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DRESDNER PHILHARMONIE Donnerstag, den 25. Januar 1973, 20.00 Uhr Freitag, den 26. Januar 1973, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solistin: Annerose Schmidt, Berlin, Klavier Johann Christian Bach 1735-1782 Sinfonie B-Dur op. 18 Nr. 2 Allegro assai Andante Presto Ludwig van Beethoven 1770-1827 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15 Allegro con brio Largo Rondo (Allegro) PAUSE Robert Schumann 1810-1856 Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 Allegro affettuoso Intermezzo (Andantino grazioso) Allegro vivace ANNEROSE SCHMIDT studierte nach langjähriger Ausbildung bei ihrem Vater an der Leipziger Musikhochschule bei Hugo Steurer und bestand nach drei Jahren 1957 das Staatsexamen mit besonderer Auszeichnung. Sie ist Preisträgerin des V. Internationalen Chopin-Wettbewerbes 1955, 1. Preisträgerin im Gesamt deutschen Pianisten-Wettbewerb Leipzig 1955 und internationalen Schumann- Wettbewerb 1956. 1961 erhielt die Pianistin den Kunstpreis der DDR sowie 1965 den Nationalpreis unserer Republik. Konzertreisen führten Annerose Schmidt u. a. nach der Sowjetunion, VR Bulgarien, Jugoslawien, in die BRD, nach Finn land, Schweden, Dänemark, den Volksrepubliken Polen und Ungarn, England, Holland, der CSSR, der SR Rumänien, dem Libanon, Ägypten, Österreich. Bei der Dresdner Philharmonie ist die prominente Künstlerin ständiger Gast. ZUR EINFÜHRUNG Johann Christian Bach, jüngster Sohn Johann Sebastian Bachs, wurde nach des Vaters Tod musikalisch ausgebildet von seinem Bruder Carl Philipp Emanuel. 1754 unternahm er eine Italienreise und wurde in Bologna Schüler Padre Martinis. Einige Jahre später ernannte man ihn zum Dom organisten in Mailand, 1762 ging er nach London als Musikmeister der eng lischen Königin und gründete 1764 gemeinsam mit K. F. Abel die „Bach-Abel- Konzerte". Johann Christian Bach, dessen Ruhm zu Lebzeiten den des Vaters und seiner Brüder weit überstrahlte, allerdings nach seinem Tode rasch verblaßte, hinterließ ein umfangreiches schöpferisches Werk, etwa 20 Opern, zwei Oratorien, viele Kantaten, Arien, Sinfonien, Klavierkonzerte, Klaviersonaten, Streicher- und Bläserduos, Trios, Quartette, Quintette, Sextette u. a. Erst in unserem Jahrhundert fand das Schaffen des „Mailänder" oder „Londoner" Bach wieder verdiente Wertschätzung. Sein Stil, der die Eigentümlichkeiten der „Mannheimer" mit der anmutig-kantablen italienischen bzw. galanten franzö sischen Manier verband, war von großem Einfluß auf W. A. Mozart, der an seinen Vater über ihn schrieb: „. . . ich liebe ihn (wie Sie wohl wissen) von ganzem Herzen - und habe Hochachtung für ihn . . ." Als Sinfoniker hat Johann Christian unter den Bachschen Söhnen wohl die größte Bedeutung. Sein Weg führte von der italienischen Theatersinfonie zur Konzertsinfonie, wobei sich beide Gattungen in der Gesamtanlage wie im Aufbau der einzelnen Sätze — der Typus seiner Sinfonie ist dreisätzig —, in der Bildung und Entwicklung der Themen wie in der Behandlung des Orchesters allerdings völlig gleichen. Unter den über 60 erhaltenen Sinfonien und Ouver türen des Komponisten ragt die heute erklingende SinfonieB-Durop. 18 Nr. 2, die Bach als Ouvertüre für seine Oper „Lucio Silla" (1774) verwendet hat, durch die unbeschwerte Anmut und heitere Grazie, den Esprit der form vollendeten, leichtbeschwingten schnellen Ecksätze heraus, die einen von kantabler Melodik erfüllten Andantesatz umschließen. Ludwig van Beethoven hat mit seinen fünf Klavierkonzerten, die er zunächst für sein eigenes öffentliches Wirken als Pianist schrieb, Gipfelwerke der virtuosen Konzertliteratur geschaffen. Bereits vor den beiden ersten Klavier konzerten op. 15 und op. 19 hatte er sich mit der Komposition von Klavierwerken beschäftigt (Trios op. 1, zahlreiche Sonaten) und auf diesem Schaffensgebiet weit eher musikalisches Neuland, neue Klangbezirke erschlossen als in der Sinfonik. Die Klavierkonzerte entstanden etwa parallel zu den ersten sechs Sinfonien. Als sein Gehörleiden den Meister zwang, seine von den Zeitgenossen hochgeschätzte pianistische Tätigkeit aufzugeben, hatte er sein bedeutendstes Klavierkonzert, das fünfte in Es-Dur, bereits geschaffen und die mit dem dritten Konzert einsetzende Entwicklung seines konzertanten Schaffens von aristokra tisch-gesellschaftlicher Unterhaltungskunst zum ideell-schöpferischen Bekenntnis auf den Höhepunkt geführt. Nach Beethovens eigener Mitteilung hat er das als zweites Konzert geltende Opus 19, B-Dur, bereits vor dem ersten, heute erklin genden Konzert in C-Dur op. 15 komponiert, aber erst 1801 endgültig schriftlich fixiert. Beide Konzerte spielte der Komponist erstmalig 1795 in seinen Wiener Akademien und — in überarbeiteter Form — Ende Oktober 1798 in Prag. Das Klavierkonzert C-Dur op. 15 bewegt sich inhaltlich, stilistisch und formal noch ganz im Rahmen jener „Gesellschaftsmusik", wie sie die Haydn- und Mozartzeit kannte. Dennoch sind durchaus schon typische Merkmale des späteren Personalstiles des damals erst 25jährigen Komponisten zu erkennen:; seine Eigenwilligkeit, Kraft und Phantasie. Das spielfreudige Werk, das dem Solisten mit seinen Verzierungen und brillanten Läufen reichlich Gelegenheit gibt, seine technischen Fertigkeiten zu beweisen,