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Vermischkes. Die Ermüdung als Krankheitsbedingung. Es ist eine altbekannte Tatsache, daß ermüdete Körper oiel leichter einer Infektion erliegen als ausgerubte. Neuer dings bespricht an der Hand reicher Erfahrungen Dozent 2r. Jenö Kollarits, ein Pester Neurologe, in der „Medi- jinischen Klinik" diese Frage. Er schildert einen Leicht tuberkulosen, der nach einer ohne Erlaubnis unter nommenen Bergtour an Lungenentzündung erkrankte und nach drei Tagen starb. Dieser Patient befand sich immer wohl, wenn er seine kleinen Spaziergänge in der Dauer von fünfzehn Minuten unternommen batte. Auch der Fall eines Nückenniarkkranken wird angeführt, den nach einem ermüdenden Mursch von drei Stunden das gleiche Schicksal ereilte. „Sehr oft kommt es vor," führt Kollarits aus, „daß von Arbeit überanstrengte, von Unglück und Kummer heinigesuchte Menschen in bestem Lebensalter und scheinbar gutem Krästezustand von einer Pneumonie dahiugerafft weiden. Die Bemerkung von Oswald (Große Manner) über den Erschöpfungstod großer Männer, die nach ihren Entdeckungen an einem inter kurrenten Leiden starben, ist eine treffliche Beobachtung, gilt aber auch auf die aufreibende Tätigkeit von vielen kleinen Männern. Die Fäile, wo ich eine Lungenent zündung bei akut oder vielmehr noch bei chronisch er müdeten, lange in großer Sorge oder Kummer lebenden Menschen gesehen habe, hatten im allgemeinen einen schlechten Ausgang auch da, wo die betreffende«. Per sonen äußerlich nicht geschwächt aussahen. Die Ermüdung und Erregung bleiben nur Hilfs momente. Viele werden ohne die Hilfsmomeute gar nicht erkranken, aber oft entwickelt sich und jch»eitet das Leiden auch ohne sie weiter. Derjenige, der sich in seiner Lebensarbeit erschöpft, der von seinen Kräften zu viel verzehrt hat, geht, wenn er nicht beizeiten Ruhe nimmt, au der ersten erlisteten inter kurrenten Krankbeit unmittelbar plötzlich oder nach längerem oder kürzeren'. Siechtum zugrunde, und das ist ost eine Krankheit, für die er sonst gar nicht empfänglich gewesen wäre. . .. Dressur und Alkohol. Heber die Dressur des Tigers bietet der bekannt« Dompteur der Tiergruppe des Zirkus Carre, Wily Peters, in einer Plauderei interessante Einzelheiten. Ihm war es u. a. geglückt, die Dressur so weit zu treiben, daß er sich mit einem Tiger in einen Ringkampf einlassen konnte, ein Trick, der um so schwieriger ist, da er mit dein Tiere Körper an Körper zusammenkommt. Peters hebt beson ders hervor, nachdem er über die Dompteurkunst als solche sich ausgelassen hat, daß namentlich der Tiger ge nau wittert, wenn der Bändiger nicht in jeder Beziehung Herr seiner selbst ist. Daß dieses schon zutrifft, wenn ge ringe Gaben Alkohol genossen waren, beweist ihm die Erfahrung. Er sagt darüber u. a.: „Ich weiß aus Er fahrung, daß alle Dompteure, die zu alkoholischen Ex zessen neigen, eines Tages dem Dämon Alkohol zum Opfer gefallen sind. Ich selbst mußte einmal aus gesell schaftlichen Rücksichten an einem größeren Feste teilnehmen und wurde abends fast lebensgefährlich von einem Tiger gebissen, obwohl ich glaubte, daß ich meiner Sinne voll kommen mächtig war. Seit dieser Zeit passiert mir so etwas natürlich nicht mehr." Ein chinesischer Salomo. Ein blinder Straßenmusikant stand an dem Ufer eines Flusses und wußte keinen Rat, den Strom zu über schreiten. Er bat einen daherkommenden Oelhändler um Hilfe. Dieser hatte Mitleid mit dem hilflosen Blinden, nahm ihn auf die Schulter, gab ihm seinen Geldsack zum Halten und trug den Alten so durch den Fluß. Als er am anderen Ufer den.Blinden abletzte, weigerte sich dieser, den Geldsack zurückzugeben, erhob ein großes Geschrei und erklärte, das Geld sei sein Eigentum. Die Sache kam vor den Richter, und beide Parteien beschworen hoch und heilig, daß das Geld ihnen gehöre. Der Richter stand vor einer schwierigen Entscheidung. Er ließ aber den Sack mit dem Gelds in einen Wasserbehälter ausleeren und erklärte plötzlich mit Bestimmtheit, daß der Oelhändler der Eigentümer sei. Als man ihn nach den Gründen des Urteils befragte, erklärte er, daß das Geld des Oelhänd- lers doch Spuren von dessen Gewerbe haben müsse; und in der Tat, in dem Wasser schwammen winzige Oelpar- titelchen. Der Schlauere. Ein Bauer, der von feinem treuen Hund begleitet durch die Straßen einer Großstadt wanderte, kam auch an einem Fischgeschäft vorbei, in dem mehrere große Hummer ausgestellt waren. Er trat in den Laden und und fragte den Inhaber: „Sind das lebendige Krebse?" Der Geschäftsmann, der wohl sah, daß er einen Land mann vor sich hatte, sagte: „Halten Sie nur Ihren Finger in die Nähe, dann werüen Sie es gleich merken." „Danke," versetzte der Bauer, „aber der Schwanz meines Hundes erfüllt vielleicht denjelben Zweck; wenn einer von den Hummern ihn kneift, weiß ich auch, daß sie lebendig sind." Das Experiment wurde gemacht, einer der Krebse biß natürlich sofort an, uno unter lautem Geheul jagte der unglückliche Hunc» die Straße hinunter. „He, Hel" schrie der Fischhändler, dem um seinen Hummer bange wurde. „Zum Donnerwetter, so pfeifen Sie doch Ihrem verdammten Hund!" „I wo," versetzte der Bauer kühl, „pfeifen Sie doch Ihrem Hummer," und ruhigen Schrittes ging er in der Richtung fort, die sein Hund eingejchlagen. An dem Abend bereitete die Frau des Landmanns einen prächtigen Hummer zur Abendmahlzeit, der Fisch händler aber schrieb den Preis des Hummers auf das Verlustkonto. Land und Leute. Spinnstuben in Ostpreußen. Eine der oerbreltesten Einrichtungen war früher di« ostpreußische Spinnstube. Die Leinwand war einst im Ermland und Skatangen der wichtigste Ausfuhrartikel, di« Webereien und Stickereien des alten Litauen stellten ein« wertvolle Volkskunst dar, und ungefähr das gleiche gatt auch für Samland, Masuren usw. Man befolgte de« alten ostpreußischen Volksspruch, der lautet: „Selbst ge sponnen, selbst gemacht, rein dabei ist Bauerntracht." Die Spinnstube», die A. Gronau in der „Zeitschrift für die Kriegsbeschädigtensürsorge in Ostpreußen^ schildert, entstanden durch die Eigenart der ostpreußichev Landbevölkerung. Man verabredete sich, und am Michaelis ging man „in die Spinn". Bei der Hausfrau eines der größten Anwesen im Orte fanden sich dann die Löchte« und Mägde auch der Nachbarn ein, in einer Ecke de« Spinnstuben saßen die Knechte, mit Flickarbeit beschäftigt oder ihre Feierabendpfeifen rauchend. Dieser Spinn- stubensitte ist zu einem nicht geringen Teil die Entwick lung des eigenartigen ostpreußische» Volkslebens zu ver danken. In diesen «tuben entjianden die vielhundert jährigen Spinnlieder» man vertrieb sich die Zeit mit Märchen und Rätselreimen, und auch die ostpreußische Spruchweisheit wurde auf diese Weise besonders gefördert. Zwischen Weihnachten und Heilige Lreikonige durfte kein Spinnrad sich drehen. Hierauf wurde aber die Arbeit mit demselben Fleiß .wieder ausgenommen. Da die Spinn- abenöe in Ostpreußen sich in den letzten Friedensjahren überlebten und namentlich durch die Leinen- und Tuch fabriken verdrängt wurden, ist es doppelt zu begrüßen, daß der Krieg das Alte wieder zu Ehren brachte; denn heute kann festgestellt werden, daß in vielen Gegenden Ostpreußens der Sinn sür die althergebrachte Hausspinnerei sich neu belebt hat. Gesundheitspflege. Wann sollen kleine Kinder das Laufen lernen? Kleine Kinder sollen erst dann das Laufen lernen, wenn ihre Beinchen und Füßchen kräftig genug sind, die Last des Körpers zu tragen. Durch das beliebte Umher kriechen werden die Muskeln so weit gekräftigt, daß das Laufen später wenig Schwierigkeiten macht. Un verständige Mütter wollen häufig diese Kriechperiode ge waltsam abkürzen. Sie stellen die Kleinen hoch und machen allerlei Gehversuche mit ihnen. Der Erfolg zeigt sich bald, indem die Kleinen auf krummen Beinen wat scheln. Kinder dürfen erst dann Gehversuche machen, wenn sie sich selber dazu drängen. Die Natur gibt ge nügende Fingerzeige, wenn der kleine Körper von den Füßchen getragen werden kann. Es ist Pflicht der Mutter und Erzieher, darauf zu achten. E. L. 220 Vie neue ^soiioonßruppe mit 6er U-Voot LMsnge. Kleine Nachrichten. Unsere Unterseeboote haben im Seesperrgebiet neuer dings rund 36000 Tonnen versenkt. In Brest - Litowsk lehnte General Hofsmann jede Einmischung in die Regelung der Angelegenheiten der besetzteN-Gebiete im Namen der Heeresleitung ab. Die besetzten Gebiete im Osten haben nach General Hoffmann ihrem Wunsch nach Lostrennunn von Ruß land bereits unzweideutig Ausdruck gegeben. Die Berliner Beratungen zwischen Reichsregierung und Heeresleitung haben nach Berichten aus parlamen tarischen Kreisen völlige Übereinstimmung ergeben. Clemenceau teilte den Parteiführern die Fortsetzung des'?'Saloniki-Unternehmens mit. In einem Vorort von Genf ist eine Schweizer Munitionsfabrik, die Kriegsmaterial für die Entente her stellte, in die Luft geflogen. Die Handelskammer Duisburg trat dafür ein, daß die Erzbecken von Longwy und Briey dauernd dem Deutschen Reiche erhalten bleiben. Kaiser Wilhelm sprach in einem Telegramm an das preußische Herrenhaus die Zuversicht aus, daß wir einem siegreichen Ende des Völkerringens in diesem Jahre ent gegensetzen können. Kurland, Litauen und Polen sollen nach den letzten Meldungen nicht von uns annektiert, aber auch nicht bei Rußland belassen, sondern selbständig werden. Die britische Regierung beschloß, mit dem von Trotzky ernannten russischen Botschafter Litwinow offi ziöse Beziehungen anzuknüpfen. Die englischen Gewerkschaften beantragten die Wiederaufnahme der direkten Beziehungen zu den feind lichen Gewerkschaften. Lansing gab im Senat die Erklärung ab, daß Amerika keine direkten Verhandlungsvorschläge eiues der Kriegführenden ablehnen werde. Caillaux, der frühere französische Minister, ist wegen angeblichen Staatsunterschlagungen verhaftet und in das Gefängnis für Kranke übergeführt worden. Das Rote Kreuz ist von den Engländern und Fran zosen wieder zu zahlreichen Munitionstransporten und zum Schutze von Munitionslagern mißbraucht worden. GoLdopfer. (Nachdruck verboten). Die Alten. Und sie zieht den Ring ihm von der Hand. Schon im Sterben hatte er gesprochen: „Meinen Trauring gib dem Vaterland! Reif der Treue ist er, unzerbrvchen." Fünfzig Jahre! Wie sie köstlich waren! Schneidend sährt es ihr durch's Herz: „Allein!" Gramgebeugt weint sie in sich hinein. — Sie hat kaum geweint seit fünfzig Jahren! Küßt wie eine zarte Braut dem Alten Stirn und Mund und zürnt: „ich töricht Ding!" Legt dann ihren glühendheißen Ring Stillentschlossen neben seinen kalten. Frida Schanz. Allerlei aus nah und fern. — Modernes Räuberleben. In Kolsund entdeckte die Polizei in einem Waldversteck eine bewohnte Höhle. In der Nacht schlich sich eine Patrouille an das Versteck. Als auf Anruf niemand herauskam, feuerten die Gen darmen mehrere Schüsse ab, worauf sich zwei Mann im Höhleneingang zeigten: ein gewisser Asmus Jensen und sein Bruder. Die Gendarmen fanden außer Lebens mitteln und der modernen Kücheneinrichtung auch viel Silberzeug. Jensen hatte ein Tagebuch über seine zahl reichen Villeneinbrüche geführt, so daß Zeit und Stunde der Tat sich gleich feststellen ließ. l * 2: für alle Zeitungen des In- und Anstandes vermittelt Le KmlülkLLIe Lerer ülslles. Lpielplan lür cken 19. unü 20. Januar: 1.-5. Uoköin». vramatwolier Kolo88alkilm naob 6em IVeltroman „ÄZeuner", 3. stilm Oer Kronenkla88e. 6.—8. Nvndvnt» TienN«. TraZikomöcke. 9. watur- auknakme. r. a. HF-vK». Von Donnerstag, den 17. d. 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