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M Vie Entführung. , Humoreske von Fritz Gantzer. (Schluß.) (Nachdruck verboten.) Am nächsten Vormittag trat er mit dem wehleidigsten Gesicht von der Welt und mit fest auf die rechte Wange gepreßter Hand zu Karsten ins Zimmer und bat um die Erlaubnis, amAbend in dem geschlossenenWagen nachPelzin fahren zu dürfen, nm sich einen Zahn ziehen zu lassen. Karsten willigte sofort ein, bot ihm sogar an, er könne gleich fahren. „Das ist sehr liebenswürdig, Herr Karsten, aber die Arbeit drängt. Ich kann erst am Abend fort", sagte Bredenkamp und zog ein jämmerliches Gesicht. „Nun gut, wie Sie wollen, lieber Bredenkamp I* stimmte Karsten zu, empfahl ihm noch verschiedene Mittel gegen Zahnschmerzen und wünschte mit einem Lächeln, das Bredenkamp halb diabolisch, halb mitleidsvoll vor» kam, „guten Erfolg bei dem heiklen Unlernehmen". Bredenkamp war überglücklich, daß alles so glatt ging. Nun kam es darauf an, nicht aus der Rolle zu sollen. Wenn er über den Hof ging, preßte er die Hand an die Wange. Nur vergaß er mitunter, daß es die rechte sein mußte. Er hätte im Laufe des Tages gern noch einen ver ständnisinnigen Blick und einen treuen Händedruck mit Kläre getauscht. Aber merkwürdigerweise blieb sie un sichtbar, sooft er auch um das Haus strich und sich unter allerlei Vorwänden in der Küche sehen ließ. Er tröstete sich. Am Abend gab es noch mehr als «inen treuen Händedruck. — Kurz vor acht fuhr Bredenkamp in seiner geschlossenen Kutsche seelenvergnügt vom Hose. Der Novemberabend war stockdunkel, kein Mondenschein und kein Sternenlicht. Der Wind heulte, und ein feiner Regen stob. Das Wetter war wie geschaffen zu einer Entführung. Jochen Klaus, der Kutscher, war eingeweiht und hatte zwei Taler Schweigegeld in der Tasche. Zu Bredenkamp» Verwunderung war er ohne weiteres einverstanden ge wesen, bei der Entführung der Tochter seines Brotherrn behilflich zu sein. An der bezeichneten Stelle hielt der Wagen. Fritz Bredenkamp starrte sehnsüchtig in die Finsternis. Schon nach wenigen Minuten sah er die dunklen Umrisse einer vermummten Gestalt auf den Wagen zukommen. „Kläre!" jauchzte er leise. Kläre jauchzte nicht „Fritz", sondern winkte nur zur Ruhe mahnend mit der Hand. Man stieg schnell ein, und als der Wagen davonrollte, schmiegte sich Bredenkamp eng an seine Kläre und wollte das den Kopf verhüllende Tuch fortziehen, um den süßen Mund zu küssen. Aber sie wehrte ängstlich ab, zog die verbergende Hülle nur noch fester und flüsterte «in leises „Später l" Auf ein halb enttäuschtes, halb verwundertes „Warum nur?" Bredenkamps hatte sie nur ein unverständliches Gemurmel. Das klang ihm so eigentümlich, daß er fragte: „Kläre, bist du heiser?" Eie gab auch darauf keine Antwort, zuckte mit den Schultern und lehnte sich in die Wagenecke. Dem Inspektor wurde bei dem eigentümlichen Wesen der Geliebten ganz sonderbar zumute. Zudem wunderte er sich, daß der Wagen plötzlich über ein holperiges Pflaster rumpelte. In Pelzln war man doch noch lange nicht, und bis dorthin war ja der schönste Sandweg. Er kam nicht dazu, sich weitere Sorgen zu machen; denn plötzlich schmiegte sich Kläre dicht an ihn. Und er quälte wieder: „Aber nun einen einzigen kleinen Kuß, süße Kläre!" Sie schien seine Sehnsucht nach ihren Lippen nicht länger auf die Folter spannen zu wollen; sie nestelt« da» Tuch los, so daß gerade so der Mund srei wurde, und neigte ihm den Kopf zu. Mit einem glücklichen: „Meine liebe, liebe Kläre!" suchte er im Dunkeln ihren Mund und preßte seine Lippen fest hinauf — — — um sofort wieder entsetzt zurückzu fahren; denn er hatte kein weiches Lippenpaar, sondern einen derben, stachligen Schnurrbart gefunden. Und gleich darauf hörte er auch schon di; grollende, höhnische Stimme des Domänenpächters Heinrich Karsten: „Das stippelt wohl, mein Besler? Allerdings, einen Rosenmund haben wir nicht. Und nach Pelzin und Stettin und Gott weiß wohin geht's auch nicht, wir sind schon wieder in unserem guten alten Doberthin." Und wirklich, da hielt der Wagen. Wie würde die Geschichte enden? Wie es schien, nicht günstig. Der Domänenpächter nahm den völlig geknickten „Ent führer" mit ins Haus und hielt ihm eine donnernde Philippika. Und es wirkte urkomisch, wie der kleine erregte Mann im Weiberrock und mit dem verrutschten Kopftuch durch das Zimmer rannte und polternd schimpfte. In seinem Grimm hatte er ganz vergessen, sich der Verklei dung zu entledigen. Endlich sank er gänzlich erschöpft in seinen Lehnsessel. „Wenn wie wieder eine Entführung beabsichtigen, dann suchen Sie sich vor allem bessere Mithelfer, mein Lieber. Dieser Döllenbusch hat den Brief an meine Tochter in meiner Gegenwart übergeben, und damit war alles ver raten. Ich hätte ja kurzen Prozeß machen und Ihnen einfach sagen können, daß ich alles wüßte. Aber dann überlegte ich mir, daß es köstlich sein müsse, Sie zum besten zu haben. Und Heinrich Karsten lachte, daß ihm die Tränen über die Wangen liefen, und schlug ein über das andre Mal mit der flachen Hand auf das Knie. Bredenkamp war es gar nicht lächerlich zumute. Er kam sich fürchterlich blamiert vor. Jedenfalls war es nun auch mit jeglicher Hoffnung, Kläre einst zu besitzen, end gültig aus. Als Karsten sich endlich beruhigt hatte, stand er auf, entledigte sich des Kleides und des Kopftuches und warf beides in eine Ecke. Dann stellte er sich mit einem ernsten Gesicht vor Bredenkamp auf und sagte: „So, nun ein vernünftiges Wortl Sie hotten mit Ihrer Entführung eine ziemlich unverschämte Sache vor, mein bester Bredel»- kampl Eigentlich müßte ich Sie sofort entlassen. Aber die Kläre heult seit gestern abend zum Steinerweichen und versichert, sie lasse nimmermehr von Ihnen." Bredenkamp lächelte glücklich und wagt« trotz alle» Mißgeschick» auf ein gutes End« zu hoffen. Und das Lächeln bemerkend, fuhr Karsten fort: „Na, mit dem Freuen hat's noch gute Weile, Bester! So schnell geht's trotz Heulerei und allen möglichen Versicherungen denn doch nicht! Gegen einen Aerlobungskuß heute abend will ich nichts einwenden. Aber zum nächsten Ersten be mühen Sie sich wohl um eine anders Stelle, nicht wahr? Vielleicht nach zwei Jährchen ließe sich dann auch über die Hochzeit reden." Fritz Bredenkamp wollte das mit der anderen Stelle und den zwei Jahren gar nicht recht in den Sinn. Schließ lich aber war er doch froh, daß ihm ein endliches Glück in Aussicht stand. Doberthin sah am demselben Abend noch ein glück liches Brampaar. Nicht minder glücklich war Jochen Klaus über seine beiden mühelos verdienten harten Taler. — Und als F>itz Bredenkamp zwei Jahre später seine kleine Frau Kläre in ein shmuckes Gutshaus „entführte" und Jochen Klaus das junge Paar in dem geschlossenen Wagen nach dem Pelziner Bahnhof fuhr, war Jochen Klaus noch glücklicher. Denn diesmal drückte ihm Fritz bredenkamp ein Zwanzigmarrstück in die Hand. Die Eifersüchligerü In einer Garlenbauausslellung hatten sich Herr und Frau Lobe mit Herrn nnd grau Liebe ein Rendezvous gegeben. Während die Damen sich nach halbstündigem UmherwanLern auf einer Bank niedergelassen hatten, waren die Herren noch weitergegangen. Plötzlich hörten die Ehefrauen die Stimmen ihrer Männer sich wieder nähern, doch waren diese selbst durch ein Gebüsch von ihnen getrennt. Deutlich erschallte jetzt Liebes Stimme, der zum höchsten Entsetzen seiner Fran fel .eude Worte sprach: „Ich muß sagen, ich finde Frau Eilen Hart reizend, ich bin ganz verliebt in sie." „Wirtlich?" warf Lobs ein, „na, mir gefällt die zier liche Madame Lolotte besser. Ich sah sie voriges Jahr ans der Ausstellung zum ersten Male und habe mich so fort in sie verliebt. Solch herrliche und doch so zarte, graziöse Formen —" Weiter kam er nicht, denn die beiden Gattinnen stürzten sich wutentbrannt ans ihrs betreffenden Ehemänner. Bon zornigen Worten kam es zu Tränen und schließlich zu Nervenaufällen. Die unglücklichen Männer konnten gar nicht zu Worte kommen, und als es ihnen endlich, nachdem sie bei den übrigen Ausstellungsbesuchern längst unliebsames Aussehen erregt, gelang, ihre aufgeregten besseren Halsten zu überzeugen, daß unschuldige Chn;- sancöemen die Ursache der ganzen Szene gewesen, da wußten die beiden Damen wirklich nicht, sollten sie siq über die Grundlosigkeit ihrer Effersucht mehr sreuen oder schämen. Allerlei aus nah und fern. — Kaum glaublich — aber wahrl Aus Duderstadt (Eichsfeld) wird geschrieben: Bei der Verteilung der Eier- Bezugskarten wurden einem hiesigen Einwohner die Eier vorenthalten mit der Begründung, er habe — 5 Hähne I Die Hähne waren bei der Geflügelbestandsaufnahme als solche richtig angemeldet,' sie dienen als Notbehelf für die durch das ganze IahrZ°19I7 fehlenden Fleischkarten. Nun ist guter Rat teuer. Wie bekommt der Mann von seinen Hähnen die Eier, auf die er Anspruch hat? Sach verständige aus Gesiügelzüchterkreisen stehen ratlos da, auch gütliches Zureden bei den Hähnen hat nichts genützt. Wer weiß Rat? Bildung eines QarldaldL- Korps in Italien - „Deutschland erbittere!" Wö-Amc/nF ein /vo w Ire Nomcme «dcö AcoofcaFenö« ös/- unA -diö ösoA- «ü-Z Äomane Aosken/o« »«An«! u. öie an 7^ Stelle von Montag, en 4. d. 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