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Rabenauer Anzeiger : 27.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191709273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19170927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19170927
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-09
- Tag 1917-09-27
-
Monat
1917-09
-
Jahr
1917
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me er-' rtand- ag der wlagen die der 'schlage le Fin- Dauer- !eit ist, alt an a Aus- n For« ' Land we va» -chiSsal nimmt, rganen r nicht gelangt lichung Sache l; wir schlage prüfen, Nach ' jetzige h über itse zu Ztg.": >aß er sse des >eshalb ainleve is des in Ge- aufge- ist ein en Do tierung t. Ob oünscht r zari- 'ortlich )e, daß teilten irt, sich Well st man berührt, an alle o von mtaren re ent- en Jn- : unzu- rs nicht sekretär cht un- s zum übliche Diese gewaltigen Leistungen demscher Wirtschaft und deutscher Finanztätigkeit, an die niemand vor dem Kriege geglaubt hätte, waren nur dadurch möglich, daß nur große im Kriege anoauernd stark steigenoe Ersparniye vei Banken und Sparkassen und eine großzügige Organisation die Wege geebnet hatten. Und das wird uns auch in den kommen den Friedenszeiten zu neuem Aufblühen verhelfen und es uns ermöglichen, Lie gewaltigen Kosten und Lasten, die wir Generationen hindurch noch tragen müssen, ohne allzu große Schädigungen unseres Wirtschaktskörpers auf uns zu nehmen. Nach Berechnungen des Redners werden wir, unter der Annahme, Laß Ler Krieg bald zu Ende geht, eine Steuerlast von 8 bis 10 Milliarden mehr als im Frieden, d. h. also etwa 15 Milliarden Mark Steuern auf zubringen haben. Diese gewaltige Summe werden wir ohne große Schädigung des wirtschaftlichen Lebens er tragen, wenn wir Len festen Willen zur Sparsamkeit, Arbeit Und Produktionsmehrung haben, jenen Willen, dem wir Unsere Siege verdanken. Der Blutweg Rußlands. Wenn man daran denkt, daß im Jahre 1860 zwar die Leibeigenschaft in Rußland aufgehoben wurde, aber es bis heute nicht gelungen ist, eine ehrliche, fürsorgende Verwal tung und einen arbeitsfreudigen Bauernstand zu schaffen, so erklärt sich manche dunkle Erscheinung in der Entwicklung des Ricfenreiches. Der Krieg mit Japan und der Weltkrieg haben den Weg des russischen Staatslebens geradezu in einem Blutpfad verwandelt, obwohl es in der russischen Geschichte niemals an Greueln gefeht hat. Menschenleben, selbst die vom regierenden Zaren, standen nicht hoch im Werte. Drei russische Selbstherrscher sind ermordet. Bei Len meisten Thronwechseln hat es Auflehnungen, Kravalle und Revolten im Zarenreiche gegeben, die außer dem von Gewalttätiakeiten unter den Hofkliquen begleitet wurden. Die blutigsten Aufstände waren Lie Ler Strelitzen, der alten russischen Leibgarde, unter Peter dem Großen, und 1825 die Dekabristen- (Adels-) Revolution unter Nikolaus den Ersten, die im Blut erstickt wurden. Weiter zurück, bis zu Iwan dem Schrecklichen, darf man nicht gehen/ die Greuel nehmen da kein Ende. Ließ Loch Peter der Große noch seinen ältesten Sohn und Thronfolger Alexei enthaupten, und wurde Peter der Zweite unter Mttwissen seiner Ge mahlin Katharina ermordet. Das neue Rußland ist reich an Unruhen im Innern gewesen, die wiederholt den offenbaren Charakter des Bürgerkrieges mit Raub und Mord und Brand und Plün derung annahmen. Dadurch, daß die zarischen Negierungen über diese Dinge einen Schleier zogen, wurden sie nicht ungeschehen gemacht, und der Ausspruch hat recht, daß irgendwo in Rußland stets Hungersnot und Revolution herrschten. Seit 1905 ist aus dem chronischen ein akuter Zustand geworden, und der Eintritt in den Weltkrieg ist für de« Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch sicher mit ein Mittel aewesen, einen sonst ihm unaufhaltsam erscheinenden allgemeinen Umsturz zu verhüten. Rußland schreitet auf einem Blutwege auch in seiner inneren Entwicklung, und niemand kann sagen, ob die Ge schichte nicht einmal der großen französischen Revolution die größere russische Revolution gegenüberzustellen haben wird. schafts« mrz in unsere ühernd iehung l dieser )rgani- hnliche tierteln besten m der MMS»»» M den mmc-n; so daß n stark müssen d Aus- chönem indliche verden, ng und n, das ;wirren ml mii oerliche n, ver- ckdraht; Seelen« uartier. Kräfte Wie m auch n ihre mnaten rn aus ltg ge« igsnem l- sich rd Er- n, Ma- an sich atkrast, nd der lekerle, deutsch« ftlichen rd dir wieder Vermischte Nachrichten. Die Zukunft der deutschen Landwirtschaft. Auf einer der Wanderversammlungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft kündigte Rittergutsbesitzer Graf Schwerin-Putzlar (Pommern) die Verleihung des Koalttions rechts an die länb lich en Arb eiter an. Redner untersuchte die Frage der Deckung des Menschenbedarfs in der Landwirtschaft. Ihre glückliche Lösung auf den Gütern (Großbetrieben), so führte er aus, ist auch für die kleineren, die Bauernbetriebe, entscheidend, die sich ja vorwiegend auf dis Arbeitskraft der eigenen Fa milie zu stützen, wegen der nötigen Knechte und Mägde aber auf die Kinder der seßhaften Gutsarbeiter zurückzu- üreisen haben. Um mehr Arbeiter auf die Güter zu be- Aus eigener Kraft. Roman von H. Oehmke. Cora Freyvurg-PIeniitS lautete auch 5er Name der berümten Malerin der die Zeitung dort so viele Spalten widmete. Sonderbar — welche Anziehungs kraft dieser Name für sie besaß, sie vermochte nicht, ihre Blicke davon abzuwenden. Sollte sie es für einen Wink, einen Fingerzeig halten, daß er ihr just heut abend wieder vor die Augen trat mrd mit ihm ein ganzes Gefolge von stillen Wünschen? Oft schon war der Gedanke in ihr aufgetaucht, unklar, verworren zwar, sich an die Frau zu wenden, die ihr Vater geliebt und die ihm entsagt, weil sie es für sein Glück er achtete. Eine Frau, die so opferstark sein konnte, war sicher auch edel und hilfsbereit. Wenn sie es wägte, die scheuen, schüchternen Wünsche zum Entschluß, zur Tat zu gestalten? Zwar — das Herz klopfte schon bei dein Gedanken an dis Kühnheit eines solchen Schrittes, Schülerin der Plenius! Welches Glück, welche Empfeh lung, welche Aussichten für die Zukunft! Merkwürdig — war es die Freude über die gelungen! Flucht oder das ungewohnte Bier, das sie bestellt halte Blanche, die vordem nie eine selbständige Handlung gewagt die noch heute früh gezittert hatte.»zum Kunsthändler zr gehen, ihre Schöpfung anzubieten — sie war jetzt von einen Wagemut, einem Selbstvertrauen beseelt, als habe pe ihi Lebelang auf eigenen Füßen gestanden. „Ich werde Papa- tzild mitnehmen," plante sie weiter; «denn meine beste» Zeichnungen undEntwürfe. Wie schade, Laß ich nichts Fer tiges Habel Zu dumm, daß ich das Aquarell fortgegebenI" Jetzt lachte sie laut über ihre eigene Eiufallt — „wie töricht K doch bin! Hätte der schöne, blonde Mann mir nicht mein Bildchen abgekauft, wäre ich nicht hier in diesem stillen, ge mütlichen Zimmerchen, sondern in der kalten Küche oder As Lautens Bett; das Dumme ist nur, daß ich ihm das Bildchen gleich mitgab. Hätte ich auf Gerkum gehört, dann wnnte ich morgen zu der berühmten Frau sagen: einen Sauz bescheidenen Erfolg habe ich auch schon. Im Salon kommen und sie hier festzuhalten, bedarf die bisherige- Arbeitsverfassung feiner Ausgestaltung im freiheitlichen Sinne. Die Gutsbesitzer sollten nicht vergessen, daß die Re gierung sich notgedrungen für das KoalltionSrecht Ler Land arbeiter erklären wird. Diesem Entschluß müssen sie zuvor kommen suchen; auch das Streikrecht der Arbeiter muß durch Bestimmungen der Arbeitsverfassung — Beschwerderecht des einzelnen, Einsetzung eines Arbeiterausschusses — überflüssig gemacht werden. Ziel der Arbeitsverfassung ist: wirtschaft liche und politische Arbeitsgemeinschaft, reichliche Bemessung des Naturallohnes, Gewinnbeteiligung und Förderung der Hofgängerhaltung durch steigende Lohnzulagen für zwecks und dritte Hofgänger; Sparzwang. . Durch die Arbeitsver« fassung soll der Arbeiter davor bewahrt bleiben, auf Al mosen angewiesen zu sein; ferner soll sie ihm den sozialen Ausstieg ermöglichen.. FliegeroSrrleutnant Kurt Wolfs Fliegeroberleutnant Kurt Wolff, Ritter des Ordens ?our le Cerite, Führer der lange Zeit vom Rittmeister Freiherrn von Richthofen geführten Jagdstaffel Nr. l1, ist am l5. September gefallen. Er war am 6. Februar 1895 in Greifswald geboren und hatte am 8. März d. I. seinen ersten Gegner abgeschossen, wenige Wochen später waren es schon 29 geworden, im ganzen hat er 33 Feinde außer Gefecht gesetzt. Wolff ist in Berlin 1914 beim Eisenbahn-Regiment 4 eingetreten, und im April 1915 Offizier geworden. Kurt Wolff hat keine Eltern mehr, zwei Schwestern leben in Berlin. Sein Name wird in der ganzen Armee und im deutschen (Volke unverlöschlich fortbestehen. Fürst Otto von Bismarck, der Enkel des ersten Reichskanzlers und Inhaber der Fürstenwürde, wird am 85. September 20 Jahre alt. Er hat bereits im Auswär tigen Amt in Berlin gearbeitet und dient gegenwärtig im Regiment Gardes du Corps in Potsdam. Sein Äater, Fürst Herbert, starb schon im September 1904. Seine Mutter Marguerite, geborene Gräfin Hoyos, lebt in Friedrichsruhe im Sachsenwalde. Es scheint, daß der junge Fürst wie sein Vater und Großvater sich einmal im diplo matischen Dienst des Deutschen Reiches bis Sporen ver dienen soll. Was die HamsLeejagd einbriugt. Auf der Feld flur eines Gutes zu Ingersleben in Thüringen hat der Hamsterfänger Schwieger-Erfurt an 1000 Hamster, deren Felle er für 60 Pfg. bas Stück verkaufte, gefangen. Das feiste Fleisch wurde mit 70 Pfg. da? Stück bezahlt. Außer dem bat der Lamsterfänqer aus den Bauen 30 Zentner Frucht, wie Weizen, Gerste, Bohnen usw. gesammelt- So melden Thüringer Blätter. Hasenarbeiterstreik in Rem York. In New York legten 4000 Hafenarbeiter von englischen, französischen und holländischen transatlantischen Gesellschaften die Arbeit nieder, weil die Entlastung eines unbeliebten Oberbeamten verweigert worden war. Die Arbeiter erklären, daß der Streik sich auf 50 000 Mann ausbehnen werde. Automobilunfall des Königs von England. Eine Londoner Meldung besagt, daß König Georg mit knapper Not dem Tode entronnen ist, da sein Auto auf dem Wege von London nach Hounsnow mit einem Kriegsauto zusam mengestoßen war. Ein gutes Beispiel. König Ludwig von Bayern hat aus seinem Privatbefltz für eine halbe Million Mark Perlen zum Verkauf tm neutralen Ausland hergegeben. Bestrafter Franzosensreund. Der Händler Heinrich van Bracht aus Viersen wurde dabei abgefaßi, als er zwei französische Kriegsgefangene nach Holland bringen wollte. Er hatte die Gefangenen mehrere Tage bei sich im Hause verpflegt und dafür 200 Mark erhalten. Das Kriegsgericht in M.-Gladbach verurteilte ihn zu zwei Jahren Zuchthaus. Als Verkäuferin giftiger Pilze, deren Genuß in Thale, Harz, fünf Menschenleben gefordert hat, ist eine Arbeiterfrau Frenske ermittelt worden. Gegen sie ist das Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingelecket worden. In der Notwehr erschossen. Dieser Tage griff die Grenzschutzwache in Buching bei Füssen (Bayern) zwei flüch-, tige Franzosen auf. Bei der Überführung nach Füssen zeigte sich einer der Gefangenen sehr widerspenstig und griff zuletzt den Wachmann tätlich an, Ler dann in berech- ckgter Notwehr einen tödlichen Schuß auf ihn abgab. Selbstmord dos Erbauers der „Deutschland". „Hollandsch Nieuws Bureau" meldet aus Baltimore: Der Erbauer des deutschen Handels-U-Bootes „Deutschland", Gottlieb Prutt, der seinerzeit als feindlicher Ausländer verhaftet wurde, weil er ohne Erlaubnis sich in einem ihm untersagten Distrikt aufgehalten hacke, verübte im Staats« gefängnis Selbstmord. Im Suchomlinow-Prozetz ereignete sich bei der Verteidigungsrede des Angeklagten ein peinlicher Zwischen- fall. Plötzlich wurden die Fenster des Sitzungssaales ein- aeworfen. Vor dem Gebäude hielt sich eine lärmende Volksmenge und Soldaten auf. Sie verlangten die un- mcklelbare Auslieferung Suchomlinows. Der Urteilsspruch dauere zu lange. Suchomlinow mußte, um ihn vor der Wut der Menge zu schützen, sofort wieder in die Peter- Paul-Festung geführt werden. Der Angeklagte machte einen matten und müden Eindruck, er verteidigte sich mit schwacher stimme. Das Schuldbewusstsein drückt ihn offenbar nieder, das Bewußtsein der Schuld nicht nur an Rußlands mangel hafter Rüstung, sondern mehr noch an Ler Urheberschaft dieses furchtbaren Weltkrieges. Verhaftung einer sisbenköpfigsn Räuberbande. Im Walde bei Elenskrug (drei Meilen von Königsberg, Ostpr.) fand man bet einem nächtlichen Pairouillengang mitten im Forst eine von sieben Männern bewohnte Räuberhöhle vor, deren Eingang kunstgerecht mit einer Tür, die außen mit Moos und Strauchwerk bekleidet war, un sichtbar gemacht war. Es kam zwischen den Räubern und ihren Häschern zum Kampf, wobei einer der Räuber auf Ler Stelle getütet, drei verhaftet wurden und weitere drei in der Dunkelheit entkamen. In der Höhle, die innen ganz wohnlich eingerichtet war, fand man große Vorräte an Lebensmitteln, u. a. ein ganzes geschlachtetes Schwein, zahlreiche Speckseiten, Gänse, Enten, Hühner sowie aus Einbrüchen auf Gütern herrührende Gegenstände aufge- stapeli. Einschtiefdenve Gas. und Heizvorschkiften hat Lie Stadt Thorn erlassen. Die Straßenbeleuchtung ist voll- kommen eingestellt, während die Gasabgabe in Ler Regel nur an bestimmten Tageszeiten erfolgt, wodurch viele ge werbliche Betriebe teilweise stillgelegt werden. Zur Erspar- ms von Brennstoffen dürfen in der Heizperiode nur die gleichen, übereinander liegenden Zimmer geheizt werden. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einsm Jahre oder mit 10 000 Mark Geldstrafe aeahndet werde»- Gerkum hängt ein Aquarell von mir, das gleich am ersten Lage einen Käufer fand." Wüßte sie wenigstens, wer es kaufte! Er hatte ja so etwas gemurmelt, was nach einer Vorstellung klang, — sie erinnerte sich jetzt. Aber in ihrer Freude, ihrer Verwirrung war sie ja wie taub und stumm gewesen. Und dazu hatte er sie angeschaut, so groß, so geradezu — wie sollte da Ler Mut zur Rede und Gegenrede gekommen sein. Wenn sie ihn noch jemals wieder traf, auf der Straße oder bei Gerkum, La wollte sie sich zusammennehmen, da würde sie ihm sagen, wie sehr sie sich ihm verpflichtet fühlte, wie sie seiner ihr Lebelang als des eigentlichen Begründers ihres Glückes gedenken wollte! Wiedererkennen würde sie ihn, schon allein deshalb, weil er so gute Augen hatte und solch schönes, lichtes Haar, goldig schimmernd, gerade wie die Locke der Mutter. So zwischen Zukunftsplänen und Rückerinnerungen verbrachte Blanche Dumont der ersten Abend ihrer Frei heit. Sie notierte sich dann noch einige Adressen von Zim mern und las das Feuilleton über Cora Freyburg zum dritten und vierten Mal, ohne mehr davon zu verstehen, als beim ersten. Noch nicht zehn Uhr wars, als Blanche Tmmont ihr sorgenschweres Köpfchen in die Kissen schmiegte. Süß und fest wie ein Kind schlief sie bis in den Hellen Tag hinein. Kein störender Traum bereitete sie darauf vor, daß Welt und Leben ihr eigenartiger Lehrmeister werden sollten. Adreßbuch, Pferdebahnen und ein ihr vom Hotelwirt zur Verfügung gestellter Plan von Berlin bildeten die Hilfs- truppen, mittels deren sie am nächsten Vormittag durch eine Unmenge ihr völlig fremder Straßen sich bis zu der Wohnung des Professors Plenius hindurchfand. Vorher hatte sie leider noch einen tiefen Griff in die grüne Börse wagen müssen — das Ergebnis einer gründ lichen Toilettenmusteruug. Mit geflickten Stiefeln, bäum- wollenen Handschuhen und ihrem unzählige Male „durch geregneten" Sporthütchen konnte sie den Besuch nicht machen. ! . In Mergrayeu Wlacös. alämendeu Stiefeletten und einem kecken, dunkelroten Filzhütchen stand sie nun auf dem; freien Platz und starrte klopfenden Herzens zu dem Hause hinüber, dessen Dach die berühmte Frau schützen durfte. In stolzer, vornehmer Abgeschiedenheit lag der präch-- tige Bau da. Die mit bildnerischem Schmuck reich ver sehene Fassade, die zierlichen Türme, Erker und Balkons? die von gewaltigen Karyatiden getragene Bekrönung des Portals, Lie mit wundervoll gemusterten Tüllvorhängen gezierten Fensterreihen — alles wirkte so niederdrückend, so mutraubend, daß sie erst eine ganze Weile auf dem ge genüberliegenden Fußsteig auf- und niederging und sich die Worte versprach, mit denen sie ihren Besuch begründen wollte. . In ihrem knappen, enganliegenden grauen Jäckchen, dem kleidsamen, vorn mit einem Samttuff zurückgeschla genen Hütchen, bot sie die reizvollste Vereinigung von Ju gend und Schönheit. Sie erregte daher nicht allein die Aufmerksamkeit der vorübergehenden Flaneurs, sondern in noch viel höherem Maße das bewundernde Staunen eines hochgÄvachsenen Mannes, der, nachdem er Las Store mit raschem Griff zu rückgezogen, von einem Fenster der Pleniusschen Wohnung jede Linie ihres rosig angehauchten Gesichtchens, jede Wen- düng ihrer graziösen Gestalt, von dem zierlichen Haarknoten am Hinterkvpf bis hinab zu Len winzigen Füßen, gleichsam studierte. Nachdem Blanche wohl ein halb Dutzendmal nach der Säulenuhr auf dem Savignyplatz geschaut, eben so oft die Worte aufgesagt, Lie sie dort oben eben Vorbringen wollte, ging sie entschlossen geradenwegs über den breiten Damm nach dem Hause. Dort wies sie der Pförtner nach oben. „Eine Treppe." Wäre sie doch draußen geblieben! war ihr erster Ge danke, als sie in dem hallenartigen, prächtigen Treppen- hause stand. Wer wenn sie auch die Pracht fast erdrücke,! — ihr Schönheitssinn und Vchönheitsdurst fand an dem; Schmuck des Raumes so reiche Nahrung, daß alle Baugig»! keit bald schwand. i Fortsetzung s»lgt.
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