Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 28.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191802283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-28
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die letzte Kriegswoche. hauen auf die eigenen Landslents!" Die Ententeleute, die eS noch sind und die es waren, hauen um sich mit Maßregelungen, Staatsnwaltsdekreten und auch mit den Waffen. Aber für diese Willensäuße rungen kommen als Opfer die eigenen Landsleute der Machthaber in Betracht. Das ist kein gutes Zeichen für ihre Nervosität und ein noch schlechteres für ihre Autorität. Selbst der allermächtigste Lloyd George in London wird genug Stunden haben, in welchen es nicht ratsam ist, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Er hat den Briten soviel von der Bezwingung der Deutschen vorgeredet, daß er schließlich selbst daran geglaubt hat. Aber die englischen Generale Haben ihm klar gemacht, daß ein Ministerwille noch lange kW genügt, die Deutschen zum Rhein zu treiben, daß dazu viel mehr Truppen erforderlich siud, als diejenigen, Lin heute tn Frankreich stehen. Mehr Soldaten kann aber Lloyd George nicht auftreiben, und so müssen die unbequemen Kritiker daran glauben. Eine Zeit lang sprach man sogar vom Rücktritt des Diktators. Äser es ist niemand da, welcher die Aussicht, Frieden schließen zu müssen, übernehmen will. Und so amtiert David Lloyd George weiter, bis rettungslos auch einmal seine Stunde geschlagen haben wird. Der englische Ministerpräsident wollte sich eigentlich seinen Generalissimus in Frankreich, den Marschall Lord Haig, langen. Aber baS Hai er doch nicht riskiert. Dafür hat Lord Haigs's Vertrauensmann, der Generalstabschef Robertson, daran glauben müssen. Außerdem ist gegen Militärkrltiker in London^ die unverhüllt Lloyd Georges Entfernung verlangten, das Strafverfahren eröffnet warten. Es bleibt schließlich nur ein Schreckschuß vielleicht, denn vor Gericht können böse Geschichten ans Licht kommen, aber der Anfang, die Diktatur Lloyd George über den Haufen zu werfen, ist gemacht. Ähnlichen Arger hat der grimmige Premierminister Georg Clemenceau in Paris. Kriegsminister ist er trotz seiner 76 Jahre und obwohl er niemals Soldat gewesen ist, aber der Stand der Dinge an der Front hat sich nicht gebessert, sondern verschlechtert. Clemenceau hat natürlich keine Schuld daran, also sucht er von neuem nach einem siegesfähigen Oberfeldherrn. General Foch soll als moderner Napoleon auftreten. Foch und Haig stehen aber wieder einander wie Katz und Hund gegenüber. Wird es ein Drama oder eine Komödie? über'den Ozean kommen nur Präsident Wilsons Reben. Die Kritiken dieser Reden in Amerika folgen nur langsam, aber die sehen jetzt anders HuS, wie früher, über ein Jahr steht Nordamerika im Kriegszustand; der Schaden daraus ist bereits ein unüber, fehbarer. Am ärgsten wütet die russische revolutionäre Regierung der Herren Lenin und Trotzki gegen ihre Landsleute. Diese beiden Männer werden von der Entente wieder mit einem huldvollen Lächeln beglückt, seitdem sich die Friedensoer- Handlungen »an Brest-Litowsk zerschlagen haben, aber das wird ihnen ebensowenig helfen, wie Lie versuchten Drang salierungen Finnlands, EsthlandS, Kurlands und der Ukraine von Erfolg begleitet sein werden. Jetzt hat Deutschland die Behandlung der russischen Angelegenheiten in die Hand ge nommen, um zu verhindern, daß Mord und Totschlag, Plünderung und Brand in denjenigen Gebieten, für welche deutsche Interessen in Betracht kommen, die Tagerunter- Haltung werden. Der deutsche Bormarsch geht über Düna- bürg im Norden und über Luck im Süden hinaus, und Unsere Militärverwaltung pflegt bekanntlich die Ziele, die sie sich gewählt hat, fest im Auge zu behalten. Die Aktion der deutschen Divisionen ist präziser, wie die Reden von Leo Braunstein-Trotzki in Brest-Litowsk eS waren. Die Bemühungen aus London und Paris, das König reich Rumänien zu eigenem, völlig aussichtslosen erneuten militärischen Vorgehen zu bewegen, sind ohne Erfolg ge- blieben, in Bukarest haben die Friedensverhandlungrn ihren Anfang genommen, nachdem der unheilvolle rumänische Minijteroräsident Brattanu, der im Zusammenwirken mit .der Königin Maria da- Land in den Krieg gestürzt hat, pon seinen Posten entfernt worden ist. Jedenfalls beein- jträchtigen alle diese Dinge im Osten die deutsche Schlagkraft im Westen in keiner Weise, und daß unsere Verbündeten bis zum Ende an der gemeinsamen Sache festhalten werden, jst selbstverständlich. Es geht auf den Frühling zu, und, wie niemals uns der Gegner uns um diese Jahreszeit oder Lrüter zuoorkam, so wird eS auch 1918 nickt geschehen. Zu Erzählung von August Meier. „Sie trinken doch ein Gläschen Wein, Herr Präsident?" sragte Lenchen, die nun alles im besten Glanze glaubte, und während Klemm sich zustimmend verbeugte, flüsterte sie ihrem Gatten ins Ohr: „Vergiß nicht, Vorschuß zu fordern, und nimm dich zusammenI" Sie huschte leise hinaus, noch in der Tür warnend den Finger gegen ihn erhoben. „Also die Hebungen finden dreimal in der Woche von 8 bis 11 Uhr abends statt." „Abends? Könnte man das nicht ans den Nachmit tag verlegen?" „Sie scherzen, Herr Roland! Da hat doch niemand Zett!" „Der Abend ist aber meine beste Arbeitszeit," sagte Koland verdrießlich. Und wie ist es mit der Auswahl der Novitäten?" „Die bestimmt der Vorstand, der Sie natürlich zu Rate ziehen wird," setzte er begütigend hinzu. „Das ist sehr gütig vom Vorstand. Aber wenn nun tzk Geschmäcker verschieden sind?" „Dann müssen Sie eben nachgeben," sagte Herr Klemm in so gemütlichem Tone, als ob das ganz selbst verständlich sei. „Das tut der jetzige Dirigent auch immer; und dann haben Sie es hier mit lauter musikalisch gebildeten Män nern zu tu«. Und ein Stimmenmaterial finden Sie vor — großartig! Ich selbst bin erster Tenor. Ich will mich nicht rühmen, aber meine Stimme hat stets großen Bei fall gefunden. Ich habe sogar das hohe C." Er sah sich suchend um und sagte höchst befriedigt, als er das Ge suchte fand: „Ach, da ist ja ein Klavier! Wenn Sie gestatten, gebe ich Ihnen gleich eine kleine Probe meiner Stimme und meiner Kunst. Mein neuestes Lied, selbst gedichtet und komponiert." Gr zog ein Notenblatt aus der Tasche, das gewiß nicht zufällig dort bingekommen war. Lande, zu Wasser urid kn Ler Lust arbeiten nur wener, und die Amerikaner, soweit sie in Ler Westfront erschienen sind, werden erkennen lernen, was die deutsche KriegSsührung bedeutet. Die deutsche Politik hat ihre Friedensliebe nach außen hin in den stattgehabteN Verhandlungen betätigt; das wird auch Ler Reichstag Lurch die Genehmigung des Friedens- Vertrages mit der Ukraine bestätigen, der soeben in der wieder sufgenommenen Session beraten worden ist. Deutsch land hat dort nicht nur den Brotsrieden im Auge gehabt, auch dis Jntereffen Ler deutschen Staaisgläubiger Rußlands kommen hier wesentlich zur Geltung. Denn dis meisten derjenigen russischen Verkehrslinien, für welche Eisenbahn« obligaüonen nach Deutschland verausgab! sind, liegen tn der Ukraine, und diese erkennt jene Schuldverpflichtungen im Friedensvertrage ausdrücklich an. Wir dürfen auch ein Emporblühen dieser neuen Freundin Deutschlands und seiner Verbündeten erwarten; was das Rußland Lenins und Trotzkis aus sich selbst macht, hat es allein zu verantworten Und zu tragen. Eine überraschende Wendung der Dinge kann auch dort Platz greifen. Ist Ustluil k» VMuIK durch die Wahlrechtskommifston des preußischen Abgeord- netenhausrs in der ersten Kommissionslesung der Regierung!« Vorlage wird verschieden beurieilt. Die einen halten das von der Regierung eingebrachte Gesetz damit sür gefallen, die anderen erwarten in dem späteren Stadium ein Ab stimmungsergebnis zu Gunsten des gleichen Wahlrechts. Diese Ansicht vertritt man auch in Regierungskreifen. Es wird dazu gemeldet: Die Abstimmung im Wahlreformausschuß des Abgeord netenhauses, in dem der freikonservativ-konservative Plural« wahlrschisantrag mit 20 gegen 1S Stimmen angenommen worden ist, Hst die Kenner der parlamentarischen Verhält nisse und besonders der Verhältnisse im Ausschuß nicht überrascht, stellt aber auch, wie mit Nachdruck zu betonen jst, keine endgültige Tatsache dar. Schon das Ergebnis der Beratungen der national« liberalen Fraktion zeigte, daß gegenwärtig dis Zahl der Gegner des gleichen Wahlrechts in dieser Fraktion noch be deutend größer ist als die der Anhänger. Es stimmten 44 Mitglieder der Fraktlon gegen die Regierungsvorlage und 2ö dafür. Die Abstimmung war aber nur eine provi sorische, d. h. sie galt der Stellung der Fraktion bei der ersten Lesung im Ausschuß. Gemäß diesem Ergebnis der Fraktionsberatung stimmten dann auch im Ausschuß 4 Naiionalliberals für den Pluralwahlrechtsantrag, 2 Na- tionalliberale dagegen. Die Regierung hat mit diesem Ergebnis der Abstimmung über § 3 der Wahlrechtsvorlage gerechnet, und sie ist sich auch klar darüber, daß bis zur endgültigen Entscheidung über das Schicksal des Regierungseniwurfes Möglichkeiten und Gelegenheiten genug vorhanden sind, wenigstens einen Teil derjenigen Nationalliberalen und vielleicht auch frei- konservativen Abgeordneten, die jetzt sür das Piuralwahl- recht gestimmt haben, davon zu überzeugen, daß durch den Kompromißantrag nicht entfernt der von den Antragstellern selbst angestrebte Zweck erreicht wird. Die Regierung wird es an diesen Bemühungen sicher lich nicht fehlen lassen. Denn sie hat keinen Zweifel darüber gelaffen, daß sie die vorgeschlagene Änderung des Negierungsentwurfes als unannehmbar ansieht. Sie hat f auch, wie man weiß, in den Besprechungen mit den Par- t teien an dem vollen Ernst, das gleiche Wahlrecht durchzu- jetzsn, keinen Zweifel gelaffen. Aber die Wucht der Idee und der Talfachen dürfte sie wohl zuletzt der Notwendigkeit entheben, die äußersten Druckmittel anzuwenden. Anser Vormarsch an der Ostfront wird dem russischen Volke zeigen, daß die Disziplin der deutschen Armee unerschüttert und ihr Offensivgeift und ihre - Stoßkraft ungebrochen ist. Die Stimmung im Innern ! Deutschlands wird der Welt beweisen, daß das deutsch- ! Volk viel zu klug ist, um sich durch Lie hohlen Phrasen von ! Demagogen blenden und betören zu lassen. Gewiß ist die i Wiederaufnahme der Feindseligkeiten sür das deutsche Volk j eine Enttäuschung, denn das deutsche Volk wünscht und >' „Sie komponieren?" fragte Roland erstaunt. „Wußten Sie das nicht?" erwiderte der kleine Herr selbstbewußt und ein wenig pikiert, daß ein Mitbürger seiner Vaterstadt über diese Tatsache nicht genau unter richtet sei. „Meine Lieder sind sogar gedruckt." „Das ist mehr, als ich von den meinen sagen kann!" Mit leisem Hohn, den freilich Herr Heinrich Klemm in seinem Selbstbewußtsein nicht bemerkte, fügte er hinzu: „Wir sind also gewissermaßen Kollegen." „Ja — und deswegen interessiert mich Ihr Urteil natürlich lebhaft." Er setzte sich ans Klavier, präludierte einige Male und warf dann, ehe er zu singen anfing, die Ueberschrift dazwischen: „Liebesnacht, Text und Musik von Heinrich Klemm . . ." Da fing er also schon an, der Dilettantenkram, den Roland so sehr haßte! Was waren das für nnreine, ge quetschte Töne! Und was die „Liebesnacht" selbst anging, das war ja Gounods Frühlingslied, untermischt mit eini gen Brocken Mascagni. Und mit welchem Behagen er sang, mit welch triumphierender Miene er sich nun nach Noland umsah, der erst kopfschüttelnd, dann resigniert zu hörte! „Na, was sagen Sie dazu? Nun bitte, ich möchte das offene, ehrliche Urteil eines Kollegen in Apoll hören. Ich wünsche es sogar." Noland wußte nicht recht, sollte er dem kleinen Herrn ins Gesicht lachen, oder sollte er ärgerlich werden. In dessen zuckte er nur leicht mit der Achsel und gab nach einem längeren Stillschweigen ein gedehntes „Hm" von sich- „Bitte, genieren Sie sich durchaus nicht!" munterte Herr Klemm noch einmal auf. „Ich bin gar nicht cmp- .sindlich." „Nun, es ... es erinnert an Gounod." „An Gounod? Das könnte doch bloß Zufall sein." „Ja, eS klingt zufällig an sein Frühlingslicd an und an seinen Faust", von anderen zufälligen Reminiszenzen nicht ru reden." will den Frieder! mir dem russischen Volke. Es Lot Lie Hand dazu unter sür Rußland durchaus annehmbaren Be dingungen; es verlangte nicht nur keine Kontribution, son dern es bot sogar wirtschaftliche Hilfe an, um das durch die Bolfchewitiherrschast zerrüttete Wirtschaftsleben Ruß lands wieder; in normale Bahnen zu bringen. Es verlangte ebensowenig Annexionen, sondern lediglich die Zustimmung Rußlands Lazu, Laß die von Nichirussen bewohnten Ge biete Las so lange entbehrte Recht erhalten, sich ihren nationalen Wünschen entsprechend zu organisieren und zu leben. Wir können nicht zusehen, baß die bolschewistische Ne gierung eine Armes organisiert, die uns später in den Rücken fallen kann, während wir an anderen Fronten kämpfen. Es kann weder geduldet werben, daß die Bolschewist die Ukraine wegen ihres Friedensschlusses mit den Zentralmächien durch den Bürgerkrieg zugrunde richten, noch kann die deutsche Armee mit Gewehr bei Fuß den Greueliaicn der Volsche- wiki in Livland und Estland und in Finnland zusehen. Es liegt Deutschland an sich sein, sich in Lie inner-russischen Verhältnisse einzumischen, aber es kann gegenüber den auf allen Seiten laut werdenden Hilferufen nicht taub bleiben. Es muß dabei für die Zukunft der Hoffnung Ausdruck ge geben werden, daß das russische Volk zu einrr Vertretung seiner nationalen Jntereffen gelangen möge, mit der der Ab schluß eines dauernden Friedens möglich sein wird. Die deutschen Waffen kämpfen somit nicht gegen baS russische Volk, sondern ausschließlich gegen die bolschewisti schen Machthaber, die den Abschluß eines Friedens zwischen den beiden Völkern verhinderns Der am 18. Februar be gonnene deutsche Vormarsch erscheint, so paradox es klingen mag, als das einzige Mittel, um Len erwünschten Frieden herbeizuführen. Fortsetzung dos deutsche« Bormaej : co. Für Lod durch Funksgruch gemeldete Anerbieten der Bolschewist-Negierung, den Frieden auf den von uns vor geschlagenen Bedingungen abzuschließen, fehlt noch jede Sicherheit. Die Kämpfe in Finnland werden von der von den Bolschewist unterstützten Roten Garde immer noch fort gesetzt. Angeblich sollen diese Banden in den letzten Tagen sogar örtliche Erfolge erzielt haben. In den Ostfeeländern werden Lie Greueltaten gegen die Einwohnerschaft, ganz gleichgültig ob sie deutschen, lettischen oder rstmschen Ur sprungs ist, fortgesetzt, sofern sie sich nicht bedingungslos den Bolschewist anschließt oder gar bas Unglück hat, zu den besitzenden Klassen zu gehören. Auch in der Ukraine dauern Lie Kämpfe gegen die Bolschewist noch an, die immer noch raubend, mordend und sengend Las ganze Land zu ver wüsten suchen. Unsere Kriegsziele bet Ler Wiederaufnahme der Feind- feligkeiten, Friede mit Rußland, Schutz der Ukraine und. der baltischen Staaten, sind noch nicht erreicht worden. Die Erklärung der Petersburger Regierung hat bisher daran nichts geändert. Es liegt daher auch noch gar kein Anlaß vor, die militärischen Operationen einzustellen. Ach wenn im Lauf der Zeit mit der Petersburger Negierung Frieden geschlossen werden sollte, so wäre es doch möglich, daß der Ukrainischen Volksrepublik weiterhin Hilfe geleistet werden müßte, um sie bei der Herstellung der Ruhe und Ordnung im Innern des Landes zu unterstützen, denn es bleibt immer noch fraglich, ob die Bolschewikibcmden, dle von Raub und Plünderung leben, sich ohne weiteres den Weisungen aus Petersburg fügen werden. Ähnlich liegen auch Lie Ver hältnisse in Finnland und in den Lstseeländern. Inzwischen werden dir Operationen der deutschen Heere planmäßig weitergeführt. Sie sind auf der ganzen Front von Riga bis in die Gegend südlich von Luck im Vormarsch. Der Feind leistete nur einen sehr geringen Widerstand und wo ein solcher stattfand, wurde er ohne weiteres gebrochen. Rußlands Umkehr? Das russische Volk in seiner großen Masse will den Frieden Unsere militärischen Maßnahmen richten sich nicht gegen Rußland als solches, sondern gegen die Bolschewiki und deren Führer. Diese letzteren sind allerdings durch unseren entschlossenen Md siegreichen Vormarsch, den sie offenbar in völliger Verkennung der Verhältnisse nicht er wartet hatten, in eine mehr als kritische Lage hineingeraten, „Herr Klemm biß sich auf vie Lippen. „Sie sind ein sehr gestrenger Richter," sagte er end lich mit einer Stimme, deren Zittern den Ausruhr in sei nem Innern verriet. Sie komponieren ja wohl selber — nicht wahr? „Ja, in meinen Mußestunden, Herr Klemm!" „Aber gedruckt sind Sie noch nicht, Herr Noland?" „Nein, mir fehlen dazu die Mittel, Herr Klemm." Mit einem ironischen Lächeln parierte der Künstler diese Ausfälle des eitlen, kleinen Herrn, der ihm dabei wütende Blicke zuwarf. Roland merkte sehr Wohl, daß nun alles vorbei sei. Solange Herr Klemm Präses der Liedertafel war, würde er schwerlich ihr Dirigent. Aber das war ihm gerade recht; er hatte genug von diesen Leu ten. Ueberhaupt langweilte ihn dieser Herr. Und um der Sache ein schnelleres Ende zu machen, sagte er lässig: „Ich weiß doch noch nicht, ob ich der richtige Mann sur Ihren Verein bin. Ich habe da neulich ein Konzert bei Ihnen gehört . . . Nun, offen gesagt, wenn ich die musikalische Leitung in die Hand nehmen soll, müßte man ches anders werden." „So, so — unser Verein gefällt Ihnen also nicht?" „Das Witt ich nicht sagen. Nnr müßte er gründlich reformiert werden." Es machte Noland Spaß, einmal frei von der Leber sprechen zu dürfen, da ja doch nichts mehr zu hoffen war, was ihn im Grunde freute. Das Gesicht des gekränkten Präsidenten, dies maßlose Erstau nen, das in Wnt überging, war zu beluüigcnv. „Solches Zeug dürften Sie unter meiner Leitung nickt singen. Auf Dilettantenkram ließe ich mich nicht ein. Und singen müßten die Herren überhaupt erst lernen. Deto nieren und unreine Töne ließe ich nicht durchgehen —" „So, so! Nun, das werde ich dem Vorstand mittei- teilen, wie Sic von der Liedertafel denken." „Bitte darum. Und vom Vorstand dreinredcn ließe ich mir auch nichts." „Genug, mein Herr — genug!" rief Herr Klemm wütend. „Sie sind in der Tat nicht der reckte Mann für uns, nicht einmal im Umgangston." Hortsetzun« folgt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder