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Rabenauer Anzeiger : 07.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191803075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180307
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-07
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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Die letzte kriegswoch«. ES will Frühling Werde«. ES will Frühling werden und Millionen Menschen' Herzen schlagen ihm sehnsuchtsvoll und hoffend entgegen- Er soll einen weiteren großen Schritt auf dem Wege zum allgemeinen Frieden bringen. Doppelt groß ist die Teil nahme um Mitmenschen, die den Blick in das grüne Land ? des Lenzes scheuen und sich dahin sehnen, von wo keine Wiederkehr ist. In jedem Jahr um diese Zeit Ist von ihnen die Rede; in diesen Kriegsjahren nur weniger, in welchen sich die Blicke nach anderen Stätten richten, Lis jetzt der Tod Les letzten GroßhsrzogS von Mecklenburg-Sirelitz uns daran erinnert. Erst 86 Jahre alt, noch mwermählt, kaum vier Jahre regierender Herr scheute der junge Fürst Les Lebens Zukunft, die Loch vor ihm noch wie ein Frühling lag. Er hat nicht geglaubt, daß die Segnungen des neuen Friedens den Schleier der Schwermut beseitigen könnten, der seine Seele umschattete. Da Hat er es denn vorge zogen, selbst dis Pforte zum Jenseits zu öffnen. Wein ist der Fürst, dem alles beschert war, was Menschen erstreben, den Weg gegangen, und war niemand da, dem er sich an- vertrauen konnte und der ihn abhielt. Harte und seltsame Schicksale, verdiente und unverdiente, bringt Lie Zeit des Weltkrieges. Und wir Menschen stehen still dabei und denken: Mag es Frühling, mag es Frieden werden! Ohne Weiterschlag kommt kein Lsrchenschmettern. Und ein solches Wetter, das andere Tags vorbereitete, war der glänzende Einmarsch der deutschen Osttruppen in das von Len losgelassenen Horden der revolutionären Regierung in Petersburg hart heimaesuchis Grenzland deS ehemaligen Zarenreiches. Finnland, Estland, Kurland, die Ukraine, find von den BolschewikiS geplündert und gesengt, aber in EilzugStempo find dis Unsrigen au? Schusters Rappen und mit Autogsschspindigkeit den Weg Les Ordnens und Säu berns gegangen und haben aus diesen letzten Feldzugs tagen gewaltige Beute heimgebracht. Das hatte sich der russische Phrasendrescher von Brest-Litowsk nicht träumen lassen, und an das höhnische Wort vom Frieden ohne Unterschrift ist schnell die Erkenntnis getreten, daß der Ab« «rund, Ler in Rußland gähnt, jeden verschlingt, der gegen den rettenden Frieden ist. Und so mag in Lieser Stunde vielleicht schon dis Tinte der Unterschrift unter dem neuen FriedenSprotokoll von Brest-LitowSk trocknen, Ler eins neue Ordnung der Dinge für alle russische» Grenzlande bedeutet. Was Rußland aus sich selbst machen wird, steht Sei ihm. Unsern Soldaten in der Westfront aber werden jetzt Lie Ohren klingen. Für sie bringt der Frühling noch Sturm- und Drangtage, aber sie sind stolz daraufi die letzten und entscheidenden Schläge tun zu können. Der Gegner wirb alle Macht aufbieten, die zu seiner Verfügung steht, und auch England wird sich nicht davon auSschließen können, Len letzten Mann aus seinen weißen Regimentern in die Front einröcken zu lassen. So siel haben die Franzosen in dem letzten Kriegsrat in Versailles durchgrsetzt, daß dis britische Regierung darauf verzichtet, ihre europäischen Truppen in Reserve zu behalten, um Lie Bevölkerung durch große Verlusts nicht zu sehr aufzuregen. Eins weitere Truppsnsushebung, wie sie Ler englische Generalissimus Feldmarschall Haig gefordert hatte, wird aber nicht stati- finden, England kann nicht mehr leisten. Und Minister präsident Lloyd George weiß, daß die Tage seiner Allmacht Senn doch in dem Augenblick beendet find, in dem er den Bogen überspannt. Vorläufig spricht das Entente-Dreiblatt Lloyd-George in London, Clemenceau in Paris und Or lando in Nom noch von Siegen; aber ihr Frühlingsahnen wird etwas anderes zeitigen, wie die Erfüllung ihrer Hoff nungen. Die deutsche Heeresleitung verschwendet keine Worte; ist die Zeit des Handelns gekommen, wird sie Lurch ihre Taten sprechen. Das wird auch die kräftigst« Antwort für Mister Wilson In Amerika sein. Verhängnisvoll scheint LaS Frühjahr für de« schwachen König Ferdinand von Rumänien zu werden, der st H von keiner serschwenbeUschm Gattin und von bösen Ratgebern in den Meltkieg Hai riehen lasten und „H«S süßen WeineS" »oll die Kriegsentscheidung unterschrieben batte. Jetzt wird er für alles Ünhril, das Ls» Land betroffen Hai, serant- «oriltch gemacht, obwohl da» sicher mehr seinen bestochenen Ministern zuzüschretben ist. Die Vorgänge in Rußland werden inzwischen wohl auch diejenigen Rumänen ent- «Lchteri baden, die glaubten, bei Len Friedensbesprechungen in Bukarest gar zu selbstbewußte Fsrdrrunoen stellen z« -Lnnen. Jetzt ist jeder fernere Widerstand rumänischer Truppen nur «in nutz- und aussichtsloses Blutvergießen, das den letzten Akt eines Volks- und Königsdramas oilhe» würde. Auch Ler Deutsche Reichstag Hst stürmische Sitzung-- Perioden gesehen, in welchen die verschiedenen Anschauungen auseinander stießen. Das war wohl für dis rrsien Dar legungen des Vizekanzlers v. Payer, Les früheren fortschritt lichen Abgeordneten, erwartet worben. Es ist aber auch angesichts der Friedenswsndung im Osten und der guten Aussichten im Westen zu erwart«», bah dis Einigkeit sich dort unentwegt zeigt, wo sie bestehen bleiben muß, während str den weiteren Ausbau Ler neuen ReichSeinrichtunge» Ler Wettstreit der Geister sich regen kann. Dem Reichstag selbst Ist ja das große Gelingen im Osten eins wahre Freuds gewesen, und vor einer solchen müssen alle Zwiespältig keiten der Tages zurücktrsten. Wir haben gesehen, wie alle Stimmen, die sich auf der Bahn Ler inneren Politik zeigten, Zimmer wieder aus dem Wegs geräumt wurden, und so wird es für die Kriegszeit auch weiter geschehen, weil etwas anderes nicht übrig bleibt. Mit wärmster Teilnahme hat Ler Reichstag des 70. Geburtstages des Königs Wilhelm 'von Württemberg gedacht. Dis NuhmesworLe, die einst Graf Eberhart, der Greiner, der alte Nauschebart, von Ler Treue Ler Schwaben sprach, sie kennzeichnen auch heute noch LsS Verhältnis Les würiiembergischsn Volkes zu seinem König. Las ist immer ein Volksfrühling geblieben, Rundschau. Deutsches Reich, . Dl- NeichStagsbeschlüsse über die Gnt?«sfu«g Lee ältesten Jahrgänge besagen entgegen ungenauen Angaben folgendes: ES wurde in Ersetzung de» Beschlusses Le» Hauptausschusses vom Oktober 1917 der Antrag Müller-Meiningen und Genosten angenommen, wonach dis Sandsturmjahrgünge 1869 und 1870 sobald al» möglich Lauernd entlassen und Lie Jahrgänge 1871 und IW M möglichster Beschleunigung zur Dienstleistung ist Lis HeimÄ > zurückgezogen werden, diejenigen Mannschaften des Landt j sturms, die seit Kriegsbeginn unausgesetzt im Felds stehen - und seit mindestens einem Jahre in der Front eingesetzi ' sind, zu Ersatztruppenteilen Lauernd in das Heimatsgebiet - versetzt werden sollen. Die Anträge müssen an die vorge- i setzte militärische Dienststelle gerichtet werden. Das Echo der Wugstsn Kanzlerrede im feindlichen A-rslkNde gleicht durchaus Lem, das Lie früheren Reden des deutschen i Reichskanzlers erweckten. Es ist eine runde und glatte Ab- j lehnung; was der Kanzler sagte, so heißt es, bringe die Welt Lem Frieden auch um keinen Schritt näher. Dis we- nige» besonnenen Organe, dir einsichtig und ehrlich genug sind, die Friedfertigkeit und bas Entgegenkommen der deutschen Reichspolitik zu erkennen, werden von dem Chor der Kläffer einfach niedergeschrien. Leider werden dis Mi- f nister in England und Frankreich kaum anders sprechen, s Ob Präsident Wilson Ls» Mut haben wird, der Wahrheit di« Ehre zu geben, bleibt abzuwarten. Einstweilen müssen wir mit der Notwendigkeit rechnen, Latz der feind« s lichs Westen nach derselben Methode bekehrt werden s muß, dis sich Herrn Trotzki gegenüber so vorzüglich be« l währt hat. Das gx-tzo GutwedeN-Oder. Man wird zwar z bestätigen, so schreiben die „Tasler Nachrichten", daß Graf j Hertling in seiner jüngsten Reichstagsrede ohne Aufreizung j mit starkem Willen zchr Verständigung gesprochen hat. Er j hat nirgends Salz in brennende Wunden gestreut, sich sicht» j lich bemüht, sich der Linie Wilson-Czernin zu nähern. Am s wichtigsten scheint unS, daß Hertling offenbar versucht, über s Wilson den Weg zur Entente zu finden. Das ist zweifel- r los der richtig« Weg, wenn man eins Verständigung finden s will, und es ist ganz klug und auch sachiich begründet, daß j der Kanzler ans den Gegensatz zwischen Wilson und Lem : Imperialismus der Entente hinweist. Das neue deutsche z Friedensangebot drängt. Der Frühling muß diesmal dis j größte Schlacht oder den größten Frieden bringen. Ur. Diederich Hahn p. der Direktor des Bundes der Landwirte, der dieser Tage im 58. Lebensjahre verschieden ist. Am jetzigen Kriege nahm er als Hauptmann der Landwehr teil und hat als Kommandant einer Etappe im Westen organisatorisch ganz Hervorragendes geleistet. Aus Rußland. Sine Wirkung Los dsutfchsrr FriedsttsMimsLums i sm Rußland. Di« englischen Schiff« im russischen Eismeer erhielten s de» Befehl, innerhalb 24 Stunden die russischen Gewässer zu verlaffen. Ein Funkspruch der englischen Admiralität ; verbietet kritischen Schiffen das Rnlsufen von Archangelsk. Japan rrklürt sich Rußland aegsEbes als un- knt-vssfisrt. Der japanische Botschafter hatte vor seiner Abreise aus Petersburg eine Besprechung mit Lem Vor sitzenden Le» Rates Ler Volkskommissare. Der japanische Botschafter hatts das vollständig« Desinteressement Japans an dem inneren Ausbau und an der Grenzaestaltung Ruß lands erklärt und weiter mitgeteilt, er hoffe auch ft» Ler ostafiatijchen Frage auf eine freundliche Erledigung zwischen Rußland und Japan. Abgelohntev Gutsnte-Proteft. Die russische Re gierung hat dis Annahme eines Protestes Ler vor der Ab reise stehenden Botschafter Frankreichs und Englands gegen den FriedenSschluß Rußland» mit Len Mittelmächten ab- gelehnt. Dir gsfährdeis Negierung der BolfchsrsM. Nach Petersburger Meldungen italienischer Blätier steht dir maximalistische Regierung, während dis allgemeine Aus' lösung Fortschritts macht, unmittelbar vor ihrem Fall. Dis Maximalisten und die Sozialrevolutionärs Ler Linken machen sich in den Sitzungen Les Sowjets und des zentralen vollziehenden Ausschusses gegenseitig für den Nusn Rußlands verantwortlich. Der Kriegsksmmijsar Krylems s erklärte, bis Truppen leisteten nicht nur keinen Widerstand gegen die Deutschen, sondern machten auch nicht den ge ringsten Versuch, das reiche Eijenbahnmaterial zu retten. Noch schlimmere Meldungen träsen von der Marine ein. Die Matrosen fliehen von Len Schiffen und überließen dies« ihrem SchickM; auch die schweren SchchsbaLLerien feien verloren. Trotz alledem werden noch einige verzweifelte Versuchs zur Verteidigung Petersburgs gemacht. Tag und Nacht vergehen in fieberhafter Stimmung. Sirenen und Giocke» rufen die Arbeiter zusammen, durch Li« Straßen eilen Patrouillen Ler Roten Garde. Lastkraftwagen, die mit Be waffneten besitzt sind, rollen nach den Bahnhöfen, jedoch sollen sich nur wenige Soldaten dem neuen Heere zur Per- ; fügung stellen; vielmehr besteht das neue Heer meist aus z militärisch ganz ungeübten Arbeitern. Vier Ausschüsse mit außerordentlichen Vollmachten find . für . dis OpeMioum dieses Heeres sowte für Len Nachschub und Li« Verpflegung gebildet worden. Das Volk ist in Verzweiflung, Peters burg befindet sich im Alarmzustande. Eine Sowjst-Berfammkung in Petsrsbuvg. Ge neral Krylenko hielt im Sowjet eine niederschmetternd« Rede. Dis Truppen kämpfen nicht, sondern laufen davon lasten alles liegen, Batterien, Eisenbahnen, Vorräte. Ma« fürchtet auch um die Flotte, die von den Matrosen verlasse« wird. Genera! Tsch-rmistow erklärte jeden Widerstandst gedanken für eine phantastische Albernheit. I» der Deöatti wars Radek den Leninisten vor, sie hätten sich Len deutsche« Imperialisten unterworfen, jetzt würden dir Deutschen del Revolution so ober so ein Ende machen. Eit! Maximalist stand auf und sagie, er gestehe den Bankerott der maxima- listischen Regierung zu. Weder unter Len Soldaten noch unter den Arbeitern sei noch eine Spur von Begeisterung zu finden, das allein sei die Wahrheit. Da» Ansehen der Sowjets habe seinen tödlichen Schlag bekommen. Ein furchtbares Schimpfkonzert aller gegen alle folgte. Finnland ruft um Hilfe, über die Schreckensherr schaft der Roten Garde in der finnischen Hauptstadt Hrlsing- fors enthält ein soeben von dort eingeiroffener Brief er schütternde Mitteilung^. Mehrere hundert Personen, Pro- sessoren, Studenten, Beamte, Gutsbesitzer, Bauern wurden von Len blusi uno,Lcmegierigen Roten ohne jede Ursache niedsrgemetzell. Zum Schutze der finnländischen Kultur und Staatlichkeit ruft das Schreiben die WestÄuchte auf. Wir Bürger von Helsingfors, so heißt es in dem Schreiben, er klären nunmehr, daß eine ausländische militärische Inter vention, sei es eine deutsche oder eine schwedische, von der Mehrheit der Finnen mit Enthusiasmus begrüßt würde. Ist eine militärische Intervention noch nicht möglich, io er warten wir bestimmt, daß die Mittelmächte beim östlichen Friedensschluß oder schon während der Voroerhandlunae» zu unserer Hilfe fordern werden, daß die russischen Truppen mit allen Waffen und Munition sofort aus dem Lande ent fernt werden. Das ist der Kern jeder wirksamen Hilse, wenn man uns solche leisten will. Versprechungen der russischen Negierung genügen aber nicht. Die Überwachung der Ausführung müßte einer deutschen Delegation über tragen werden. Nun, Len Finnen wird geholfen werden. Die Forderung, Finnland zu räumen, ist in dem Friedens- veitrag enthalten und von der russischen Regierung bereits angenommen worden. Me Bente Lev Mittelmächte i» Italien. Unsers nicht nur in militärischer Hinsicht erfolgreiche und lohnende Herbstoffensive gegen Italien hat unserer Heeresverwaltung eine Riesenbeute eingebracht, dis noch immer nicht genau bestimmt, geschweige denn geborgen werden konnte. Außer Kanonen und anderem Artillsrie- msierial, deren Wert sich auf mehr als eine Milliarde Lire beläuft, sind viels Hunderte Automobile, viels Lokomotiven und Eisenbahnwagen, eine unerhörte Menge von Felde isen- bahnmaterial, eine Masse Motoren und Maschinen, reich liches Kabel- und Eisendrahtmaterial von den Verbüm 'en erbeutst. Die vielen umherliegenden Projektils und die zahlreichen Drahthindernisse werden eine Menge altes Ma terial ergeben, wie Kupfer, Messing und Eisen. Im Etappen gebiete zwischen Jsonzo und Tagltamenio befinden sich zahl reiche Verpflegung?- und Belleidungslager, von denen nur wenige zerstört werden konnten, wie auch Sappeur- und technische Parke, Lazaretts mit reichlichem SanitätSmsterlal. Die Armeen haben länger als einen Monat ausschließ lich von den Hilfsquellen Kes eroberten Gebiet- gelebt und werden wenigstens 2—3 Monate lang an einem Drittel der gewöhnlichen Verpflegung au» ihrer Heimat genug haben. Neis, Mais und Wein gibt es im Überfluß, ebenso Früchte, Südfrücht« und Gemüse. Da» Land ist fruchtbar und Schlachtvieh gibt es in Mengen. Die Ernte reift früh und kommt dabei dem oberen Lands zugute. Die Saat ist be reits vorbereitet worden. Die Fabriken des Lande» (Mühlen, Gerbereien, Seiden- und Baumwollspinnereien) werden bald im Dienst der ZentralmSchte stehen. Fertige Seiden- und Baumwollwaren werden in bas Innere Ler verbündeten Länder verfrachtet. Besonders groß ist die Beut« an Milt- täruniformen und Wäsche jeder Art. Die großen Elekirizi- tötswerke, besonders Lie bei Cellirra, welche Venedig mit Licht und Kraft versorgten, werden vs» den Zentralmächten auZgenützt. Der Schrecken in Petersburg. Dis erschöpft« und ausgehungerte Petersburger Ein- rvshnerschaft nahm den FriedenSentschlutz der Regierung nicht etwa, wie zu erwarten war, mit einem Seufzer der Erleichterung, sondern mii banger Sorge auf. Wie groß die FriedenSsehnsucht auch ist, verhehlt sich dennoch kein Petersburger, daß der unglückseligen Hauptstadt nunmehr erst recht blutige Schreckenstage bevorstehen. Wenn man von den Resten der drei oder vier ehemaligen Earderegi- menter absteht, Lis noch Spuren alter Disziplin aufweisen, beherbergt Petersburg sitzt, gering gerechnet, 5 00 00 völlig zuchtlose Marodeure, die als Rote Garde, revolutionäre Regimenter, freie Bataillone oder wie sie sich sonst nennen, figurieren, über die auch die Smolnyregierung selbst schon seit geraumer Zeit jede Herrschaft verloren hat. Bonisch-Brujewitsch, der tatsächlich schon seit über Mo- natsfrtst mit der Schaffung der neuen „roten Armee" be gonnen hat, stampft täglich rund 2000 bis 3006 neuer Banditen aus dem Boden, die zu allem fähig sind. Man braucht nur die Grsichter der „Roten Rekruten" zu sehen, die seit der ersten Februarwoche in den Vormittags stunden bas Waffendepot der ehemaligen Patronenkabril umlagern, um dort ihre Waffen zu erhalten: der Absamum der Petersburger Bevölkerung scheint sich dort ein S-'ell- dichein gegeben zu haben, und die auS dies" L"lumpten, von Schnapssurrogaten wildtrunkenen Menge schallenden Rufe und Drohungen beweisen, was der armen Stadt be- vorstsht. Sollten bis zur Unterzeichnung des Friedensver- träges deutsche Truppen bis in die Rühe von Petersburg vorgedrungen sein, so hat man dort, wie Lyeodsr Behrmann in der „Voll. Ztg." berichtet, AArcckenstage zu erwarten, gegen welche alle bisherigen Schrecknisse völlig verblassen würden. _ Eins Vorahnung des Kommenden zeigen sich schon seit Tagen im näheren Umkreis von Petersburg, wo seit Februar in Richtung aus Zarskoje Se!o, Alexandrowsk, Li- gvwo und Tosno dieses Gesindel Schützengräben oufwirft und an Erdbefestigungen arbeitet. Blutige Schlä- aeresen. die auch schon Menschenopfer gefordert haben, finZ
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