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Rabenauer Anzeiger : 12.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191801122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-12
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
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werde müßten nuch Handel unü Aus dem letzten Jahrs zur di« Staaten. Und um; andere die Tatsache, daß RutzwnL zur Fortsrtzunq eines Krieges ganz außerstande ist. W:e die Dinge daher auch im einzelne" ^erlaufen mögen, wir sehen ihrem Ausgang mit Zuversicht entgegen; die Weltmächte werden, und hoffentlich resgt bald, um eine neue und vUtere Enttäuschung reicher sein. heil des heutigen Volkes auf eine harte Probe anno 1917 gestellt. Der Winter, oder vielmehr der in ihm herrschende Mangel an Kohlen, der vielfach eine tageweise Kälte von 15, ja 20 Grad und darüber brachte, bednte sich bis tief in den April hinein. Der Mat machte wirklich rrst die Bäume und Sträucher grün. Fast unvermittelt folgte darauf der heiße Frühling mit einer geradezu sommerlichen Tempe ratur. Aber wie im W nter, so wurde auch jetzt alles ge tan, was möglich mar, und wir erkannten, daß auch zu Hause das Taten half, das Reden unnötig war. Sind Irr tümer vorgekommen, welche die Kritik heraussorderirn, und im Reichstag ist das gründlich geschehen, so fehlte doch auch nicht der praktische Weg zur Besserung, und schließlich haben di« guien Zukunftsaussichten viel getan, die Kleinmütigen aulzurichten. Dem Wucher, Schleichhandel und den Spitz bübereien ist von den Gerichten krustig zu Leibs gegangen. Die wirtschaftliche Lage war für den Nähr- und Mit el- stand nicht leicht, mancher bescheidene Geschäftsmann hatte Mühe gehabt, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Dis Reichshilfe, die für den Aufbau der deutschen Handelsflotte gefordert ist, wird auch für den Mittelstand Platz greifen muffen. Nicht übergehen wollen wir es, daß die deutsche Jugend bei vielen Kriegseinrichlungen in Siadt und Land tatkräftig und wirk am mitgeholfen hat. Viel fehlte, wie z. B. das Bezugsscheinwescn ergibt, an Gebrauchsartikeln. Auch da sind erhebliche Schwierigkeiten überwunden, und — es kann ja nicht allzu lange mehr dauern. Als ein Vor bild in der Beständigkeit war uns immer auch der wackere Graf Zeppelin erschienen, der das Kriegsende nicht mehr erleben sollte, da er uns im März des letzten JahreS durch den Tod entrissen wurde. er sei. Kor Mittelstand leidet am schwerste« unter Lem Krieg. Diesen Gedanken beleuchtete der neue Oberbürgermeister von Leipzig Dr. Nolhe in seiner Antrittsrede. Wenn dem Ausnahme. Der kalte und der heiße Sommer hatten ms Gelaffen Eegen do« sofortigen Zusammentritt dsA SisichstogeS. wendet sich eine Zeitschrift der Nordd.-Allg.-Zia. in der es Heist: Das Bestreben des Reichstages oder weniftstenS großer Reichstagspartsien, rechtzeitig dabei zu sein, schon zu den bisherigen Ergebnissen, wenn man überhaupt von Erneb- nissen schon reden darf, Stellung zu nehmen und Wünsche r für den Fortgang der Verhandlungen zu äußern, ist wohl s zu verstehen und an sich auch recht gesund. Eine ganz - andere Frage aber ist, ob eine öffentliche NeichStagSsitzuna, f in der über die deutsch-russischen Verhandlungen gesprochen > wird, in der den Unterbändlsrn wegen ihres Verhaltens i Lob oder Tadel auZgedrückt werden soll und au« der sie f wohl auch eine gebundene Marschrichtung miinehmen sollen, f in unserem staatlichen und allgemeinen Interesse liegt. Diese i Frage wird man im Volke verneinen. Hier sieht nicht zur s Erörterung, ob der Reichstag staatsrechtlich befugt ist, sich - in diesem Stadium der Verhandlungen mit dem Ergebnis von Brest-Lftowsk ru beschäftigen. Das sheidet hier auS: Rußland und wir. Die Tatsache, daß dec englische Botschafter in Peters burg plötzlich erkrankte und durch einen Politiker, vielleicht Len Arbeiterführer Henderson, ersetzt werden soll, dem es im Gegensatz zu Buchanan möglich wäre, die Regie ung Lenin- Trotzki anzuerkennen, zeigte, woher der neueste Petersburger Wind weht. Wie s. Z. den Herrn Kerenski, so hat die En tente durch Entstellungen und Versprechungen jetzt augen scheinlich die Regierung der Bolkchew ki zu umgarnen und ihr einzureden verstanden, daß Deutschland und Lie Vler- bundmächie überhaupt ein falsches Spiel spielten und die guten Bolschewikt-Seelen ganz fürchterlich zu überlisten trachteten. Wie lange diese Suggestion wirksam bleiben wird, müssen wir abwsrten und können wir dank der Kriegslage und dem alle anderrn Rücksichten umstoßendsn, schrankenlosen Frtedensbedürsnis des gesamten russtschen i Volkes in Ruhe abwarten. Daß die Verhandlungen ohne i Zwischenfälle verlaufen würden, war wohl von niemandem ' vorausgesetzt worden. Schon ihre volle Öffentlichkeit er« t wägiichte und erleichterte der Entente Slörrmgsmrjuche, die i selbstoerständllch von den Gegnern eines Vorfrkedens wie des allgemeinen Fliedens mit Eifer unternommen wurden. > Da in Brest-Litowsk die Verhandlungen mit den Vertretern f der Ukraine fortgesetzt werden, so ruht die FriedenSakiion nicht. Die russische Regierung aber hatte bis zum Montag, s Lem Termin der siebentägigen KündigunaSsrist des Waffen- f Mstandes, Zelt und Gelegenheit zu überlegen, ob ein erneuter Anschluß an die Entente oder ein ehrlicher, und Rußland in keiner Weise als Besiegten treffender Fried; mit dem Vierbunde für das russische Volk das Heil samere sei. Lie strittige« Punkte. Die Forderung, den Verhandlungsort von Brest-Litowsk nach Stockholm zu verlegen, ist so absurd, daß ihre ein mütige Ablehnung durch alle Vierbundstaaten eine Selbst verständlichkeit war. Die Ruffen hatten am letzten Ver- handlungStage im alten Jahre ausdrücklich zugesagt, sich nm 4. Januar zur Fortsetzung und Beendigung der Ver handlungen in Bresi-Litorvsk wieder etnzufinden. Ihr un- dlskutlerbarer Vorschlag auf Verlegung der Konferenz nach Stockholm ist ihnen von den Ententemächten eingeflüstert worden, denen es auf eine Verschleppung und Störung des .Friedenswerkes ankommt. Die BolschewM-Negierung dürfte über diesen Punkt schnell zur besseren Einsicht gelangen. Schwieriger könnten die Meinungsverschiedenheiten über die Volksabstimmungen und die Räumung der besetzten Gebiete erscheinen; in Wirklichkeit liegen jedoch auch hier keinerlei Schwierigkeiten vor, die zu einem B uche sühren wüßten. Die Russen fordern, daß die besetzten Gebiete sofort beiderseits geräumt werden; wir dagegen wollen erst nach dem endgiltigen Abschluß des Friedens und der voll ständig burchzesührlen Demobilisierung der russischen Armee zur Räumung schreiten, wozu wir angesichts der doch keineswegs festgefügten innerpolitischen Verhältnisse Ruß lands im Interesse unserer Sicherheit einfach gezwungen sind. Was endlich aber das Selbstbestimmungsrecht der Nationen und dis Volksabstimmungen betufft, so steht der Vierbund auf dem Standpunkt, daß diese Fragen in der Hauptsache dcre'tz gelöst sind, und daß die russische Re gierung den Beschluß Polens, Kurlands und Litauens, aus Lem russischen Reichsoerbande auszuscheiden, anzuerkennen habe. Dem russischen Verlanaen nach einer auf breitester Grundlage vorzunehmenden Volksabstimmung ist der Vier bund überdies durch die Einwilligung zu einer nochmaligen Volksabstimmung enigegengekammen. Dpür, baß diese zweite Abstimmung in keiner Weise durch Li« nun einmal noch notwendlge militärische Okkupation beeinträchtigt wer den würde, bieten unsere militärischen und bürgerlichen Be hörden selbstverständlich voll« Sicherheit. Jeden Argwohn nach dieser Richtung hin müßten wir als eine Beleidigung empfinden und zurückweibn. Äüas «un? Wenn diese Zeilen in die Hönde unserer Leser gelangen, ist die Lage wohl schon geklärter al« im Augenblick, da sie geschrieben wurden. Ein Doppeltes aber ist «S, was uns dec aufgeworfenen Frage gegenüber unsere volle Ruhe und Sicherheit bewahrt. Einmal die auf die Kriegslage ge gründete volle und unbedingte Elumübgkeit der Vierbund- staaten untereinander und der Parteien innerhalb dieser schen Bevölkerung nach Frirdensschluß Verdienst geben. Ein etwa eintretender größerer Wohnungsbedarf müff? schnell gedeckt werden. Der Krieg habe die städtische Schuldenlast enorm gesteigert. Deshalb sei eine Verkettung der Kriegsschulden auf zwei Generationen nur gerecht. Dabet müsse die im Kriege gelernte Sparsamkeit belbe- halten und eine weitere Vereinfachung und Verbilligung brr Verwaltung durchgesührt werden. Die Herbeiführung des Gleichgewichts von Ausgaben und Einnahmen set die wichtigste und schwierigste Forderung. Trotzdem dürsten die idealen Aufgaben auf dem Geriete der Kirche, der Schulen, Ler Künste, des geistigen Lebens nicht vernach lässigt werden. Den, Dank, den wir dem Volkshrer schul den, statten wir am besten Lurch erhöhte soziale Fürsorge ab. Der Oberbürgermeister schloß mit einer Warnung gegen den Bürokratismus, besten ausgesprochener Feind Mittelstands nicht Ler Frieden durch eine starke Nachfrage nach jeder Handwerksarbeit Hilfe bringt, würden Staat und Gemeinde zu Hilfe kommen müssen. Ader außer dem Ge« Industrie der großstädü- sschluß Verdienst geben. ««no Ui—Ü mm Zwei Iahre englischer Weh pfüchk. 'Das englische Wehrpflichigesetzt ist jetzt zwei Jahre lang in Gel ung. Lange hatte es gedauert, bis man sich aus bas jetzt in Kralt befindliche Gesetz einigte. Das seinerzeit gegebene Versprechen, dir Wehrpflicht nur sür die Kriegs zeit beizubehalien, wird sich noch den Erfahrungen, dis England sammelt«, kaum aufrecht erhoben lasst«. Nach de n im Anfang Januar erlassenen und heule noch giliigen Gesetze wurde die Dienstzeit vom 1S. bis -nm 41. Lebens jahre sestgelegt, sür die Verheirateten mit Kindern manche Erleichterung gewährt, der Arbeit für RüsinngZ- und Hei maiszwecke ein großes Zugeständnis gemacht. ' Sehnsuchts voll wartete Frankreich, damals durch den deutschen Angriff auf Verdun besonders bedroht, auf das neue englische Mil lionenheer, besten Gesamlmacht bereits auf b Millionen Mann berechnet wurde — natürlich eine Zahl, die sich bei stärkst«: Abrundung nach oben unter Zuhilfenahme aller Kriegsschauplätze und sämtlicher Abgaben hinter der Front vielleicht ergeben kann. Immerhin muß man es den Eng ländern lasten, daß der Lord neben den Grubenarbeiter, der Mann aus der Handelsstube neben den Lastträger vom Hafen in den Schützen; raben geirrten ist. Das ist sür den Engländer etwas ganz Außerordentliches, so wenig als es unS Deutsche wundert, die wir die ausgleichende und er ziehende Macht Ler allgemeinen Wehrpflicht als etwas Selbstverständliches vnsehen. Das osr zwei Jahren erlösten« Wehrgesetz genügt heute nicht mehr. ES werden eine Million Monn englischer Truppen an der französisch-flandrischen Front sür notwendig erklärt. Diese neue Million soll solange ausreichen, bis die amerikanische Hilfe da sein kann. Daher schlägt der neue Gesetzentwurf vor, die allgemeine Wehrpflicht unter folgenden Gesichtspunkten zu erweitern: 1. Ausdehnung Les englischen Gesetzes auf Irland unter Fortfall jeder Ein schränkung zugunsten Irlands; 8. Heraufsetzung der Dienst pflicht bis zum 50. Lebensjahr; 8. Aushebung der Acht zehnjährige«; 4. Aufhebung aber Dienslbcfreiungen der Verheirateten; 5. Nochmalige Sichtung der Rüstungsarbeiier zur Verwendung an der Front. Es ist nach"Ansicht des Oberst Immanuel anzunehmen, daß mtt Hilfe dieser Maßnahmen, deren Durchführung trotz der Gegenströmungen in den Brbeiterkreijen sicher seia dürfte, die Vermehrung des Feldheers um eine Million ermöglicht werden kann. Demgegenüber aber erhebt sich die Frage, wann sollen denn diese Truppen fertig sein? Nächst dem Krieg ist im abgelaufenen Jahre auch bis innere politische Auseinandersetzung mehr als bisher zum Worte gekommen. DaS war anderSwo noch siärksr der Fall, als in Deutschland, wo die Erkenntnis des AuShalienS immer im Vordergründe blieb, wo die Siege in der Front uns zeigten, wo die härteste Arbeit für Deutschlands Zu kunft geleistet wurde. Gerads ein Menschenafter, dreißig Jahre, find verflossen, daß wir in dem ernsten Jahre 1888 drei Kaiser Haiten. Im verflossenen Jahrs 1öl7 hatten wir drei Reichskanzler: Herr von Bethmann Hollweg verließ am 14. Juli feinen Polten, Dr. Georg Michaelis am 2. No vember, und seitdem ist der seitherige bayerische Minister präsident Graf Hertling der verantwortliche Leiter der Neichsgeschäfte. Mit dem Fürsten Bülow leben also z " Zeit drei inaktive Kanzler. Unter herzlicher Teilnahme der ganze« Nation feierte unter großer H ndrnburg nm 2. Ok- t, ber seinen 70. GeburiSlag. Im Herbst besuchte der deutsche Kaiser Lie Vaikonhalbinsel. In Sofia, sdem di« Königin Eleonore, bekanntlich ein« geborene deutsch« Fürstentochter aus dem Haufe Reuß-Köstritz, entrißen wurde, und in Konstantinopel, sand er die begeistertste Von Clara Blülhgcn. Freilich, die junge Frau kam ihm entgegen mit jenem kindischen ENkauuen, daß d-a überhaupt ein Mann sei, der sich nicht nm sie bemühe. „Herr Hardung I Bitte, rücken Sie mich hier, so wie ich bin, mit meinem Stuhl« 'n bißchen aus der Sonne! — „Herr Hardung, dort oben auf der Terrasse Habs ich mein Buch liegen lassen, Si« holen's mir Wohl?" Und er hatte ihr gehorcht, mit der selben vollendete« Höflichkeit, mit der er jeder anderen Darm eine Bitte erfüllt haben würde — dabei aber sich amüsiert über die kindlich-dreiste Art. Einmal hatte sie ihn: auch befohlen. „Herr Hardung, möchten Sie mich nicht beglei ten? Sie haben entschieden so'n musikalisches Gesicht. Frau Demidow ist nämlich allzuviel Virtuosin, sie läßt mich manch mal nicht recht zur Geltung kommen, wissen Sie." „Ich bedaure, aber ich habe allzulange nicht mehr ge spielt, gnädige Frau, um mich Ihnen so anMssen zu können, wie Ihre schone Stimme es verdient," hatte er sehr höflich abgelehnt, und schmollend war sic gegangen: „Ach Sie, Si« wollen nur nicht — und ich bin's doch gar nicht gewöhnt, daß ich meinen Willen nicht kriege." Jedesmal, wenn Frau Schulze und Dr. Schröder ab radelten, war's ein Ereignis für das Sanatorium, zu dem sich versammelte, was gerade in der Nähe war. Es war ein frischer, kühler Morgen mit etwas Wind, Fräulein von Normann und Herr Hardnng hatten ihre Liegestühle bis an den Bergrücken bringen lassen, wo dieser Deckung bot. Beide hatten Bücher mitgenommen,und woll ten lesen, aber schließlich gaben sie es auf und ließen, wie Luf Verabredung, die Hefte fallen. Die Vorbereitunaeu für die Abfahrt der beiden Radler gingen so laut vor sich, daß es selbst auf die Entfernung hin störte. Die Näder paven schon vors Haus gebracht, ein Herr hatte die vor- jchristsmäßige Verfassung der Pneumatiks geprüft und an »em grünen Dameurädchen etwas nachgepumpt, Frau Sjhul-e stank in einem schicke«, nur etwas zu kurzem sKostüm fertig -a und knöpfte an ihren Handschuhen; es war durchaus nicht zu begreifen, weshalb die Fahrt noch Nicht losging. > „Nun, wollen Sie nicht hin und der Gnädigen dell Steigbügel halten?" fragte Bianka scherzend, in der sicheren Erwartung einer Ablehnung. Um so erstaunter war sie, als Hardnng auf den Vor- schlag einging: „Na, man kann sich immerhin die Abreise mal anschcmen," meinte er gutmütig, schon im Aufstehen. Ein Gefühl von Trotz hielt Bianka auf ihrem Stuhle fest, aber eine unbestimmte innere Unruhe jagte sie dennoch auf, "nd sie ging ihm nach. ^ls sie den Rasenplatz überschritten hatten, stritt sich gerade Herr Demidow mit dem Herrn, der das Nad ausge pumpt batte, um den Vorzug, wer es auf di« Landstraße führen dürfe. „Ach Sie — da sind Sie ja! Wissen Sie auch, daß ich duf Sie gewartet habe? Uns von oben, von Ihrer Hohe aus, besichtigen und sich nicht einzustellsn, um uns Adieu zu sagen, daß hieße doch mich arg schneiden," wandt? sich Frau Schulze an Hardung und streckte ihm über Bianka hinüber, die sie nur mit einem flüchtige« Köpfung?« be- grüßt hatte, die Hand hin. „Gerade war ich so weit, Ihnen ernstlich böse zu werden." Sie sagte „beese", zum ersten Male fiel es Bianka auf, daß sie, )vas man beim Singen gar nicht bemerkte, ein ganz wenig sächselte; mit einer gewissen Schadenfreude stellte sie es fest. Hardung schien es aber nicht zu bemer ken, er sah liebenswürdig und amüsiert aus, als er erwi derte: „Dieses Unglück muß ich zu pariere« versuchen Ich gelobe also Besserung für jeglichen Morgen, an dem der Himmel Ihnen Nadelwetter beschert." „Das ist mir zu wenig. Ich bin nämlich nicht nur Radlerin, müssen Sie wissen." „So geruhen Sie, gütigst die Liste jem. Dienstleistun gen, die Sie von mir verlangen, festzustellen, gnädige Frau." „Mal überlegen! Zuerst dies zur Probe. Versuchen Si? mal, ob Sie diesen Knopf nicht zumachen können — ich bringe es nicht fertig. Donn wollen wir sehen, ob Sie für Größeres tauglich sind." Dabei streckte sie ihm ihre an sich kleine Hand entgegen, die aber in dem weiten Wild- led-rbandschuh, wie er zum Radeln nötig ist, plump evschiep. Bianka ärgerte sich, sie hatte ganz genau gesehen, baß der Knopf zuvor geschlossen gewesen war, die kleine Dame mußte ihn unbemerkt geöffnet haben; ihre Verstimmung wuchs, als sie sah, mit welcher ernsten Sachlichkeit ihr Freund sich bemühte. Es dauerte recht lange, ehe das Werk Vollbracht war, so lange, daß irgendeine Stimme äußerte: „Zwischen Ehepaaren kann man am Handschuhzuknöpfeu bekanntlich den Grad der noch vorhandenen Zuneigung er- messen. Artur, du liebst mich nicht mehr. — Warum den« nicht, Schatz? -- Du knöpfst mir jetzt die Handschuhe io schnell zu, und in unseren Flitterwochen " „Fliegende Blätter, aber alte," unterbrach Herr Schrö der ungeduldig. „Wir müssen uns sputen, gnädige Frau: der Wind sck)eint stärker zu werden." „Die gnädige Frau bat die Muskeln angespannt, un, mir die Arbeit zu ersckK'eren, ich sollte ein für allemal alb -untauglich gleich nach der ersten Probe erkannt werden," meinte Hardung. „Nun entzieht sich drs gnädige Frau wieder auf Stun den, und wir brauchieu Sie so notwendig wegen der Preis- Verteilung für unser Kegelfest. Wie sollen wir nun darüber schlüssig werden, ob das Tintenfaß oder der Fächer den ersten Preis bilden soll," sagte Herr Demidow ganz kläg lich. „Ach gnädige Fran, wie kann eine Danie wie Sie, die auch sonst in jeder Weise ans der Höbe ist,,an einem so veralteten Sport, wie Nadeln, noch Vergnügen finden. Automobil ist doch jetzt das einzige — na, wenn ich erst mein Töff-Täff hier Habel" „Ich möchte Ihnen noch einmal anraten, gnädige Fra«, auf keinen Fall allzu weit zu radeln, sich nicht anzusirengen und bei den Steigungen abzuüven," mischt? sich nun auch Ler Doktor ein, der binzugekammen war „Ich bin Ihrem Herrn Gemahl für Sie verantworift.chu „Und nicht wahr, Herzchen, sobald Sie irgendwo ni- den, denken Sie daran, etwas Puder zu m''mcn. Sie haben doch meine kleine Puderdose bei ßcki? * Es ist das einzige, um die Haut zu konservieren," erwähnte Madi nie Demidc" mütterlich, indem sie Frau Schulze die Wangen klovfte. » Und Vorsicht, Herzchen, bei dem Winde, damit Sie iins nickt etnxi heiser werden; Si? müssen bedenken, daß Sie Verpflichtungen gegen uns all? haben." ForMtzung folgt.
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