Volltext Seite (XML)
Vermischtes. Der Liebesroman eines Grohherzogs. (Das Aeppelche.) Im Akter von 71 Jahren verstarb vor einiger Zeit in Wiesbaden die Witwe des Großherzogs Ludwig Hl. von Hessen, des Großonkels des jetzt regierenden Herrschers, Magdalene Freifrau von Hochstädten. Mit ihr schied eine interessante Persönlichkeit aus dem Leben, über deren Schicksal man sich in den siebziger Jahren viel unter halten hat, wie denn überhaupt das Privatleben dieses hessischen Fürsten mannigfach Stoff zur Aufregung ge boten hat. Der Großherzog hatte in seiner Jugend eine heftige Neigung zu einem Fräulein Müller gefaßt, einer Choristin die er in den Adelsstand erhoben, und der er in Darm stadt gegenüber dem alten Schloß eine Wohnung einge richtet hatte. Später mußte er aus politischen Gründen die Ehe mit der Prinzessin Mathilde von Bauern ein gehen, und sechs Wochen nach der Hochzeit starb Fräulein von Müller. Die Fama will Ludwig ill. gesehen haben, wie er tränenden Auges vom Schlosse aus das Hinaus tragen des Sarges beobachtete. Die Ehe mit Mathilde gestaltete sich äußerlich ungetrübt, aber nicht glücklich und blieb auch kinderlos. Im Jahre 1862 starb die Groß herzogin. Der Großherzog, der schon vorher dem Darm städter Hoftheater seine ganze Passion gewidmet hatte, verlegte sich nun völlig auf die Pflege des Theaters, vor allem aber des Balletts, das er musterhaft ausgestaltete. Oft soll er beim Besuch auswärtiger Bühnen ausgerufen haben: „Da sollen die Frankimter (oder Mainzer) einmal mein Ballett sehen !" Als Primaballerina wirkte bei diesem Ballett, wie die „Frankfurter Nachlichten" zu erzählen wissen, die Tochter eines Mainzer Schuhmachermeisters namens Appel, von der Bevölkerung das „Aeppelche" genannt. In dieses junge, hübsche Ding verliebte sich der noch immer stattliche Großherzog und heiratete die Zweiundzwanzigjährige zur linken Hand am 20. Juni 1868, da er selbst schon ein Alter von 63 Jahren erreicht hatte. Sie erhielt den Titel einer Frau von Hochstädten. Von nun an mied er den Aufenthalt in seiner Residenz stadt Darmstadt und weilte mit Vorliebe in Friedberg oder Mainz, um dann später als kranker Mann ganz nach Seeheim a. d. Bergstraße überzusiedeln, wo er am 13. Februar 1877 starb. Seine Frau pflegte ihn auf opfernd bis zu seinem Tode. Er stattete sie sehr freigebig aus, so daß die Freifrau, die erst in Darmstadt, später aber in Wiesbaden ihren Wohnsitz nahm und immer als Wohltäterin der Armen galt, aller wirtschaftlichen Sorgen enthoben war. Auf jeder Sammelliste der letzten Jahr zehnte prangte mit einer größeren Summe an der Spitze die „Freifrau v. H.", und der Darmstädter stellte schmun zelnd fest: „Aha, das Aeppelche I- Denn das blieb sie bis zu ihrem Tode für die Residenz. Wie Napoleon in Eylau der Gefangenschaft entging. Napoleon I. ist in der Schlacht bei Eylau im Jahr« 1806 nur mit großer Mühe der Gefangenschaft entgangen. Der Ausgang der Schlacht war zweifelhaft, und der Kaiser sprengte unter Bedeckung riner Kavallerieabteilung nach der Stadt, um von dem Kirchturm aus den weiteren Ver lauf der Schlacht übersehen zu können. Der herbeigeholte Küster öffnete die Kirchtür: Napoleon schritt die schmale Treppe hinan, mährend seine Bedeckung zurückblieb. Der Küster verweilte am Eingang. Immer naher drängten die Preußen und Russen, ihre fürchterliche Kanonade machte die Häuser der Stadt erzittern. Bald jagten flüch tige Franzosen vorüber, und Napoleon, die eigene Gefahr erkennend, suchte so schnell als möglich den Ausgang-wieder zugewinnen. Wie erstaunte er aber, als er beim Heraustreten seine Bedeckung nicht mehr erblickte, die nach Mitteilung des Küsters bereits die Flucht ergriffen hatte. In der Hoffnung, den Feind in der Flanke und so die Flüchtlinge wieder zum Umkehren bewogen zu sehen, sandte der Kaiser seinen Adjutanten ab. Allein er hoffte vergebens. Da, im Augenblicke der höchsten Gefahr, als bereits di« preußischen Hujarensäbel und die russischen Piken in der Nähe blintten, waif sich der Kaiser auf sein Pferd, das Ae «effückstete Bedeckung dem Küster übergeben hatte, und -aloppierte davon. Hätte der Küster, nachdem Napoleons Begleitung entflohen war, die Kirchtür wieder verschlossen, so wäre der Kaiser gefangen gewesen, die Weltgeschichte seit 1807 hätte einen anderen Berkaus genommen, und viel Blut wäre gespart worden. Aber der Küster begriff nicht die Bedeutung dieses einen Augenblicks, einer ent schlossenen Tat, die seinen Namen unsterblich gemacht haben würde. Ein amerikanischer Magen. Vor einiger Zeit kam aus einer Station der Ohio— Mississippi-Bahn in Amerika ein kleines Fatz an, das volle acht Tage in einem Güterschuppen gelegen hatte, ohne daß es von irgendeiner Seite reklamiert worden wäre. Eine deutlich geschriebene, aber unbekannte Adresse war darauf verzeichnet. Neugierde bewog einen der Bahnhofs beamten, das Fäßchen zu heben und zu schütteln, und siehe da, der eigentümliche Laut eingeschlossener Flüssig keit antwortete. Ein feiner Bohrer, der vielleicht zu ähn lichen Zwecken bereits gedient hatte, war schnell zur Hand, und ein dünner Strahl Kognak oder verwandter Flüssig keit ergoß sich in das untergehaltene Glas. Zwei oder drei andere Kollegen wurden von der köstlichen Ent deckung benachrichtigt, eine genauere Prüfung ergab ein besonders pikantes „Bouquet", und so war es kein Wunder, daß das interessante Fäßchen schon nach vierzehn Tagen drei Viertel seines Gewichtes verloren hatte. Um diese Zeit stellte sich ein Arzt aus der Umgegend ein, um das Faß als der bezeichnete Adressat in Empfang zu nehmen. Kopfschüttelnd hob er das leichte Gebind und meinte: „Ich hoffe, daß hier nicht eine unglückliche Ver wechslung vor sich gegangen ist?" Er nahm Hammer «nd Meißel und brach de» Boden des Fasses ein, worauf zur nicht geringen Verwunderung der Zeugen der Szene die Leiche eines Kindes von seltener Gestaltung, eine in Alkohol aufbewahrte Mißgeburt, ans Tageslicht kam. Der Arzt sah mit seinem eigenen Blick auf die umstehen den entsetzten Beamten, wünschte allen ein gutes Be kommen und hob das Faß in die mitgebrachte Kutsche.. Abschlägige Antwort. Der Historiker David Hurne verdient« mit seiner „Englischen Geschichte" so viel Geld, daß er sich mu eurem jährlichen Einkommen von fast 10 000 Pfund Sterling »ach Schottland zurückziehen konnte. Sein Verleger bat ihn verschiedene Male uni die Fortsetzung des Werkes, und Hurne entschuldigte sich zu erst mit allgemeinen Nedt-nsmtem Als aber der Buch- Händler ihn gar nicht mehr in Ruhe ließ, antwortete er ihm zuletzt: „Ich kann leider auf Ihren Vorschlag nicht eingehen, und zwar aus vier Gründen: Ich bin zu alt, zu dick, zu faul und 2» reickl" Der Grimd. Ein Lehrer suchte jemcn Schülern in der Religions stunde ktarzumachen, daß alles Gute aus e i n e r Quelle komme, und daß wir, von dieser abgeschnitten, nichts Gutes erreichen könnten. Um den Knaben den Gedanken praktisch nahezuvringen, erklärte er ihn, indem er von einem neuen Hause sprach, in dem wohl alle Röhren für die Wasserversorgung schon angelegt find, das aber noch nicht mit der Hauptröhre unter dem Straßenpflaster ver bunden ist. „Wenn wir nun einen der Wasserhähne aufdrehen,* spracy er, „so wird kein Wasser kommen, und woran liegt das?" Offenbar hatten die Jungen seine Erklärung noch nicht recht verstanden, denn die erwartete Antwort: „Weil die Röhren noch nicht aus der Hauptröhre gespeist werden" kam nicht. Er suchte sie darauf hinzuführen und fragte dann nochmals: „Also, wenn ich nun den Hahn ausdrehe, warum kommt kein Wasser?" La rief ein Junge in der untersten Bank: „Wahr- schenUich, weil Sie Ihr Wassergeld noch nicht bezahlt haben!" Seltsamer Zufall. Als Franz Liszt sich im Jahre 1885 in Antwerpen aufhielt, verlebte er mit dem Violincellisten Servais, dem Maler Eoppieters und dem Pianisten Zarembski einen äußerst geiiußreichen Abend. Kurz bevor man sichtrennte, setzte sich Zarembski an den Flügel und spielte mit wun derbar melancholischem Ausdruck den Chopinschen Trauer- marfch. Als man ihm Vorwürfe machte, daß ein solches Stück sich für einen so herrlichen Tag doch nicht eigne, entgegnete Zarembski düster: „Sie irren, alle Feste enden so!" — Und er batte wahr gesprochen; denn am nächsten Tage erhielt Liszt telegraphisch die Nachricht, daß ihm ein teurer Verwandler gestorben war, während ein Schwager Servais' bei einer Kahnpartie ums Leben kam. Bon den drei Künstlern aber, die an jenem Abend um Liszt ver sammelt waren, erreichte kein einziger das Jahr 1886. Die Wahrheit. Frau Lange, die „nur auf einen Augenblick" gekommen war, hatte ihren Besuch schon über vier Stunden ausge- delmt, und es war noch keine Aussicht, daß sie bald gehen würde. Der kleine Hans, das sn!»m ternblv der Familie, kam schon zum dritten Male in den Salon und war ganz er staunt, Frau Lange immer noch vorzufinden. „Wie?" fragte er mit anerkennenswerter Offenheit, „Sie sind immer noch da? Ist es noch nicht Zeit, daß Sie nach Hause gehen?" „Aber, Hansi," rief seine Mutter in der größten Ver legenheit, „willst du wohl schweigen! Bitte, hören St« nicht auf ihn, liebe Frau Lange. Es ist merkwürdig, Kinder scheinen manchmal nur dazu da zu sein, UM mit d»r Wahrheit herauszuplatzen, nicht?" -- Fra-l Lange aber stand aus und verabschiedete mit gl oszer Würde. " Süll und Gold. (Nachdruck verboten). Spiel nicht mit deiner goldnen Kette, Mann, Und tändle nicht mit goldnen Reifen, Frau. Die Schar! Die Schar ! Jetzt drin im Drahtverhau! Ach, wie das Blut um Brust und Stirnen rann ... Ist das dein Sohn? Er winkt dir mit der Hand! Starrt aus die Kette und dein Goldgezier . . . Er stürmt, er fällt! „Das Leben gaben wir Für deine Not, du ringend Vaterland." Mann mit der Kette, färbt die Scham dich rot! Verbrennt dich, Frau, der Reif mit seiner Glut? — Für deutsche Freiheit her das letzte Blut! Und unser Gold — für deutsches Lebensbrot!! Rudolf Herzog. Kurze Fragen und ihre Beanimrtnng. 1. Was ist Imperialismus? Imperialismus ist das unberechtigte Streben eines Staates nach politischer Machterweiterung und Landbesitz. Dichtbevölkerte Staaten, die einen beträchtlichen Überschuß ihrer Volkskrast an das Ausland abgeben müssen, haben ein Recht, nach Gebietserweiterungen zu streben. Darum war die deutsche Kolonialpolitik eine Notwendigkeit. Anders steht es um den aus reiner Machtgier erfolgten Länderraub Englands (Aegypten), Amerikas (die spanisch, amerikanischen Inseln), Frankreichs (Marokko) und Ita- liens (Tripolis). 2. Was ist eine Registertonne? Die R e g i st e r t o nn e ist ein fast allgemein einge führtes Raummaß für die Tragfähigkeit der Seeschiffe und entspricht etwa 2,8 Kubikmetern. Die Tonne ist ein Gewichtsmaß von l 000 Kilogramm. 2 Registertonnen Schiffsraum (Brutto-Registertonnen) sind ungefähr das Transportmittel für 3 Gewichtstonnen. Jede Brutto- Registertonne enthält 60 v. H. Lade- oder Frachtraum (Netto-Registertonne). Unsere Unterseeboote haben im Seesperrgebiet neuer dings rund 41 000 Tonnen versenkt. Im Dezember 1917 sind durch unsere Unterseeboote 702 000 Tonnen versenkt worden. Der Zerfall an der russischen Front nimmt weiter zu; auch in der ukrainischen Armee ist er anscheinend nicht mehr auszuhalten. Der Rat von Flandern hat einstimmig Flanderns volle Selbständigkeit beschlossen. Das Generalsekretariat der Ukraine tritt am 23. Januar zusammen, um die Vollmachten zum Abschluß eines Friedens mit den Mittelmächten zu erteilen. Zwischen der russischen und der ukrainschen Fric- densdelegation ist cs zum offenen Bruch gekommen. Türkische Seestreitkräfte stießen am Sonntag gegen die Insel Imbros vor: bei der Rückfahrt sank der Kleine Kreuzer „Midilli" (früher „Breslau"). In Brest-Litowsk setzte die deutsche Kommission sür wirtschaftliche Angelegenheiten ihre am Sonntag begönne- nen Besprechungen mit den Russen fort. Bekanntmachung. Wir bitten uns Aufträge auf Ausführung von Kochgas-Anlagen schon jetzt bekannt zu geben, weil dieselben bei den voraussichtlich späteren vielen Eingängen infolge der geringen Arbeitskräfte nicht rechtzeitig fertig gestellt werden können. Bestellungen können bei prau lVlMler, Restaurant „Sängerheim", aufgegeben werden. 6a8W6nk Oöklen-Potsekappe!. §iir 3ke rm» unserer, siir 3is ii^era^r» rvert- voUen OesAentis <^e(-ta.tten -wir rr-n» i-nnid-ften. Derben Ala-ffsna-n-, 20. Ianna-r 1918. Heb. Elsk^H reffst Ämtern. 688tkok eo55MMN8äork. 8onnisg, llen 27. lsnuar 1918: Oro8868 WIilär-Homert ausAekührtvoo ü«r Lapolle 6«8 1 krsatL-Uataillaos 177. Leitung: Herr Unteroffizier Lautenschläger. Anfang r/,8 Uhr. Vorverkauf 50 Pfg. Um zahlreichen Besuch bittet Max Wetzlich. A Lpielplan kür clen 26. u»6 27. fanuar: A L 1.-3. M« »i-ino Voirin. Dramatisch bebcnsbilck W V 4., 5. u. 6. 0«^ NeisvonkvI. keiremies bustspiel. V V 7. Albert stiegt, tiumoreske. 8. -Ute norckscsie Danclels- R staclt. lA f WSSSSSSSSSliMMlSMSSWSW MsWmbeiter für Abrichthobelmaschine sofort gesucht. kine rumlmigs ft<i!l zum Austragen der „Dresdner Nachrichten" gesuvklt von Max Anders, am Markt. AcbtunIl Kaufe Zeitungen, Bücher, Hefte sow. Altpapier. Per b. 22 Pfg. KunsLK, Cotzmannsdorf. IM» XL tWL neu eingetroffen Ukpmaehkrm8ir. vorm. b-mil Kern. Sparkasse Hainsbery. Im dasigen Gemeindeamt ge öffnet: Montags, Mittwochs u. Freitags nachm. von 2—6 Uhr. Verzinsung d. Einlagen mit 3»/,"/» täglich. Einlagen werden streng geheim gehalten. volirsbad kl>88MSNN8Üluf. ——. Delek«» Ur. 2146. 8i» »u* «eitvnv» nur- Sonnsdvnil» gvüfffnvt. Liekini8etie Uetzi unü Vamps bäkler :: Meäiriniseko Sälier aller ^.rt ^Vnnnendaä 30 kk. krausedrul 10 kk