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MabenauerAnzeiger ZMW sirHmM, WMs, Sch, Skrmikrs, W»«,S»eWtz »sw. Amtsblatt für den Stadttat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis l.rrO Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Pfg., für auswärtige Inserenten 20 Pfg., Reklamen 30 Pfg., im amtlichen Teil 35 Pfg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch ausgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Nummer 17. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 ZWUMg, den 7. Mmr 1918. Drahtanschrift: Anzeiger ZI. MM». Amtlicher Teil. Bersüttm von Mtossck M Kartsssel- erzeWW. § 4 der Verordnung des Präsidenten des Kriegs- ernährungsamtes vom 16. August 1917 bestimmt: Kartoffeln, Kartoffelstärke, Kartoffelstärkemehl und Erzeugnisse der Kartoffeltrocknerei dürfen, vorbehältlich der Vorschrift in Absatz 2, nicht verfüttert noch zu Futter zwecken verarbeitet werden. Verfüttert werden dürfen nur Kartoffeln, die nicht gesund sind oder die Mindestgröße von l Zoll (2,72 Ztmtr.) nicht erreichen. Die Vorschrift wird in Erinnerung gebracht. Zu widerhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe bis zu 10000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. Neben der Strafe können die Vorräte, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, eingezogen werden, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. Dresden-Altstadt, am 1. Februar 1918. Königliche Amtshauptmannschaft. Knochensammlung Die Schule nimmt nach wie vor „jeden Posten Knochen" zur Ablieferung an die Verwertungsstelle für Oele und Fette entgegen. Größere Posten werden bei Benachrichtigung gern abgeholt. Die Ablieferung von Knochen, selbst der kleinsten Mengen (unter 100 g) findet jeden Sonnabend vormittags von 10—11 Uhr in Zimmer 4 gegen Bescheinigung statt. Die Schuldirektion. Von den Kriegsschauplätzen. (Amtlich) Großes Hauptquartier, 4. Februar I9l8. Westlicher Kriegsschauplatz. An vielen Stellen der Front Artillerietätigkeit, die sich namentlich in Flandern zwischen dem Houthoulster Walde und der Lys, sowie beiderseits der Scarpe gegen Abend steigerte. Westlich von Bellicourt scheiterte ein starker Erkun dungsvorstoß der Engländer; an der Ailette, nördlich von Braye, drangen die Franzosen vorübergehend in unsere Postenstellung ein. Eigene Infanterie und Pioniere holten nordwestlich von Bezonvaux 19 Gefangene aus den französischen Gräben. In den Luftkämpfen und von der Erde aus wurden in den beiden letzten Tagen 18 feindliche Flugzeuge und 2 Fesselballone zum Absturz gebracht. Italienische Front Zwischen Etsch und Piave vielfach Artilleriekämpfe. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. (Amtlich) Großes Hauptquartier, 5. Februar 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Von der Küste bis zur Lys Artilleriekampf, der sich am Abend an der Bahn Boesinghe—Staden bei Ab wehr eines englischen Vorstoßes, sowie zwischen Paschen- daele und Becelaere beträchtlich steigerte. Auch südlich der Lys, am La-Bassee-Kanal und an der Scarpe lebte die Feuertätigkeit zeitweilig auf. E erfolgreichen Erkundungen südlich von Armentie res und ber Graincourt wurden einige Engländer gefangen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz Badische Stoßtrupps drangen südlich von Beaumont tief in die französischen Stellungen, fügten dem Gegner schwere Verluste zu und kehrten mit 33 Gefangenen und mehreren Maschinengewehren in ihre Linie zurück. Heeresgruppe Herzog Albrecht Auf den Maashöhen nördlich und südlich von Saint Mihiel lebte die Gefechtstätigkeit am Nachmittage auf. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts neues. Lokales and ZaMches. Rabenau, 6. Februar 1918. * Gefängnisstrafe für Beschädigung von Wei den und Abreißen von Weidenkätzchen! Die für die Bienenzucht unersetzlichen Weidenkätzchen, die zu Beginn des Frühjahrs den Bienen fast die einzige Nahrung geben, werden noch immer von gedankenlosen Menschen abgerissen, obwohl solches Gebühren schon durch das Forst- und Feldstrafgesetz mit empfindlicher Geld- oder Haftstrafe bedroht ist. Neuerdings sind nun außerdem die Weiden mit Stock und Rinde zur Sicherstellung von Kriegsbedarf beschlagnahmt; und wer sich an diese Be schlagnahmeverfügung nicht hält, auch wer unbefugt Weiden beschädigt, verwendet, verkauft oder kauft, hat jetzt sogar Gefängnisstrafe zu erwarten. Es werden daher alle Spaziergänger, ob alt oder jung, eindringlich davor gewarnt, die Weiden zu beschädigen und Kätzchen zu pflücken. Die Beschlagnahmeverfügung mit ihrer strengen Strafandrohung geht aber auch die Blumen geschäftsinhaber und Händler an, und auch die Besitzer von Grundstücken, in denen Weiden stehen, sind daran gehalten. Die Aufsichtsbeamten sind angewiesen, aus Durchführung der Vorschriften scharf zu achten. * Zum vierten Kriegsweihnachten hat der Landes- ausschuß der Vereine vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen für die Heeressendung von Liebesgaben ins Feld und in die Lazarette im Kampfbereiche und in der Hei mat weit mehr als 309000 Mark aufgewcndet; hiervon etwa r/z an Geldspenden im besonderen für die Veran staltung von Weihnachtsfeiern, den Ankauf von Ge schenken in den Lazaretten usw,, aber für Liebes gabensendungen selbst. * 80000 unanbringliche Pakete. Im Gebiet der Reichspostverwaltung wurden im Jahre 1917 nach einer amtlichen Mitteilung nicht weniger als 80000 Pakete ohne Aufschrift zugunsten der Postunterstützungskasse ver steigert. Diese 80000 Sendungen waren mit unzu reichenden Aufschriften versehen oder so schlecht beklebt, daß die Adresse abfiel. * Meisterprüfung. Die im Bezirke der Kreis hauptmannschaft Dresden wohnenden Handwerker, welche sich der Meisterprüfung im Sinne von Z 133 der Ge werbeordnung im bevorstehenden Frühjahr unterziehen wollen, werden darauf hingewiesen, daß sie ihr Gesuch um Zulassung zur Prüfung bis zum 15. Februar an die Geschäftsstelle der Geweroekammer Dresden, Grunaer Straße 50, einzusenden haben. Später eingehende Ge suche können möglicherweise erst im Herbst 1918 Berück sichtigung finden. Beerwalde. Die Eheleute Heinrich Lieber und Frau feierten am Sonnabend die goldene Hochzeit. Von Herrn Pfarrer Wächter wurde ihnen mit den herzlichsten Glückwünschen eine Bibel überreicht. — In der Nacht zum Sonntag wurde unser Dorf von Dieben heimgesucht. In drei Gütern wurden durch Kellereinbrüche beträcht liche Mengen von Nahrungsmitteln und Wein gestohlen. Die Diebe bedienten sich zur Fortschaffung ihrer großen Beute wahrscheinlich eines Wagens. Freiberg. Ein Urlauber aus einem Dorfe bei Frei berg fand bei der Heimkehr ein nicht von ihm stammen des Kind vor. Die treulose Frau hatte mit einem Kriegsgefangenen Verkehr gehabt. Der Mann brachte seine Kinder sofort bei Verwandten unter. Das gericht liche Nachspiel wird folgen. Radebeul. Hrrrn Gemeindevorstand Werner wurden aus Anlaß seines 25jährigen Gemeindevorstandsjubiläums zahlreiche Ehrungen zuteil; unter anderem überreichten ihm die Industricfirmen des Ortes unter Anerkennung der hohen Verdienste des Jubilars die Summe von 10000 Mk. in bar als Grundstock zu einer „Gemeinde- vorstand-Werner-Iubiläums-Stiftung" für gemeinnützige Zwecke zugunsten der Gemeinde Radebeul. Radebeul. Vierfacher Mord und Selbstmord. In der Nacht vom Sonntag zum Montag hat der in Rade beul, Marienstraße Nr. 17 wohnhafte Kaufmann Haschke sich, seine Ehefrau und seine drei Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren mittels Leuchtgas vergiftet. Die Familie befand sich in auskömmlichen Verhältnissen, so daß man annehmen muß, daß nicht Nahrungssorgen den Beweg grund zu der Tat bilden. Haschke zeigte aber seit langer Zeit ein krankhaft erregtes Wesen, das mit Schwermut abwechselte. In einem solchen Anfalle dürfte er die Tat vollbracht haben. Er scheint aber im Einverständnis mit seiner Frau gehandelt zu haben, denn die Eheleute hatten vorher ihre Verhältnisse geordnet und letztwillige Ver fügungen getroffen. Haschke hat, um sein Ziel zu er reichen, durch die Wand von der Küche nach dem Schlaf zimmer ein Loch gemeißelt und durch dieses einen Schlauch geleitet, den er mit dem Gashahn der Küche verband. Da sich bis Montag mittag 12 Uhr noch nie mand von der Familie Haschke gezeigt hatte, schritt man zur polizeilichen Öffnung der Wohnung und fand die fünf Personen entseelt in ihren Betten liegen. Nach Aussage des hinzugezogenen Arztes ist der Tod schon während der Nacht infolge Gasvergitung eingetreten. Pockau (Erzgeb.). Eine von hier ausgehende Be wegung der Anhänger des Holzwarenkleinfabrikanten Lorenz hat als Ziel die Zugehörigkeit zu den 145 000 Auserwählten beim Weltuntergang, der für den bevor stehenden 17. Februar prophezeit wird. An diesem Tage beginnt eine Sündflut; die Auserwählten wollen sich am Hainberg bei Olbernhau in eine Arche flüchten. Davon allerdings, daß die Arche wirklich gebaut ist, hört man nichts! Leipzig. Eine Vereinigung, an deren Spitze der öster reichische Konsul in Leipzig, Dr. Petersmann, der Besitzer des Spamerschen Verlages, steht, hat eine ganze Häuser reihe, angefangen vom Hotel Russischer Hof in derPeter- straße bis herum in die Sporergasse, angekauft. Auf diesem Gelände soll ein großer Meßpalast erbaut wer den. Ein zweiter Neubau soll nach einem Projekt von anderer Seite an der anderen Ecke der Sporergasse eben falls für Meßzwecke errichtet werden. Leipzig. Wegen Unterschlagung und Handel mit Brotmarken (es kommen über 14090 Stück in Frage) verurteilte das Landgericht die Botenehesrau Groß zu 2 Jahren Gefängnis, den vielfach vorbestraften Fünfack zu 2 Jahren Zuchthaus, seine Frau zu 3 Monaten Gefäng nis und den ebenfalls vorbestraften Kellner Kloh zu N/j Jahr Zuchthaus. Drei weitere Personen, die in die Sache verwickelt waren, wurden freigesprochen. Lucka. Die „Luckaer Nachrichten" schreibeu: Beim Einkauf von Futtermöhren im hiesigen Konsumverein fand ein Mitglied in einer Möhre 16 Stück 2 Zentimeter lange Drahtstifte. Dieselben waren so tief hineingesteckt, daß man sie kaum bemerken konnte. Man nimmt an, daß irgend ein feindlicher Kriegsgefangener absichtlich das getan hat, um beim Verfüttern der Möhren das be treffende Tier zu verletzen. Eibenstock. Ein Überschuß von Wohnungen ist in folge des Rückganges der Stickereibranche hier eingetreten. Die Hausbesitzer sind bemüht, die zahlreichen leerstehenden Wohnungen, mit denen fast überall ein Garten ver bunden ist, so billig als möglich zu vermieten. In den anderen Städten des Erzgebirges, in denen Kriegsindustrie ist, herrscht dagegen Wohnungsmangel. Meerane. In der Nacht zum Montag wurden mittels Einbruchs aus der Webwarenfabrik von Straff u. Sohn für 10000 Mark Damenkleiderstoffe gestohlen. Die zum Teil aus Kunst- und Chappe-Seide bestehenden Stoffe wurden unmittelbar von den mechanischen Web stühlen abgeschnitten. Außerdem wurden drei Ledertreib riemen im Werte von 250 M. gestohlen. Schwarzenberg. Der hier errichtete städtische Ge müsegarten hat so hohe Einnahmen erbracht, daß die Kosten für die Anlage in Höhe von 10 000 Mark wie die Arbeitslöhne zum größten Teil gedeckt werden konn ten. Dabei hatte die Bevölkerung die dauernd günstige Gelegenheit, sich zu billigen Preisen mit frischem Gemüse versorgen zu können. Plauen. Die Kgl. Amtshauptmannschaften von Plauen und Oelsnitz, im Verein mit den Stadträten von Reichenbach, Netzschkau und Oelsnitz erwarten, „daß während des diesjährigen Bockbier-Ausschankes die so genannten Bockbierfeste unterbleiben. Die Abhaltung solcher Festlichkeiten und ähnlicher Veranstaltungen wird verboten." — Glückliches Vogtland, in dem es noch Bockbier gibt. Was mag das für Zeug sein! Tabor (Böhmen). In dem Geschäfte des Franz Vlk in Mühlhausen wurde eine Revision vorgenommen. Es siel auf, daß neben der Wohnung ein angrenzendes Lokal vermauert war. Als man die Vermauerung ent fernte, kam ein reiches Lager von Tuch, Schnitt- und Modewaren im Werte von über 300000 Kronen zum Vorschein. Die Waren wurden beschlagnahmt und gegen Vlk das Strafverfahren eingeleitet.