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-sr« Hr. Bright hatte, dank seiner principiellcn Friedensliebe, vor eini gen Tagen wieder die Ehre, zu Monchester in okkigiv verbrannt zu werden. Man war eben daran, seinen Stellvertreter aus Pappe, Tuch und Roßhaar, der auf der Brust eine Tafel mit der Inschrift: „Bright der Freund von Nikolaus", trug, dem Holzstoß der Manchester Inquisi tion zu überliefern, als sich die Polizei cinmischte und den Verurtheilten entführte. Er wurde ihr jedoch wieder entrissen und feierlich zu Asche ver wandelt. Nur Einen Fuß konnte die Polizei vor der Verderbniß retten, den sie als Trophäe ins Wachthaus brachte. Der Jahrestag der polnischen Revolution wird von den Freunden Polens am 30. Nov. durch ein großartiges Meeting in St.» Martin's Hall begangen werden. Kossuth ist unter den Sprechern ange- kündigt. Ucber den Untergang des Emigrantcnschiffs New-Eva (Nr. 280), welches deutsche Auswanderer von Bremen nach Neuyork führte, liegen eine Masse trauriger Berichte vor. Das Schiff scheiterte im dichten Nebel zwischen Deal und Longbranch, nur noch 35 cngl. Meilen von Neuyork entfernt. Der Capitän und 20 Passagiere konnten sich retten, 200 gingen elendiglich zugrunde; 135 wurden später vom Wrack weggc- schafft, sodaß von 4l0 Personen im Ganzen 155 mit dem Leben davon kamen. Bon diesen sind später drei infolge von Erschöpfung gestorben; für das Leben manches der Geretteten war man nicht ohne Besorgniß. Das Schiff wird auf 7l,000 Pf. St. geschäht und soll für 8l,000 Pf. St. in Boston, Both und Neuyork versichert sein. London, 29. Nov. (Telegraphische Depesche.) Die heutige Ti mes widerruft die Nachricht von einer englischen Anleihe und vermuthet, daß die Operationen gegen Sewastopol bis zum nächsten Frühjahr ausgesetzt würden. Dänemark. Die officivse Altonaer Zeitung erklärt den durch telegraphische De- pesche gemeldeten thcilwcisen Ministcrwcchsel in Kopenhagen für unbe- gründet. Hr. v. Scheel habe nie den Auftrag erhalten, ein Ministerium zu bilden, da eine Ministerkrisis gar nicht bestanden habe. Das Gerücht einer solchen habe die Opposition allein darauf hin ausgesprochen, daß Hr. v. Scheel von dem König zu dessen Jagden in den Frederiksborger Wäldern eingcladen worden. Rußland. Dem Pester Lloyd schreibt man von der russischen Grenze vom 23. Nov.: „In den letzten Wochen schienen im russischen Militär, das in Polen fast überall schon Winterquartiere bezogen hatte, die sonst üblichen Hin- und Herdislocationen infolge hohen Befehls eingestellt zu sei». Jetzt beginnt, den neuesten Berichten zufolge, abermals eine unerwartete Rüh rigkeit: die Truppen im Osten des Königreichs und in Volhynien werden nach Podolien und Bessarabien vorgeschoben; ob dies aber geschehe, weil Omer-Pascha eine bedenkliche Stellung eingenommen oder um die nach der Krim abgegangcnen Verstärkungen bei der Donauarmee zu ersetzen, werden erst die nächsten Tage zeigen. Jedenfalls scheint das Letztere wahrscheinli cher. Ein Brief aus Kischcnew (Hauptstadt von Bessarabien) vom 17. Nov., der mir vorliegt, spricht sich ebenfalls dahin aus, man habe dort sichere Nachrichten, Omer-Pascha werde nicht sobald als sonst geglaubt wird aus seiner Defensive zu einer Offensive übergehen. «Wir kennen nicht die Motive, die den türkischen Oberbefehlshaber hierzu bestimmen, und cs scheint uns daher unbegreiflich, warum er nicht von dieser Seite, indem er etwa Odessa vom Westen bedrohte, die Operationen der Alliirtcn in der Krim unterstütze; Streitkräfte stehen ihm zur Genüge zugcbotc.» ... Es scheint, daß man sich infolge dessen auch in Odessa auf jeden Fall vorbe reitet. Eine uns eben zugehende, freilich nicht ganz beglaubigte Nachricht aus Odessa erzählt, der dortige Commandant habe weitern Succurs nach Sewastopol verweigert und zwar aus militärischen Gründen, weil man Odessa nicht entblößen darf und die zurückgebliebene Garnison zur Behaup tung dieses Punktes kaum hinreichend sei. Unterdessen gehen auf dieser Seite, wie auch aus dem Innern des Reichs immerfort Verstärkungen nach der Krim; die Zahl der russischen Truppen, die Mcntschikow nach der Schlacht an der Alma an sich gezogen, belaufen sich sichern Nachrichten zufolge auf mehr als 30,000 Mann. Dadurch geschah cs auch, daß. die Alliirtcn biSjcht Sewastopol nicht ccrniren konnten. Die gerade Straße von Perckop nach Sewastopol über Baktschisarai wird fortwährend durch diese Zuzüge von den Russen behauptet." Dü-kei. Die neueste Nachricht vom Kriegsschauplatz findet sich in folgender Depesche, welche der Neuen Preußischen Zeitung am 30. Nov. zugcgan- gen ist: Petersburg, 29. Nov. Abends. Fürst Mcntschikow meldet vom 22. Nov. (10. a. St.) Abends, daß der Feind fortfuhr, Sewastopol zu beschießen, daß aber sein Feuer nicht anhal- tend und nur schwach war. Unser Verlust und die Beschädi gungen an der Festung sind von sehr geringem Belang. Im Uebrigen ist nichts in der Krim vorgefallcn. — Den Hamburger Nachrichten gehen aus Konstantinopel vom 20. Nov. über Triest folgende telegraphische Nachrichten zu: „Vor Sewastopol schweigt der Kampf. Die Alliirlen ziehen Verstärkungen heran. Bereits sind 20,000 Mann meist französischer Truppen cingetroffen und werden 20,000 Mann Türken erwartet. Ein Adjutant Lord Raglan'ö war nach Sinope abgegangen, um von dort Bauholz zu Hütten für die englische Ar mee nach Balaklava schaffen zu lassen. Von hier auS sind nach der Krim Zelte befördert worden. Die gegenwärtige Stärke der Russen in der Krim wird auf 150,000 Mann angegeben. Wie gerüchtweise verlautet, wird die Flotte zum größten Theil nach der Bucht von Bcikos zurückkehren, um dort zu überwintern, und nur 9 Linienschiffe an den Küsten der Krim und zur Ueberwachung dcS Hafens von Sewastopol zurücklassen. Soliman- Pascha ist zu siebenjährigem Gefängniß vcrurtheilt. Der Befehlshaber der Karsarmee ist zur Rechtfertigung hicrherbcrufcn. 10,000 Russen stehen bei Bajazct." Der Triester Zeitung schreibt man aus Konstantinopel vom 20. Nov.: „In Betreff dcr Belagerung Sewastopols erfährt man, daß seit einigen Tagen das Feuer auf beiden Seiten fast gänzlich eingestellt sei. Die Be lagerungsarmee beobachtet in ihrer festen Stellung die Defensive, bis Ver stärkungen cingetroffen sein werden. Auch die russische Armee hat sich in Dcfensivstellung concentrirt. DaS Corps Liprandi hat ohne Kampf die Höhen von Balaklava verlassen und sich zur Hauptarmee nach Baktschi sarai gezogen. Die Brücke über die Tscherna-Njetschka haben die Russen in die Luft gesprengt. Dcr größte Theil der verbündeten Flotte wird hier erwartet." Das Journal de Constantinople vom 19. Nov. widerlegt daS seil zwei Tagen in Konstantinopel verbreitete Gerücht, daß die Russen bei zwei Ausfällen am 12. Nov. nach hartnäckigem Kampfe zurückgeworfen wor den seien. Nach den neuesten Nachrichten durch den Chaptal hätte sich die russische Armee nach der Schlacht bei Inkerman nach Bclbek geflüchtet und seitdem ihre Position nicht verlassen. Das einzige bemerkenswcrthe Ereig- niß sei der Südoststurm am 14. Nov., der unter Regen, Hagel und Schnee mehre Transportschiffe in dcr Katscha überraschte und an die Küste schleu derte. Sie mußten verbrannt werden, um sie nicht in die Hände der Rus sen fallen zu lassen.— In der Ebene von Eupatoria erschienen am 7. Nov. 7000 Mann russischer Infanterie nebst 200 Reitern und sechs Ge schützen. Der französische Oberst rccognescirte mit 50 Mann und verlor bei dieser Gelegenheit sein Pferd und fünf Mann. Sein Rückzug wurde durch die Congrcve'schen Raketen, welche man von den Festungswerken ab schoß, gesichert. Am folgenden Tage entfernten sich die Russen von Eu patoria, das durch Befestigungen und 1000 Mann Besatzung geschützt ist. — Nach brieflichen Nachrichten aus dcr Krim bis zum 15-, aus Odessa bis zum 19. Nov. schreibt man dem russischgcsinnten Oesterreichischen Sol» datcnsreunbi „Es ist auf dem taurischen Kriegsschauplatz seit der am 5. Nov. stattgchabtcn Affaire kein größeres Ercigniß vorgefallen. Die Rus sen haben sich in daS nördliche Fort und in das Lager nach Makensia zurückgezogen und waren beschäftigt, den in den Bastionen verursachten Schaden nach Möglichkeit auszubeffcrn. Diese Beschädigungen an den Festungswerken erweisen sich mit Ausnahme jener, welche daS Quarantäne fort erlitt, als nicht bedeutend. Sie wurden während dieser Arbeiten, an dencn 25,000 Mann theilnahmcn, durch die Alliirtcn nicht gestört. Be kanntlich haben Letztere das Feuer einige Tage ,eingestellt, weil sie ihre Po sition bei Kamara und Kadikowka befestigten und ein neues Zeltlager er richteten. Am 11. Nov. begannen die Batterien neuerdings zu spielen. Die Bastionen erwiderten das Feuer kräftig; Abends 6 Uhr schwiegen die Geschütze beiderseits. Am 12. Nov. nahm Fürst Mcntschikow eine große Necognoscirung dcr ncubefestigten Position dcr Alliirtcn vor, um auch deren Stärke genauer kennen zu lernen. Es entspann sich auf der Vyrposten- linie ein hihigcS Gefecht, welches erst endete, als sich das russische Re» cognoScirungscorps auf die Stellungen bei den nördlichen Forts zurückge zogen hatte. Vom 14. auf den l5. Nov. wüthcte ein furchtbarer von Re gengüssen und Schneegestöber begleiteter Sturm, welcher, wie telegraphisch bereits berichtet wurde, der Pontueflotte großen Schaden beibrachte. Seit dem verhalten sich beide Armeen passiv und dürften einige Zeit aus ihrer Defensive nicht treten. Auf den Straßen von Südrußland ziehen die Re serven zur Completirung der CadreS nach der Krim; so passirten am 12. Nov. Abtheiluugen des dnicprschen und asowschen Regiments Perckop und gaben 1200 mit Proviant und Munition beladenen Wagen das Geleit bis Sewastopol. Die Verbindung zwischen Pcrekop und der Seefcstung ist daher nicht einen Augenblick gestört. Die Mannschaften und der Pro viant wurden vom Fürsten Mcntschikow mit Sehnsucht erwartet; die rus sische Ordre de Bataille wcist,104 Jnfantericbataillone aus, von denen nicht ein einziges 900 Mann stark ist. Auch der Proviant nimmt ab und die Zufuhren können den Bedarf nur schwer decken. Besser versorgt mit Le bensmitteln sind die Alliirten, sie sind aber augenblicklich außer Stande, ihre mühsamcn Bclagerungsarbeiten fortzusctzcn oder gegen die russische Armee Stellung jenseit dcr Tscherna-Njetschka vor dem Eintreffen der Vcrstär« kungstruppcn offensiv vorzugchen. Die Organisation der französischen Ar mee gestattet cs, diese Verstärkungen in Masse nach der Krim abgehen zu lassen. Anders verhält cs sich mit dem Heerwesen in England. Dieser große Inselstaat hat die Blüte seiner Truppen nach der Krim bereits ge liefert; was jetzt nachträglich dahin an Mannschaften gesendet wird, dürfte die Ziffer 10,000 kaum übersteigen. Uneinexercirte Leute kann Lord Raglan nicht gebrauchen und so dürften, wenn cs noch zu größern Schlachten käme, schon nächstens die Franzosen den Kampf in der Krim allein auszufech- tcn haben. Nach einem Briefe aus Adrianopel sammelt sich in jener zweiten Hauptstadt des Reichs ein französisches Corps mit der Bestimmung, das türkische Heer an der Donau zu verstärken. Zwei Regimenter sind bereits auf dem Marsche nach Schumla begriffen. Diese Bewegungen, verbunden