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Der „deutsche MMarlsmus" als Kultur- t äger. In dem besetzten Frankreich schaute unter einer dünnen Firnisschicht altes andere denn alte Kultur hervor. Zwar hingen in den Räumen von Schlössern und Priooihäusern alte Bilder, welche Kunsiwer! hotten, daneben aber waren, bezeichnend für die Bildungsstufe und den Kunstsinn der Besitzer, billige Warenhausartikel von beispielloser Ge« schmäckiofigkeit zu erblicken. Bronders ausfallcnd war der Mangel an Sinn für Reinlichkeit. Äußere Eleganz verdeckt die Unsauberkeit in Kleidung und W houng. Vergeblich sucht man selbst in vornehmen französischen Häusern nach Badezimmern, noch gu;en WosLaelegenhe-ten, nach Aborten, ne. durch Wasserspülung den Gesundheitsbedürfn-ffen ent- prechend eingeUchtet sinh. Häuser und G-raßen selbst in wüßeren Städten hoben keine Kanalisation- Diesen Um» tönden entsprechend läßt die Grsundheit der Bevölkerung zu wünschen übrig. Typhus, Rubr und sonstige ansteckende Krankheiten, insbesondere auch Tuberkulose, erhöhen die Etcrblichkeiisziffer des französischen Volkes, von Geschlechts» krsnkueiten ganz zu schweigen. Das Leu schr Heer hat überall, wo eS sich längere Zeit aufhatten mußle, unverzögl ch Ordnung geschaffen. Abzugs graben wurden gebaut, die Trinkwasserverhättniffe gebessert, die Abwüffer in ein System gebracht, gesundheitsgefähuichs Schulen geschlossen, de Kinder in Hellen, lustigen Räumen untergebracht. Wo es möglich war, wurden Kinderhorts geschaffen, Krankenstuben eingerichtet, sür die Versorgung kranker, hilfloser, alter und sonst bilstbedürstlger Leute ge sorgt. Der Gartenbau wurde gepflegt, eine rationelle Obst» und GemüseverweUung eingerichtet, durch intensive Bswirt- schastung die Fruchtbarkeit des Ackers erhöht. Ferner wurde eine ganze Reihe industrieller und wirtschaftlicher Anlagen inS Leben gerufen, Elektrizitätswerke errichtet, «roße Sägewerke, Torsgewinnungsbetriebe, Mineralwasser» sabrtken und dergl. mehr geschaffen. Zur Hebung der geistigen Funktionen hielt der deutsche Soldat darauf, Laß regelmäßiger Schulbesuch die Kinder beS be setzten Gebietes förderte, daß Zeitungen, Theater und Vor träge den Erwachsenen zugute kamen. Dal deutsche Schwert hat' sich als ein mächtiger Organisator «nd Kulturträger erwiesen. Churchill und Pichon. „Da speit das doppelt geöffnete Haus zwei Leoparden mit einmal ans! Der englische Munitionsminlsier Winston Churchill, dieser Hans Dampf in ollen Gaffen, und der französische Minister des Auswärtigen Pichon stürzten gleich zeitig auf die Rednertribüne und sagten ihr Sprüchlein über dis Kriegszielfrage her. Ist» Churchills Rede mischten sich Hoch'ahrenheit und schlotternde Sorge in merkwürdiger Weise. Der Minister begann mit dem Satze, jetzt sei eZ Zeit, dem Feinde die Friedens - Bedingungen der Enteme auszuerlegen. Die Alliierten, so fuhr der Minister fort, Lie vom Beginn ab am Kriegs teiinshmen, haben schwer gelitten. Sie unter stützten die Sache, welche Amerika jetzt, Grit sei Dank, auch zu der feinigen gemacht hat, indem sie andauernd 10 bis 18 Millionen Soldaten im Felde erhalten und davon 3 bis 4 Millionen in Schützengräben. Unsere Reichtümer sind fortge schwemmt, un'ere Häuser mit Trauer überzogen, unser« Industrie- und Finanzir-stitute sind in dem Schmelztiegel LsS Weltkrieges aufgelöst. Dann wandte sich Churchill an bst! Bereinigten Staaten und sagte: „Baut Sch sie, wodurch allein eure mächtige und unbeschränkte Hilfe sich frei ent wickeln kann! Gebt unS Kredit in Form von Kriegsmate- r!«h ohne LaS wir unsere Vollkraft nicht aufrechterhalten können. Benutzt jeden verfügbaren Schiffsraum, um uns FerkigÄbrikate lieber noch als Rohstoffs zu senden. Führt uns Mahl zu lieber als Erze, Granaien lieber als Stahl und Sprengstoff« lieber als die großen Raum einnehmen den Rohstoffe dazu. Sport Schiffsraum! Eins weit größere Sparsamkeit in dieser Hinsicht ist dringend geboten, um bas Eintrefffen der tapferen Armeen der Vereinigten Staaten auf den Schlachtfeldern zu erleichtern und noch zu be- schleum.cn. . .Lis letzten Reserve«, so fuhr Churchill fort, LeS Die Mrlammlansche Saigon. Um diese Jahreszeit pflegten einst im glücklichen Frie' Len die parlamsntanschen Beratungen ihren Höhepunkt zu erreichen und die gesamte politisch denkende West gefangen zu nehmen. Auch Heuer, im vierten Kriegswinter, sind di« Parlamente in Tätigkeit getreten; aber bas empfindet ein jeder unter uns, die parlamentarischen Verhandlungen er wecken nicht entfernt den Widerhall in den weiteren Kreisen unseres Vo kcS, wie es in der FriedenZzeit geschah und als ganz selbstverständlich galt. Die Klänge, die von außen her, van den Schlachtfeldern und neuerdings anS Brest- Wowsk in die Verhandlungen unserer gesetzgebenden Köiperichasten Hineindringen, übertönen diese so laut, reih.-n LaS Interesse vor ihnen so gewaltig an sich, daß dis Worts ans dem Wallwba» wie aus Lem preußischen Parlament in der Prinz-Ai brechtstraße den einst gewohnten Eindruck nicht hervorzurufcn vermögen. Und genau betrachtet, mutz man es dem Deutschen Reichstag als hohes Verdienst an» rechnen, daß er gegenüber den wettbewegendrn Fragen weise Zurückhol ung beobachlet und auf eins stürmische Ein» mischon; in den Gang der Dinge Verzicht lrist t. D'e öffentlicke Meinung ist ohnehin erregt genug, und es ist in hohem Maße dankenswert, daß der Reichstag hier nicht noch O! ins Feuer gießt, sondern durch sein wahrhaft vater ländisches Verhallen beruhigend und versöhnend wirkt. Wichtigste Veralungsgegenstünds sind es, die, abgesehen von den großen Kriegs« und Fri-denssragen, von den Parlamenten zu erledigen sind. In Preußen ist die ur endlich schmierige Wohlreform in Ver bindung mit der Erneuerung des Herrenhauses und einer N ure, elung der eiotsrechtlichen Befugnisse Leider Häuser Les Landtags zu erledigen. Die Ausschußverhandlungen ü'mr die Neformsorlaaen haben bisher jede Schärfe nach Mo l-chkeit zu vermeiden gesucht, aber doch den Eindruck aus der ersten Lesuna in den Vollsitzungen bekräftigt, baß es auß-rordentticher Mähe bedürfen wird, das Reformwerk in der vom Könige und Kaiser persönlich geforderten und M<be:henen Gestalt zur KurLlüdruno zu 'bringen. Auf Kredits wte der Mannick',attsbestände mästen geopfert werden. Die jungen Männer wüsten ausnahmslos an die Front und die älteren deren Stellung in den Munitionsfabriken einnchmen. Auch die Frauen sollen stärker herangezogen werden. Eine Rationierung soll die gerechte Verteilung der Lebensrnittel sichern. Jeds-Tonne Nahrungsmittel kommt einer Tonne Geschosse gleich. Der orößte Slmmlauf oieses Krieges wird v rbe:eitet. Der Minister schloß dann mit dem üblichen Ausdruck feiner Sieges »verficht, van der in seiner ganzen Rede keine Spur zu bemerken war, die im Gegenie-l ein Bekenntnis der immer bedrohilcher werdenden Schwäche Englands darstellte und vielleicht nicht gehalten worden wäre, wenn sie nicht als ein Appell an Amerikas schleunige und ausreichende Hilfe hätte wirken fallen. Herr Pichon erwartet anscheinend von England und Amerika nicht das Heil, sondern hat die Empfindung, daß diese beiden Mächte vornehmlich aui Frankreichs Anstren- pungen rechnen. Er klammert sich daher noch immer an Rußland an und sucht den asten Bären, dem die schöne Mar-anne soviel zuliebe getan, wieder an sich zu fesseln. Pichon meinte, Frankreich habe Rußland nach keineswegs aufgegsben und sei mit allen Teilen des ruf ischen Volkes ohne Unterschied in Berührung geblieben. Der einseitige Anschluß der Sozialisten an die Maximalisten wäre ober eine Gefahr iür Frankreich. An dem Tage, an dem der Vierbund unmittelbar mit Friedensvorichlägen an Frank reich herantritt, so fuhr Pichon fort, würde die Regierung diese Vorschläge in Übereins! mmung mit den Negierungen der Alliieren prüfen. Von Verhandlungen mit der usurpa» torischen Gewalt in Petersburg könne keine Rede sein. War KerenSki kein Usurpa'or? Und mit welcher Liebe wurde er von der westlichen Emente umfangen, nur weil er zu deren Gunsten d-m Krieg fortzus tzen ver'prach. Die Kammer sprach der Regierung nach Pickans Rede mit 897 Stimmen gegen die bemerkenswert Hohr Minderheit von 14ö Stimmen daS Vertrauen auS. Bescheiden ist der Mann nicht! ? Nm Charakter und an der Persönlichkeit des nord* amerikanstchsn Präsidenten Wilson ist aus Anlaß seiner neuesten Rede wieder viel herumgeralen. Gewöhnen wir uns ab, hinter diesen Mann etwas zu suchen, was er sein könnte, sondern nehmen wir ihn einfach als das, was er ist: Ein unbescheidener und rücksichtsloser Geschäftsmann, den früher Ler Zufall den block eines Prosesjprs gab, und später seine Agttations-Eeriff nheit zum Präsidenten der Vereinigten Staaten machte. Ein Staatsmann ist er nicht. Er würde ebenso gut den Posten eines Stahl-Spekulanten oder Petroleumkönigs verwaltet haben. Bescheiden ist der Mann nicht. Er will die Welt nicht mit Säbel und Gewehr erobern, aber mit dem Dollar für die amerikanische Spekulationssipps sich dienstbar machen. Demokratisch ist das nicht, aber schmutzig, habsüchtig. Von allen Krankheiten ist die Habsucht die ansteckendste, Lie in Amerika am verbreitest«« ist. Deutschland konnte die AuS« poveruvgSversuche von drüben her kühl mit anseben, das biß Wilson und Genossen wie ein MuSkito im Sommer. Alle anderen kriegt« er schon; und mit England gedachte er schließlich halbpart zu machen. Darum sollen wir daran glauben, und Li« übrigen kriegen später ihre Rechnung. l Es gibt auch wohl keinen Mann in Amerika, die übrige Welt steht in diesem Punkt fowiejo zurück, Len LaS Bcsser« wDen so in Kielst- und Mut Lbsrgeganven mar«, wir Wilson. Er hält sich sür Len berufenen WeltschtedSrichter um so mehr, al- damit seine egoistischen Pläne gefördert werden. Und ans dem Bsslerwiffen stammt der persönliche Ehrgeiz, seinen Ramen neben den Washingtons in der Ge schichte der Vereinigten Staaten prangen zu sehen. Er ist das Produkt nordamerikanischer Kultur, wie Barnum. Vor hundert Jahren kam der neu gewählte Präsident Jackson auf seinen Farmer-Klepper vor Las Kapitol in Washington geritten, allein, und band selbst den Gaul an einen Zaun an, um sich für sein Amt vereidigen zu lasten. Heute raffelt dort Wilson mit der Reklame-Trommel und bläst die Ge schäfts-Posaune. Die Amerikaner haben kamst fertig zu werden, nicht wir! Grund Liefer Fassung würde sich das prffußls ys Ad^cora« nstmdaus nach statistischen Feststellungen zusammenletzrn aus L1 Konservativen, 84 Fi eittm erm-ttoen, 46 National- liberalen, 49 Fortschrittlern, 92 ZenstumSomireiecn, 41 Po len, 101 Sozialdemokraten und 11 Vertretern anderer Par teien. Allen Bedenken gegen die Neuerung tritt die Re- pierung nach wie vor mit der Erklärung entgegen, daß daS Gesetz auf dem Vertrauen zur deutschen Arbeite:schäft aus- gebaut sei. Das eine muß man sagen, daß kn pmücumnta- »ischen Kreisen die Meinungen über das Zustandekommen des Gesetzes zum mindesten stark geteilt sind. Bis zur En'- scheidimg wird auch nach eine geraume Anzahl von Wochen vergehen, und es ist nicht dorrst zu rechnen, daß das Ple num, das am Dienslag dieser Woche wieder Zusammentritt, sich alsbald mit der zweiten Lesung der Reformvorlags zu beschäftigen haben wird. Der Deutschs Reichstag ist einstweilen nur in seinem Hm piausschust tätig, nachdem er freiwillig auf den Zusammentritt zur Besprechung der Brest »Litowsker Verhandlungen verzichtet hat. Erst im Februar werden die Plenarvsrhündlungen wieder aufge- nommen werden. Aber deshalb b-findet sich die brutsche Volksvertretung doch im dauernden Kontakt mit den leitenden Ncichsstell-n. Im Hauplsueschuß werden die schwebenden Fragen sehr gründlich erörtert. Zu dem Zweck hat die-e Körperschaft, die ursprünglich sich nur auf wenige Tage in Berlin versammeln wollte, eine ganze Reihe von Sitzungen abgehaitrn und wird bis auf weiteres zu täglichen Ver handlungen auch noch in der Reichshauptstadt vereinigt b-eiben. Speziell über die Bteft-Litowskcr Verhandlungen werden die Volksvertreter dauernd auf dem Lausenden erhalten, indem die Parteisührer einen Tag um den andern im Auswärtigen Amte genaue Informationen entgegen- vchmen. Die parlamentarische Mitarbeit ruht also auch während des Krieges und onaefichts der zu erwartenden folgenreichen E- tscheidungen im Osten keineswegs ; nur drängt sie sich, entsprechend der Forderung des Tages, weniger laut in die Öffentlichkeit als sonst. Die vom Reichstage nieder» gelegteu Ansichten und Wünsche bezüglich dec Friedensver» ^mrdiunpes mit Rußland finden -an Lem Brest-Litowsksr KrmZZckM, Neus NeichSfLsuer» ? Die Finanzminister der Einzelstaaten waren in Berlin versammel», um vor der Einbringung LcS Reichsetais mit dem ReichLschaksekretör über Einzelheiten LeS Reichshaushalts zu beraten. Im Anschluß an die gemeinsame Besprechung waren di« Finanzminister und " «ine Anzahl politischer und par« lamentarifcher Persönlichkeiten zum Grafen Roedern geladen worden. WaS wird aus Polen? Im Zusammenhang mit Len durch die Anwesenheit der polnischen Regierung ange regten Erörterungen und Erwägungen dürste es interessieren, daß einer halbamtlichen Berliner Meldung der „Köln. Ztg/ zufolge, nach Andeutungen von gut unterrichteter Seite die sogenannte oustro-polnische Lösung durchaus nicht sa aus sichtsreich ist, wte gemeinhin angenommen wird. Weichen Einfluß hierbei Lie wirLfchafllichen Gesichtspunkte haben, möge dahingestellt sein. Im Hauptausfchuß des Reichstags wurden Li« privattechtstchen Derhältniffe zwischen Deutschland und Ruß land in zum größten Teil vertraulicher Aussprache erörtert. Ein Vertreter Les Auswärtigen Amtes erklärte dabei, eS handle sich um die schwierigsten Fragen, die femals del RschLLanwendung gestellt worden sind. Der Zusammen bruch der Nechtsbeziehungen zwischen den Völkern gehör« zu den erschütterndsten Erfahrungen der Kriegszeit. Deutsch land habe stets versucht zu verhindern, daß der Krieg auf die privaten NechtSbrztehungen Überpreise. DaS fei leider nicht gelungen. Es sei ein großes Trümmerfeld, vor dem wir stehen. Bei der ungeheuren G-öße der Aufgabe, aus Lem Zusammenbruch deS inieinotionalenRecht- neue öffent liche und private RschtZbeziehungen zwischen den bisher kriegführenden Staaten hcrzustrllkN, und der Kürze der in Brest verfügbaren Zeit ist naturgemäß eine vollständig« Regelung unmöglich gewesen; doch ist «S gelungen, di« russischen Delegierten zur Annahme der d.utfchen Vorschläge über Wiederherstellung Ler Staatsverträge, über Außerkraft setzung der Kriegsgesetzr, über die Wiedereinsetzung in ver letzte Privatrechie und Entschädigung sür solche, die ver nichtet sind, über die Sühne für völkerrechtswidrige Gewalt akte außrrbalb des KriegSgebieiS und über die Regelung der Kriegslasten und KriegsschSden zu bewegen. Pairsschnb? In den Wandelhallen deS Reichstag- geht das Gerücht, zu Kaisers Geburtstag solle dem Mon archen die Berufung einiger Herren in die erst« preußisch« Kammer vorgrschlagen werden, dis für das Reichstags- Wahlrecht in Preußen stimmen würden. Dabei werden Ler Präsident des Re-chetags Kurmpf, der frühere Reichskanzler Dr. Michaelis, der nationalltberale Abgeordnete Fritsch und andere genannt. Eine Bestätigung der Angaben bleibt abzuwarten. Die NslchstagZersotzwah! in Boutzen für Len verstorbenen Abgeordneten Graefe war die erste Reichstags- Nachwahl während des Krieges, die unter Aufhebung des BurgfriedenS siattgefunden hat. Es erhielten der konser vative Kand'dat Herrmann 6957 Stimmen, der Sozial demokrat Uhlig 6416 und der Fortschrittler Pudor 8528 Stimmen. Es heißt, die Fortschrittler würden diesmal in der Stichwahl sür den Sozialdemokraten eintreten, so daß dieser, und nicht wie bei der letzten Havptwahl der konservative Kandidat gewählt werden würde. Bemerkens wert war der starke Rückgang der Zahl der Wahlberech tigten von 86 000 im Jahre 1912 auf nur 22 000. Gras Westarp über die deutsche Zukunft. Auf einer konservativen Versammlung in Hamburg äußerte der Parteiführer Graf Westarp, die Lücke verlange, dag im Rat der Krons nur die Stimmen jener entscheidend sein dürfen, die der Volksvertretung verantwortlich sind. Für die Mchrheitsparteien deS NeickStagS, der ReichstagS- refolution vom 19. Juli ist der Reichskanzler lediglich d:S Organ der Reichstagsmehrheit. Deren W lle soll sür die Gestaltung des Friedens absolut maßgebend sein. Deshalb wollen sie die „schärfere Abgrenzung der Befugnisse zwischen Zivil und Militär"; deshalb fordern sie, daß der General nur seine Schlachten schlägt, alles übrige ober dem voll ziehenden Ausschuß der Parlamentsmehrhett überläßt. So steht das deutsche Volk vor der Wahl. Soll bi« Feder der Diplomaten ge ührt werden nach dem Diktat der ' M-chrKett Er---eroer-S^'-'it'emann (stürmische Zuruse: Niel Ksnserenztischkdie ihnen gebührende Beachtung, so daß von einer Austchaltung des Voikswillens keineRede sein kann. »»«Win Unsere Studenten. Unsere Siudenisn sind ein Slolz der ganzen Nation, kenn längst ist die Zeit vorüber, in welcher sich der akade. mische Nachwuchs aus einer begüterten Oberschicht beS Voll kes rekr, t erte. Wir besitzen mehr Gelehrte und Beami» von Ruf, die sich aus den Kreisen ter markigen Knochen zu einer B-mühmchei! emporgesch-oungen h'b n. Der lange Krieg hat viele Tausende von Studenten aus den Hörsälcn fort« gerissen, die nun bald 42 Monate den Studien entfremdet sind. Sie können nach diesen langen Krtegsjahren nlchls dafür, daß der Name eines alten Studenten auf sir An wendung findet. Aber nicht so sehr kommt es darauf an, als auf die auch sonst veränderten Verhältnisse. Wer so lange Monate seinen geistigen Studien ferngeblieben ist, Hai viel vergessen. Er muß später wieder neu lernen, und daß mit den fortgeschrittenen Jahren und nach den durchgs- machjen Kriegsstrapazen dos Lernen erschwert wirb, bedarf keines Nachweises. Das Wiede-beginnen einer Lernzeit im Atter vor! 25 Jahren und darüber ist keine Un bre, im Ge genteil, die Würde ziert, aber daß es eine Bürd« ist, ist nicht zu stugnen. Daß darunter mehr Zukunstswünsche, namentlich auch bezüglich der Verheiratung, leiden, soll nur nebenbei getagt werden, ebenso, , Laß ein angehender Dreißiger einem Examen mit ganz anderen Empfindungen gegenübersteht, als ein um fünf Jahrs jüngerer Mann. Ferner ist ost unbestimmt, ob die finanziellen Verhältnisse der Angehörigen eines Studenten nach dem Krieg« noch dieselben sei» werden, wie sie 1914 eS waren. Das find viele Gesichtspunkte, dis noch genaue und baldige Erwä gungen an Len maßgebenden Stellen der deutschen Bunä-S- staaien herauZfordern. Die jungen Akademiker sind vielfach Osfiüere'grwo'den, sie haben also ihre vollst« Schuldigkeit getan. Die Härten, welche in ihrem Lebensberuf sich aus- getürmt haben, sind nicht immer zu beseitigen, aber pe wer« den doch gemULert werde« körmes.