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Rabenauer Anzeiger : 27.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191709273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19170927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19170927
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-09
- Tag 1917-09-27
-
Monat
1917-09
-
Jahr
1917
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kurlose Rezepte. Wenn man an die seltsamen Theorien und die eigen« artigen Heilmittel zunickdenkt, deren sich die Aerzt« der Vergangenheit bedienten, um der leidende»,Menschheit ihre Ouaien und Gebrechen zu mildern, so kann man sich freuen, ,ist in spateren Jahrhunderten in das irdische Jammertal versetzt worden zu sein. Früher spielte be kanntlich die Astrologie eine Hauptrolle in der noch im Dunkel tastenden Heilkunde; zwischen den Bewegungen der Planeten, den Sternbildern und der menschlichen Ge sundheit wurden die tiessten und unlösbaren Beziehungen gesehen, und auch die Zusammensetzungen der alten Re zepte bargen des Sonderbaren genug. Der Leibarzt Ludwigs XIU., Carlo d'Orme, z. B. erregte Aufsehen mit seinem trefflichen Rezept gegen das Zahnweh: „Nimm Gänsedünger, siede ihn in dem Fette eines männlichen Schweines und lege ihn mit einem Lappen auf den kranken Zahn." Zur Heilung eines gastrischen Leidens war jene Essenz unentbehrlich, die man nur gewinnen konnte, wenn man eine alte Henne lebend in einer Brühe, die aus den verschiedenartigsten Abführungsmitteln zusammen gestellt war, kochte. Die Fortschritte der damaligen Heil kunst lagen im wesentlichen in einer erhöhten Kompli zierung der Rezepte: Je mehr Ingredienzen, je besser die Wirkung. Zahllose Säfte und Latwerge wurden zusammen gebraut; Serviert empfahl gegen Herzleiden ein Heil mittel, das aus mehr als 30 Substanzen zusammengesetzt war, unter denen auch Gold, Smaragd, Perle, Saphir, Elfenbein und Korallen eine Hauptrolle spielten. Ein Flakon dieses köstlichen Elixiers kostete wenigstens 28 Frank. Für «in „vergoldetes Klistier" zahlten die vor nehmen Kranken 40—50 Frank; ein einfaches, nicht ver goldetes, kostete 4 Frank. Dann kam die Zeit des Ader lasses, der Blutegel und des Schröpfens. Guy Patin war ihr Apostel: er glaubte und verfocht seinen Satz, wonach „das Blut im menschlichen Körper dem Wasser einer guten Quelle gleicht; je mehr man davon abzieht, je besser sprudelt es", und er zog auch die Konsequenzen. Einen sieben jährigen Jungen, den man seiner Behandlung anvertraut hatte, „kurierte" er dadurch, daher ihn in fünfzehn Tagen nicht weniger als dreizehnmal schröpfte. Seine Ueber- zeugung machte auch nicht vor kleinen Kindern halt; ein drei Monate altes kleines Menschengeschöpf ward genau so zur Ader gelassen, wie ein Erwachsener, ja einmal er probte er sogar den Segen des Aderlasses an einem drei Tage alten Kinde. Die Themen und Fragen, die den jungen Studierenden der Heilkunde gestellt wurden, geben eine anschauliche Ergänzung des Bildes. Ihre Aufgabe war es, Probleme zu erörtern, wie die Frage: „Werden die Helden von Helden geboren? Haben sie ein galliger Temperament?" Oder: „Ist es heilsam, sick» einmal im Monat zu betrinken?" Ist die Frau ein unvollkommenes Werk der Natur?" „Ist es notwendig, beim Haarschnitt aus die Mondphasen Rücksicht zu nehmen?" Sieben Stunden lang mußte der junge Student sich mit solchen Fragen auseinandersetzen, ehe er als Arzt seine Kunst an den Mitmenschen erproben durfte. Reber Schlangengifte und ihre Wirkung machte Dr. Calmette interessante Mitteilungen. Er teilt die Schlangengifte in zwei Klassen; die erste nennt er „neurotvxisch", ihr« Wirkung teilt sich sofort dem ganzen Nervensystem mit. Das ist die Wirkung des Giftes der Brillenschlange und anderer Reptilien, die vorwiegend im Osten leben; die zweite Klasse Gifte lokalisiert die Haupt wirkung auf die Bißstellen, wie die Gifte der Vipern schlangen, der Klapperschlange, der Hornviper und der Ottern. An einer Reihe von Beispielen weist Dr. Cal mette nach, daß die allgemeine Vorstellung, nach der das Schlangengift nur tödlich wirkt, wenn es direkt in die Adern dringt, irrig ist; es bringt auch tödliche Wirkungen hervor, wenn es in genügend starker Dosis aus inner lichem Wege dem Organismus zugeführt wird. Da» gewöhnliche Heilmittel, die Bißwunde auszusaugen, ist also nicht ohne Gefahr. Auch die Annahme, daß die Schlangen selbst gegen das Gift anderer Schlangen immun sind, hält einer genaueren Unter suchung nicht stand. Das Gift der Klapperschlange tötet z. B. die Brillenschlange. Nur das Gift der eigenen Art bleibt unschädlich. Als chemische Mittel gegen den Schlangenbiß erwähnt Calmette übermangansaures Kali, Chlorgold, Chlorkalk und Chromfäure, die alle die Wir kung des Giftes in mehr oder minder starkem Maße be einträchtigen, wenn sie sofort nach dem Bisse eingespritz« werden. Als einzig sicheres Mittel aber erwies sich im Lauf der Experimente ein besonderes Serum, das von mehrfach geimpften Kaninchen und Meerschweinchen ge wonnen wurde. Die beste Möglichkeit zur Kultur dieses Serums bieten übrigens die Pferde, wenngleich die Schil derung der Leiden, die die Tiere dabei zu erdulden haben, bei Tierfreunden lebhafte Entrüstung Hervorrufen wird. Das Serum, wird am besten in die Haut des Bauches oder der Schulterblätter eingeimpft; die Wirkung ist un fehlbar, wenn die Injektion spätesten» zwei Stunden nach dem Bisse ersolgt. Hingabe und Begeisterung beschwingen zu V - großer Tat. Wer von uns ist nicht begeistert, wer D D gab nicht seine ganze Seele hin an diese gewaltige D D Zeit? ... Also beflügelt, wer kann noch zögern, - D dem Rufe des Vaterlandes zu folgen: „Zeichnet Kriegsanleihe!" — Ein Goldhinterzieher gefaßt. Das „Berliner Tageblatt" meldet: Aus dem Bahnhof in Kattowitz wur den dem Händler Wehrmann aus Sosnowitzsch 40000 Mark in goldenen Frankstücken abgenommen und der Neichsbank überwiesen. — Der „blühende" Schleichhandel. Bei einer un- vermuteteten Revision zweier Berliner Bahnhöfe wurden den mit den Fernzügen ankommenden Schleichhändlern folgende Warenmengen durch Beamte des Kriegswucher amtes abgenommen: 28 Zentner Fleisch, 1*/, Zentner Wurst, O/, Zentner Butter, 2400 Eier, 8 Zentner Mehl und für 10000 Mark Kleiderstoffe. — Die „Schinkenwiese". In Herges Vogtei bei Brotterode hat ein Bauer an einen Touristen einen Schinken für 350 Mark verkauft und für diesen Betrag eine ganze Wiese erworben. In der Umgebung wird nun diese Wiese die „Schinkenwiese" genannt. — Gestörte Hochzeitsfreuden. Eine jähe Unterbrechung erfuhr eine große Bauernhochzeit, die im Ort Stadthagen (Schaumburg-Lippe) abgehalten werden sollte und an der 80 Personen teilnahmen. Zur Feier des Tages war ein Kalb und eine große Anzahl Hühner geschlachtet und 10 Zuckerkuchen gebacken worden. (I!) Den Hochzeits gästen wurde jedoch eine große Enttäuschung bereitet, denn als gerade die Braten in den Töpfen schmorten, erschien ein Gendarmeriewachtmeister auf der Bildfläche und beschlagnahmte all die schönen Sachen. Die Braten, Kuchen und sonstigen Leckerbissen wanderten in das Krankenhaus und in das Lazarett und fanden dort will kommene Abnehmer. — Hühner als Verräter. Da die Hühner jetzt ebensowenig wie andere Lebewesen in den kriegführenden Ländern mit reichen Gaben der früheren für sie verwen deten „Lebensmittel" verwöhnt werden, fressen sie alles mögliche, was sie nur auf der Erde finden. Daß aber Hühner Petroleum leidenschaftlich gern verzehren, erfuhr man erst durch Beobachtungen der Beamten einer böh mischen Eisenbahnstation. Dort stand ein Waggon, dessen Ladung als „Petroleum" angegeben war. Unter diesem Waggon versammelten sich nun die Hühner des Stations beamten und waren garnicht fortzutreiben, sondern pickten und pickten mit unerhörter Leidenschaft das abgetropfte „Petroleum". Schließlich kam dem Bahnhofsvorsteher der Petroleumdurst der Hühner doch zu sonderbar vor, er sah sich den „Tank" näher an und sand, daß sein Inhalt — schöner gelber Weizen war, der nunmehr den Hühnern entzogen und beschlagnahmt wurde. — Gefährliche Sendung. In der Güterhalle des Würzburger Hauptbahnhnfes zerbrach ein Koffer, der die Ausriistungsgegenstände eines gefallenen sächsischen Sol daten barg und dessen Angehörigen zugesandt werden sollte Beim Wiedereinpacken der Sachen explodierte eine Hand granate, die sich darunter befand, und tötete den Stations gehilfen Adam Basel, Vater von sechs Kindern auf der Stelle. Zwei andere Beamte wurden schwer verletzt. — Möbelstoffe aus Papier. Zu den angenehmen Ueberraschungen, die man in den Ausstellungen während der Leipziger Mustermesse erleben konnte, gehören die Möbelbezugsstoffe, sowie die Gobelinartigen Wandbespann stoffe aus Papier. Der Laie wird zwischen den bisher fabrizierten Stoffen und den neuen Erzeugnissen über haupt keine Unterschiede entdecken. Es gelang, außer den Merkmalen der echten Weberei die Herstellung präch tiger und farbenreicher Muster von neuzeitlichen Mustern oder altertümlichen Ornamenten und Blumen. Kleine Nachrichten. Im Monat August haben unsere Unterseeboote 808 000 Tonnen, seit Beginn des uneingeschränkten Unterseekrieges insgesamt 6 303 000 Tonnen versenkt. Kerenski ist aus der revolutionär-sozialistischen Partei ausgetreten, um sich volle politische Unabhängig keit zu sichern. Unsere Unterseeboote haben wieder 76000 Tonnen versenkt; eins unserer Unterseeboote versenkte allein in einer Nacht drei Dampfer mit 13878 Tonnen. Ein brittischer Torpedobootszerstörer ist von einem deutschen Unterseeboote in der Einfahrt zum Kanal torpediert und versenkt worden. In italienischen Städten haben englische Truppen den Sicherheitsdienst übernommen, um bei Unruhen sofort eingreifen zu können. Kirchen-Nachrichten Woche vom 23. bis 29. September l917: Rabenau. Mittwoch: 8 Uhr Gefallenengedenkfeier. Donnerstag: 8 Uhr Iungfrauenverein. Oelsa. Mittwoch: '/,9 Uhr Christlicher Iungmännerverein Somsdorf. Mittwoch: Kriegsbetstunde fällt aus. k^acb Ootte8 unerkorscnlwnem Kat verscbiecl am lVlontaZ nackmittaZ inkol^e On^lückskall im Ke86rvelarmrett O8ckatr mein innip^tAeliebter Oatte, un8er guter Lolin, kruäer, Lclnvager und LcbrvieZer- 8olm ?sul Uünsohmsng. Om 8tiIIe8 keileiü bittet Kuben au, 25. Leptember 1917. Vie livflnauennüv Kattin nedst kiuterdliobeoeu. Oie Ueeräigung kinäet Freitag nacbmittag r/,4 Obr vom Trauerbauae au8 statt. Ostfriesischer Zuchtviehverkauf. Von Mittwoch, den 26. ds. Ms. ab, stelle ich wieder eine große Auswahl original ostfriesisches als hochtragende und frischmelkende Kühe und Kalben, junge und deckfähige „ LuoklkuUsn "WU von 10—18 Mon. alt, sowie auch lO Mon. alte WM- ILukIrsIdvi» in meinen Stallungen zu billigsten Preisen zum Verkauf. Kainsverg. Hmil Kästner. Flotte, geschickte werden noch angenommen. OarL SekneiiLer, Sitzmöbel-Jndustrie, Oelsa Bez. Dresden. Ei« ÄW sucht per sofort Färberei jui. Hainsberg. -kbeitttrauen u. Mädchen, sowie einige MMmn sucht sofort Färberei lul. KslsiniethHainsbg. Stube u. Kammer mit Gas und Elektrisch sofort zu vermieten. Näheres Bismarckstratze 24k. Wohnung bestehend in 2 Stuben, Kammer, Küche, nebst Zubehör zu vermieten, sofort oder später beziehbar. Hermann LatriA, Grotzölsa. ^Luche ein junges Hausmädchen bei Familienanschluß nach Potschappel. Rehn, Vermittlerin. ÄZäretten, hochfeine Marken, auch in Feldpost packungen empsiehlt BM des M-Rmms. Die unhaltbar gewordenen Preisverhältnisse innerhalb des gesamten Buchdruckwesens nötigen nun leider auch uns, den Bezugspreis für unsere Buchromanhefte ab 1. Oktober 1917 auf 15 Pfennige für das einzelne Heft und auf 1,90 Mark für den Vierteljahrs-Postbezug zu erhöhen. Wir bitten unsere Abonnenten, davon Kenntnis zu nehmen und sich zu vergegenwärtigen, daß uns heute das Druckpapier 3 mal mehr als früher die Druckfarbe 8 mal mehr als früher die reine Anfertigung 3 mal mehr als früher kosten! Wir haben bisher nicht erhöht, weil wir immer noch mit einer Aenderung der gesamten Preis- und Bezugsverhältnisse rechneten. Das ist aber leider nicht zu erwarten und wir sind nun ebenfalls in der Zwangslage, einen Preisaufschlag vorzunehmen. An die Äser des BO-MUS!
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