Volltext Seite (XML)
W47 langen mit dem Bemerken ab, er werd« für die Beerdigung der Lobten schon sorgen. Dir Alliirten sind im Vortheil." Bestimmter und sicherer lautet folgende Nachricht der Ost-Deutschen Post aus Wien vom I I. Nov.: „Der hiesige englische Gesandte Graf West moreland erhielt heute Mittag eine Depesche au» Varna von dem dortigen englischen Konsul, laut welcher authentische Nachrichten von Sewastopol vom 4. Nov. (frühmorgens) berichten, daß im Laufe diese» Tags «in all gemeiner Sturm auf die Festung stattfinden sollte und daß die Sachlage eine für die Alliirten günstige war, al» der Dampfer absegelte." — Die wiener «Presse» und das Fremdenblatt enthalten folgende Nach richt auS Varna vom 3. Nov.: „Nachdem die Franzosen in die dritte Pa rallele eingerückt waren, wurde am 26. Oct. ein KriegSrath gehalten, in welchem beschlossen wurde, noch den Erfolg der Beschießung Sewastopols aus derselben abzuwarten und dann erst den Sturm auf die Festung zu eröffnen. Ferner wurde beschlossen, im Fall dieser Sturm von den Bela gerten abgeschlagen würde, mit dem größten Theil der Belagerungsarmee gegen die Entsatzarmee offensiv vorzurücken und in offener Feldschlacht die Entscheidung herbeizuführrn. Die Operationen gegen Sewastopol würden in der Zwischenzeit sistirt bleiben." — Aus Odessa vom 31. Oct. wird der Wiener Zeitung geschrieben: „Bei Odessa kreuzen zwei feindliche Dampfer; gestern waren ihrer vier in Sicht. Ucber die Ereignisse am 26. und 27. Oct. vor Sewastopol hört man hier Folgendes: «Nachdem die Russen die vier Redouten bei In kerman genommen hatten, mußte cs dem Fürsten Mentschikow daran liegen, im Besitz dieses so wichtigen Posten» zu bleiben; andererseits mußte er auch vorhersehen, daß die Alliirten Alles daransehen würden, um sich desselben wieder zu bemächtigen. Die Division Liprandi erhielt demnach den Auftrag, die Erdarbeiten unverweilt zu beginnen und die eroberten Redouten in Ver- lheidigungsstand zu setzen. Um jedoch dir Alliirten zu verhindern, diese Ar beiten zu stören, ließ Fürst Mentschikow am 14, (26.) Oct. die Garnison von Sewastopol einen Ausfall auf das Belagerungsheer machen; die Ab- sicht gelang vollkommen; denn die Alliirten nahmen den Kampf vor Se- wastopol auf und General Liprandi gewann Zeit, die Schanzarbeiten zu vollenden. Am 15. (27.) Oct. ließen die Verbündeten die Rcdouten be- rcnnen; d«r Sturm miSlang indessen und die Stürmenden wurden (so sagt der officielle russische Bericht) mit Zurücklassung von 400 Tobten, 150 Ge fangenen und 2 Geschühstücken zurückgeworfen. Das Bombardement zur See soll ununterbrochen fortdauern.»" Aus den mit dem Thabor aus Konstantinopel bis zum 30. Oct. iu Marseille am 11. Nov. cingetroffenen Nachrichten theilen wir noch Fol gendes mit: „Es ging das Gerücht, daß die Russen in einer neuen Schlacht 5000 Mann verloren haben. Die Zeitungen von Konstantinopel melden, daß die Generale der Verbündeten die von dem General Liprandi eingenom menen Stellungen mit genügenden Kräften angegriffen hätten. Beide Nach richten scheinen sich auf dasselbe Ereigniß zu beziehen. Zwei neue, mit 32- Pfändern besetzte Batterien sollten vor der Mastbastion errichtet werden und am 3. Nov. fertig sein. Der Laufgraben wird bis auf 60 Metres der Stadt nahegebracht werden. Die russischen Kanoniere sind so dccimirt, daß sie durch Galeerensträflinge erseht werden. Der südliche Stadttheil Sewasto pols ist beinahe demolirt; die Militärs hoffen, daß die Uebergabe der Fe stung bis zum 10. Nov. erfolgen werde. Der Moniteur veröffentlicht folgende telegraphische Depesche, welche der französische Kriegsminister von dem General Canrobert erhalten hat: Hauptquartier vor Sewastopol, 28. Oct. 1854. Die Belagerungsarbelten dauern fort. Am 25. Oct. zeigte sich das russische Heer in der Ebene von Balaklava. Ernst liche Gefechte fanden nicht statt; allein die englische Eavalerie erlitt einige Verluste in einem mit zu viel Feuer gegen den Feind ausgeführtcn Angriff. Am folgenden Tage, 26. Oct., machten 5000 Mann der Besatzung einen Angriff auf den linken Flügel der Engländer. Dieser Angriff ward abgeschlagen und der Feind mit bedeutenden Ver lusten in die Festung zurückgeworfen. — Der Oesterreichische Soldatenfreund sagt: „Nachdem sich die Alliirten durch drei Wöchtn überzeugt hatten, daß ein Bombardement ihr Angrlffsobject zu erschüttern nicht vermochte, hgt man nun die regelmäßige Belagerung ausgenommen. Ob sie mit derselben rascher und glücklicher zum Ziele kommen, möchte zu bezweifeln sein. Vorerst ist die Thatsache von großer Tragweite, daß die Flotte der Alliirten die erfolgreiche Mitwirkung nicht ent- wickeln kann; einmal, weil der KriegShafcn durch die Russen unzugänglich gemacht wurde, und weiter, weil der Schaden, welchen zumeist die größten Schiffe der Belagerer erlitten haben, nicht leicht zu heben ist. Briefe aus Konstantinopel bestätigen diesen letzter» Umstand auf das unzweifelhafteste. Auf der Südseite von Sewastopol könnte bis zur Stunde wol Bresche ge legt worden sein, auch wiederholte Stürme mögen stattgefunden haben, und doch bleiben sie so lange ohne Bedeutung, solange nicht die Flotte den An griff der Belagerungstruppen zu unterstützen vermag. Ist die Südseite be zwungen, so haben die Alliirten noch zwei riesige Aufgaben: die Einnahme des Kriegshafens und der nördlichen Forts. Letztere werden eine schwierigere Arbeit und größere Kraktentwickelung nothwendig machen als die Befesti gungen der Südseite; dies war auch Veranlassung, daß die Alliirten ihren Angriffsplan von Nord nach Süd verlegten. Ein Tableau über die russi- schm Streitkräfte in der Krim weist eine Gesammtstärke der dort concen- trirten und demnächst zu g«wärtig«nden Truppen, die Besatzung cingeschlos- sen, mit 120,000 Mann nach; damit hat aber/ wi« weiter geschrieben wird, die Trupptnsendung noch nicht aufgehört und wird, mit Berücksichtigung des Umstandes, daß man von Sewastopol über Perekop, Odessa, längs des Pruths bis Kaminiec-Podolsk, Truppen concentrirt halten muß, fortgesetzt. Wenn man erwägt, daß diese Truppenzusammenziehungen im besten Falle nur in forcirtrn Märschen, einige Strecken vielleicht auf Fuhrwerken, stattfinden können, daher Wochen und Monate bedürfen, um den zugewiefenen Punkt zu erreichen, abgesehen die Schwierigkeit in der Verpflegung, so kommt dieser Zeitaufwand den Alliirten zugute, und die Beschwerden sind für Letztere weniger fühlbar, solange die See denselben dienstbar bleibt. Daß die Russen in der Krim zur Zeit der Landung der Verbündeten, außer Sewastopols Besatzung, nur über 35,000 Mann im offenen Felde zu verfügen hatten, lag in der nolhwcndigen Vorsicht, jede am Meere gelegene Provinz ver- theidigungsfähig zu erhalten, weil man den Angriff auf jeden Punkt der Küste erwarten mußte. Admiral Nachimow ist von seiner Verwundung hergestellt und leitet die Vertheidigung des ihm anvertranten Platzes. Die Gesundheit unter den BcsahungSlruppen ist zufriedenstellend und ist das Verhältniß der Gesunden zu den Kranken wie 10 zu 1." (Es wird hier beiläufig zu erinnern sein, daß der Tod des Admirals Nachimow von eng lischen und französischen Blättern ebenso bestimmt behauptet, als die Astaire vom 25. Oct. und die Gefangennehmung des Lords Dunkelin von ihnen bestritten wurde.) — Das Journal de Constantinople vom 29. Oct. enthält folgende Nach» richten vom Kriegsschauplatz in der Krim: „Der Dampfer JnduS bracht« die Kunde von einem neuen wichtigen Erfolge, den die verbündeten Trup pen bei Balaklava erzielten. Ein russisches Corps, dessen Stärke man auf 30,000 Mann angibt und das vom General Lüders befehligt sein soll, zeigte sich am 25. Oct., von Perekop kommend, auf den den Hafen von Balaklava beherrschenden Höhen zwischen dieser Stadt und St.-Georg und nahm drei von den Verbündeten errichtete und nur von geringer Mann schaft vertheidigte Redouten. Auf die Nachricht von der unerwarteten An kunft dieser Armee eilten die das Observationscorps bildenden beiden engli schen Divisionen und die französische des Generals Bdsquet dahin und grif fen di« Russen in ihren neuen Positionen an. Die leichte englische Cava- lerie und die afrikanischen Jäger gaben eine Ladung auf die russischen Trup pen und drängten sie nach einem glänzenden Bayonnetangriff gegen unsere Batterien, welche auf sie losdonnerten und ihnen beträchtliche Verluste ver ursachten. Zwei Redouten wurden den Russen wicdergenommen, welche sich in Unordnung um die dritte aufstellten und dort bis am Ende des Tags hielten. Während dieses Rückzugs gaben zwei englische Dragonerregimcntev eine neue Ladung auf den Feind, der aber, seine Reihen öffnend, die Rei terei bis zu seiner Artillerie kommen ließ und ihr Schaden verursachte. Am folgenden Tage sollte General Canrobert eine andere Division entsenden, um den Russen den Rückzug abzuschneidcn und sie zwischen zwei Feuer zu fas sen. Das Ergebniß dieses Manövers ist uns noch unbekannt. In dieser Schlacht bei Balaklava hatten die Russen ungemein große Verluste; man schätzt solche auf 4500—5000 Mann. Eins ihrer Regimenter wurde durch die Schotten völlig vernichtet. Besonders hat ihr« Cavalerir in dem Tref fen mit jener der verbündeten Armeen gelitten. Diese zählten an Todten und Verwundeten nur 1500 Mann, welche kampfunfähig geworden. Diese glänzende Waffenthat, bei welcher die verbündeten Armeen in Unerschrocken heit miteinander wetteiferten, wird die Eroberung Sewastopols beschleunigen und die Garnison jener Festung demoralisiren, welche bei ihrem Widerstande auf die vom General Lüders befehligten Zuzüge rechnete. Der Dampfer Cam bria meldet, daß während der Affaire bei Balaklava 10 —12,000 Russen aus Sewastopol einen Ausfall machten, gegen einen Theil der französischen Armee ins Treffen geriethen und mit großem Verlust zurückgedrängt wur den. General Lüders, hatte die Absicht, die Verbindungen zwischen Bala- klava und den verbündeten Armeen abzuschneiden; er weiß nun, wieviel dieser verfehlte Plan ihm gekostet Hal. Die Russen unternahmen noch mehre Ausfälle, welche alle fruchtlos blieben, einen einzigen in der Nacht vom 20. auf den 21. Oct. ausgenommen, welcher Erwähnung verdient. Das 2. Zuavenbalaillon stand in Bereitschaft, hatte aber keinen Marschbefehl. Gegen 2 Uhr warfen sich etwa l OO völlig berauschte Russen mit Wuth auf einige Scharfschützen, drangen durch einen jener unerklärlichen und zuweilen vor- kommenden Kriegszusälle bis zu einer Batterie vor, und eS gelang ihncü, wie ein Tagsbefehl des Generals Forcy sagt, einige Geschütz« zu vernageln. Das 1. Zuavenbataillon, welches nicht weit davon thätig war, und mehre Fußjäger eilten den Scharfschützen zu Hülfe. Es entstand ein-lebhafte» Gefecht, in welchen die Russen den Kürzern zogen, indem sie den sranzösi- schen Truppen den verwundeten Offizier, der sie befehligte, überließen. Diese Belagerungsepisode hatte kein bedauerliches Ergebniß, und das 1. Zuavenrc- giment bleibt dessenungeachtet wegen seiner Unerschrockenheit eins der ersten und bewundernswcrthesten Regimenter der französischen Armee." — Die Ost-Deutsche Post sagt: „Aus Bukarest vom 3. Nov. meldet man, daß die Kriegsabsichten Omcr-Pascha'S noch immer nicht klargc- worden sind. Unter den vielen Versionen ist jetzt die wahrscheinlichste, daß die Türken die Offensive gegen Rußland ergreifen und vom Serekh, wo Sadik-Pascha die in der Walachei gestandenen Truppen concentrirt, gegen Bessarabien vorrücken, ein anderes Armeecorps aber zur Disposition in der Dobrudscha und an den Küsten des Schwarzen Meers concentriren werden. Alle Truppen aus dem westlichen Bulgarien ziehen fortwährend in langen Reihen nach Schumla. Die Russen treffen in Bessarabien große Verthei- digungsanstaltm; die Pruthlinie wird auf allen Punkten stark befestigt. Ganze Dörfer mußten von den Einwohnern geräumt werden, wenn stra tegische Gründe die Anlegung von Schanzen an die Stelle derselben noth- wendig machten. — Ein ziemlich glaubwürdiges Gerücht will wissen, daß Fürst Gortschakow bereits aus Petersburg die Weisung erhalten habe, wenn Sewastopol fallen sollte, seine Hauptmacht zur Vertheidigung von Odessa und Akjerman zu concentriren, da man vcrmuthet, daß die Alliirten, wenn