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Rabenauer Anzeiger : 14.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191802149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-14
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 14.02.1918
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Die letzte Ariegswoche. Biegen oder gebrochen werden. Die Menschheit Hot nicht allein die Empfindung, baß wir auf e ne andere Jahreszeit loSmarschierrn, sie merkt auch, daß sich in der großen WeltauSetnandersetzung andere Dinge verbreiten. Je lauter die Stimme von den Kriegs schürern im Westen erhoben ist, um so stärker müßen die Hemmnisse sein, die sich der' zeitlosen Fortsetzung des Kriegs- bluibades in den Weg stellen. Die kchlachtenfansaie, dis von den Vrrirekern Englands, Frankreichs und Italiens auf dem letzten Kriegsrat in Versailles erhoben ist, um den Krieg bis anfS Messer abermals zu proklamieren, ist zugleich ein BegrühungKsang an die erwartete nordamerikanische Hilse, und den Bankers mußten die Kriegösanatiker Lloyd George, Clemenceau und Orlando mit solchen Tönen kommen, aber die Völker werten sich daran erinnern, daß diese Posaunenstöße des Sieges aus den gemeinschaftlichen Ent-ntel!'rat! ngen in jedem Jahre erklangen, und daß es stets anders kam, als versprochen und erwartet wurde. Dis Feinde wollen Deutschland und seins Verbündeten mit oller Gewalt zu Boden drücken. Aber die Furcht, daß sie selbst trotz der eigenen Anstrengungen und des amerikanischen Verstandes gebrochen werde», schimmert durch alle Phrasen durch. Und warum alle diese KriegSwüierei? Die Freiheit der Völker, von der immer wieder die Med« ist, ist unbe droht, Englands Kriegk-ieh zu dessen Erlangung es alle seine Verbündeten in» Schlepptau genommen hat, bleibt dis wirtschaftliche Vernichtung Deutschlands für alle Zukunft. Diese bittere Erkenntnis wird trotz aller britischen Ver drehung der Welt offenbar werden, die dann mit Schrecken einsehen wird, baß sie vor der Gefahr stand, mit ihrem Schweiße die Vrofillündereten Englands zu düngen. Mit den Illusionen im Westen stehen in gleicher Reihe die phantaftevsllen Pläne der Petersburger Acwaiimänner, die glaubten, Europa suS seinen Angeln heben zu können, denen aber der größte Teil der eigenen Landesgenossen be rechtigtes Mißtraue« entgegenbringt. Weite Gebiet« beS ehemaligen Zarenreiches, an der Spitze die Ukraine, wollen ihren Frieden mit den früheren Gegnern machen, und es ist wohl möglich, daß st« Trotzki und Genossen brechen werden, deren wilde und zügellose Herrschsucht in den innere» Kämpfen Rußlands nur zu deutlich erkannt ist. Die Zu kunft Ruhlands und jede» seiner Teils beruht auf dem Zurückfinden zum Friedenswege. Dazu bedarf es keiner erleuchteten und ü ergenialen btaatskunst, sondern des einfachen gesunden Menschenverstandes. Und seine Gewalt ist schließlich weit bedeutender, als die der leidenschsftlichen Tollheit, dis, wie dteS Trotzki in Bezug auf Deutschland tat, mit Strömungen rechnet, die nicht vorhanden sind. Ist der Brotstieden mit der Ukraine da, so dürfen wir sagen, eine andere Zeit hat begonnen. Es wird folgen, was folgen muß. Was dann im Osten sich noch abzusinde» haben wird, das wird zumeist Sache der Folgerichtigkeit sein, an der kein Kriegshetzer mehr etwas ändern kann. Dis deutsche Heeresleitung hat eS 1S17 in geradezu meisterhafter Weise verstanden, der feindlichen Offensive, dis unsere Stellung umbi Ingen wollte, die Spitze abzn- brechen. Jetz! sollen beim Gegner noch verstärkte Anstren gungen gemacht wo, den sein, um „zum Rhein zu gelangen". Daß Feldmarschall von Hindenburg und sein treuer Gehilfe Luden oor ff wissen, was für unS angemessey ist, daran zweifelt der Feind selbst nicht; nur, daß sich dort der Mann nicht finden will, der weiß, was am rechten Platze und zur rechten Stunde zu tun ist. Dis 42 KriegSmonaie, die hinter unS liegen, sind für den Feind noch nicht solche Lehrjahre gewesen, daß sie jetzt sagen könne», die Meisterjahre find gekommen. Hinzuirilt als ein praMsch wichtiges und in moralischer Beziehung nicht zu unterschätzendes Ereignis, daß nun auch England sich gezwungen gesehen hat, zur offenkundigen Lebensmittel-Rationierung überzugehrn. Den Franzosen gesällt cs wenig, den Briten wird eS noch weniger gefallen, es fehlt für sie der Übergang und die rechte Orga nisation. Unsere U-Bsote haben gründliche Arbeit geleistet, die auch die WaffenauSrSstung beeinträchtigt hat. Der deutsche Luftangriff auf Parts hat dort die Stimmung erheblich verschlechtert. Die stärksten Nerven hat man an der Seine so wie so schon längst nicht mehr. Aus ganz Frankreich aber kommen Klagen Über das Verhalten der teuren Alliierten, die machen, was sie wollen. Die Amr» iriksner sollen darin den Engländern noch Über sein. Frank reich gehört eben nicht mehr den Franzosen. Trübe steht es in Italien. Auch das Schwadronieren de» Minister präsidenten Orlando hat die Hoffnungssonne am Italienischen Hiinmsl nicht wieder aufgehen taffen. Die großen Erwartungen, die dis Tntentepresss mit fußhohen Buchstaben in ihren Lesern erweckt, daß die teil- sweise» Arbeitseinstellungen die deutsche Spannkraft lähmen könnten, sind vorbeigegangen wir Frühjchnee unter der 'warmen Mittagssonne. Es wird sich bet uns wieder be währen, was die deutsche Einsicht steiS gebracht hat, Ver säumtes muß gut gemacht werden. Auch diele Attacke auf dir deutsche Kraft ist überwunden, unsere Nerven haben abermals dis Probs bestanden. Wir find bisher den For derungen eines jeden Tages gewachsen gewesen und können daraus dis Zuversicht schöpfen, das wir dies auch in späteren Tagen sein werden. Was kommen wird^ soll uns gerüstet st iden, mag es heißen, wie eS will. Ariers- und LnWS-Verichte. Stimmungswechsel in England. über die Sehnsucht nach dcm Frieden, der sich in Eng land immer mehr gellend macht, heißt eS in einem schwe- bischen Blatt: „Während der letzten Zeit haken die Ans- landsschwedrn, besonders diejenigen, die sich in den krieg- sühren^n Ländern aufgehalien haben, angefangen, in immer größerer Ansbeh «ung nach dem Heimatlands zurück- zukehre». Ein Sundsvallcr, der dieser Tage van einem mehrjährigen Aufenthalt iu England und Frankreich heim gelehrt ist, hat sich über die Kriegs- oder vielmehr die FiiedenSsilmmung in den beiden Lander» ausgesprochen. Man konnte nicht umhin, so betonte derselbe, eine deutliche Veränderung des englischen Volkes in seiner Stellung zu dem K lege festzustellen. Ee herrschte eine äußerst bedrückte Stimmung. Von der früheren Kriegrbezeisterung war keine Spur zu merken. Man ist offenbar nunmehr der Ansicht, daß der Krieg ein notwendiges Übel sei, um die Ehre und die Mach-siellung des stolzen Albion zu behaupten. Un er den Ar eitern und in den breiten Lasern über haupt war die Seimjucht »ach dem Frieden schon vis! ' früher durch SiraßenLemonstrationen und m anderer Weift zum Ausdruck gekommen. Die Northclifftprefss versucht zwar i immer noch, die Kriegssümmung aufzupeitschsn, es scheint aber, als ob die Anstrengungen der Zritungen in dieser s Hinsicht keinen Erfolg mehr hätten. Aber nicht nur in den breiten Lagern des Volkes wächst der Widerstand gegen die Kriegspolitik. Die Forderung auf wirtschaftliche Ver geltungsmaßnahmen nach dem Kriege wird auch in Indu- striekreifen immer weniger populär, und in Manchester und anderen Jndustriezentr-n sind Proteste gegen diesen Krieg nach dem KUege erhoben worden. Die wiederholten Luft angriffe der Deutschen schüchtern dis Bevölkerung immer mehr ein. Früher, als die Zeppeline dis Angriffe aus- führten, betrachteten die Leuts das Ganze mehr als ein imposantes Schauspiel. Jetzt ober, wo die gewaltigen Kriegsflugzeuge die Angriffe aussühren, hat die Bevölkerung mehr Angst davor a!S je. Die Ereignisse in Rußland wer den selbstverständlich in den Ententeländern mit dem größten Jntereffe verfolgt. Es ist sicher, daß die Bevölkerung in gewissen Kreisen darauf rechnet und hofft, daß die Verhand lungen zwischen den Delegierten des Viermächiebun-ies und dem Rat der Volkskommissare auch eine sür die anderen kämpfenden Nationen annehmbare Frietensinitiattoe ver anlassen werden. Vins Erklärung deS Papstes. Der Papst sagte dem Vertreter eines amerikanischen Blattes: Um eines kann ; dis Welt immer noch mit ungeschwächtem Ernst beten, f nämlich um die Wiederherstellung der Gerechtigkeit und i brüderlichen Liebs zwischen den Völkern auf der Erde. Nie mals hatte ein Unrecht so fürchterliche Folgen für di« Menschheit, wir jetzt. Es ist sicherlich nicht zuviel behauptet, daß aus der Lehre, die die er Krieg gegeben hat, der neu« feste Entschluß sich ergeben matz: daß nur durch Rechitun j die gegenseitige Verständigung zwischen den Nationen kom men kann, und zwar muß es die Gerechtigkeit sein, die gegeneinander zu üben rechtlich denkende Menschen sich stets bestrebt haben. Der Verkauf des rumänischen Valkes. Unter der Überschrift: „Zarische Diplomaten, Presse und Geheimpo lizei" veröffentlicht das Petersburger Bolschewiki-Organ - neue Geheimdokumente aus dem russischen Ministerium de» I Äußern, die insbesondere schildern, „wie das rumänisch« i Valk verkauft wurde." Die VerbandSmächte gaben mehr als eine Milliarde aus für den Ankauf rumänischen Ben zin» und Getreides, um auf die großen rumänischen Kapi talisten und Ärundbesitzer einzuwirken. Die für den Kriegs- gedanken eintretenden rumamjchen Staatsmänner wurden alle mit reichen Zuwendungen bedacht. Ministerpräsident Bratianu erhielt einen Brillantschmuck. Nmsrika renommiert. Der Vorsitzende des Reprä- sentamenhauseS-NuLschosseS für auSwünige Angelegenheiten Flood legte soeben das Gesetz sür di« Bewilligung von Geldern für das diplomatische und konsularische Korps vor. Er erklärte, die Vereinigten Staaten win den mehr Geld für den Krieg in weit kürzerer Zeit liefern, als es die kühnste Hoffnung unseres eigenen Volkes oder der Nationen, mit denen wir verbunden find, glaube. Bei Erörterung der Mission de» Obersten House nach Großbritannien und Frank reich sagte er: „ES besteht vollständige Übereinstimmung über den genauen Umfang dessen, was die Alliierten von den Vereinigten Staaten brauchen, sowie Lessen, was die Vereinigten Staaten liefern können, sowie über den Zeit punkt und die Art und Weise." ES gewinnt immer mehr drn Anschein, daß die amerikanische Hilfe in der Haupt fach« auf Geldzuwendungen hinauSlaufen werde, womit den europäischen Ententesrasten im Augenblick wenigstens verzweiselt wenig genützt ist. Eine halbe Million Amerikaner ? Der amerikanisch« i Martnesekretär Daniels versichert, er habe genug Trans- s portschiffe, um im zeitigen rühjahr die 500 000 Mann ame rikanischer Truppen nach Frankreich befördern zu können, wie Kriegsminister Baker versprochen habe. Dir Verwirk lichung dieser kühnen Behauptung können wir mit G^sssen« hett admarten. Wilson will «ntnkortsu. Präsident Wilson wird nach Pariser Meldungen unabhängig von den Beschlüssen der Versailler Konferenz dis Erklärungen Hertlings und Czernins in einer neuen Botschaft beantworten. Der fran zösische Sozialistenführer Renaudel sagt darüber in der Humanite: Da Wilson in Versailles keinerlei politische Ver tretung besessen habe, könne daS Manifest des Entrntekrisgs- rate» auf keinen Fall für den Präsidenten verbindlich sein. ! Renaudel scheint also der Hoffnung zu sein, Wilson werde ' dis Versailler Beschlüsse nicht ratifizieren. Ein Lyoner Blatt , findet e» ganz unbegreiflich, wie bis Versailler Konferenz zwischen den Erklärungen Czernin» und denen WilsonS , einen unüberbrückbaren Abgrund erblicken könne. Der Frie- l denssreund werbe bedauern, baß Ler Versailler Entenierat ! diese Gelegenheit zu einer Verständigung absichtlich ver paßt Habs. kbev Ro inneren Zustände Rntzicrnds veröffent licht die „Nordd. Allg. Ztg." Schilderungen, die ein er schreckendes Bild der völligen Zcrfttzung bieten. Die Zu stände, besonders in Petersburg und den großen Industrie zentren, können nur noch als Chaos bezeichnet werden und wachsen allmählich den maximalistischen Behörden über den Kopf. Die Plünderungen erfolgen in Petersburg im größten Maßstabe; keine Nacht vergeht ohne solche. Die Regierung mutz mit Panzerautomobiien und Maschinen gewehren' gegen dis plündernden bewaffneten Banden vor- gehen. Die gesundheitlichen Zustände sind trostlos. Zu der großen Zahl der Epidemien, die ungehindert wüien, gesellt sich neuerdings auch dis Pestgefahr/ Die Kämpfs in Rußland. In Finnland hat die Weiße Garde die Oberhand ge wonnen, so daß den Brandschatzungen und Gewalttätigkeiten Ler bolschewistischen Roten Garde bald ein Ziel gesetzt sein wird. Der weitaus größte Teil Finnlands befindet sich bereits im unbestrittenen Besitz der Weißen Gards. Vom Süden her drohen die Polen, deren Zentrum sich in dem früheren russischen Hauptquartier zu Mohilc-w, 800 Kilo meter südlich von Petersburg, befindet. Nach Süden zu können dis polnischen Legionen mit den Gegnern der Maximalisten in der Ukraine eine Verbindung Herstellen, wo Lie Bolschewisten in den jüngsten Tagen zum ! mindesten keine Fortschritte mehr gemacht haben, i In einen für ihre Sicherheit^ noch immer bedenklichen Kon- ! flikt begaben sich die Petersburger Gewalthaber durch die ! Beschlagnahme des Grund und Bodens deS Alexander- Newski-KlosterS in Petersburg. Offenbar wissen sich die, Bolschewisten nur noch dadurch aus der Geldklemme zu ziehen. Ein Konflikt mit der Kirche bedeuftt aber für eine sowieso stark erschütterte Regierung einen Kampf um ihre Existenz. Die englische Thronrede iibsr Rußland. In der Thronrede zum Schluffs der parlamentarischen Session erwähnte der König die Beteiligung Amerikas am Kriege, über Rußland heißt es: Rußland, das durch innere Spaltungen beunruhigt war, war nicht mehr imstande, im Kample auszuharren, bis die Früchte seiner großen Opfer gepflückt werden konnten. In diesem Augenblick hat Ruß land aufgchört, seinen Anteil an der Aufgabe der Verbün deten zu tragen. Aber die Verhandlungen, die Rußland mit dem Feinde angeknü'-st hat, haben bewiesen, Laß die Negierungen, welche Liefen unglücklichen Krieg verursacht haben, bei dem Feinde ungefchwächt weiter bestehen. Diese tragischen Ereignisse tragen dazu bei, auch die anderen Ver bündeten zu schwächen. Sie haben ober die Energie und die Loyalität, womit alle das gemeinsame Ziel weiter zu erreichen suchen, nicht geschädigt. In den wechselnden Er eignissen steht klarer als jemals der Entschluß der Demo kraten fest, der Welt einen gerechten und dauerhaften Frie ben zu sichern. Ws ter gibt der König nach eins Übersicht über die militärischen Ereignisse und äußert zum Schluß die Hoffnung, daß es gelingen wird, über Irland zu e ne a friedlichen Ausgleich zu gelangen. Dem neuen VechMdlungsabschnitt in BresL-LiLow-k widmet die „Nordd. Allgem. Ztg." einen Artikel, in dem sie einen letzten und eindringlichen Protest an Herrn Tr» hki richtet. Unsere Diplomaten, so heißt es darin, haben dis jetzt dir äußerste Geduld und das äußerste Maß von Ent. gegenkommen Herrn Trotzki entgegengebracht. Sie wollten Len Russen Gelegenheit geben, durch einen Frieben der Ver söhnung und der Veiständigung im Wege des Kompro misses zu einer für beide Länder' befriedigenden Lösung zu komme». Die bisherigen Verhandlungen in Brest-Litowsk und brr begleitende Chorus der russischen Funkfprüche und der russischen Presse zeigen nicht, daß die Russen diese» Entgegenkommen und diese Geduld zu würdigen verstanden hätten. Im Gegenteil, die öffentliche Meinung in Deutsch land hat den Eindruck gehabt, daß Herr Trotzki du ch dieses weite Entgegenkommen, vielleicht in falscher Einschätzung der tatsächlichen Lage, noch in seinen Ideen beS Hinfchlcp- pens Ler Verhandlungen zum Zwecke der Revolutionierung von Westeuropa bestärkt worden ist. Ein Gipfelpunkt Ler Entstellung ist cs aber, wenn Herr Trotzki jetzt, wie ein offener russischer Fnnkspruch angibt, aus Brest-Litowsk nach Petersburg telegraphiert hat: „daß die Deutschen die Ver handlungen verschleppen". Die Völker wollen Frieden, nicht Phrasen, so sagt daS Leipziger Organ der MehrheitSsozlalisten; niemand in Deutschland sehnt sich nach der Beglückung durch TrotzkiS Rote Garde, so zitiert daS amtliche Blatt, um fortzufahren: Keine gemach en Kundgebungen und keine wetteren Phrasen können'die Mittelmächte bei ihrem festen und unabänder lichen Entschlusse wankend machen, sich auf eine Räumung dec Wsstgebiets Rußlands in der von Herrn Trstzki ge- wünschten Art und Weise nicht elnzulass-n. In diesem Entschlusse bestärken die Mittelmächte die Gefahren, die von einem revolutionierten und von Hunger und Seuche durchwüteten Rußland für diese Randgebiete und für West europa drohen, wenn ein fester Damm fehlen würde. In der Frage des KeibstbestimmungSrecht» der Völker sind die Verbündeten den Russen außerordentlich wett entgegenge kommen. Wettere Kompromisse scheinen n'cht mehr Lenkbar. Auch in den Fragen der Grenzen der von Rußland befreiten Gebiete dürfte der Standpunkt dec Verbündeten größere» Entgegenkommen nicht mehr möglich machen. Mit Groß- Rußland steht daher die Frage so, ob Herr Trotzki seiner seits dem gerechten und entgegenkommenden Standpunkt Ler Verbündeten Rechnung tragen m'll oder nicht. Mit der Ukraine schreiten »le VerLvndlungen in glttem Tempo wetter fort. Kel'nzt e«, «men Abschluß mit der Ukraine zustande zu bringen, s» kor-n di« Entwickelung der Friedensserhandlungen mit Herrn Trotzki un» gleichgiltig sein. Verscherzt sich Herr Trotzki durch msngelnden Frie denswillen seinerseits die letzt« Möglichkeit, die ihm für einen Frieden und damit für eine Er öfung de» unter dem Kriege zufammenbrschender lluhiand gegeben ist, so werden nicht dis Mittelmächte, sonder» Trotzes eigene Partei und das aus tausend Wunden bluten! e Rußland dis Rechnung zu bezahle» haben. Dis Berliner Beratungen haben sowohl über die erörterten politischen wie wirtschaftlichen Angelegenheiten, insonderheit die Ernährunssfragen, volle Übereinstimmung zwischen den Berliner und Wiener Regierung?Vertretern zum E ^eLu'Z gehabt. Dio MnxrmaUfteu im Kampfs Mit der Kirche. Dis moximali'itsche Regierung ordnete in einem Erlaß die Trennung von Staat und Kirche und dis Abschaffung aller Vorteile an, d e sich auf daS GlavbenSde'-uninis begründen. D-r religiöse Eid mich abgefchafft, die Eintragung der Ehe- schließunZen und Geburten geht auf die bürgerliche Behöcd- über, die Schuls wird von der Kirchs geireunt, der obliga torische Religionsunterricht wird aufgehoben. Alle kirch- lichen und religiösen Gesellschaften genießen keine Sonder rechte oder Unterstützung von feiten deS Slaaiss und besitzen kein Eigentum. Alls Güter in ihrem Besitz werdsn als Volkseigentum erklärt. Dev große Kirchenbann. Auf den Erlaß betreffend Lie Trennung von Staat und Kirchs haben die kirchlich ge sinnten Krei r ziemlich lebhaft reagiert. Der Patriarch von Moskau hat Lie Bolsch-wikt mit dem große» Kirchenbann belegt. Von allen Kirchen auS fanden feierliche Prozessi- vnu statt, die sich mit Fahnen und Heiligenbildern schließ lich alle nor dem Alexander-New' -Kloster zu einem Masien- Sühne-GatteSdienst sammelten. Me Zahl der Teilnehmer wird an dis 100 000 geschätzt. D-e eindrucksvolle Puotest- kundgedung wurde von gegnerischer Seite nicht gestört. Die siegreichen Ukrainer. Der Nolfitzende der Rada deS LS. Korps hat nach Kiew an die Zentralrada folgenden Funkspruch gerichtet: „In dieser historischen Zeit, wo die ukrain sche Noli»» an der Schwelle eines lang ersehnten Friedens und Ser Freiheit steht, will die Bande der Gewalttäter gegen die Revolution und gegen die heilige Sache deS ukrainischen Volkes in der Person deS HaupieS der Charkower neugediideien Negierung dir Macht und die FriedenSanaelsaenbeittn aus den Lände» unserer ErwähltrL
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