Volltext Seite (XML)
2236 sandtschaft nimmt die Beiträge in Empfang. — Er hat hier einige- Auf sehen erregt, daß dem Redacteur de- Oesterreichischen Soldaten freund, Jaromir Hirtenfeld in Wien, von unserm König der Rothe Ad- lerorden 4. Elaste verliehen worden ist. — Mit dem 1. Jan. de- kommenden Jahre- wird hier unter dem Titel „Vaterländische Zeitung für Preußen" eine neue Zeitung erscheinen, deren verantwortlicher Heraus geber der frühere Kunsthändler Julius Kuhr ist. In dem soeben heraus- gekommenen Programm heißt cs: in Preußen hätte es bisher wol einige konservative Zeitungen gegeben, dieselben hätten aber vor allem ihren Par- tcizwecken gedient. Ein eigentlich conservalives und vaterländisches Blatt, wir da- beabsichtigte, habe es in Preußen noch nicht gegeben. Wie wir Horen, soll diese neue Zeitung namentlich den Zweck haben, der hiesigen Volkszeitung ein konservative« Blatt entgegenzustellen. Der Herausgeber Julius Kuhr ist bekanntlich ein besonders thätiges Mitglied des hiesigen Treubundes. — Die Neue Preußische Zeitung berichtet unterm 10. Nov.: „Nachdem vorgestern schon eins der von ihrem Vater ertränkten vier Kinder im Wasser aufgefunden worden, sind infolge fortgesetzten Suchens nun auch die beiden jüngsten Knaben, der eine zwei, der andere Jahre alt, heraus- gezogen worden. Nur die Leiche der ältesten (sechsjährigen) Tochter fehlt noch. Der amtliche Localbericht sagt, daß der Mörder bis dahin unbe scholten gewesen, sich eines guten Nuss erfreut, mit seiner Frau in Einig keit gelebt und seine Kinder gut und liebreich behandel habe. In letzterer Zeit wolle man Spuren von Schwermuch an ihm bemerkt haben. Auch sei mit Sicherheit anzunehmen, daß ihn Nahrungssorgen nicht zur That getrieben haben. Entweder er habe dieselbe in einem Anfalle von Melan cholie verübt oder infolge des länger« Zerwürfnisses mit seinem Vater, um diesem zu zeigen, daß seine Familie einen Mörder habe, der gewissermaßen durch das Verstoßen aus derselben entstanden sei. Die Aeltern desselben seien würdige Leute, ihre Führung durchaus tadellos." Kurhessen. Aus Kassel vom 6. Nov. schreibt man der Zeitung für Norddeutschland: „Es scheint doch nunmehr rin Krieg nicht so sehr zu den unwahrscheinlichsten Dingen zu gehören, wie man von manchen Seiten her noch vor kurzem behauptete, wenn von Deutschland die Rede war. Wir schließen da§ daraus, daß die Artillerie die Weisung hat, alle Geräthschaf- ten rc., welche erfoderlich sind, falls dieselbe auf den Kriegsfuß gesetzt werde, in Bereitschaft zu halten. Außerdem spricht man davon, daß die Nckrutirung, welche sonst im Monat Januar stattfindet, bereits im Laufe des künftigen Monats vorgenommen werden soll." Freie Städte. AuS Frankfurt a. M. vom 7. Nov. schreibt man der Mainzer Zeitung: „Einiges Aufsehen erregen die in jüngster Zeit ver schiedenen hiesigen Redactionen von Seiten unser« Polizeichefs, Hrn. v. Oven, zugcgangenen, in unserer Prcßgesetzgebung keineswegs begründeten Ver warnungen. Nachdem erst vor einigen Wochen die Frankfurter Postzei- tung einen polizeilichen Verweis bekommen hatte, wurden in den letzten Tagen der Eigenthümer des ultrareactionärcn Intelligenz-Blatt, Hr. Holtz- wart, und sein Mitredacteur Dr Zirndorfer vor den Polizeichef geladen und in ähnlicher Weise verwarnt. Von Seiten der Betheiligten sind gegen dieses Verfahren alsbald Schritte gethan worden." Oesterreich. Wien, 10. Oct. Die Wiener Zeitung bringt in ih rem amtlichen Theile folgenden Artikel in Betreff des Verhältnisses des Staats zu dem Eisenbahnwesen: „Kaum ein Jahrzehnd, nachdem zwischen Liverpool und Manchester die erste Locomotivenbahn eröffnet, und bald nachher als dieses beschleunigte Communicationsmittcl auf den Conti- nent verpflanzt worden war, fand sich die österreichische Negierung im Jahre 1841 veranlaßt, die Anlegung von Eisenbahnen in den Hauptverkchrsrich- tungen der Monarchie anzuordnen und zur sichern und schleunigen Ausfüh rung dieses Beschlusses den Bau derselben auf Staatskosten zu bewerkstelli gen. Die seit jener Zeit eingetretene Entwickelung der Verhältnisse, insbe sondere aber die Gleichstellung aller Theile des Reichs und deren Vereini gung unter einer gemeinsamen, die rasche Eröffnung der Hülfsqnellen der öffentlichen Wohlfahrt bezweckenden Gesetzgebung führten zu der Uebcrzeu- gung, daß jene einzelnen Linien bei aller ihrer Wichtigkeit und selbst in der ihnen seither zutheil gewordenen Erweiterung mit Einschluß der bestehenden Privatbahnen dem sich kundgebcndcn Bedürfnisse nicht mehr genügten. Der Fall der Schranken des innern Verkehrs, die Entlastung des Grundcigcn- thum«, die Reform der Zollgesetzgebung, die vereinbarte Erleichterung des Verkehrs mit den benachbarten Staaten, die auf die östlichen Kronländer ausgedehnte österreichische Civilgesetzgebung und die Erweiterung der Wirk- samkeit der Nationalbank übten einen ebenso raschen und wohlthätigcn Ein fluß auf den Aufschwung der Bodencultur, auf die Entwickelung der In dustrie und die Verzweigungen des Handels. Die hierdurch gesteigerten An- foderungen an den Verkehr ließen die Nothwendigkeit einer schneller« und für die Bewegung größerer Gütermengen geeigneten Circulation zwischen den verschiedenen Gebieten des Reichs erkennen, welche nur durch eine Ver vollständigung des Systems der Eisenbahnen erzielt werden kann, die über dies durch die inzwischen in den Nachbarstaaten erfolgte Vervielfältigung der Eisenbahnlinien geboten schien, um der hiermit drohenden Gefahr der Ablenkung des Verkehrs nach andern Richtungen zu begegnen. Welche überwiegende Vortheile der Bestand der alle einzelnen Theile des Reichs verbindenden Eisenbahnen für die VcrtheidigungSfähigkeit dcS Reichs dar bietet, wurde durch die Erfahrung überzeugend dargethan. In Erwägung dieser Verhältnisse hat der Kaiser, bewogen von der Fürsorge für das rasche Aufblühen der Wohlfahrt des Kaiserreichs und für die Erhöhung seiner Wehrkraft, den Befehl erlassen, bei der Anlage der Eisenbahnlinien de« österreichischen Kaiserreich- nach einem wohlüberdachten, alle Theile H-« Staats gebiet« angemessen berücksichtigenden System vorzugehen, und sowol in der Richtung al- in der Verzweigung der Linien einem im vorau« entworfe nen, in strategischer, nationalökonomischer und handel-politischer Rücksicht wohlbegründcten Eisenbahnnetze zu folgen. Diesem Befehl gemäß wurde mit Berücksichtigung der Bedürfnisse des Reichs und jede-Kronlande- in-- bcsonderc da« Eisenbahnnetz für den österreichischen Kaiserstaat entworfen, vom Kaiser genehmigt und dem Handelsministerium zur Veröffentlichung dieses Eisenbahnnetzes die Ermächtigung ertheilt. Das gedachte Eisenbahn- netz (nach seiner Vollendung in einer Gesammtlänge von ungefähr 1240 deutschen Meilen) enthält außer den bereits vollendeten oder im Bau be gonnenen Eisenbahnen *) und vorbehaltlich aller nach Umständen etwa erfo- derlichen Abänderungen und Ergänzungen folgende Hauptrichtungen: Wien-Linz-Salzburg bis zur bairischen Grenze; Linz bi« an die bairi sche Grenze gegen Passau; Prag-Pilsen an die bairische Grenze gegen Am berg und Nürnberg; Pilsen-Eger-Asch; Pilsen-Budwci«; Aussig-Teplitz- Eger; Reichenberg an die sächsische Grenze bei Zittau; Reichenberg-Pardu bitz; Oswiecim-Podgorzc; Oswiecim-Chclmek zum Anschluß an die krakauer Bahn; Krakau-Przemysl-Lemberg-Brody; Przemy-l-Czernowitz bi« an die Grenze der Moldau; Pesth-Miskolcz-Kaschau bis zum Anschluß an die ga lizische Bahn; Debreczin-Tokai-MiSkolcz; Ofen-Stuhlweißenburg-Großka- nischa - Agram; Oldenburg-Großkanischa; Großkanischa-Fünfkirchen; Groß- kanischa-Marburg; Szcgedin - Maria-Theresiopel- Mohacz«Essegg; Szegedin- Peterwardcin-Semlin; TcmeSwar-Weißkirchen bis an die Donau; TemeS- war-Ält-Arad-Hermannstadt bis an die walachische Grenze und Kronstadt; Hcrmannstadt KarlSburg-Klausenburg zum Anschluß an die ungarische Bahn; Fiume-St.-Petcr zum Anschluß an die südliche Staatsbahn; Klagenfurt- Marburg; Klagenfurt-Villach-Udine; Innsbruck-Botzen; Mantua-Borgoforte zum Anschluß an die italienische Ccntralbahn; Bergamo-Lecco; Mailand- Piacenza; Mailand-Pavia. Durch dieses Eisenbahnnetz wird die österreichische Monarchie mittels dreier Hauptlinicn von Westen nach Osten und mittels ebenso vieler Linien von Süden nach Norden durchschnitten, und es werden die wichtigsten Orte der Monarchie nicht blos untereinander, sondern auch mit sämmtlichcn Nachbarstaaten in segenverheißende Verbindung gebracht. Um die raschere Vollendung dieses Eisenbahnnetzes herbeizuführcn, hat ferner der Kaiser dem Grundsatz nach allergnädigst genehmigt, daß Privatunternehmungfn sich an der Ausführung dieser Eisenbahnlinien betheiligen können, und zwar entweder unmittelbar oder in Gemeinschaft mit der Staatsverwaltung (durch eine werkthätige Bethciligung oder Unterstützung der letzter«, wo überwie gende Gründe hierzu obwalten); die Entscheidung der Frage, ob die be zügliche Bahn Privaten zum Bau und Betrieb überlassen werde, ist in folge der diesfalls von den Privaten zu stellenden Ansuchen für jeden ein zelnen Fall der allerhöchsten Schlußfassung Vorbehalten. Um diese aller höchsten Begünstigungen des Privateisenbahnbaus desto wirksamer und er folgreicher zu gestalten, wurde infolge der allerhöchsten Entschließung vöm 14. Sept. d. I. mit der Verordnung des HandelSminister« von demselben Datum eine neue Vorschrift für die ConccssionSertheilung erlassen, welche in Vergleichung mit den frühern diesfallsigen gesetzlichen Anordnungen den Privateisenbahnbauunternehmungen besondere Erleichterungen und Vortheile gewährt. Auf diese Weise wird einerseits der Privatspcculation des dem Eisenbahnbau in Oesterreich ein gcwinnvcrsprechendcs Feld eröffnet, anderer seits aber jedes Privatunternehmer: dem Dienst der Gcsammtinlereffen un tergeordnet und auf solche Weise das öffentliche Wohl mit den auf Gewinn berechneten Unternehmungen der Einzelnen in volle Uebcrcinstimmung ge bracht." — Die Ost-Deutsche Post schreibt aus Wien vom i). Nov.: „Ucber den Zweck der Reise des bairischen Staatsministers Frhrn. v. d. Pfordten nach Wien erhält man heute auS guter Quelle einige bestimmtere Andeu tungen. Frhr. v. d. Pfordten wollte sich von dem Stande der Dinge per sönlich überzeugen und auf Grund seiner Wahrnehmungen die Politik de« ') Die bereits vollendeten Bahnen umfassen die nördliche Staatsbahn von der sächsischen Grenze bet Bodenbach bis Brünn und Olmütz, die südliche Staatsbahn erste Sektion von Wien bis Mürzzuschlag, mit Einschluß der Seitenbahnen nach La xenburg und Oldenburg; die südliche Staatsbahn zweite Sectio» von Mürzzuschlag nach Laibach; die südöstliche StaatSbahn von Marchegg bis Szolnok und Szegtdin; die östliche StaatSbahn von Krakau bis an die preußische Grenze bei Myslowitz; die lombardisch-venetianische StaatSbahn von Venedig bis Evccaglio und Mantua, dann von Mailand nach Trcviglio und von Mailand über Monza bis Lamerlata bei Eomo; die k. k. Montanbahn von Oravicza nach Basiasch; die Kaiser Ferdinands-Nordbahn von Wien nach Brünn, Olmütz und an die preußische Grenze bei Oderberg mit dem Flügel von Wien nach Stockerau; di« Wien-Brucker Bahn; endlich die Pferdebahnen von Linz nach Budweis, von Linz nach Gmunden, von Presburg nach Szcred und von Prag nach Lana, zusammen iu einer Länge von 244 Meilen. Zu den im Bau begonnenen Eisenbahnen gehören die k. k. Wiener Verbindungsbahn, die ferner» Staats- bahnlinie» vo» Laibach nach Triest mit der Verlängerung bis an die lombardisch - ve- nctlanische Grenze; von Steinbruck nach Agram mit der Verlängerung bis Siffek und Karlstadt; die galizische Staatsbahn von Krakau über Bochnia bis Dembica; die Linie von Szolnok nach Debrecziu und Grvßwardein; die Linie von Szegedin »ach Tentes- war; die Linie von Fünfkirche» nach Mohacs; jene von Innsbruck bis au die bai rische Grenze bei Kufstein; die Linie von Coccaglio nach Bergamo mit der Verlänge rung bis Monza; jene von Verona nach Botzen; jene von Treviso bis an den Taglia- mento mit der Verlängerung bis an die lombardisch-venetiaussche Grenze zum An schluß an die südliche StaatSbahn; ferner die Privatbahnen und zwar: die Fortsetzung der Kaiser Ferdinands-Nordbahn bis OSwiecim mit den Flügeln von Troppau und Bielitz, die Bahn von Bruck nach Nen-Szöny beiKomorn; endlich die Kvhlenbahnen von Köflach nach Grätz, vo» Roßitz nach Brünn, von Kladno nach Kladrub, zusam men in einer Länge von I!>0 Meilen.