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Vie Entführung. Humoreske von Fritz Gantzer. (Nachdruck verboten.) Der Inspektor Fritz Bredenkamp warf seine Biberpelz« Mütze ärgerlich auf den Tisch, stürmte mit großen Schritten durch das Zimmer und suchte nach einem Auswege. Zum Teufel! Es mutzte doch einen geben! Aber er fand keinen. Ganz geknickt setzte er sich endlich aus einen am Fenster stehenden Stuhl und starrte auf den winterlichen Gutshof hinaus. So, nun saß er hier, und drüben im Gutshause saß sie. Und beide trennte das Wort des starrköpfigen Domä nenpächters Heinrich Karsten, seines Brotherrn: „Sie ist mir noch viel zu jung, die Kläre, um sie schon in die > Ehe zu spannen." Lächerlich! Kläre und zu jung! Vor wenigen Tagen war sie achtzehn Jahre alt ge worden. Und als der Inspektor zum Gratulieren nach dem Gutshause hinübergegangen war, hatte er sich ganz merkwürdigerweise den Frack angezogen und den kühnlich erhobenen Kopf mit dem Zylinder gekrönt. Dieser Aufwand war eigentlich eine unnötige Eleganz, wenn man nur einen Glückwunsch zum Geburtstage eines jungen Mädchens anbringen will, das man alle Tage sieht, und mit dem man mittags und abends an einem Tische sitzt. Die Joppe und die langen Stiefel hätten auch genügt. Aber Fritz Bredenkamp kam nicht nur in der Absicht, um zu gratulieren, sonoern er hatte sich vor genommen, den Geburtstag Kläre Karstens zu benutzen, um eine regelrechte Brautwerbung in Szene zu setzen. Wie Kläre zu ihm stand, wußte er ja längst. Ein halbes Jahr war er zwar erst in Doberthtn. Aber diese Zeit hatte doch genügt, um mit Kläre einig zu werden. Man bedenke: ein ganzes langes halbes Johri — Bei anderen Leuten ging s ja mitunter noch schneller, die brauchten nur ein paar Tage. Aber infolge der in Doberthin obwaltenden Verhältnisse war dies halbe Jahr auch nur eine kurze Spanne Zeit. Denn der Domänen pächter Heinrich Karsten und seine Frau wachten mit Argusaugen über ihre Einzige und ließen ein ungestörtes Beisammensein der Kläre mit dem Inspektor gar nicht zustande kommen. Gleich vom ersten Tage an hatten sie gemerkt, mit was für wohlgefälligen Blicken er ihre Kläre musterte, und nach ein paar weiteren Tagen waren sie davon überzeugt gewesen, daß auch Kläre den Inspektor gern mochte. Deshalb die ängstliche Vorsicht. Eigentlich wäre ja der Inspektor ein ganz passabler Freier gewesen. Karstens wußten, daß er nicht unver mögend war, in seinem Fache seinen Mann stand und überhaupt eins Person repräsentierte, der man Vertrauen entgegenbringen durfte.^ Demnach brauchte man nicht Hals über Kopf ja und amen zu sagen. Kläre konnte doch noch eine ganz andere Partie machen, hatte doch vermöge ihrer Schönheit und angesichts der Tatsache, daß ihr Vater weit und breit der reichste Mann war, Anspruch darauf, einen andern zu be glücken, als gerade diesen Inspektor Fritz Bredenkamp. Aber Gott Amor schlug den beiden Alten ein Schnipp chen. Er machte die Herzen seiner Opfer so erfinderisch, daß sie trotz aller strengen Bewachung gar bald eine Aussprache unter vier Augen ermöglichten, die die Tat sache zeitigte, daß sich beide liebten. Und an dem acht zehnten Geburtstage Klärens wollte Fritz Bredenkamp seine Werbung bei den Eltern der Geliebten anbringen. Und er kam. Der Domänenpächter und seine Frau sahen ihn er staunt an, als er im feierlichen Schwarz und mit noch feierlicherer Miene ins Zimmer trat. Das sah ja ganz verdächtig aus! Der Inspektor ließ über den Zweck feines Kommens nicht lange im unklaren. Er rutschte zwar zuerst ein paarmal von einer Stuhlecke zur andern und drehte den schwarzen Hut in einiger Verlegenheit zwischen den Händen, begann aber dann, seinen Antrag kühnlich vor- zubringen. Er machte zunächst eine Einleitung, in der er daraus hinwies, daß der Geburtstag eigentlich ein Tag sei, an dem man etwas schenke. Er wolle aber heute eine Aus- nähme von der Regel machen, denn er wünsche etwas geschenkt zu bekommen. Danach verbreitete er sich mit etwas stockenden Redewendungen über die Tatsache, daß er Kläre liebe. Und endlich sagte er kühn: „Herr und Frau Karsten, ich erlaube mir, um die Hand Ihrer Tochter anzuhalten." Tausend ja, das Gesicht, das die Alten zogen! Sie schauten so sauer drein, als wenn sie Essig getrunken hätten. Nach längerem Räuspern lehnte der Domänenpächter, von dem beifälligen Nicken seines Ehegesponses begleitet, das Ansinnen seines Inspektors ab und begründete seine Ablehnung niit den am Eingang unserer Geschichte er wähnten Worten:.„Sie ist mir noch viel zu jung, die Klara um sie schon in die Ehe zu spannen." Das war deutlich. Und da Heinrich Karsten hierauf mit einem nicht mißzuverstehendem Blick nach der Tür sah, erhob sich Fritz Bredenkamp mit den geteiltesten Ge fühlen, von denen die Wut im Laufe der nächsten Tage die Oberhand gewann. Denn von dem Geburtstage an schickte man ihm das Essen nach seiner Wohnung hinüber. Und zwei Tage später spielte ihm Kläre einen durch Tränenspuren fast unleserlich gemachten Brief in die Hände, aus dem der Abgewiesene aber dennoch die Mitteilung entziffern konnte, daß man beabsichtige, Kläre für längere Zeit zu Ver wandten in die Stadt zu schicken. Zum Henker, da mußte es doch einen Ausweg geben, um Kläre trotz allem zu gewinnen! Wie, wenn er nun . . . Aber natürlich! Dieser Einfall war ja unbezahlbar! Er sprang überglücklich auf, durchquerte wieder das Zimmer und spann seine Idee zu einem klaren Plane aus. Endlich setzte er sich mit der Miene eines Trium phators an den Schreibtisch und teilte seiner Kläre folgen des mit: - „Liebste, heißgeliebteste Kläre! Ich habe eine Idee: ich werde Dich entführen. Du lachsh ich sehe im Geiste Dein Gesicht. Aber höre, da gibt es nichts zu lachen, die Sache ist im Gegenteil äußerst ernst! Morgen abend um 8 Uhr werde ich mit einem geschlossenen Wagen am Ausgange des Obstgartens warten. Du machst Dich möglichst unkenntlich und paßt eine günstige Gelegenheit zum unbemerkten Fortschleichen ab. Ich bringe Dich nach Pelzin zur Bahn, und Du fährst zu einer Tante nach Stettin. Dort bleibst Du, bis Dein Vater sein Jawort zu unserer Bereinigung gibt. Und er wird es geben müssen! Denn, wenn man erst von einem entführt ist, geht es nicht mehr anders. Wenn Du mit meinem Borschlage einverstanden bist, gib mir Nachricht! Immer Dein treuer Fritz.- Als Bredenkamp das Schreiben in die Hände des Stallburschen Christian Döbenbusch gelegt und ihm die größte Vorsicht bei der Uebergabe an Kläre zur Pflicht gemacht hatte, erwog er, ob er Kläre mit seiner „Idee" doch nicht ein wenig zu viel zugemutet habe, und es stiegen ihm bange Zweifel auf. Aber schon am Abend brachte ihm Christian Döbenbusch, ein grinsendes Lächeln auf dem Gesicht, ein zierliches Briefchen folgenden, zwar kurzen, aber dennoch alle Zweisel über den Haufen werfen den Inhaltes: „Ich bin bereit, erwarte mich. Deine Kläre." Der Inspektor jauchzte. Ja, die Liebe tat alles, su war sogar mit einer Entführung einverstanden. Dann aber legte es sich wie ein Schatten auf seinen Jubel. Denn es fiel ihm ein, daß er noch gar nicht daran ge dacht hatte, wo er den geschlossenen Wagen hernehmen sollte. Im Dorfe hätte man ihm schon einen geliehen Aber es wäre doch zu auffällig gewesen, wenn der In spektor vom Dominium ins Dorf gegangen wäre, um, unter keiner bestimmten Angabe des Zweckes, einen Wagen zu mieten. Das hätte sich schließlich herumsprechen und vorzeitig zu Ohren Karstens kommen können. Und dann wäre der ganze Plan vereitelt gewesen. Wohl oder übel sah sich Bredenkamp zu einer Notlüge ver anlaßt. (Schluß folgt.) Land und Leute. Die moderne junge Dame in der Türkei. Das türkische Hauswesen ist von dem europäischen liar nicht mehr so verschieden, wie man im allgemeinen nunmmt. Abgesehen von der strengen Trennung, in der die Gesiechter leben, und '»avon, daß die Frauen nie- mals den L>elamlik betreten, haben die Frauen viele Ge» > nvg uheiten des Abendlandes übernommen, und die Er- leyung der jungen Mädchen in der Türkei unterscheidet zny raum von der des Abendlandes. Sie lernen fremde Lp: Uchen und bedienen sich ihrer im täglichen Gebrauch, ni b? andere der französischen, die sie fließend sprechen, u o zu ihrer Muttersprache kehren sie nur zurück, wenn -er luefpekt und die Höflichkeit vor anwesenden älteren um len das erfordert. Sie lesen die Klassiker der .uiturlünder, spielen Klavier, und Bach und Wagner -kann man in einein türkischen Heime fast so oft hören, me in einem westeuropäischen. Alle europäischen Mode- nnyer, gute und schlechte, sind ihnen vertraut, und uerrn manchmal nicht gerade erstrebenswerter Einfluß mag hre genaue Kenntnis der westlichen Sitten begreijluy machen. Viele Mädchen dilettieren auf eigene Faust in .r Literatur, ahmen ihren Lieblingsschriftsteller nach, und Mr Geschicklichkeit, mit der das manchmal geschieht, ist recht i, merkenswert. Bis zum zwölften Jahre genießen die m dchen alte Frecheiren europäischer Kinder; sie verkehren u i ihnen und nehmen an all deren Spielen und kleinen : chua-kecken teil. Der zwölfte Geburtstag freilich macht er Freiheit des türkischen Mädchens unerbittlich ein Ende. Las Maoisten wird zum Weibe: sie siedelt in die Frauen- m mamer über, gesellt sich zu ihren abgeschlossenen Schwe- n ru, die verurteilt sind, die Welt nur durch einen dichten Lchieier verdunkelt zu ahnen. Das einsame Leben beginnt, M)ne daß die Sehnsucht erlösche, teilzuhaben an all den reuden und dem Glanz einer Welt, die ihr sortan verschlossen leibt. Allerlei aus »ah «nd fern. — Unglück im Schacht. Im Militärschachte in Böhmisch-Zinnwald ist in der Nacht der Militärarbeiter I. Taube tödlich verunglückt. Er hatte gerade das Zeichen gegeben, daß die Förderschale in die Höhe ge hoben werden sollte und warf noch schnell einige Bohrer aus die Förderschale. Im selben Augenblicke fiel aus der Höhe ein ziemlich großer Stein in die Tiefe, welcher Taube so unglücklich auf den Kopf traf, daß er sofort von der Förderschale abstürzte. Seine Arbeitskollegen fanden ihn mit zerschmettertem Schädel als Leiche aus. — In Magdeburg siel ein auf Urlaub weilen der Soldat in der Dunkelheit zur Erde, worauf eine heftige Explosion erfolgte. Der Unglückliche hatte eine Handgranate mit aufgesetztem Zünder in der Hosentasche, die beim Falle explodierte. Mit schweren Verletzungen wurde er in dos Garnisonlazarett gebracht. — 34 000 M. an einem Pferd verdient. Der Hengstzüchter Arfstcn in Midlum auf der Insel Föhr (Schleswig-Holstein) erstand vor etwa zwei Jahren den Hengst „Lorenz" für 6000 Mark und verkaufte das Tier jetzt an eine schleswigsche Pfcrdezuchtgenossenschaft für 40000 Mark. Der Besitzwechsel hat dem Züchter einen Verdienst von 34 000 Mark erbracht. — Zwei Betrüger in geistllichen Gewändern wurden in Laurahütie verhaftet. Man stellte zwei berüchtigte Verbrecher in ihnen fest, namens Joseph Dzialkowski und Jean Lusniewski. Unter dem Vorgeben, milde Gaben für ein Kloster zu sammeln, hatten sie in den russischen Grenzorten 25000 Mark zusammengebracht. Das Geld wurde ihnen abgenommen. — Millionenunterschlagnngen in Düsseldorf. Wegen Unterschlagung in Höhe von mehr als eine Million M. wurden der Direktor und weitere 3 Beamte der Düssel dorfer Filiale der Großeinkaufsgesellschaft Konsumvereine in Hamburg verhaftet. wir Band Band Band Band folgende vorrätig, und empfehlen dieselben pro Band gebunden l Mark: Meisters IigtMiicha. Von Meisters Jugendbüchern haben k: Das Sonntagskind. 2: Josef Schwarzmantel. 3: Der Brauer von Gent. 4: Fritz' Reise nach Dessau. Rabenaner Ammer MAMM. Von den beliebten Romanen des Buch- Roman-Verlags erhielten wir eine Anzahl gebundener Exemplare und empfehlen dieselben angelegentlichst. Vorrätig sind noch folgende Romane: Gebrandmarkt, Mark 2,00. Gräfin Hannas Ehe, Mark 2,40. Zwischen Hatz und Liebe, Mark 2,30. Herzblut, Mark 2,70. „Es tagt." Von dem gegenwärtig erscheinenden Buchroman „Es tagt" ist das Schlußheft (Nr. l6) und die Einbanddecke eingetroffen und liegen zur Abholung. Auch ist der Roman im ganzenIHeft l—l6) nebst Einbanddecke für 2F0 Mark noch in einigen Exemplaren zu GWftWe des „Ademer Anzeiger". MWemhM für Abrichthobelmaschine sofort gesucht. kuAo Sedudei't. Ostern 1918 SAWeriehrlW gesucht. „veudener Leituns", V«udvn, Marktstratze 4. Tüchtiger k^Assi* oder üolLuufLtziviinki' gesucht, kürtd L Kreder, SitLmödolknbrilL, WWikesMÄtUill empfehle ausgemessen. kritr kLotvo Kauer Warnung! Infolge'des in letzter Zeit ver übten groben Unfug ist das Be treten unseres Teich- und,Wiesen grundstückes Eltern und Erzieher werden für ihre Pflegebefohlenen verantwort lich gemacht. keelrert L Zänker. glckLMW erhält derjenige, der mir meins verlorene mit Inhalt zurückgiebt. (Ver loren von Apotheke Rabenau bis Eckersdorf, Dresdner Str.). Kunaik, LoKmann8üorf. 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