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Dienstag. —— Nr 22 ». — 26. September 18S4 EeiPHig. Die Z.ÜllNS rrjchein« mit rlnsnahme de« Ptootaa« täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr a:i«- grgebe«. für das Viertelt t«hr Thlr.t jede ern. zelo« Nummer I Ngr. DciiM Mgewtinc Zcitmig. »Wahrheit »ad Recht, Freiheit a»d Tesch!» Zu beziehen durch alle Postämter de« In- und Auslande«, sowie durch die tkrpedltioü in Leipzig (Querstrtße Nr. 8). H nseMonage^ühr für dcnNaNM eiiwr Zeile d Rgrt sd eqtschla«-^ Ein Eorrespondcnt der Allgemeinen Zeitung führt in einem Artikel: „Die neuen Truppenaushebungen in Westrußland und der Marsch der Garden nach Warschau" (vergl. Rußland) näher aus, daß btide Maßnahmen gegen Oesterreich , gegen Deutschland, gerichtet seien. „Rußland", sagt der Artikel, „kann die Freiheit seines Handelns erst wie- dt^gdwiNNt«, wenn Oesterreichs Macht und Willen gebrochen sein würbe. Da» ist nur durch einet! Kampf in ganz anderer Richtung, von Polen her, möglich, Äs der Angriffslinie auf die natürlichen Eroberungsobjccte East, zien und die Bukowina, und auf das Herz der feindlichen Macht, Ären. Es ist in diesen Blättern bereits aus die Bedeutung des polnischen Kriegs- theattrS aufmerksam gewacht und nachgewiesen worden, von welcher mili tärische« Stärke es bei seinen künstlichen wie natürlichen Bodenabschnitlen ist. Nur ein umfassender Angriff dagegen, also eine kriegerische Äesammt- opetation Vo« Preußen und Oesterreich, verspricht ritsche UNd leichte und dabei doch entscheidende Erfolge. Bon Deutschland inl Stich gelassen, würde Oesterreich keinen Angriffs-, sondern nur einen BerthridigUNgsmeg führest können. Die Vertheidigung ist di« sicherste Form des Kampfes, aber auch, weil sie auf andern Kräften ruht, die kostbarste, zumal für ein Kulturvolk. Es müßte in diesem letzter« Fall die DnieMini» bis ans Meet gehalten werden, und dadurch würde Oesterreich! genöthigt,, vollständig Hand in Hand mit den Seemächten zu gehen. Anstatt nur Bedingungen zu stellen, wird es dann Bedingungen annehmen müssen, Und zwar von Staaten, die Deutschlands Freunde nie gewesen sind. Mit Recht ist Oesterreich selbst dazu entschlossen, es wird unter keinen Umständest vost den in Deutschlands In teresse an Rußland gestellten Foderungen abgeheN- Die Befestigungen um Krakau ustd äm Dniestr, denen bald hoffentlich die Wiens folgen wird, be» weisen dies schlagestd. Der russischen Herausfoderung gegenüber muß sich Deutschland zU einer deutlichen Antwort entschließen. Es fragt sich, mit wie Siel Tausend Mann dieselbe zu unterstützen ist. Oesterreich accentuirte seine Noten durch die Mobilmachung von ein paar mal Hunderttausend Mann, Rußland gab nach. Die Zeit hat ihm seitdem zu einer besstrN Position ver- holfen, es verlangt weitere «Garantien», und auch Oesterreich muß sie fo- der«, um zu wissen, ob es sich zu eitlem Aügtiff odet einer Vertheidigung auskegk« soll, Jetzt genügt für Deutschland Noch eist unbedeutender Ein satz, eiste geringe Anstrengung; denn bei der MorAlschen Stellung unserer Regierungen ist auch eine solche dein Ist. wie dem Auslände gegenüber ein Pfand, das unser Vaterland Wit seistestr letzten Blutstropfen einlösen wird. Von der nächstbetheiligten deutschen Großmacht', deren Schlagbäume einst an der Pragabrückie ständen , dürften väs 1. und 8. Armeecorps ^Preußen nnd Posen, Schlesien wäre zu schonen) auf Gesammtkostcn des Bundes zu moditisircst, von den BundesarMercütpS eiste mobile Division stach Galizien und eiste andere nach Italien zu schieben seist. Rußlands Abschaltung ist richtig» sei««! Kersttruppen haben von Warschau Nähet zu unS. Ma« wuß ihm aber lehren, daß Män in Deutschland die Sache anders auffäßt, wir habdn UM so viel näher zu ihnen." — Der Kasseler Zeitung, in der sich Neuerdings eine Hinneigung zu Oesterreich immer stärker bemerkbar macht, schreibt man unterm 20. Sept, vom Main: „Dem Deutschen Bunde bieten sich jetzt zwei Arten dar, seine weitere Betheiligung an der orientalischen Frage eintreten zu lassen. Er kann die Frage trennen und sie alsdann entweder aus dem allgemein europäischen Gesichtspunkte oder aber unter dem speciell deutschen zum Ge genstände seiner Entschließungen machen. Im erster« Fälle würde er sich den Charakter einer Großmacht vindiciren und das Gewicht seiner Stimme nicht auf das Maß einer blos defensiven Föderation beschränken. Man muß gestehen, daß niemals der Augenblick günstiger gewesen ist, um einen sol chen von Selbstgefühl zeugenden Anspruch mit Erfolg zur Geltung zu brin gen. Mit dem Anschüsse an die von den Westmächten in Gemeinschaft mit Oesterreich aufgestellten Garantitnfoderung, als Grundlage der künftigen Friedensregulirung, wäre eine thatsächliche Anerkennung der großmachtlichen Stellung des Deutschen Bundes für alle Zeiten gewonnen. Im zweiten Fall«, wo es sich nur von dem speciell deutschen Gesichtspunkte handelt, würde der Bund sich auf Erwägung von blos zwei Punkten jener Garan- tienfoderung zu beschränken haben, auf die, bleibende Räumung der Donau- sürstenthümer nämlich, und damit auf Beseitigung des russischen Protekto rats über dieselben sowie auf die freie Donauschiffahrt bis ins Schwarze Meer. Ueber diese beiden Punkte hat der Bund seine Ansicht schon aus- gesprochen, und es kommt nunmehr darauf an, für ein« Durchsetzung der selben auch kinzustehen. Vermöge des zwischen Oesterreich, Preußen und dem Deutschen Bunde abgeschossenen Schutz- und Truhbündniffes ist die österreichische. Occupatio« der Donaufürsttnthümer zu gleicher Zeit als eine im Namen und zu Nutz und Frommen des Deutschen Bunde» uNterNom- men« anzuseh«n. Eine Billigung d(S österreichischen Verhaltens und die Bereitwilligkeit, Oesterreich in der Behauptung jener Länder bis zum end lichen Friedensschlüsse mit bewaffneter Hand unterstützen zu wollen, liegt im nächsten Interesse aller deutschen Staaten. Die Gelegenheit zu einer ebenso deutschen als kräftigen Manifestation dürfte dem Bunde vielleicht schon in wenigen Tagen gegeben werden. Ein solcher Entschluß des Deut schen Bundes würde für Rußland eine Beweggrund mehr sein, auf Frie- denSverhandlungen unter den dargebotenen Präliminarien einzugehen, indem ihm sonst wenig Hoffnung übrig bleiben würde, noch größere Nachtheile von sich abzuwenden." Preußen, t Berlin, 24. Sept. Der diesseitige BunbeStagsge- sandte, Hr. v. Bismark-Schönhausen, dürfte mit Rücksicht auft die bevor- stehenden Berathungen und Beschlüsse der Bundesversammlung bezüglich der Stellung Deutschlands gegenüber der weitern Entwickelung der orien talischen Streitfrage, seine Rückreise nach Frankfurt a. M. beschleunigt haben. Wenn auch zwischen Preußen und Ot st erreich hinsichtlich der neuen Kriedensvorschläge dir Verständigung noch fernzuliege« scheint, so dürften jedoch in Betreff des mit dem Bunde zu erzielenden Einverständ nisses die österreichisch, und die preußische Auffassung sich sehr genähert habsn. Hät Oesterreich von seiner früher« Foderung einer tytilweisc« Mo bilmachung de» Bundesheeres Abstand genommen, so soll dagkge« Preußen auch namhafte Zugeständnisse gemacht haben, welch« dem österreichischen Cabinet die Annäherung an Preußen möglich machten. Di« Erweiterung des Schutz- und Truhbündniffes vom 2st. April scheint das Hauptziel Oesterreichs zu sein. Hinsichtlich der Bestrebungen Oesterreich« nach dieser Richtung ist aber auch auf den Ausspruch Preußens in der CircularSepe» sche vom 3. Sept, hinzuweisen, welcher lautet: „Je treuer Se. Maj. der König auf der festen und nachhaltigen Durchführung des Bündnisse« als einer Gewähr selbständiger deutscher Machttutfaltung zu beharr«» entschlos- sen sind, um so gewissenhafter glaube» Aller höchstdieselben von der Sphäre desselben Verpflichtungen fernhalten zu müsse«, di« nicht aus klar erkannten allgemeinen deutschen Interessen hergeleitet w«rd«n könnten." Deutsche und ausschließlich österreichische Interessen scheinen m de« hiesigen leitenden Krei sen streng auseinandergehalten zu werden. Urberhaupt wird Niemand in Abrede stellen können, daß Preußen seine Stellung in der orientalisthen Streitfrage klar und ohne Rückhalt in der jüngsten Zeit bezeichn«« hat: — Die Rational-Zeitung schreibt: „Nachdem Preußen seine Vorschläge zur Tarifrrform vertagt hat, scheibt Oldenburg dennoch den Beisüch machen zu wollen, ob es nicht wenigstens mit den durch däs drin gendste Bedürfniß gefoderteil Vorschlägen schon auf der gegrnwÄtigen Zoll- conferenz durchdringen wird. Der Muth und die Eo«seqü«nz iti MstM Verfahren verdienen alle Anerkennung und sind um so erfreulicher, als uns d«r Beweis geliefert wird, daß die neu in den Zollverein aufgtktbmMenen Nordsetstaaten den festen Willen haben, so viel an ihnen liegt im handels- freiheitlichen Sinne zu wirke«. Ob sie damit in den nächsten 12 Jahren durchdringen werden, ist freilich eine andere Frage. Oldenburgs Anträge betreffen folgende Punkte: 1) Herabsetzung der Eisenzölle; 2) Zollstriheit der seewärts eingeführten Bau- und Nutzhölzer; 3) Herabsetzung des Talg zolls auf 1 Thlr.; 4) Aufhebung des Eingangszolls für Schreibfedern; 3) Aufhebung des Ausgangszolls für Baumwolle; 6) Herabsetzung der Transitabgaben in der westlichen Hälfte de« Zollvereins auf eine Eontrol- gebühr von '/-Sgr. Alle diese Anträge haben durchaus unsere volle Sym pathie. Die Durchführung derselben würde nicht nur den Consumenters, der Fabrikation und dem Handel vom größten Nutzen sein, sondern auch günstig auf die finanziellen Ergebnisse des Zollvereins einwirkcn. Historisch bemerken wir zu den vorstehend aufgeführten Anträgen Oldenburgs, daß dieselben bereits bei Abschluß der neuen ZollvercinSvcrträge (vom 4. April v. A) von den oldenburgischen Bevollmächtigten im Schlußprotokoll aus drücklich Vorbehalten sind." Baiern. Ans München voM 21. Sept, wird dem Frankfurter Jour nal geschrieben: „Schon mehr als eine öffentliche Stimme hat darauf hin gewiesen, dass Baiern sich neuestens entschiedener zu Oesterreich neigt und gleichsam die Brücke bildet, auf welcher sämmtliche Theilhabcr der bamber- ger Konferenz zu den wiener Auffassungen, wie dieselben sich auch gestalten mögen, Hinüberrücken werden. Die Sendung bairischer Stabsoffiziere nach BoulognS und der neue Besuch des österreichischen Kaisers am Hoflager zck Berchtesgaden sind!Thalsachen, welche die obige Bemerkung währlich nicht Lügen strafen: Zu dem Allen kann ich Ihnen noch melden, daß'iü vori ger Woche ohne alles Geräusch im Marktflecken Wolfrathkhaustnj unwrlk Starnberg» eine Konferenz zwischen dem Ministerpräsidenten v. d. Pfördten, dem österreichischen und dem französischen Gesandten stattgefunden hak, zu wel cher die drei Lheilnehmer aus ihren ländlichen Aufenthaltsorten sich mit Herzlichkeit zusammengefunden und auch) wie versichert wird, i« derselben ' guten Stimmung sich wieder trennten."