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17 Februar 18S4 Nr 41 DciiWc Mgkiiitinc Ztitiing »er. Ubr. -3 Ubr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» und Stützen im preußischen Bolte suchen; sic Hal nicht nöthig, sich durch Revolutionsschrcckgebildc unfreiwillig von der geraden und festen Bahn ab. leiten zu lassen. Wer also sagt: Preußen muß, aus Furcht vor der Re volution, unbedingt mit Rußland gehen, der spricht einen Zweifel -n der Gesinnung des preußischen Volks, an der selbständigen Kraft des preußi schen Staats aus, den man eine nationale Beleidigung nennen möchte. Wir wissen nicht, ob der Ministerpräsident dem Daron v. Budberg auf das Schutzcrbieten Rußlands mit den Worten geantwortet hat, wie wir sie kürzlich der Times entlehnt haben. Wäre es aber, so würden wir mit der lebhaftesten Tcnugthuung darin eine wahrhaft preußische Ansicht des Man nes erkennen, der an der Spitze unsers Ministeriums steht. Wenn sonach Preußen nicht in der Lage sein kann, sich Rußland, namentlich in der Stellung, die es seit seinem letzten Refus auf die Wiener Conferenzbc- schlüsse zur orientalischen Frage einnimmt, anzuschließen, so ist damit für jetzt noch nicht gesagt, daß Preußen eine kriegerische Stellung gegen Ruß» land cinzunehmen hat. Preußen muß sich sein freies Handeln Vorbehalten, und wenn cs zu dem Zwecke sich eine strenge, allenfalls eine bewaffnete Neutralität auferlegt, so wird man ihm dies, auch auf Seiten der Westmächte, als eine Zweideutigkeit nicht auslegen dürfen. Preußen hat in Wien mitOcstcr» reich und denWestmächten darin übereingestimmt, daß die Integrität der Türkei die Quintessenz aller Friedenspräliminarien sein müsse, und wir glauben nicht, daß es diesen politischen Standpunkt jemals aufgeben wird. Rußland weiß jetzt, daß es auf Preußens Beistand nicht rechnen kann, daß es vorläufig nichts von ihm zu erwarten hat als strengste Neutralität. Daß Oesterreich sich bewogen finden könnte, das von ihm proclamirtc Neutralitätsprincip aufzugeben, sscht gleichfalls kaum zu erwarten. Rußland wird also, der Türkei und den West mächten gegenüber, sich isolirt wissen. Je früher dieses Bewußtsein in Pe tersburg die Ueberzcugung erweckt von der Vermeidlichkcit des begonnenen Kampfes, von der großen Zweifelhaftigkeit des Ausgangs desselben, um so früher wird auch Rußland den von ganz Europa trotz aller kriegerischen Rüstungen sehnlichst gewünschten Weg des Friedens einschloHen." mon Nor NlUviUi- ivsn6ung »oN d«i I«» liw so Kuvd l«M Stellung, r in 3 Bruno- a Adolf kustsi>i«l für das Viertel jahr I'/, Lhlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). a/Ha//e. »ends in. lgaffe I. iellung. er in 1 ortzing uulnisk lckuftov > vuls !« t kanntlich Blättern zielt von steriellen nur einen: die Neue Preußische Zeitung. Unter den übrigen hatte indessen die «Zeit», die wenn auch weder geistig noch finan- dem Ministerium unterstützt, doch als die Vertreterin der mini- Ansichten angesehen werden konnte, bisher eine ziemlich indifferente eingenommen. Mit dem jetzt eingctretenen Umschwung in der D rutsch Vom Taunus, >0. Febr. Man schreibt dem Frankfurter Journal: „In manchen Zeitungen ist zu lesen, daß nach den Berichten der Herren Jnspecteure die deutschen Kontingente sich durchgehends in einer vor züglichen Verfassung nach jeder Richtung hin befinden. Doch weiß, wer sich genau darum kümmert, im Eegentheil, daß an einzelnen Stellen immer noch sehr viel mangelt. Mögen manche Staaten, welche nach einem fast 40jährigen Frieden noch nicht die Mittel zur bundcsmäßigen Ausrüstung ihres Contingents gefunden haben, in dergleichen Nachrichten die Ruhe wicderfinden, welche vielleicht durch die politischen Verhältnisse unserer Zeit augenblicklich unterbrochen wurde; wer es offen mit dem Heil Gcsamml- dcutschlands wie der Einzelstaaten meint, muß dagegen frei heraussagen, daß jene unbedingt und allseitig lobenden Aeußerungen entweder mit irgend welcher unpatriotischen Tendenz in die Oeffentlichkeit geschickt wurden, oder aus unkundiger Feder geflossen sein müssen. Die Berichte der Herren Bun- desinspecteure geben allerdings «im Allgemeinen» ein erfreuliches Bild von der Wehrkraft unsers Vaterlandes. Dagegen wurden aber bei einzelnen Contingenten wieder dieselben Mängel der Ausrüstung wahrgenommen, welche schon bei drei oder vier vorhergehenden Inspektionen gerügt worden waren. Man hatte also in jenen Staaten den Mängeln nicht abgeholfen, vielleicht weil man auf die Nachsicht der Centralbchörde rechnete. Würden die Berichte der Jnspecteure veröffentlicht wie in der Schweiz, so konnte man hoffen, dem erwünschten Ziele näher zu kommen. Denn die Stände selbst dcS kleinsten Staats würden den Vorwurf nicht dulden wollen, daß ihr Land als säumig in Erfüllung der heiligsten Pflichten gegen das ge meinsame Vaterland dastehe. Mehr wie jemals klopft die Gegenwart war nend an Deutschlands Pforte. Wehe dem Lande, welches dieser Warnung sein Ohr verschlossen hat! Der Mangel an Kriegstüchtigkeit, Kriegsma terial oder an Kriegsübung durch Thcilnahme an großen Manöver» wird sich einst, gleichviel ob der Staat groß oder klein sci, am Gut und Leben seiner Landeskindec rächen. Hat das deutsche Bundesheer seit den Jahren 1840 und 1848 unendlich an Kricgstüchiigkcit gewonnen, kann man cs eine achtunggebietende Kriegsmacht nennen: um so weniger dürfen einzelne Staaten in Erfüllung ihrer Bundespflichtcn zurückbleiben." Preußen. X Bon der Unstrut, 15. Fcbr. Wieder ist dem Gedächtniß der Herren von der Kreuzz citung etwas nachzuhclfen. „Der Minister vom Stein", sagen sie, „Hal es für keine Schande gehalten, der russischen Partei zugc- zählt zu werden." Wir sehen sogar hinzu: Der General Port nahm cs im Jahre 1813 auf sich, für kurze Zeit wenigstens, ein Vcrräther zu hei- ßen und nach der Capitulation in der poscherungischen Mühle mit seinem preußischen Corps vom französischen Bündniß zu den Russen überzugchrn. 1 B««ürs, 2» Mrgn« , Han. l>«t. von ! Wagen, i» 7>/, u. ich Mag. h Me». aachle a zug Äbdo rsonend«. »den; 7> Orlen. frl. k. lioders- Hr. A. »edler it Frl. üt Frl. : Toch ter. — >rn. I. Thie- Thte. troleur Ein antirussischer Artikel der «Zeit». Vertheidiger der russischen Interessen zählt die berliner Tagesprcsse be- Ak- r,. M. Zeitz Auffassung der orientalischen Frage tritt nun aber auch dieses Blatt ent schiedener gegen Rußland hervor. Der nachfolgende Artikel desselben ver dient immerhin eine Wiedergabe, da er, wenn nicht von Hrn. v. Manteuffel inspirirt, jedenfalls doch von demselben jpreußischen Geist cingegeben ist, aus dem der Ministerpräsident die Aufgabe Preußens aufgefaßt hat. Die «Zeit» schreibt: „Der Inhalt der Verhandlungen des Grafen Orlow in Wien, ebenso die Verhandlungen des Barons Budberg in Berlin sind ein lautes Gchcimniß. Man weiß, auch ohne officiclle Bestätigung, daß cs sich darum handelt, die deutschen Großmächte für eine Allianz mit Ruß land empfänglich zu machen, und dies in einem Augenblick, wo Rußland die Wiener Conferenzbeschlüsse von der Hand gewiesen hat. Man vergesse ja nicht, daß diese Beschlüsse auch durch Preußen mit gefaßt sind, daß cs also für Preußen an und für sich eine politische Ehrensache ist, an diesen Beschlüssen festzuhaltcn. Will Rußland wirklich den Frieden, so waren die Stipulationen des Wiener Protokolls von der Art, daß Rußland darauf eintreten konnte, ohne im geringsten die Rücksichten zu verletzen, die cs sei ner Machtstellung schuldig ist. Es ist aber nicht darauf eingetreten; es will über den Frieden nicht unter Mitwirkung der vier Mächte verhandeln; es will sein beanspruchtes Protcctorat über die sich zur griechischen Kirche Bekennenden nicht mit den übrigen christlichen Mächten in Betreff der nicht der griechischen Kirche angehörenden christlichen Untcrthanen der Pforte thei- len. Ein Unterhandeln mit der Pforte allein, ein ausschließliches Protek torat aber heißt nichts Anderes, als die Türkei an Rußland überliefern- Nach dem Verlauf, den die Dinge genommen, werden wir, wenn auch mit Widerstreben, zu der Befürchtung getrieben, daß es dies eigentlich war, was Rußland seit dem ersten Auftreten Mentschikow's in Konstantinopel zu erreichen suchte, was aber zu befördern in einer richtig erkannten preu ßischen Politik niemals liegen kann. Man muß die Person des russischen Kaisers nicht mit Rußland identifieiren. Die persönlichen Eigenschaften des Kaisers haben nichts gemein mit der russischen Politik. Wenn der Besitz von Konstantinopel und vom Hellespont in dieser Politik liegt, wenn Ruß land seine Aufgabe darin erkennt, sich nach Westen auszubreiten, um im Süden das Mittelländische Meer, im Norden aber die Nordsee als «natür liche Grenze» zu gewinnen, so kann man dies, auf russischem Standpunkte, erklärlich, ja vielleicht ganz richtig finden. Damit ist aber keineswegs ge sagt, daß auf jedem andern Standpunkte eine gleiche Ansicht sich geltend zu machen hat. Wir glauben nicht, daß Preußen ein Interesse daran haben kann, Konstantinopel und Kopenhagen in Rußlands Besitz zu sehen, selbst abgesehen davon, daß die Idee des europäischen Gleichgewichts damit über den Haufen geworfen würde. Will denn aber Rußland eine Gebiets vergrößerung? Will cs namentlich jetzt Konstantinopel und den Bosporus occupiren? Wir haben uns lange gesträubt, daran zu glauben; wir wollen cs auch heute noch bezweifeln. Nachdem aber Rußland alle ihm gebotenen ehrenhaften Anknüpfungspunkte zur Wiederherstellung des gestörten Friedens zurückgewiesen hat, seitdem gebietet wenigstens die Klugheit, in Rußlands Absichten kein blindes Vertrauen zu setzen. Daher wäre denn auch jetzt gerade ein Anschließen an Rußland, gleichviel ob bedingt oder unbedingt, nach unserm Erachten der größte politische Fehler, den Preußen begehen könnte. Wie Rußland, al- Staat, ein Interesse hat, seine Grenzen weiter nach Westen vvrzuschiebrn, um seine geographische Lage zu verbessern, so hat Preußen, als Staat, ein dringendes Interesse an Erhaltung des Sta- tusquo, und wenn eS jemals genöthigt wäre, werkthätig in die obschwe- benden Wirren einzutreten, so könnte eS nur für Aufrechterhaltung des Statusquo sein. Von einer Seile sucht man freilich, hier sowol wie in Wien, die Prognose auf eine Revolution in die Wagschale zu werfen; man sagt: Preußen muß unbedingt mit Rußland gehen, wenn es nicht die Gei ster der Revolution wiederheraufbcschwören, den Gefahren der inner» Zer rüttung sich wieder preisgeben will. Allerdings würden wir es für leicht fertig halten, wenn man verkennen wollte, daß auch in Preußen noch immer eine Partei besteht, die, ein verzweifelter Spieler, ihre Hoffnungen auf die Revolution setzt. Diese Partei ist aber nicht so groß, daß man sie ernsthaft zu fürchten hätte. Eine Politik der Furcht ist die letzte, die sich für Preußen schickt, und am wenigsten die der Furcht vor einer Abstrakt heit, die in der großen Masse des Volks allen Credit verloren hat, weil sie durch sich selbst bankrott geworden ist. Eine preußische Politik mit preußischen Tendenzen nach innen und außen, darf getrost ihre Träger «iettlv Ivjig «u«. ich Per. u., ; - Usgo. achm. 2'/, der Mieia «M» nach in Prag i achm. 2^, . Üsdnd.; »nach u. ohne Un. nach««» von Hall« I. u. ll.. ich M Ln- ohne U«, Pnsert1on«g-»ühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Freitag. Äras-tHj. Di« Zeitung erscheint mit Ausnahme de« Montag« täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr au«- gegeben.