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Rabenauer Anzeiger : 02.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191803023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-02
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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HeM es wöMkiy: „Da sich die deutsche arbeftenös Maye z in dieser drohenden Stunde als unentschlossen und nicht i stark genug erwiesen hat, um die verbrecherische Hand des j eigenen Militarismus aufzuhalten, so blieb uns keine andere i Wahl übrig, als die Bedingungen des deutschen JmMia- - üZmus anzuoehme» bis zu dem Zeitpunkt, ws dis euro- j p^'iche Revolution sie abäudern wird." i Auch diese Kundgebung spricht dafür, daß wir uns bei dem FriedenZschluß mit Rußland bestimmte und sichere Bürgschaften für die Erfüllung aller Verpflichtungen geben lasten müssen, die Ruhland vertragsmäßig eingehen wird. Krieg und WrkfchKfk. Dee Fe'ühringsmonat M«?», steht vor der Tür, auf dessen letzten Lag in diesem Jahre schon-das heilige Osterfest fällt. Kriges Jahr steckie Deutschland im Mürz im Schnee, dieses Jahr werben wir hoffentlich vor dem Märzschnee, »er den Saaten weh tut, verschont bleiben. Denn auch Lis Wettervorhersage der bekannten Ilmenauer Wetterwar,e ist eingeiroffen. Diese kündete nach den milden Januartogsn noch einen zweimaligen kurzen Kälterückfall an. Der erste war im Anfang deS Februar da, der zweite wohl als überwunden angesehen werden. Die Nacht zum letzten Mittwoch hatte für weite Gebiete Deutsch lands erheblichen Frost und — manchs unvermutet einge frorene Wasserleitung gebracht. Die vereinzelten Schnee fälle sind ebenso schnell wieder vergangen, als sie gekommen sind. Der Mürz wird hoffentlich nicht bloß gestatten, unsern Soldaten einen heimatlichen Veilchenstrauß inS Feld zu senden, sondern auch mit Frühkulturen in geschützten Lagen Len Anfang zu machen. Nach dem Verlauf des Winters werden wir wohl ei» veränderliches, dafür aber fruchtbares Frühsahr mit Regen haben. 1917 kamen die ersten warmen Tage im Mai, der es dann aber auch doppelt gut gemeint hatte. Lie dreißigjährige Wiederkehr der GeLsnktags deS Trnuerjahrcs von 1888 bringt der bevorstehende Mürz. Am 6. März 1888 nahm die Krankheit des asten Kaisers einen gefahrdrohenden Charakter an. Am 8. März unterzeichnete er die Urkunde über die Stellvertretung LeL Prinzen Wilhelm, unseres heutigen Kaisers, und über hen Schluß des Reichstages. Nm S. März, früh 6 Uhr, trat das Schwinden der Kräfte ein. Nach 8 Uhr morgens tat der Kaiser den letzten Atemzug. Mit der kaiserlichen Familie war auch ViSmarck am SierLeLeite anwesend. Nachmittags leiste dcr Reichskanzler dem Reichstage mit von Tränen erstickter Stimme das Hinschriden des Herrschers und die Thronbesteigung Kaiser Friedrichs mit. Am 10. März hatte der von' San Nemo heimkehrende Kaiser Friedrich eine Begegnung mit dem Könige Humbert von Italien in Genua. Am 11. März nachmittags empfing er in Leipzig das preußische Staatsministrrium unter Bismarcks Führung. Um Mitternacht erfolgte die Ankunft in Schloß Charlotten burg bei Berlin, und zur selben Zeit wmds, bei dichtem Schneegestöber, der Sarg des toten Kaisers nach dem Berliner Dom übergesührt. Die Bevölkerung zog Lag für Tag in Lichten Reihen an dem entschlafenen Herrn vorbei und strömte auch hinaus zum Charlottenburger Schloß. Am 16. März erfolgte die Beisetzung im Mausoleum des Ch-rrlottenburger Schlosses. Im Lrauergefolge schritt auch der Prinz von Wales, der üachmaltge König Eduard von England, den wir zum guten Teil den Weltkrieg verdanken. Das wiedererstshends GSrz. Das siegreiche Vor dringen der österreichisch-ungarischen Trupden in Oberitalien sowie der FriedenZschluß mit ter Ukraine ermöglichen es, nunmehr an die Heimsendung der Flüchtlinge zu denken, die seit dem Eindringen der Feinde im Jsonzogebiet und in Galizien Unterkunft in der Hauptstadt gefunden hatten und bis in Lie Gegenwart zur Verschärfung der Wiener Woh. nunqsnot beigetragen haben. AuS Görz wird berichtet, daß zwischen Len Trümmern der Stadt, an deren Ausräumung und Instandsetzung eifrig gearbeitet wird, sich schon wieder normales Leben regt. Etwa 1400 Menschen sind jetzt wieder in Gö'Z ansässig und gehen ihren Beschäftigungen nach, mit dcn vorübergehend in Geschäften anwesenden Personen steigt die Einwohnerschaft auf 2009 täglich. Die Bezirks- haupimannschaft hat ihren Sitz wieder nach Görz zurück- verlegt. s 3 Milliarde» Fehlbetrag. Der ReickMcwZhaftS- entwmf für 1918-19 weist bekanntlich einen Fehlkelrag von > fast 3 Milliarden, genau von 2876 Millionen Mark auf. i Zur Deckung dieses Betrages stehen für alle Fälle die Er- ! trögnisse der Kriegssteuer bereit, die zur Verminderung der ! Reichsschulden dienen sollen. Diese Erträgnisse wurden ur- > sprünglich auf 1,6-2 Milliarden geschätzt. Nach einer Mit- j Teilung aber, die vor einigen Monaten der Reichsschatz- s-kretär gemacht hat, werden sie mindestens 6 Milliarden betragen, und, wie jetzt seststeht, werden sie noch etwa 9,75 Milliarde darüber, also ungefähr 3,76 Milliarden ergeben. Es besteht aber die Absicht, das neue Defizit durch neue Steuern zu decken, die augenblicklich Gegenstand der Be ratungen sein dürsten. Zu diesem Frühling gilt mehr als je das Scherz wort r „Nun muß man alles, alles wenden l" Die ReichZ- bekleiLungkstelle hat den Behörden eingesch stft, die Ve- r stimmungen sür die Ausfertigung von Bezugsscheinen über neue Ober- und Unterkleidung, sowie Strümpfe streng zu j beachten. Gewiß wird disfer Erlaß durch die gegenwärtige - Sachlage diktiert, und es ist nur zu wünschen, daß sich alle ! die, welch? Freude am Siaat haben, sich Beschrchrftmgcu I zugunsten derer auferlegen, denen es am nötigsten gebnchck ! Die Verhältnisse sind auch auf diesem Gebiete oft recht Hari, und oh -e Rücksichtnahme auf die Zeitgenossen ist das nickst j zu erreichen, wa8 erreicht werden soll. Für den Luxus ist f noch immer keine Zeit gekommen. . ! 8M bW Sie LlMM Die Gegensätze zwischen dem engiischen Parlament und f dem Premierminister Lloyd George haben ihren tieferen ! Grund darin, daß das englische Volk mißtrauisch geworden ! ist, ob es nicht, wenn eS sich den Beschlüssen des Versailler i KriegSratS unterwirft, Menschen und Machtmittel sür nicht- ! englische Zwecke ipsert, und«in diesem Punkte ist man von ! jeher sehr empfindlich gewesen. Das ist auch der Grund, warum dir Einigkeit innerhalb des Verbandes auf so i schwachen Füßen sieht, und warum Lloyd George, dessen besondere Aufgabe es ist, den Verband zusammenzuhaltsn, solche Schwierigkeiten hat. In diesem Punkte traut man ihm auch in England nicht, wie dis unter Asquiths Füh rung gegen ihn austreiende Opposition beweist. Kann Lloyd George dir Alliierten überhaupt auf die Dauer zusammen halten? Die Schicksale der Armee von Saloniki sind ge wissermaßen der Prüfstein sür diese Frage. Die enalifchen Truppen sollen wrgkommen aus Saloniki, die französischen ollen bleiben, die Italiener teilweise auch abziehen. Zu- rirdenheit über diesen Beschluß hat bei den Franzosen icher nicht geherrscht, und sie haben das in Versailles offen f ausgesprochen. Robertson hat sich als echter Engländer ! aufdie französischen Wünsche und Anschauungen nicht ein- - gelassen, und das wcw ein Grund mit, warum er ging. In Italien ist man gleichfalls sehr mißtrauisch gegen z den guten Willen und gegen die Fähigkeit Lloyd Morges, den Verband zusammenzuhalten. Wie die Dinge heute > liegen, ist der Krieg zu einem Kampf der Westoölker gegen i die Mitte und gegen Len Osten des Erdteils geworden; die f uns feindlichen Ostoölker sind im Begriff auSzuscheiden. , Es wird Lloyd George immer am leichtesten fein, aus ver- i schiedenen Gründen, Frankreich an Ler englischen Gtange s zu halten. Auch Italien wird sich, obgleich weniger leicht, > beim Bunds halten lassen. Amerika hat bei »erschiedenen ! Gelegenheiten merken lasse», daß es seins eigens» Wege - gehen wird, und hier dürfte überhaupt ein etwaiger eng- j ltscher Regierungswechsel starke Nachwirkungen auslöscn. ! Dieselben Interessengegensätze werden sich laut „Köln. Ztq." noch stärker bemerkbar machen, wenn es erst an die Frre- densvsrhandlungen seht. Aus aller Welt. Tchlelmngen mit Im Landkreise Hanau sind rlmsa-!,,reiche Mehlschiebungen aufgedeckt worden. Der mit der LebenSmiltekocrteilung betraute Kreisbeomte Walihcr hatte angeblich ausländisches Mehl angekauft, das aber teils auswärts, teils im Landkreise Har.au selbst erworben und zu hohen Preisen an die Landgemeinden abgegeben wurde. > In Len Gewinn teilten sich Walther und dessen Helfer, j Walther wurde verhaftet Billige« HauSrat für Krieger. Nm mlnvsrse- mittelten Bürgern und insbesondere Len heimkehrmden Kriegern bei der Beschaffung von brauchbarem Hausrat zu angemessenen Preisen behilflich zu sein, beabsichtigt der Ber liner Magistrat, die Aufbesserung des zur Verfügung stehenden alten Hausrats zu betreiben und Hst hierfür 690 099 Mark bewilligt. Auf dem Gelände deS Weh- und Ech'.achthofes ist in einer besonders eingerichteten Werkstatt mit der Aufarbeitung vorhandener Möbel begonnen worben. Diese Arbeiten werden von der Tischlsrschuie der Stadt mit Kriegsbeschädigten ausgeführt. Das Kriegsministerium ist ersucht worden, nach Friedensschluß aus Etappen, Lazaretten usw. Möbel zur Verfügung zu stellen. Dis Bürgerschaft soll ebenfalls um Hergabe nicht benutzter aller Möbel er sucht werden. Außerdem sollen etwa fünfhundert neue Mübeleimtchtungen beschafft werden. Die RstchZbskksidungsstskls macht darauf aufmerk sam, daß getragene Pelze und Militiiruniformen nicht ver äußert werden dürfen, sondern nur gegen Entgelt an die Allbekleibungsstellen der Kommunalvrrbänd» abgegeben werden können. — Da trotz wiederholter Aufforderungen in den Gastwirtschaften Tisch- und Mundtücher noch ver wendet werden, so soll demnächst eine Enteignung der un gesetzlich in Benutzung genommenen GastwirtschaflSMäsche erfolgen. Eine schwierige Verhaftung von Einbrecher« wurde in München vorgcnommen. Zwei Männer versuch ten in einem Trödelgeschäft Pelzwerk zu verlausen, das von einem Einbruchdiebstahle stammte. Ein davon verständ'gter Schutzmann verhaftete die beiden und wollte sie zur Wache bringen. Auf dem Wegs dahin gab Ler eine Ler Ver hafteten, der fahnenflüchtige Soldat Christoph auf den Schutzmann ein/:» Reoolverschuß ab, ohne zu treffen. Dem Schutzmann gelang es, den Angreifer zu überwältigen und festzunehmen. Der zweite Einbrecher, der fahnenflüchtige Soldat Neuling, entkam, wurde jedoch auf der Flucht von einem anderen Schutzmann anzehalt»» »nd ebenfalls fest- genommen. EMlofion eines fra»zSffsch»n Luftschiffes. Ein französisches Lenklustschiff, Laß i« Aermetkana! auf der Höhe von Sainte Adresse Erkundung»» »oruahm, hatte einen Unfall mit dem Steuer und stieß gegeit »in« Klipps bei Le Havre. Es kam zu einer schrecklichen Explosion, durch die der Major Fleury sowie »in Funkenielegraphist auf der Stelle getötet wurden. Ein abstSrzender Untersfftz'er brach sich den rechten Arm. Infolge de» Ausstößen- platzten dis an Bord des Luftschiffes befindlichen Bomben. Sie ver letzten mehrer? Personen, dis herbsizesilt wäre», DaS Luftschiff ist vollkommen zerstört. Kein Ersatz für vorzeitig verbrauchte Kar toffeln. Bet der LebenSmittelabieilun, de» Neuköllner Magistrats gehen fortgesetzt Anträgs aus AbasSe von Kar toffeln ein mit der Begründung, Laß dis für eins Bersor« gungszeit bis zum 17. März d. I. geliefert»» Mengen bereits verbraucht seien. Mit Rücksicht auf diese vielfach vorgebrachten Anträge auf Ersatz der vorzeitig verbrauchten Vorratskartoffeln weist der Neuköllner Magistrat darauf hin, daß ein Ersatz für diese Menge» grundsätzlich nicht gewährt werden kann. Die Bevölkerung wird daher gebeten, von derartigen nutzlosen Anträgen abzusehen. Eifsnbah,umfall am Semmering. Ein schwerer Eisenbahnunfall ereignete sich auf dem hohen Viadukte in nächster Nähe von Psysrbach in NieberSstsrreich. Ein? vom Semmering kommende Lokomotive fuhr in Ls» rück wärtigen Teil "eines Pofizuges, wodurch 4 Wsgen zer trümmert wurden. 40 Personen wurden auS dsn Trümmern hervorgrzogen, von denen 14 schwer verletzt waren. Kür 180 000 Mark MetaSe beschlagnahmt. Durch die Festnahme einer größeren Anzahl Berliner Jn- dustricritter ist dem Kriegswucheramt die Aufhobuvg einer gefährlichen Kettenhändlerbavde gelungen. Dis Verhafteten kaufte» Zinn und Zlnnlegieruugeu, das bekanntlich ange meldet sein mutz, auf und »erfchobe» eL z» hohen Preisen weiter. Die Ware, die tu »rstrr Hand für S,70 Mark das Kilo gekauft war, stieg iu dsr Kette auf 18 Mark d«S Kilo. Das Kriegswucheramt konnte eine Ussa» der Ware im Gesamtwert »on etwa 129 000 Mark beschlagnahmen und der Kriegsmeiall-Aktienaesellschaft zuführrn. Sine weitere Sendung, di? mit der Eisenbahn unterwegs ist, wurde so»! Oberkommando beschlagnahmt. Kram los bin!" 4. Kapitel. Mächljq rauschten dir Töne durchs Zimmer. Immer stärker gipsten sich die M^rdr zu einer Pyramide von Tönen, um dann endlich keile zu Verhallen Roland spielte seine Op?r den drei Mufikaewaltiaen ferner Vaterstadt vor, von deren Urteil viel für ihn abbinfl. Denn das wußte er noch von feiner Theaterpraris lrer, di? größeren Opernbübnen öffnen sich neuen, unbe kannten Tondichtern nur, wenn ibr Werk bereits irgendwo durch eiue Aufführunq die öffentliche Aufmerksamkeit erregt bat. Meistens ist es die Vaterstadt, deren DiiSne dem Heb Erzähiung ooo August Eier. „Als Tanzmeifter wollten Sie mich ja nicht engagie ren/ lachte Roland belustigt von dem Zorn des kleinen Herrn. „Haha — sehr gut!" Prrr Klemm machte einen schwachen Versuch, ebenfalls zu lachen. „Das ist mir in Meiner Praxis noch nicht vorgekommen. Rach dieser Ltcllun.z wuwtt sich Dutzend? von Kapellmeistern die Füße ab — und Sie, ein kleiner, unbekannter Klavierlehrer —* »Warum sind Sie denn zu dem kleinen, unbekann ten Klavierlehrer gekommen?" „Weil wir Sie protegieren wollten." „Danke, ich Verzichts Suchen Sir sich nur einen be rühmteren aus. Vielleicht kriegen Sie Brahms oder Mascagni, .Herr Klemm," fügte er noch zu, als der kleine Mann wütend davonglug. tiefem Augenblick erschien keucht« mit einem Tablett auf dem sim eine Weinflasche und einige Mäser befanden. „Ja, Wo ist denn isterr Klemm»" Fort, Wie du siehst!« ','Nori? Und mein Frühstück? Hast du wenigstens den Vorschuß. „Ach was - Vorschuß. Gott sei Dank, daß ich den einheimischen Komponisten gegenüber natürlich weniger spröd? ist. Krug hatte dank seiner persönlichen Beziehungen die Widerstrebenden endlich dazu vermocht, sich das Werk Vor spielen zu lassen. Da war vor allem Herr Ottomar Goltz, der Musikverleger und Musikkritiker des M—er Tage blattes, das zugleich in der ganzen Provinz sehr verbrei tet war. Dann der Direktor Dirkhosf des Stadttheaters in M. und daneben Kerr LuSinger, der Kapellmeister die ses Kunstinstituts. Sie saßen nun als Kritik-Areopag i« der Wohnstube des Komponisten. Frau Lenchen, die Rätin, Krug und Fräulein Josepha bildeten gewissermaßen das Volk oder Publikum bei dis- ser musikalischen Gerichtsverhandlung. Die wichtigste dieser Persönlichkeiten war unstreitig Goltz. Da er die öffentliche Meinung für M. und Um- gegend machte, die ja in Kunstdingen stets als Autoritäten schwört, so hing es hauptsächlich von seinem Urteile ab, ob der Direktor die Pforten seines Musenhauses dem Werke öffnen würde. Wenn Goltz die Oper protegierte oder gar in Verlag nahm, so war sie so gut wie aufge führt. Goltz, ein noch junger Mann, der den Musikverlag von seinem Vater geerbt hatte, war natürlich, wie solche Lokalberühmtheiten stets, von seiner Unfehlbarkeit und kri tischen Bedeutung fest überzeugt. Neben ihm der dicke Kapellmeister — »r war ein Ur bayer —, hatte nachdenklich den Kopf gesenkt und die Augen geschloffen, um besser hören zu könne«. Kn Wirk lichkeit war er selig entschlummert und öffnete nur, wenn eine besondere Kraftstekte kam, schlaftrunken seine Auge«. Im Traume umgaukekte ihn die Vision seiner Stamm kneipe, in der er sich täglich um diese Zeit vor der Vor stellung an einigen Schoppen heimatlichen Bieres erlabte. Das sehlte ihm heute, und dazu hatte er großen Durst. Bisher hatte man ihm aber nichts als Musik aufgetischt. Und Musik — gute, schlechte und mittelmäßig« — mußte er täglich so viel hören und dirigieren, daß ihm allmählich dsr Appetit darauf vergangen war. Wenn sr sich auch von Zeit zu Zeit einen moralischen Rippenstoß aab. die Natur war stärker als er, st« lieh die Musst Bola«dS nur vne im Traume an seinem Ohr vorssbergletie«. Der Herr Direktor saß dagegen mit weit geöffneten Ohren und diplomatisch verschlossener Miene da. Wenn er sich auch nichts merken ließ — er verdarb es nicht gern mit den Leuten —, im Innerste« war er empört. Die Zu- mutunq, eine noch unerprobte Oper aufzuführe«, war ein Angriff auf seinen Geldbeutel. Bo« voruherei« war der Bühnengewaltige daher entschloss?«, »ur im äußerste« Notfälle nachzugebeu, sich jedenfalls de« Urteile Goltz' anzuschließen, das ja das M—er Publikum vollständig beherrschte und vor dem auch er «tu« ti«s«v RefpM hatte. «» war der «»»Pa« beschaff««, v,r d«« ssch A,l«r« buchstäblich im Schweiße sei«es Angesicht» abmüht«. Er führte natürlich «ur die Hauptmomente de« »er- kes vor, die er mit Gesang ikustrierk. Bet den D»»S wrk Ensembles wurde er von Josepha und Krug «ntersiützt, die beide die Oper halb auswendig kannte«. Noland war zuletzt ganz heiser geworden, trotzdem »c nm mit halber Stimme sang. Endlich kam zur Freude der Zuhörend«« wie des Vortragenden der Schluß, der mit dem Tode dir Sieben den und einem gewaltige« Ensemble endigt«. Nachdem die letzten Akkorde verhallt waren, blieb Roland, wie selbst vergessen, schweigend fitzen. Auch die Hörer blieben stumm, so daß eine kleine peinliche Pause entstand. „So, meine Herren," sagte der Künstler endlich auf atmend, während er sich den Schweiß von der Stirn trock nete, „nun kennen Sie meine Oper, soweit sich das über haupt auf dem Klavier vortragen läßt. W ist ja gewisser maßen nur eine Farbenskizze im Vergleich zu einem fer tigen Bilde." Ler Kapellmeister fand zuerst Worte. AlS die Musil aujhörte, war er schnell munter geworden. „Ausgezeichnet, besonders der Schluß! Großartig!" Der Direktor, dem dieses vorschnelle Urteil unklug vorkam, hustete verlegen und sagte dann mit einem un- exsrürMchW LäKel». >
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