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Beilage zum Nabenauer Altzeiger RMMer 1. Fernsprecher - Amt Deuben 2120 AkNStU hkN 1. IUM 1918. Drahtanschrift - Anzeiger U. IHM. Jahreswende. An Taten reich, doch auch an Leiden: Zwölf Monde schritten ihren Gang; Der letzte rüstet sich zum Scheiden — Da horch! Silvesterglockenklang! Hinauf zu den urew'gen Sternen, Wie heißes Beten rauscht der Chor . . . Und aus geheimnisvollen Fernen Tritt nun das neue Jahr hervor. Wir harren hoffend deiner Spende, Du neues, junges Jahr, tritt ein! Die Glocken künden: Jahreswende, Doch wann wird Weltenwende sein? Daß einem Traum Erfüllung werde, Der durch Jahrtausende geglüht Und daß aus blutgetränkter Erde Das wahre Friedensreich erblüht. Wohl anders hat's der Herr beschlossen, Kein friedlich Eden ist die Welt; Drum Freunde, Brüder, Weggenossen, Den Sinn auss nächste nur gestellt! Ein Fels, ein Hort ist uns geblieben, Drauf laßt uns bauen unverwandt: Dem Vaterland das wärmste Lieben Und Gut und Blut dem Vaterland! Doch du, der Heldensinn belohnet, Herr über Welken und Gedeihn, Vater, der ob den Sternen thronet, Laß uns dies Jahr gesegnet sein! Beschirm uns deutsche Wass' und Wehre, Damit wir aller Not entrafst, Und laß uns aus der Prüfung Schwere Hervorgehn in der alten Kraft! Vas Heiligtum an der Stadtmauer. Ein Bild aus Stambul. In den Obstgärten reifen die Feigen unter der mächtigen 8onn« des Südens heran, mr-it und breit Ist Vas Gras ver brannt. quellen sind vertrocknet. Aus den uralten Zisternen schöpfen die Frauen Wasser für die Gemüsebeete. Unendlich zieht sich der Pfad durch die Gärten hin; bis weilen hallt, so schreibt Friedrich Schrader in der Illustrierten Monatsschrift „Die Islamitische Welt", unser Schritt auf einem alten gepflasterten Wege wieder, der in die Richtung auf die Stadt mauer führt. Auf denselben Pfaden mit den riesigen, un gleichen Pflastersteinen zogen einst die gepanzerten Verteidi ger der Stadt, damals, als sie fallen sollte, weil das Schicksal es so wollte. Und dann steigt, wie ein riesiger steinerner Vorhang vor der untergehenden Sonne die Mauer des Theodosius selbst vor uns auf und breitet beschuhend ihren Schatten über uns. - Am Rande des einsamen Weges hocken einige mohammedanische Greisinnen. Kein Laut ist vernehmbar als die Stimme des Windes in den Bäumen des Gartens. Die alte Stadt träumt von ihrer Vergangenheit. In dem dunklen Vorhang glüht es aber wie ein tief leuch tendes Auge. Eine Nische öffnet sich in der Mauer und durch die Oeffnung, durch die kaum ein Mensch kriechen kann, flammt die alte byzantinische Wölbung dahinter, von den Strahlen der im Westen sinkenden Sonne rot auf. Es ist wie ein Mihrab, an dem täglich, wenn die Sonne sinkt, Lichter angezündet werden. Und dann stehen wir vor dem Tor, das in der Ver gangenheit Rhegii" oder auch „Porta Melan e s i a" hjetz. Auch den Damen „Russio n" trug dieses, noch heute trotzig seine Bogen über den Wanderern wölbende Bollwerk der Vorzeit. Die eisten glauben, es sei so benannt worden, weil einst Igor, der Großfürst von Kiew, bei seinem Angrisf aus die Stadt Byzanz seinen Schild hier aufgehangen habe. Die anderen leiten den Namen „Nussion" dagegen von der byzantinischen Zirkuspartei der Roten srussi) ab und stützen sich dabei auf eine Inschrift, die den Wortlaut hat: „Der von Gott und (der Partei der Roten) beschützte Kaiser Konstantinos möge siegreich sein," Hierbei ist es nur schade, daß gerade die Worte, auf die es ankommt: „der Partei der Noten" auf einer Konjektur beruhen. Für die „Knechte Gottes", dieses bescheidene und demütige Volk des Islams, das durch diese T-rimoen ans- und eingeht, ist es jedoch unwesentlich, wein dieses Tor seinen alten Namen versankt. Für sie beainnr die Ge-chichie "der Stadt mit dem Augenblick, als sich o>e V«.aar.-.P.guug der Sure der Grob». SulKÄsischs L MelMohnÄrNeZS " ll.Anmerstr.Nk SL D-ltf-n!>re22SH1kiQn- idiiisLartrn zuim 1.0S u. lese All SVPfg . GM NunstteeioebeAllksührllNger« VMtcheoern Sesöallktis ochzi.Ho/ihratrr, Vereaulsata-abeUuns. Bulgarien im e ttnomaMgraphisrstenSttd imPne^cp- »rheatvst»r>NAerchall0),Val>eaü-t1^l'M. Anfang 4 Ahr 11Nr Ahr Ehrsnausjchusi: Frau Staatsministsr vr. Dock, Exz.; Frau Gberbürgsr- msistov Blüher; Frau General von Droizem. Exz.; Frau Gberhofmarschall Freifrau von dem Busjchs-Stroithorst, Exz.; Frau Gberhofmeisterin Freifrau von Finck, Exz.; Frau General von Larisch, Exz.; Frau Gberhofmeisterin von der Gabslentz-Linsingeu, Exz.; Elisabeth Prinzessin Reuß, Durchlaucht; Frau Gräfin Rothenburg; Frau Generalleutnant von Schulz, Exz.; Frau Staatsminister Gräfin Vitzthum von Eckstädt; Frau Generalkonsul Zietz. Geh. Hofrat vr. Adolph; Geh. Kommerzienrat Konsul Arnhold; Staatsministsr VVr vr. Lug. Beck, Exz.; Hofmarschall Kammerhsrr Freiherr von Berlepsch; Oberbürgermeister Blüher; K. u. K. Nstsvrelch.-Nngar. Gesandter Freiherr von Braun, Exz.; General der Kav. von Broizem, Lxz.; Iustizrat vr. Felix Bondi; Gberhofmarschall Freiherr von dem Bussche-Strsithorst, Exz.;Kaiser!. Türk. Konsul Lhrambach; Kgl.Kämmerer Generalleutnant von Lrisgsrn, Exz.; Direktor Prof. vr. Dieterich, Heisenberg; Chefredakteur Hofeat Doengev; Chefredakteur Flach; Kammorherr von der Gabslsntz; Kgl. Dayr. Gesandter Freiherr von Grunelius, Exz.; Geh. Rat Prof. vr. Cornelius Gurlitt; Geh. Regisrungs- rat vr. Heyn; Stadtvsrordnstenvizevorst. Hofrat Holst; Kommerzienrat Kämpfe Bürgermeister vr. Kretzschmar; Polizeipräsident Köttig; Kreishauptmann vr. jur. Krug von Nidda und von Falkenstein: Kommerzienrat Leon hardt; St.-B. Syndikus vr. Marz; Bürgermeister vr. May; Geh. Regiorungsrat vr. Morgenstern; Staats- ministsr vr. Nagel. Erz-: t-ksniinerzlenrat Konsul Thwaid; Aommsrzkenrar Palmie; Geh. Hofrat Or. Reichardt; Dankdirsktor Reimer; Kgl. Dulgar. Gesandter vr. Rizoss, Berlin, Exz.; Stadtkommandant Generalleutnant Von Schlieben, Exz.; Kgl. Preuß. Gesandter Graf von Schwerin, Exz.; Generaldirektor vr. Graf von Seebach, Exz.; Staatsministsr von Seydewitz. Exz.; Geh. Rat Stadler; Logativnsrat vr. Steinbach; Gberstmarschal! vr. Graf Vitzthum von Eckstädt, Präsident der Ersten Kammer, Exz.; Staatsministsr Graf Vitzthum von Eckstädt; Geh. Rat vr. Vogel, Präsident der Zweiten Kammer; Bankdirekt. Vagner; Kriegsminister General leutnant von Wilsdorf, Exz.; Gsneralmäjor z. D. von WilucSi; Generalkonsul Kommerzienrat Zietz. Arbeitsausschuß: Kommissar Deckert; Hoflief.Gskar Beyer; Chefredakteur Hotrat Dosngss; Direktor Frick; Architekt Göpfert; Direktor Hähle; Gastwirt Hansen; Maschineriediroktor Hasalt; Redakteur Irrgang; Konsul Klippgsn; Direktor Lentz; Redakteur Kommissionsrat Mäder; Hofmöbleur Menzer; Revisor Neßmann; Verlagsbuchhändl. Rsmert; Brandmeister Dipl.-Ing. Risdsl; Kaufmann Schreiter; Direktor Twachtmann; Redakteur vr. Zwintscher. rung, erfüllte und Sultan Mehmed II. in die eroberte Stadl einzog. Und die Herzen, die hier in die schöne, stille Kam- pagna der alten Stadt hinausziehen, sind auch zu sehr von den Sorgen der Gegenwart in Anspruch genommen. Es zieht sie hinaus zu einem Nothelfer, zu dem sie unbegrenztes Ver. trauen haben,* zum Scheich Musliheddin Merkes Effendi, seinem heiligen Quell und seinem Grabe. Nicht weit von dem Tor, hinter dessen Vogen uns di« ganze Schönheit dieser heroischen Landschaft mit ihrer Reihe trotziger Türme und der Vision des fernen Mittelalters, ihren dunklest Zypressen über den alten Gräbern und ihrem Blick über die blaue Marmara aufgeht, führt ein stiller, von Gärten und Gräbern eingefaßter Weg zu dem Heiligtum. Die Stambul erVolkssage erzählt vom Brunnen Merkes Effendis: Merkes Effendi sandte Voten zum Sultan Selim I., um dessen Tochter als Gemahlin für sich zu fordern. Der Sultan verspricht dem Heiligen seine Tochter, falls dieser imstande sei, Kamele mit einer Last Gold zu beladen.« Und Merkes Effendi beladet einige Kamele mit Erde, die er von der Ostseite seines unterirdischen Gewölbes genommen hatte. Die Erd« verwandelte sich dann in lauteres Gold, aber aus der Höhlung sprudelte eine wundertätige Quelle hervor. Hier aus verl ratete der Sultan seine Tochter mit dem Heiligen. Einer anoeren Sage zufolge wollte Merkes Effendi aus über großer Bescheidenheit nicht zu seinem Lehrer Sinan Sünbül gehen. Einmal gelang es ihm jedoch, durch die Kraft des Gebetes Wasser im Brunnen hervorzuzaubern. Das zeigt ihm, daß sein Gebet gottgefällig war und gab ihm Mut, zu Sinan Sümbül zu gehen. Das ist die Legende von dem Wunderbronn^ Was die angebliche Verheiratung des Heiligen mit der Tochter Sultan Selims betrifft, so vermischt die Volkssage Geschichtliches mit Sagenhaftem. Diese Tochter des Sultans Selim und Schwester Sultan Suleimans ist niemand anders als die mit dem Eroßwesir Lutfi Pascha verheiratete Prin zessin Schah Sultan, die eine große Verehrung vor Merkes Effendi hegte und für ihn die Moschee und das Derwischkloster bei Beharije in der Nähe von Eijub gegründet haben soll, weil sie einmal auf einer Reise, die sie mit ihrem Gatten unternahm, von Räubern angefallen wurde und im Augen blick der Not den Heiligen leibhaftig vor sich sah. Sie war es auch, die nach seinem Tode im Jahre 1552 über seinem Grabe ein Mausoleum baute und eine Moschee daneben grün dete. Ihre Frömmigkeit war durch die seelischen Leiden, die sie an der Seite eines ausschweifenden Gatten zu erdulden hatte, noch vertieft worden Auf dem mit steinernen Fliesen gepflasterten Hof des Heiligtums steht eine mächtige alte Kastanie. Ueber den „S ch a d r e v a n" in der Mitte ranken sich grüne Zweige und rote Blüten. Durch die Beste des dunklen Baumes streicht mild und klar die Abendbrise. Darüber wölbt sich der tief blaue Himmel. Und dann steigen wir hinab zu dem Brunnen Merkes Effendis. Dunkel und Feuchtigkeit und der Schauer der Vorzeit empfangen uns, wenn wir diese enge und finstere Nische betreten, die dem Heiligen als „Halvetgia h" ge dient hat. Das Wasser strömt aus dem Brunnen dann in ein Becken, aus dem, wie aus einer byzantinischen Zisterne, pvei Säulen aufragen. Grün und tief schlummert das heil bringende Wasser in seinem Kranz von großblätterigen Pflan zen, die es einrahmen. Die Steinchen auf dem Gründe des Brunnens nehmen diejenigen als Talismane mit, die nach Erfüllung irgendeines sehnlichen Wunsches verlangen. Und wenn der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, dann tragen sie den Stein zum Brunnen zurück und werfen ihn in die Tiefe hinabs wo er dann spurlos verschwinden soll. Wir sitzen in der Gesellschaft des ehrwürdigen Scheichs unter dem Kastani'enbaum. Er hockt, eine Zigarette drehend, neben uns nieder und erzählt uns von seinen Derwischen und ihren oft tiefen Gedanken: „Gott ist der Hauch, der die Flöte bläst. Wir Menschen gleichen einer „Naj", wie sie die Meßle- widcrwische spielen, und geben die Melodie von uns, die der göttliche Flötenspieler uns einblüst." — „Der Mensch ist wie ein Lowe, dessen Wild in eine Fahne eingestickt ist. Er be wegt sich nur, wenn der Wind in ihren Falten weht." — Solche Verse schrieb ein einfacher Derwisch im Kloster Kod- s ch a MustaphaPasch a. Vor uns liegt schon in den Abendschatten der einfache Holzbau, den die Prinzessin einst über dem Grabe des Hei ligen errichtet hat. Ein Negermädchen holt unbekümmert um unsire Ai Wesenheit Wasser an dem Brunnen mit den Btnmen. Es ist furchtbar einsam in der Einsiedelei Merkes Efscndis, wo sich nur än Donnerstag eine große Gemeinde sammelt. Dann nehmen die Gläubigen von dem Wasser dec Brunnens, das vom Fieber heilen soll, und halten den Tei wischen kranke Kinder hin, damit sie diese anhauchen lneke«) und heilen. Und mein Derwischscheich philosophiert weiter: „Einem jeden tritt Gott gegenüber in der Form und Gestalt, die seinen Verstandskräften entspricht. Die einen wollen materielle Wunder sehen — die anderen kehren den Blick in die Tiefs ihrer Seele hiein und streben nach der Vereinigung (va8let) mit Gott. Stufenweise nur kann die wahre Erkenntnis erreicht werden." Das ist die Lehre des Dermischtums, die an die antiken Mysterien nur zu deutlich erinnert. „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis" —, wo der Geist des Ewigen schwebt. Merkes Effendi, der Freund der Armen und Elenden, der den geschichtlichen Aufzeichnungen nach die arme Bevölke. rung jener Stadtviertel lehrte und unterrichtete, ist der volks tümlichste Heilige in Konstantinopel. Zahlreich sind die Menschen, die in ihrer Kindheit in den Schutz Merkes Effen- dis gestellt wurden, „dioi-kes kksenclinin eoläckv", Kinder Merkes Effendis, so nennen sie sich ihr ganzes Leben hin durch. Manche türkische Mutter gedenkt mit dankbarem Herzen der Hilfe, die ihr der Heilige vor dem Tode Mewlewihane Kapussi gewährt hat bei der Auferziehung schwächlicher und kränklicher Kinder, die jetzt als vollkräftige Menschen in der Blüte der Jahre stehen. Darum ist sein stilles Heiligtum von so großer V. .hrona umgeben. Es liegt ein Hauch von Seufzern, Aeagsten gestillten Wünschen in der Luft. Aus Tier- und Pflanzenreich. Lius Laumen wnchje. öe So unwahrscheinlich es klmgt, so gibt es doch Edel- , steine, die auf Laumen wachsen. Au- den Phi chx. mn werden in der seokosti«kpaime hau, g Perlen ge m ü. n. Diese Perlen, im Lu s : genau den Meeresperi.'n gleichend, sind eine ZusammensUznng von Bagellenn und toblenchurem Saiz. In den . wei -geienten oes Lam ns findet man wunderbare Opale, die ach leden aus au-- oen Harzab ani erunoen des Lamons viidm . Li mimetmivmen , von veiebes mimenden bwjeu Psmu„-, m^delpein i Amulett gegen Kraninelien. LH