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Rabenauer Anzeiger : 23.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191802231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-23
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 23.02.1918
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immer noi werben können. Der andere Dell, alle neasusgedovenen Männer, mutz wohl erst durch einen sechsmonatlichen Aus- bildungLkuisuS hinter der Front an feldmäßige Verhültuiffe gewöhnt werden, bevor er Frontdienste tun kann. Der kleine Frontabschnitt, der nach Meldungen von Amerikanern übernommen wurde, dürfte nur mit Soldaten der regulären Armee besetzt sein, dis einen solchen Kursus nicht mehr nötig Haden. Französische Angstphantasie«. In einer Pariser fachwissenschaftlichen Zeitschrift führt General Fonville auS: Es ist nicht verwunderlich, wenn Deutschland sich beeilt, seine Verstärkungen an der Westfront zu versammeln. Darüber streiten läßt sich aber, ob diese Truppentransporte an die französisch-englische Front der sichere Vorläufer einer großen deutschen Offensive sind. Die Kräfte, die Deutsch« land vom Osten wegnehmen kann, sind nicht unbegrenzt. Deutschland müßte, um unsere Linien entscheidend zu durch brechen oder um einen unserer Flügel zum Rückzüge zu zwingen, mit einer viel wuchtigeren Masse auftreten, als es ihm möglich ist, auch wenn es alle Streitkräfte auS Ruß« land heranholt. Die deutsche Presse kündigt dessenungeachtet ein-baldige Offensive an. Wie durch Zufall werden diese Drohungen von den eindrucksvollsten Gerüchten unterstützt: Et« furchtbarer Trotzki mit seiner Erklärung Deutschland völlig frei» Hand gegeben hat, so daß eS alle Rechte auS dem unbeschränkten Kriegszustand wieder ansüben kann, wie denn auch Trotzki selbst sich nicht mehr an die Bestimmungen deS Waffenstill standes hält. Will man ihm aber die siebentägig« Kün« digungSfrist zugute kommen lasten, so ist der Waffenstillstand vom iS. Dezember, wie es in der „Norbd. Allg. Ztg/ heißt, spätestens mit dem 17. Februar auf Grund der Erklärung Trotzkis vom 10. Februar abgelaufen. Die Wirkung des Ausstande» im Ausland. Allmählich treffen die spanischen Zeitungen ein, die di« erste Nachrichten über die Berliner Ausstandsbewegung ent halten. Die sind natürlich französischen und englischen Ur sprungs und spiegeln die ganze Wonne und Helle Freude wider, die diese Ereignisse beim Verband ausgelöst haben, überall frohlockt man: Seht da! Deutschland kann nicht mehr, Deutschland wird schlapp! mit der gleichzeitigen Auf- foroerung, nun keinen Augenblick länger zu zögern, um der Verbandssache offen beizutreten, und so an der Beute teil zunehmen. »Liefert Schiffsraum, sendet Lebensmittel und Kriegsmaterial, um den Feind der Menschheit jetzt den Gnadenstotz zu geben; die Gelegenheit ist günstig/ DaS ist der Sinn der langen Telegramme. ES war das ja vorauszusehen. Nur Unmündigen und mit geistiger Blind- Heu Geschlagenen konnte das entgehen! Vom Deutschen Städtetag. Der nächsten Haupt versammlung deS Deutschen Skädletages werden wichtig Satzungsänderungen unterbreitet, die den Mitgliederkreis des Städtetages wesentlich ei weitern. Nach den neuen vom Vorstand bereit- gutgeheißenen Vorschlägen sollen künftig Städte mit mehr als 10 000 Einwohnern und weniger als 25 000 Mitgliedern die unmittelbare Mitgliedschaft erwerben können. Bisher konnten alle Städte unter 25 000 Ein wohnern nur mittelbare Miiglieder sein, nämlich dadurch, baß sie einem Landes- oder Provinzialstädteverband als Mitglieder angehörten. Im Zusammenhang mit dieser Änderung soll auch der Hauptausschutz deS Deutschen Etödtetages eine bedeutende Erweiterung erfahren. Es soll künftig für durchschnittlich 250 000 Einwohner je ein Ab« geordneter i» de» HaupiauSschuß entsandt werden, besten Gesamtmitglieberzabl dann 120 bi- 180 sein würde. Regierung und Preußische Wahlreform. Die Beratung der Wahlresorm durch den Ausschußes preußischen Abgeordnetenhauses begleitet die Staatsregie rung mit einem in der »Norbd. Allg. ZLg/ veröffentlichten hochbedeutsamen Artikel, in dem es heißt: Der Wahlrechts- erlaß vom 11. Juli 1017, mit dem die während vieler Jahrzehnte festgehaltenen Abstufungen der staatsbürgerlichen Recht« preisgegeben sind, ist dis grundsätzliche innerpolitifche Folgerung, die der Preußische Staat aus dem Weltkrieg ge zogen hat. DaS künftige preußifchs Wahlrecht wird auf dem Vertrauen ruhen, daß das in Krieg not, unter Kriegs lasten und Opfern treu bewährte Pflicht- und Staatsbe wußtsein deS ganzen Volkes auch in Friedenszeiten die feste Grundlage LeS preußischen Staatslebens sein wird. Wie das Verhältnis zwischen Staat und Volk im Kriege durch Taten geworden ist, so soll «S durch das neue Wahl recht zu Recht bestehen bleiben. Darin ist die gegenwärtig zur Beratung stehende Wahlrechtssorlsge von jeder früher eingebrachten oder erwogenen unterschieben, baß sie nicht begriffen werden kann als Erfüllung alter Forderungen, sondern aufzufaffen ist als die Bestätigung eines neuen Rechtsverhältnisses zwischen Volk und Staat. Wei! der Entschluß zur Wahlresorm aus dem KciegS- erlebnis selbst, auf seiner allgemein-politischen Beurteilung begründet ist, darum können ihn auch einzelne innenpolitische Ereignisse nicht erschüttern. Bei den Erörterungen über den mißlungenen Streikoersuch Hst man vielfach die Streik bewegung mit der Wahlrechtsfrage in dem einen oder an deren Sinne in Zusammenhang gebracht. Die Siaats- regierung erkennt keinerlei Zusammenhang an. Der Reichs kanzler und der Vizepräsident des Staaisministeriums haben nach Erlöschen der Streikbewegung Erklärungen abgegeben, die den unvermindert festen Willen der StaatSregierung zur Durchführung des,Wahlrechtsvsrlage bstonlen. Der Minister des Innern Hai gelegentlich der Besprechung des Streiks alle Versuche zurückgewieien, Streik und Wahlreform in Zusammenhangs» bringen. Er stellte fest, daß nach der Entscheidung deS Reichsgerichts Streikbewegungen im Kriege als landesverräterische Handlungen anzusehen seien, und daß die Negierung eS abaelrdnt habe und ablehnen werde, über Forderungen zu verhandeln, von deren Erfüllung Lie Fortsetzung der verbrecherischen Handlung abhängig gemacht werde. Unter den politischen Forderungen der Berliner Streikenden spielt« auch dl« WahlrechtSoorlag« eine Rolle. Die Erklärung de» Ministers, die sich auf vergangene Vorgänge bezog, stellt auch für die Zukunft fest, daß die StaatSregierung nicht gewillt ist, die schwierigen Verhand lungen über die Durchführung Ler Wahlrechtsvorlage unter dem Druck von Streikbewegungen stellen zu kaffen. Der artig« Versuche können zwar die Widerstünde, die der Ein führung des gleichen Wahlrechts in Preußen entgegenstehen, verstärken, werden aber di« Siaatsregierung nicht um Haaresbreite von dem Wege abbringen, auf dem sie ent- Alosse» ist, die Wahlrechtsvorlage zum Ziel zu bringen. Auf der anderen. Seite aber erklärte der Minister mit nicht geringerem Nachdruck, daß Ler Reformwille der Regierung, Ler Wille vor allem zur Erkömpfung der Wahlreform mit allen verfassungSgemößen Mitteln durch die vereinzelten und gescheiterten Streikoersuche nicht habe beirrt werden können. Dis StaatSregierung ist entschloßen, nur einem Vsr- Handlungsergebnis zuzustimmen, das auf dem Boden der Regierungsvorlage ruht, und sie erwartet, baß ein solches Ergebnis im Wege der Verständigung erreicht wird. Die Einführung des gleichen Wahlrechts in Preußen verlangt nicht geringe Opfer an politischen Überlieferungen von gro ßen Parteien, die sich um Len preußischen Staat unvergeß liche Verdienste erworben haben. Die Regierung fordert diese Opfer, aber sie weiß, daß sie nicht leichten Herzens, nicht in spontanem Entschluß gebracht werden können, son dern sich in anhaltendem Austausch der Meinungen durch setzen müssen. DaS soll man auch im Lande, soll man auch vor allem da würdigen, wo das gleiche Wahlrecht von je her gefordert worden ist. Nach den Erklärungen der StaatSregierung ist es selbst verständlich, daß sie zur Anwendung der besonderen Mittel, die die Verfassung an die Hand gibt, schreiten wird, wenn es unvermeidlich und notwendig ist zur Erreichung deS Zieles. Aber es ist ebenso selbstverständlich, baß sie solche Mittel nicht in Erwägung zieht oder gar etwa zu ihrer Anwendung sich drängen läßt, so lange Aussichten bestehen, brachen, die gesetz! M« Regierung verjagt, den Landtag ge schlossen und die Mitglieder vertrieben. Sie hoben Finn land in den Bürgerkrieg gestürzt, sie sind in der Minderheit. Diese Minderheit will aber über die Mehrheit mit einem Schreckensregiment herrschen. Hiernach ist keine. Verständi gung möglich. Es kann nur von einer Bestrafung die Nebe sein. Diese besieht in der Todesstrafe, die von dem Gesetz festgesetzt ist. über den Freiheitskampf des Finns« und deren Lage meldet ein Berichterstatter des »Köln. Ztg/ nach persönlicher Inaugenscheinnahme: Die Eisenbahn nach Tar ne» und Seinäjoki, dem Hauptquartier des Grafen Manner- Heim, ist völlig unversehrt. Die Meldungen über die Spren gung verschiedener Brücken wären falsch. Die Züge laufen ohne Umsteigen durch, täglich geht ein Personenzug mit allen Bequemlichkeiten. Nach persönlichen Eindrücken über den Kampf bet Lornea und nach einer Besichtigung des Geländes sind die ersten Nachrichten darüber stark aufge- bauscht. Die 800 sibirischen Schützen wurden nach heftigem, die Roten Garden nach geringem Widerstand entwaffnet. Die Stärks Ler bewaffneten Truppen des Grafen Manner- Heim wird auf 25 000, die Gesamtstärke seiner Mannschaft auf 100 000 angegeben. Die Nachrichten über den Zuzug von Russen auS Petersburg hält man für übertrieben. Di« wichtigste Frage ist der Waffenmangel. Beendigung des Waffenstillstandes im Osten. Deutschland war mit dem bolschcwiktschen Rußland im Kriegszustand, aber dieser Zustand war eingeschränkt durch den Wüffenstillstandsvertrag vom 15. Dezember. Nach Ziffer 1 l es Vertrages konnte der Waffenstillstand durch die einseilige Erklärung jeder Partei mit Frist von sieben Tagen beendigt werden; in Ziffer S war eine zweite Art der Be endigung vorgesehen, nämlich der Friedensschluß. Wenn Trotzki nun zu Deutschlard sagt: für mich ist der Krieg zu Ende, ich demobilisiere, — so liegt darin kein Friedens schluß, denn dazu gehören zwei, wohl aber die einseitige Erklärung, daß der bisherige Zustand beendet werden soll; bas bedeutet eine Kündigung des Waffenstillstandsvertrags. Denn wenn Trotzki keinen Krieg mehr haben will, will er auch nicht mehr den Waffenstillstand, der eine Form Les Klieves ilt. Man könnte noch weiter gehen Wd sagen^ htzb Lie WabirechtSvortage durch ein« von «ampMiteln un- ; beeinflußte Beratung und Beschlußfassung der beiden gesetz gebenden Körperschaften Preußens zur Annahme zu bringen, j Der Zeitpunkt des Inkrafttretens/^er Wahlrechtsvorlage tst nach wie vor so in Aussicht genommen, daß die nächsten Wahlen, d. b. die ersten Wahlen nach Friedensschluß, nach Lem neuen Wahlrecht vor sich gehen sollen. Finnlands Hilferuf. Die Berliner Bevollmächtigten der finnischen Regierung haben Schritte geian, um die deutsche Regierung für die schwere Notlage, in der sich ihr Land gegenwärtig befindet, zu tnteressi.ren. Die sinn schen Bevollmächtigten haben die Zustände, die durch die bolschewistischen Gewnlttaien in Finnland einge- treten find, fchristich eingehend geschildert und dieses Schrift stück der deutschen Regterüng überreicht. Eine Antwort ist der finnländischen Vertretung in Berlin zwar noch nicht zugegangen, man wird aber annehmen dürfen, daß die Darstellung der traurigen Lage Finnlands ihren Eindruck auch an amtlichen Stellen nicht verfehlt. Diese Annahme liegt um so näher, a!S Deutschland nächst Schweden die erste Macht gewesen ist, Lie Finnland« Unabhängigkeit an erkannt und herzlichst begrüßt hat. Deutschland hat ein politisches, aber auch sehr großes wirtschaftliches Interesse an der Festigung der finnländischen Selbständigkeit und der finnländtschen Negierung und an der Wiederkehr geordneter Zustände in diesem an wichtigen Naturprodukten reichen Lande, das besonder« Holz und Erze liefern kann. Die Befreiung Finnlands von der Anarchie be zeichnete der Finnengeneral Mannerheim ebenso als das Ziel der finnischen Bewegung wie die Errichtung eines Dammes gegen die Wellen des Bolschewismus, die sich von Rußland aus über Finnland ergießm und eine Revolution Hervorrufen. Dagegen wollen wir kämpfen, um Sicherheit zu schaffen für die Kultur und das wettere Bestehen Finn lands. Der Kampf kann sich in die Länge ziehen, weil es uns an Waffen fehlt, aber wir hoffen auf die Hilfs ans Europa, denn man muß verstehen, daß der Kampf in Finn land auch für Europa von größtem Interesse ist. Wenn der Bolschewismus die Mauer durchbricht, die wir errichten wollen, so wird der Blutstrom auch über die anderen Län der sich ergießen. Win haben Hilfe nötig, so fuhr General Manner- Heim fort, und zwar an Freiwilligen in einem ganzen Korps mit eigenen Ojfizieren und an Gewehren und Geschützen. Nach Lem Bürgerkriegs ist eine Verständigung mit den Anarchisten unmöglich. fie selbst baden alle Brücken abae- ' Die Amerikaner in die Fr ont. Im heißen Sommer 1L0i-, als es die von den chme- sischen Boxer-Horden eingenommene Haupistadt Peking zu entsetzen und die dortigen fremden Gesandtschaften zu be< freien galt, kommandierte der Oberbefehlshaber der ver- einigten Truppen, der englische Admiral Seymur, die deutschen Blaujacken zur Front. Der Befehl »German'S to ths front!* ist in einem effektvollen Gemälde verewigt. Mit Spannung erwarten die Offiziere der fremden Truppen die deutschen Leistungen, und sie waren des LobeS voll. Noch größer ist heute tn den Enlenteländern die Erwartung auf den Schneid der nordamerikanischen Regimenter, die angeblich in der Stärke »von fünf KorpL* in die französisch- englische Kampffront eingerückt sind, und denen aus Paris und London jchon begeisterte Lsbsprüche im voraus gezollt wurden. Die Entente-Generale, deren Soldaten doch zum Teil gegenüber den noch unversuchten Banker!« Veteranen dar- stellen, denken darüber kühler. Sie haben den Amerikanern nicht einen Abschnitt der Front übertragen, sondern fi« zwischen die Engländer und Franzosen gesteckt. Sie haben also der Möglichkeit Vorbeugen wollen, daß die an schnec« Kämpfs noch nicht gewöhnten Amerikaner von den Deutschen schnell durchbrochen wurden, und damit eine sehr unlieb same Situation herbeigeführt würde. Was für Punkte den Amerikanern anoertraut würden, kann sich erst aus den kommenden Gefechtsberichten ergeben, die wohl mancher Mutter und Frau jenseits des Ozeans heiße Tränen ent- In Erwartung einer Offensive lm Westen. Unsere Feinde im Westen stehen ganz unter dem Bann einer großen deutschen Offensive, und auch daS neutral« Ausland spricht von einer solchen wie von einer vollendeten Tatsache. Herman« Stegemann, der hervorragende schweize risch« Militärkritiker, sagt im „Berner Bund": Je weiter der Zusammenprall hinausgeschoben wird, desto größer wird die Verstrickung. In welchem Maße die erwartete Offensive durch Ausstände, die zum Teil aus innerpolitischrn Spannungen entstanden sind, auf der einen und durch den Unterseebootkrieg auf der andern Seite beeinflußt wird, muß die Entwickelung lehren. Die Verbandsmachte be nutzen zweifellos Lie letzte Frist, amerikanische Verstärkungen heranzuziehen. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, baß die Amerikaner mit etwa fünf Korps in die Kamps- linie eingerückt sind und dazu ihre aufgefüllte reguläre Armes verwendet haben. Wieviels von den zunächst neu- gebildeten 17 Jnfanteriekorps bereits nach Frankreich ver schifft werden konnten, entzieht sich der Beurteilung; es bleibt aber zu sagen, daß diese neuen Formationen schwer lich schon voll oprrationsfähig siud. Da der amerikanische Oberbefehlshaber Perfhing einen Frontabschnitt übernommen hat und die Engländer ihrs Front verlängert haben, ist die französische Heeresleitstng in der Lage, den ihr verbleiben den Frontteil stärker Zu belegen und Reserven auszu scheiden. In der Versailler Konferenz des VerbandskriegSrateS ist zwar wiederum auf engeres Zusammenarbeiten und ge meinschaftliche» Operieren hinaewtrkt, ein mit BesehlSgewalt auSgestatteter Generalissimus der englischen und französischen Armeen aber ist nicht ernannt wordsn. Wie es scheint, macht sich nur ein vermehrter Einfluß des Gene rals Foch^ geltend, und e» bleibt abguwarten, ob Lieser nun eine entscheidende Rolle spielen wird. Auf deutscher Seite find Lie Vorbereitungen zum großen Zusam menprall wahrscheinlich der Vollendung nahe. Sie erfassen nach unzweifelhaften Anzeichen die ganze West front und dis rückwärtigen Räume bis zum Rhein. Es ist nicht anzunehmen, baß diplomatische Aktionen sie noch wesrntsich beeinflussen, nachdem die Versuche, zum Frieden zu gelangen, durch die Wiederaufnahme der militärischen Tätigkeit an der italienischen Front und die diplomatische Schlußfaffung der Versailler Konferenz unterbrochen worden find und Brest-Litowsk seine Bedeutung verloren hat. Wann es zur Offensive kommt und ob die englisch-französisch« Heeresleitung noch Zeit hätte, bas Wagnis zu unternehmen, dem deutschen Generalangriff störend vorzugreifen, läßt sich nicht sagen. Sicher ist nur, daß eine solche Offensive auf günstiges Weiter angewiesen ist und nicht kurz nach der Entfesselung stecken bleiben darf. Eins gigantische Machtprobe. Nus den Mitteilun gen der Versailler Konferenz, so legt der norwegische Mili- törkrttiker Nörregaard dar, geht hervor, daß man in nicht ferner Zeit eine große deutsche Offensive erwartet. Starks militärische Gründe scheinen eine solche Auffassung zu recht fertigen. Aber selbst wenn die Deutschen aus irgendwelchen Gründen sich mit der Defensive begnügen würden, wär« eine gigantische Kräftgrsbe nicht zu vermeiden. Dann müßte eben der Verband zum Angriff übergehen, denn di« Deutschen stehen ja in seinem Land. Daß beide Teile mit den Händen im Schoß die Wirkungen der Blockade und deS U-Bootkrieges abwarten werden, ist undenkbar; dazu haben sich beide Mittel als viel zu langsichtige Wechsel erwiesen. Man muß daher große militärische Ereignisse an der West front erwarten. Einer der wichtigsten Gründe, die die Deutschen zu einer Offensive veranlassen, ist die bevorstehend« aktive Teilnahme Amerikas am Krieg in größerem Stil. Nach unserer Berechnung könnten bis Ausgang März zirka 600 000 Amerikaner nach Europa übergesührt sein, wovon zirka 100 000 einig« Zeit danach nach der Front gebracht Explosivstoff, von einem deutschen Professor entdeckt, soll jede» lebende Wesen auf mehrere Meilen tn der Runde ver nichten; ein ungeheurer Tankwagen wird unwiderstehlich durch Lie französischen Linien rollen; ein neues GaS spottet jeder Gasmaske; gepanzerte Riesenflugzeuge, U-Booikreuzer, eine Menge schauderhafter Erfindungen der Hölle werden auSgeführt l Jedes Jahr seit Kriegsbeginn hat der deutsche Eeneraistab irgend etwas unternommen, um die französische Frühjahrs-Offensive, die er vermutete, zu verhindern. Sollte da» Unternehmen diesmal nur eine einfache Komödie sein? Es ist nicht unmöglich, daß die laut und öffentlich angekündigte Offensive keinen anderen Zweck verfolgt, als uns für Las kommende Frühjahr in unseren jetzigen Stellungen sestzuhalten. Vielleicht hofft Deutschland auf diefe Art vsr Eintreffen des amerikanischen Gesamtheeres ch auf die Demoralisierung der Länder, mit denen es Krieg führt. ES fei jedoch richtiger, die Sache ernst zu nehmen. So hat auch die Oberste Heeresleitung der Ver- bandsmächt« für dis Sicherheit der Front gesorgt. ES hieße aber kostbare Zeit verlieren, wollte man sich damit be gnügen, auf unbestimmte Zeit in den jetzigen Stellungen eine feindlich« Offensive abzuwarten, die vielleicht nie er folgen wird. Der Oberste Kriegsrat, der eben in Versailles tagte, wird denn auch die Möglichkeit einer Offensive von selten der französisch-englische« Heere wohl erwogen haben.
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