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14. Oktober 1883 im Tschechischen Nationaltheater in Prag mit dem Solisten Frantisek Ondricek uraufgeführt. Joachim hat das ihm gewidmete Konzert eigen tümlicherweise niemals öffentlich gespielt. Dvoraks sehr „geigerisch" gearbeitetes Violinkonzert ist in seiner zündend tem peramentvollen, lyrisch glühenden und rhythmisch mitreißenden musikalischen Sprache ein Werk, das sich würdig den großen Vorbildern seiner Gattung an schließt. Seine Stimmung scheint unmittelbar aus Lied und Tanz des tschechischen Volkes emporgewachsen zu sein und verbindet in reizvollstem Einklang echte, gefühlstiefe Lyrik mit beschwingter, tänzerischer Heiterkeit. Die Schönheit seines musikalischen Inhalts und die Dankbarkeit des Soloparts ließen das Konzert, das übrigens auf effektvolle Solokadenzen dabei ganz verzichtet, zu einer der stärk sten und erfolgreichsten Schöpfungen seines Komponisten überhaupt werden. Der leidenschaftliche, knappe erste Satz (Allegro ma non troppo) zeigt in seiner Gestaltung gewisse Abweichungen von der klassischen Form. Ansätze zur Sona ten- und zur Rondoform mischend, haftet seiner Anlage in ihrem phantasievollen, kühnen Aufbau gleichsam etwas Improvisatorisches an. Das markante Haupt thema, mit dessen erstem, rhythmisch scharf profilierten energischen Teil das volle Orchester sofort das Allegro eröffnet, während sein zweiter, gesangvoll-gelösterer Teil von der Solovioline vorgetragen wird, bestimmt dominierend die freie, rhap sodische Entwicklung des Satzes. Pausenlos folgt der Übergang in das anschließende volksliedhaft-schlichte Ada gio, das in seiner sanften Gesanglichkeit einen starken Gefühlskontrast zum ersten Satz bildet. Eine weitgespannte, sehnsuchtsvoll-schwermütige Melodie, ganz dem tschechischen Volkston nachempfunden, stellt hier das Hauptthema dar. Im Moll-Mittelteil ist besonders auf einen schönen Wechselgesang zwischen Solo instrument und Hörnern hinzuweisen. In freier Rondoform entfaltet sich das Lebensfreude ausstrahlende, tänzerische Finale des Werkes. Das jauchzende, packende Hauptthema, das im Aufbau des Satzes überwiegt, ist dem Furiant abgelauscht, einem tschechischen Volkstanz voller unbändiger Ausgelassenheit und zündender Rhythmik. Kontrastierend dazu wurde in der Mitte des Rondos ein Liedteil ruhigeren Charakters in der Art einer Dumka, eines leicht elegischen Volksliedes, eingefügt. Voll freudiger, feuriger Jubelstimmung wird der glänzende Finalsatz beschlossen, der den Solisten vor besonders schwierige Aufgaben stellt. VORANKÜNDIGUNG : Sonntag, den 3. Juni 1973, 20.00 Uhr, Kulturpalast SONDERKONZERT MIT DEM DRESDNER KREUZCHOR Dirigent: Martin Flämig Werke von Sandor Veress und Mozart Freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1972/73 - Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Den Beitrag über Glasunow schrieb Prof. Dr. Karl Laux Druck: Polydruck Radeberg, PA Pirna - 111-25-12 2,850 ItG 009-48-73