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dir wrstmLchtlichcn Bedingungen zeigen. Aas Oesterreich betrifft, so ist man seil der letzten Mitthcilung des Fürsten Gortschakow gegen duffelb« höchst aufgebracht. «Man wird Oesterreich« Perfidie nicht bergesscn», rief eine Dame im Salon de« Hrn. v. Kniaz au«, «ich werde zu den neuen Jägerregimentern 100 Leibeigene geben.» Drei Tage nachher wurde ihre Richte, Frl. Liprandi, zum Ehrenfräulein der Kaiserin ernannt, aber gleich zeitig wurde der Dame notificirt, daß der Kaiser nicht wünscht, daß man politifire, wo Attache'« der österreichischen Gesandtschaft sich befänden." Türkei. Der Russische Invalide berichtet etwa« ausführlicher über einige Vor fälle, dir wir schon telegräphisch angedeutet haben, wir folgt: „Fürst Mentschi- kow brrichtet unter dem 8. Dec, daß seit dem 5. Dec. vor Sewastopol in unserer Lage dem Feinde gegenüber keine Veränderung cingetreten sei; da« Feuer der BelagerungSbatterien war ebenso schwach und ebenso unschäd lich für uns wie an den vorhergehenden Tagen. Am 5. Dec. zwang ein von unsern Freiwilligen auSgcsührtcr Ausfall den Feind, seine der Bastion Rr. 3 gegenüber begonnenen Arbeiten aukzugrben, und wurden die von ihm aufgeworfenen Logements sofort verschüttet. Am 6. Dec. wurden von der sewastopoler Rhede zwei Dampfer: Wladimir (Capitän zweiten Ranges Butjakow) und Chersones (Capitänlieutenant Nudnew), auSgesandt mit der Ordre, ein der Rhede gegenüber vor Anker liegendes französisches Dampf schiff zu beschädigen; dieses Unternehmen hatte auch hinlänglichen Erfolg; während das feindliche Dampfschiff eilte, sich unter den Schutz eines an dern französischen Dampfschiffs zurückzuzichen, konnten ihm unsere Schiffe eine Anzahl Kugeln zusenden, von denen mehre gerade in den Rumpf tra fen. Ein inzwischen herbcigekommcnes großes dreimastige« englisches Dampf schiff ließ sich in der Verfolgung unserer auf dem Rückwege zur Rhede begriffenen Dampfer Hinreißen und kam in den Bereich unserer Küstenbat terien, die ihm den Quermast wegschossen und den Räderkasten beschädig ten. Wir hatten hierbei überall weder Verlust an Leuten noch irgendeine besondere Beschädigung unserer Schiffe." Ueber den oben geschilderten Vorfall wird der Triester Zeitung aus Konstantinopel vom 11. Dec. berichtet: „Gestern traf der Caradoc au« der Krim mit Briefen vom 9. Dec. hier ein. Nach denselben lief am 6. Dec. Mittags der Dampfer Wladimir, mehre Kanonenboote und einen Dampfer remorquircnd, au« Sewastopol aus und griff die französischen Transport schiffe im Hafen von Kamiesch an. Sofort wurden die allürten Dampf fregatten Megere, Vautour, Valorous und Tcrrible geheizt, allein es ver gingen über drei Viertelstunden, bis sie im Stande waren auszulaufen, und in der Zwischenzeit bombardirten die russischen Schiffe nach Herzenslust, ohne Schaden anzurichten. Gegen 1 Uhr machten die vier Dampfer Jagd auf den Wladimir und eröffneten ein heftiges Feuer, das die russischen Schiffe nothigte, sich mit zerbrochenen Masten zurückzuzichen. In dieser kleinen Affaire ist das Benehmen der beiden Admirale sehr bemerkt wor den, die nicht ein einziges Dampfboot geheizt hatten. Dies hatten die Russen in Sewastopol wohl bemerkt und den kühnen Ausfall gewagt. Auf der Landseite ist Alles still/'' Eine Correspondenz aus Dalaklava vom 5. Dec. in pariser Blättern enthält über den oben erwähnten russischen Ausfall am Morgen dieses Tages Folgendes: „Die Russen waren sehr zahlreich und scheinen die Zerstörung der von den Franzosen aufgcführten neuen Werke bezweckt zu haben. Das Gefecht fand vor der 8. und 9. französischen Batterie statt und kostete den Russen viele Tobte und Verwundete. Fast die ganze Forey'sche (4.) sowie die 5. Division war unter den Waffe». Es scheint sich zu bestätigen, daß die Franzosen aus ihren neuen Batterien die jenseit des Hafens liegenden Forts Konstantin und Alexander, die Engländer die Flotte bombardiren werden, eine den Sturm vorbereitende Maßregel, da sonst die in Sewa stopol eindringcnden und cs occupirendcn Truppen stark belästigt werden könnten." — Der Moniteur veröffentlicht folgende Depeschen des Admirals Hamelin an den Marineministcr: Am Bord des Montezuma, Kamiesch, 7. Dec. 185-1- Gestern lieft» eine russi sche Fregatte und eine russische Korvette von Sewastopol aus und steuerten in aller Eile auf die Strelestkabai z». Beim Herannaben einer englischen Fregatte, welcher drei andere englische und französische Fregatten folgten, kehrte der Feind um und lief in aller Eile wieder in Sewastopol ein. Keine russische Kugel erreichte unsere Schiffe und ebenso wenig den linken Flügel unserer bei Strelestka stehenden Truppen. Kamieschbai, 12. Dec. 1851. Tausend Mann sind aus dem Bosporus eluge- troffcn. Englische und französische Schiffe bringen beute 3300 Man» mit Munition. Die Festung unterhält seit zwei Tagen ein ziemlich lebhaftes Feuer. Der Feind bat zwei kräftige Ausfälle auf unser« Linien und auf die der Engländer gemacht. An den Brustwehren angekommcn, ward er von einem wohlunterhaltenen Gewehrfcucr em pfangen und nach hartnäckigem Kampfe niit dem Bahonnet zurückgeworftn. — AuS Marseille ist in Paris eine Depesche mit Nachrichten von Kon stantinopel bis zum 10. Dec., Sewastopol bis zum 8. Dec. cingetroffen, welche besagt: „Wenn der Befehl zum Wiedercröffncn des Feuers ertheilt sein wird, so wird dasselbe aus 110 Geschützen (worunter 130 englische) beginnen. Die Sturmleitern sind bereit. Am 6. Dec. (Namenstag des Kaiser«) versuchten die Russen cincn Ausfall gegen die Engländer. Nach lebhaftem Gefecht ließen sie 1100 Gefangene im Stich und verloren ein kleine« Fort. Man sagt, daß 30,000 Türken und ein Corps Alliirter ge gen Perekop operiren werden." — Französischen Berichten zufolge ist sowol bei den Engländern wie bei den Franzosen Alles bis auf das kleinste Detail zum Sturm auf Sewa stopol bereit, und nur ans Gehorsam gegen die erhaltenen ausdrücklichen Befehle, die sämmtlichen angckündigten Verstärkungen abzuwartcn, bleiben die Generale bei dem zuwartenden System, da« einfach darin besteht, eine sehr beschränkte Anzahl Bomben auf die Stadt zu werfen und di« Ansfäll« der Garnison zurückzuschlagcn. — Ueber die Ankunft einer bedeutenden russischen Lruppenmacht «tu« Bessarabien am Isthmus von Perekop wird dem Offcrvatore trlestlno alt« Konstantinopel vom 1t. Dec. geschrieben, daß dieselben den Jsthmu« nicht passiren könnten, da er infolge schlechten Wetters und hoher Springstuten ganz unwegsam geworden sei. DaS ungünstige Wetter mache auch den Alliirtcn sehr viel zu schaffen. Die Engländer hätten einige eiserne Häuser erhalte», die aber natürlich bei weitem nicht hinreichten; die Franzosen seien durch die Nässe au« ihren unterirdischen Wohnungen, die sie sich ge graben hätten, vertrieben worden. Die Ebene rings um daS Lager gleiche einem See und die Wege seien so schlecht, daß nian zwölf Paar Pferde vor eine schwere Kanone spannen müsse, um sie an ihren Platz zu bringen. — AuS Konstantinopel vom 11. Dec. wird französischen Blättern tele- graphirt: „Der türkische Admiral hat den Befehl erhalten, vier Fregat ten ins Schwarze Meer zu führen. Omcc-Pascha weigert sich angrb- lich, seine Operationen einer fremden Leitung untcrzuordnen. Gestern sind 6000 Mann französischer Truppen nach der Krim abgegangcn; weitere 2000 werden nächstens folgen." — Der Oestcrreichische Soldatcnfreund gibt folgende Darstellung vom Kriegsschauplätze: „Die jüngst mitgetheilten Nachrichten werden in Briefen aus Konstantinopel vom 10. Dec. dahin bestätigt, daß di« Russen - ihr» Kriegsschiffe im Hafen von Sewastopol wirklich ausgerüstet und mit den- selben die Offensive ergriffen haben. Der erste Ausflug in die hohe Gee war eigentlich nur eine Recognoscirung. Admiral Nachimow entsendet« «in Dampfgeschwader mit der Instruction, der Commandant desselben habe Er- kundigungcn über die Stärke und Zahl der feindlichen Kriegsschiffe «inzu- holen, welche sich gegenwärtig auf der Höhe der pontischen Küsten befänden; ferner habe er sich über die Größe und Stärke der Verschanzungen zum Schuhe der Häfen, in welchen die Schiffe der Alliirtcn vor Anker liegen, zu überzeugen, endlich umfassenden Bericht zu erstatten, ob es an der Zeit sei, mit dem ganzen russichen Geschwader aus dem Hafen von Sewastopol auszulaufcn, um die Operationen zur Sce zu eröffnen. Dieser Aufgabe wurde dcn Umständen gemäß entsprochen. DaS russische Geschwader lief in zwei Abtheilungen aus den» Hafen; die Avisoschiffe der Alliirten auf der Höhe des Cap Konstantin und des Cap Chersones mußten sich sofort zu- rückzichcn, um das Gros der respccliven Flotten zu alarmiren. Die russi schen Schiffe kreuzten neun Stunden auf der See, wechselten einige Schüsse mit dcn feindlichen Dampfern, überzeugten sich von der Placirung der Bat terien auf den verschiedenen Küstenpunktcn und kehrten, ohne ein größere- Gefecht anzunehmcn, wieder in den Hafen zurück; es war dies insofern ein kühnes Unternehmen, als man bisher allgemein vcrmuthete, daß die russi schen Schiffe secoperationSunfähig wären. Der Vorsicht des Admiral-Hamelin ist es zu verdanken, daß die Alliirtcn von der russische» Flotte wenig zu fürchten haben. Die Häsen, wo die Transportfahrzcuge vor Ankcr liegen, sind durch Strandbatlerien vor jedem Angriff vollkommmcn gedeckt. — Nach einem Briefe aus der Krim dürften die zwei französischen Divisionen au- Toulon, dann die englischen Vcrstärkungstruppcn aus Southampton, Malta und Korfu nur nach und nach und nicht vor dem Januar 1855 am tau- rischen Boden anlangen. Die jetzige Ordre de Bataille ist folgende: Acliv befinden sich 18,000 Franzosen, 23M0 Engländer, 11,000 Türken, 20,000 Marinctruppen; also !m Ganzen 105,000 Mann. Der Krankenzustand be trägt 8000 Mann. Erwartet werden an westmächtlichcn Truppen 21,000 Mann und rin türkisches CorpS von 35,000 Mann. Sobald die einge- lcitetcn Verstärkungen für die britische Armee in der Krim cintreffen, wer den die Divisionen folgende Commandantcn erhalten: Die Cavalerlcdiviston Lord Luca», die leichte Infanteriedivision Sir George Brown, die 1. Divi sion Herzog von Cambridge, die 2. Generalmajor Pennefather, die 3. Ge- nerallicutenant Sir R. England, die 1. Generalmajor Bentinck, die 5. Ge- nrralmajvr Barnard, wonach nur noch für die 6. Division der Comman- dant zu rrnenncn bleibt. Zur Zerstörung der Befestigungsobjecte wurden neuestens wieder 120 Kanonen schweren Kalibers ausgrschifft und in die Batterien gebracht. Die Arbeiten in der dritten Parallele sind bereits be- endet. Es werden aber gegenwärtig die Lagerplätze mit Baracken versehen, bereu 5000 Stück auf je 15 Mann errichtet werden. Die Franzosen er halten solche aus den südlichen Departements, die Engländer haben in ver schiedenen Ländern Contracte abgeschlossen, so z. B. in Steiermark, iii Eilli für 1000 Baracken. Wir erfahren aus Schumla und Varna, daß sich die türkischen Truppentheile, welche für die Krim bestimmt sind, in diesen zwei Festungen zu sammeln haben. Sie werden dort mit Waffen, Munition und Kleidern nach Bedarf versehen und erhalten auch ihren rückständigen Sold auf die Hand. Da so bedeutende Truppenmasscn auf dem taurischen Kriegsschauplatz als Verstärkung erscheinen werden, so ist zu erwarten, daß die Operationen sowol im Felde als gegen die Festung mit einer desto grö ßern Energie werden sortgeführt werden." Der Ocsterrcichische Soldatenfrcund enthält ferner Folgendes: „Die von russischer Seite getroffenen Maßregeln geben wir in einem direkten Briefe aus Odessa vom 13. Dec. Er lautet: «Die ungünstige Witterung hat die Wege so grundlos gestaltet, daß uns zwei Posten au- der Krim fehlen. Direkten Nachrichten aus dem Hauptquartier des Fürsten Men- tschikow zufolge haben die Großfürsten Nikolaus und Michael dasselbe ver- lassen und sich nach Petersburg zurückbegeben. Sie dürften, wie schon früher berichtet, in Gesellschaft dcS Kaiser« wieder zurückkehren. Da- Eom-