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Mittwoch Rr 220 20 September L8S4 »Wahrheit »ich Recht, Freiheit u»d Gesetz! ° Zu beziehen durch all« Postämter de» In- und Auslände», sowie durch VU Erpeditivn in Leipzig (Querstraße Rr, 8). Dkiltschk Mgtwciilk Ztitmg dem kathotischen Cultus zurückgegeben, ein klösterliche» Institut zur Seit« hak." Das erwähnte „klösterliche Institut" ist das kürzlich evvichtetr' Eng lische Fräuleininstitut. — Die Neue Münchener Zeitung zeigt jetzt amtlich die Ernennung des bisherigen Staatsraths im außerordentlichen Dienst vi. Friedrich v. Nin- gelmann, unter gleichzeitiger Berufung unter die StaatStätye im ordent lichen Dienst, zunr Staatsminister der Justiz an. Baden. Aus dem Badischen, 16. Sept. Die Untersuchung ge gen Hecker ist von dem Bezirksamte Lörrach wiederaufgenommen und derselbe aufgefodert worben, sich zur Verantwortung innerhalb vker Wochen (vom 10. Sept, an) zu stellen. Zugleich ist auf dessen Vermögen Besihtag gelegt. Er ist des Hochverraths angeschuldigt, indem er mit bewaffneten Mässen die bestehenden Throne und Staatsverfassungen von Baden und den übrigen deutschen Bundesstaaten umzustürzen bemüht war und zwar im Jahre 1848. Erscheint Hecker in der angegebenen Frist nicht, so wird nach dem Ergebniß der Untersuchung das Erkenntniß gefällt werden. (Frkf. I.) Nassau. Wiesbaden, 15. Sept. Einem länger« Artikel de-Main zer Journal von hier über den Stand des Kirchenstreits entnehmen wir folgende Stellen: „Es ist nunmehr den bekannten Bemühungen gelungen, die Mission des Ministerialraths Hendel nach Rom durch mehre Maßregeln zu paralysiren, sodaß wir weiter denn je von der Wiederherstellung eine» freundlichen Einvernehmens zwischen Staat und Kirche entfernt sein werden. Außerdem ist ein Vorkommniß von sehr großer Bedeutung eingetreten, näm lich die Erhebung eines abermaligen Criminalvcrfahrens gegen den Bischof von Limburg, soviel wir wissen wegen angeblicher Anreizung des früher« Pfarrverwaltcrs von Neudorf zur Verletzung seiner Amtspflichten. Be» kanntlich sind zu Anfang dieses Jahres alle in dem bekannten neudorfer Criminalprocessc erhobenen Anklagen schon in erster Instanz als unhaltbar zurückgewiesen worden, bis auf eine einzige untergeordneten Belangs. In der zweiten Instanz fiel sodann auch diese Anklage. Es ist nun ein neues Verfahren eingeleitet. Natürlich ist eine große Aufregung unter den Ka tholiken entstanden und man sieht dem weitern Verlaufe der Sache mit um so größerer Spannung entgegen, als der Bischof dem Vernehmen nach die Erklärung abgegeben hat, daß er den «incompetent erlassenen criminal- gerichtlichen Vorladungen» nicht Folge leisten werde. In Rom wird un zweifelhaft der Criminalproceß gegen den Bischof von Limburg nicht anders beurtheilt werden als jener gegen den Erzbischof von Freiburg. In ge wissen Kreisen wird aber gerade hieran die- Hoffnung des Scheiterns der Mission des Mimstrrialraths Hendel geknüpft. Den katholischen Lehrern ist durch das Ministerium verboten worden, währmd der bevorstehenden Herbstferien ohne besondere Erlaubniß geistliche Exercitlen in Limburg, ab zuhalten." Oesterreich. -s-Wien, 18. Sept. Viele rühmen die österreichische Politik deshalb, weil sie ohne Schwertstreich ihren Zweck erreicht und sich in den türkischen Donauprovinzen festgesetzt habe. Hört man diese Politiker, so ist für Oesterreich das Protectorat über diese Länder, ja sogar der Besitz derselben entschieden. Indessen erscheinen solche Annahmen dem kaltblütigen Beobachter keineswegs schon gewiß. Einen RechtStitel zu die sem Erwerb besitzt Oesterreich noch nicht; erst der künftig« Friede könnte ihm denselben geben. Und nur von türkisch-allürter Seite kann ihm derselbe verschafft werden, da Rußland, wie es dies auch beteitS erklärt hat« ohne dazu gezwungen zu sein das Protectorat über die Moldau und Walachei nie aufgeben wird. Unter welchen Umständen und Bedingungen aber wer den die Türken und ihr« Verbündeten Oesterreich einen so bedeutenden Vor theil, wie jenes Protectorat, bewilligen? Doch nur dann, wenn dieses eine russenfeindliche politische Stellung eingenommen und dies thatsächlich durch die Theilnahme am Kriege gegen Rußland bewiesen haben wird. Nach, dir neuesten Schwenkung, welche die österreichische Politik nach Ablehnung der bekannten vier Friedenspropositionen von Seiten Rußlands gemacht, ist die selbe keineswegs mehr russenfreundlich. Denn das wiener Cabinet sieht in der Nichtannahme jener Vorschläge keinen Ousus Kolli. Es schränkt sich auf eine bewaffnet« Neutralität ein. Dadurch wird aber weder die Tür kei noch die Westmächte geneigt gemacht werden, Oesterreich etwa- so Be deutendes, als das Protectorat über die Donaufürstenthümer ist, zuzuge stehen; dies könnte nur die Belohnung groß« geleisteter Dienste sein. Schon erscheint auch di« Opposition gegen dasselbe. D« Proklamation de- Gene ral- v. H«ß ist in der Walachei übel ausgenommen, ihre Verbreitung, so gar von Omer-Pascha verboten worden; die türkische Arm« räumt die Walachei nicht; schon spricht man auch von einer französisch-englischen Be satzung in Bukarest. So wohlfeilen Preises, durch bloß« Demonstrationen, Wied gewiß da- österreichisch« Protektorat nicht gewonnen. — Rach dem in der Wiener Zeitung veröffentlicht«« Verzeichniß d«r Sub- «rei« fch tz- «„ul. jchr I^Ulr.t Ob« ein. z«la« RUmm«r Rgr Lnfertion-oeSub» für d«n Aäum eurer Zeil« 2 Rgr. Uvug vulit« Montag» täglich und wird RachwÜtag« 4 «hr au»- Pveußsn. Berlin, 18. Sept. Es gibt nur eine Erklärung der Mhtetgen Unthätiffkeit der beutsch«« Mächte, namentlich Oester- reich», beim orientalisch«« Krieg«, welche Wahrscheinlichkeit für sich hm, nämlich die Gewißheit, baß ftir dieses Jahr und für diesen Feldzug die Zeit schon- z« weit vorgeschritten ist, als da- noch etwas Entscheidendes vorgenommen w«rd«n könnte. Mr find nahe am Herbste; die österreichische Armee befind« sich zwar am Kriegsschauplatz, die erst theilweif« mvbilge- machte preußische ab«r ist von demselben noch weit entfernt, und die Eon- lingeNte Ser deutsch«« Mittelstädten sind noch weiter davon und nicht im mindesten kriegsbereit Vor dem Winter könnten letztere gar nicht auf dem Kriegsschauplätze erscheinen-. Demnach ist vor d«m Sommer 1855 ein«' TheilNahme Deutschlands am orientalischen Kriege im Königreiche Po len-, Bothynien- und Podesten gar nicht möglich. Warum also jetzt schon die Armeen mobilmachen und Rußland den Krieg erklären? Ueberdies ist die Wiederherstellung des Friedens, wenn auch höchst unwahrscheinlich, doch nicht, abs«u« unmöglich. Diese. Lage dir Dinge erklärt Vieles. Vor allem da» Lavirar Oesterreichs. Dasselbe könnt« doch dieses Jahr nicht mehr viel auSsichte«; da seine Auffiaderung an Deutschland zur, Bereithaltung von ContiNgtnteo unbeachtet gtblieben, sicht «S sich für den Augenblick ohne einen nachhaltigen Rückhalt; di« Anglo-Franken verlassen die Ostsee, wodurch ein Theil der russischem Truppen im Norden für den Schauplatz des Kriegs der Mitte, in Polen , disponibel wird; die Verbündeten verlassen Varna und gehen auf fern« Expedition«, aus, sodaß auf ihre Unterstützung, für den Augenblick nicht zu rechnen ist. Unter diesen Umständen ist es Otsterrvich nicht, übelzudeuten, wenn es den Krieg nicht sofort erklärt, da sich der selbe lricht, mit seimv ganzen Macht gegem dasselbe wendrn könnte. Das folgend«! Jahr wird dazu noch Zeit genug sein. —- Dem Vrebbner Journal schreibt man aus Berkin: „Richt nur nnt Oesterreich, sondern auch mit den Eabineten von Paris und London hat sich unsire Regierung in ferneres Vernehmen umsomehr versetzen zu musst« gemeint, als sie ihre Auffassung der Verhältnisse im Allgemeinen wie der Gtelkuntz Preußen» nach Ablehnung der westmächtlichen Foderun- gen insbesondere durch direkte Eröffnungen an Frankreich und England kund- zugeben sich gedrungen fühlte. Diese Öffnungen, welch« am 6- Sept, an unsere diesstitigen Missionen zu Paris nnd London abgegangen sind, geben unter Auderm darüber Ausschluß, weshalb Preußen selbst nach ablehnender Antwort des russischen Cabinets die Fortsetzung seiner Friedensbestrebungen nicht gänzlich abbrechen zu dürfen gemeint ist. Weit entfernt, seiner Würde durch Vermittelung, wo nichts weiter zu vermitteln ist, irgendwie zunahe zu treten, kann Preußen den Wunsch des russischen Kaisers nach ihm zu machenden «billigen AUervietungen» doch keineswegs verkennen, sondern findet darin viekmehr den von Rußland selbst an die Hand gegebenen An- kUüpfungHunkt zu endlicher Vereinbarung eines allseitig genügenden Frie- dtnsprojects. Voreilig ist behauptet worden, Preußen habe den Entwurf eines solchen in Wien bereits überreichen lassen; das Wahre davon ist nur Das, daß unsere Negierung an die österreichische die Anfrage gerichtet hat, milch« Vorschläge etwa zu vereinbarm seien, um mit Hoffnung auf günstige- Aufnahme sowol Rußland als den Wefimächten seitens Deutsch- fimbS «mpsvhltn werde-n zu keinen." Baiern. . AuL Franken, 17. Sept. Zn der Cholerafrage scheint sich die Oeffintstchkeit vollständig Bahn gebrochen zu haben. In einer amtlichen Milthtilung des Stadtgerichtsphyslkats Bamberg findet sich we- NigßeW folgende Stelle: „Die königliche Regierung hat den weisesten Weg gefunden, indem sie ihren Willen auf das bestimmteste gegen dir Unter- behörven dahin aussprach, daß da» Publicum in fortlaufender genauer Kennt- niß Über den wahren Stand der Dinge erhalten werde." Im klebrigen trat Vie Seuche in Bamberg nur ganz unbedeutend auf, indem blos drei einheimische Fälle vorkamen, wovon der letzte vor bereits vier Wochen.— Veber die Anschauungen und Bestrebungen der ultramontanen Partei gibt vielleicht folgende Lhatsache einige lehrreiche Aufklärung: Die Klara- kirch« in Nürnberg, in letzterer Zeit nicht mehr zu religiösen Zwecken benutzt, wurde kürzlich der dortigen über 6VstO Seelen zählenden katholi schen Gemeinde, für deren Bedürfniß die eigentliche katholische Kirche, die MarieukhMe, längst nicht mehr auSreichte, „mit Vorbehalt des Eigen- IhuMSrechtS des Staats zum Gebrauch überlassen". Dieser einfache und nur auf Billig-fit beruhende Art wird von einem fränkischen ultranwnta- n«n Blatte in folgender Weis« gestiert: „Es ist «ine eigene Fügung der göttlichen Vorsehung, daß jene Kirche, in welcher die heldenmäthigr Aeb- tissm von St.-Clara, EharitaS Pyrkheimer, mit ihren Klosterfrauen unter den Stürmen der Reformation bis zum Anssterben de« Klosters auSharrte, feit den Tatzen der Reformation wiederum die erste in Nürnberg ist, die,