sätzlich bereit erklärt hat. Daran hat nicht einmal die Er nennung eines besonderen Vertreters sür den gemeinsamen österreichisch-ungartschrn Ernährungsdienst etwa» ändern können. Ungar« fordert Grenzschutz gegenüber Rumänien. AuS Budavester RegierungSkreisen verlautet über bie unsa« rischen Bedingungen gegenüber Rumänien, daß bas Haupt« verlangen Ungarns in der Schaffung eines natürlichen Grenzschutzes gegen Rumänien besteht, durch den es un möglich gemacht wird, daß ein hinterlistiger Nachbar von heute auf morgen wieder die Grenze durchbricht. Annexion?- abstchten hat Ungarn nicht. Aber an dieser strategischen Grenzberlchtigung müsse sestgehalten werden, um Umgarn gegen einen neuen Naubanfall zu sichern. Die ungarische Regierung werde also im Verlause der FriedenLverhand« lungen mit allem Nachdruck für die Sicherung des unga rischen Grenzschutzes eintreten. Die Stellungnahme der führenden Politiker in der rumänischen Frage ist eine ein« keitliche. Graf Andrassy erklärte, Ungarn könne von einer Grcnzkorrektur nicht ab ehen. Auch Graf Tisza fordert Bürg schaften Rumäniens, um eine eventuelle Gefährdung Ungarns für die Zukunft zu verhüten. Rundschau. Deutsches Reich. Zu viel Etudentinneu. Bei Beratung de» Kultus- ekats teilte Minister Schmidt im Haushaltsausschuß des Preußischen Abgeordnetenhauses mit, daß die Zahl der Studierenden an s mtlichen preußischen Hochschulen zurzeit 87 779 betrage, darunter 4104 weiblich« Studierende. An wesend seien dagegen zurzeit nur 9765, L. h. 2S Prozent der geraden Zahl aller Studierenden. Sehr erheblich ver- mehre sich die Zahl der weiblichen Studierenden, was dem Minister schwere Sorgen mache, zumal namentlich für den höheren und Klementarschullehrerberuf zurzeit schon eine ziemliche Überfüllung voi Händen sei. Letzterer Umstand sei ja im Kriege zwar al» dankenswert zu begrüßen, aber sür die Zukunft werde er nicht umhin können, eine Warnung vor dem weiblichen Studium ausgehen zu lassen. In Frage käme, LaS weibliche Element vor neue Ausgaben zu stellen; so biete sich eine Gelegenheit, als Fürsorgerinnen und Pflegerinnen auf den mannigfachen sozialen Gebieten eine Lebensstellung zu gewinnen. Er woll« aber alles daS nicht als EheHinberniS angesehen wissen. Die Rede deS neuen Vizekanzlers, de» bisherig«« fortschrittlichen Abg. v. Payer, erfährt in der Presse der Linken ebenso warme Zustimmung, wie sie von den Blättern Ler Rechten abgelehnt wird, wahrend die Auf nahme der Ned« deS Reichskanzler» Grasen v. Hertling auf allen Seiten etwa die gleiche ist. Besonder» verübelt die Rechte e» dem neuen Vizekanzler, baß dieser die Vaterlands« Partei mit den U-Sozialisten verglich. Die „Kreuz-Ztg." bemerkt dazu: Der Vizekanzler hat in wohlüberlegter und heraussordernber Weise alle dl« tief gekränkt und vor Len Kopf gestoßen, die die unerhörten Opfer de» Krieges nicht umsonst gebracht, sondern st« mit dem Siege über unsere Kolumbus entdeckten," sagte Krug spöttisch, der plötzlich ! neben ihm anftauchte .... „Aber lassen Sie uns endlich Ihr sachverständiges Urteil hören! Sie sind doch außer Roland gewissermaßen der einzige Fachmann hier." Dabei warf er einen herausfordernden Blick aus Goltz, dessen Antipode er in jeder Beziehung war und den er sür einen Schwätzer hielt. Der dicke Bayer griff freudestrahlend nach dem Glas Münchener, das ihm Lenchen eben anbot, leerte es bis zur Hälfte und schmunzelte behaglich in die braune Labe. „Ja so — die Oper — die Oper ist großartig — dös is außer Frag?! A Viechsarbeit steckt drin — dös weiß ich aus Erfahrung. So vüll Noten! — Und Talent, a großes Talent!" „Sie hat Ihnen also gefallen, Herr Kapellmeister?" rief Krug freudestrahlend. — „Ich wußte es ja. Würden Sie die Güte haben, Ihr Urteil naher zu begründen und auf die Einzelheiten näher einzugehen?" „Ja, wissen's, lieber Freund, dees iS so a Sach'," sagte Luckinger verlegen. „Da müßte ich die Partitur erst noch einmal durchstudieren, am Klavier." Und er erstickte alles Weitere in dem braunen Naß, in das er sich in Ermangelung der Partitur liebevoll ver tiefte. Um den Direktor hatten sich unterdes, mit ihren Kaffeetassen bewaffnet, die Damen geschart. Doch vergeb lich versuchten sie, ihm ein bestimmtes Versprechen abzu locken; er verschanzte sich hinter allerlei ausweichenden Redensarten, bis Roland ihn endlich in seiner geraden Weise fragte: , , , „Verzeihen Sie, Herr Direktor, aber irgendein Wori darüber, ob meine Oper Aussicht hat, bei Ihnen aufge führt zu werden, hätte ich doch gern gehört." „Reichen Sie mir Ihr Werk ein, mein lieber Herr Roland — wir werden es eingehenend prüfen. Mir per sönlich hat Ihre Oper einen — wie soll ich gleich sagen? — sehr merkwürdigen — ich meine ... äh , .. einen sehr guten Eindruck gemacht. Aber als Musiklaie muß ich na türlich meinen Sachverständigen die definitive Entschei dung überlassen." „Zu denen jedenfalls auch Herr Goltz gehört?" fragte Krug bissig. „Herr Goltz?! so sagen Sie Loch endlick Ihre Meinung! Sie sehen, alles wartet gespannt darauf."' Goltz lächelte spöttisch. Er wußte, daß Krug ihn nicht ausstehen konnte, und er erwiderte diese Abneigung redlich. „Nun, Herr Goltz?" wiederholte der kleine Gelehrt« seine Frage, als er keine Antwort bekam. „Ich ersuche dich dringend, reize meine Gäste nichts flüsterte ihm Noland erregt zu. — «Aber in der Tat hätte ich gern Ihr Urteil gehört, Herr Goltz, das mir sehr maßgebend ist." . Er log — er gestand es sich selbst ein. Aber er mußte diese maßgebende Persönlichkeit auf jeden Fall für sich ge winnen. , Goltz lehnte sich malerisch in eine Ecke, kreuzte zur Abwechselung die Beine übereinander und sagte endlich nachlässig: „Ich glaube, lieber Freund, daß mein Schweigen be red! genug wäre . . „O, bitte, sprechen Sie nur srei von der Leber. Ich kann die Wahrheit vertragen." In seinem Herzen stürmte und tobte es, aber er ließ es sich nicht merken. Fast zwei Jahre seines Lebens hatte er diesem Werke gewidmet. Sein Herzblut, sein beste» Können nnd tiefstes Empfinden hatte er hineingelegt. Und nun kam dieser Mensch, um es mit wenigen Worten zu vernichten. Kein Nerv in seinem Gesicht Zuckte, nur die Hände krampfte er schmerzlich zusammen, aü- Goltz jetzt mit leiser, stockender Stimme, als ob man ihm gewaltsam sein Urteil abpreßte, soriiubr: „Ich wollte Ihnen eigentlich unter vier Augen, mein lieber Herr Noland . . . aber da sie mir selbst die Pistole aus die° Brust setzen — es tut mir leid, daß ich Ihnen vielleicht wehe tun muß. aber die Wahrheit geht mir über alles. Außerdem schätze ich Ihr Talent — denn Sie haben Talent — wirklich! . . ." Krug stieß ein höhnisches Gelächter anS, daS der Kri tiker nur durch einen strafenden Blick beantwortete. „Und als Talentprobe, lieber Freund, als Talent- vrobe — alle Achtung! Da lasse ich's gelten. Si« werdm
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