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184« «*r«i. . Die Allgemein« Zeitung «nthält folgende tetegraphisch« Deyescheaus Wien vom 18. Sept. Nacht« S Uhr: „Eine Privatdryesch« -mettzet - Ddrsf» wird bombgrdirt. Beim Abgang d«s Kurier« brannte »ie Stadt an drei Seiten. Nähere Angaben s«hl«n.^ -s-8o» der Donau, 13. Sept. Nachdem der Krieg im Süden theil- ganz geruht hat, theil« schläfrig geführt worden ist, scheint er jetzt gegen da- Ende de-Jahre- noch heftig entbrennen zu wollen. Die Expedition von Varna ist abgegangen; von Süden und Westen her drängen die Al- liirten sich gegen die Donau und Bessarabien hin. Wenn die Russen die ihnen vergönnte Zeit wohlbenuht haben, so sind die Chancen deö Kriegs jetzt mehr für als gegen sie. Richtet sich die von Varna abgegangen« Ar- mada nach Sewastopol, so hatten die Russen während de- ganzen Som mer- Muße genug, dort ihre Macht zusammenzuziehen, denn der Angriff auf Sewastopol ist seit Monaten angekündigt worden. Steht aber in der Nähe der Festung eine große russische Armee, so wird eS unmöglich sein, selbst mit 100,000 Mann Sewastopol zu nehmen. Jede Belagerung er- fodert Zeit und bedeutende Streitkräfte. Hier fehlt di« Zeit, denn der Herbst ist vor der Thür, und wenn, wie es heißt, 60,000 Russen in der Nähr der Festung stehen, so muß diesen ein ebenso starke- Observalions- rorps entgegengestellt werden. Wird den Alliirten aber dann noch ein ge nugsam starke- Belagerung-Heer zugebote stehen? An der Donau ist ihre Lage nicht viel günstiger. Oesterreich hat jetzt erklärt, am Kriege vorerst nicht theilnehmen zu wollen. Dadurch wird für Rußland die ganze bisher in Podolien und in der Moldau gegen Oesterreich gestandene Armee dis ponibel und kann also der Donauarmee zu Hülfe gesendet werden. Diese wird dadurch so stark, daß die türkische Hauptarmee und das gegen die Donau anrückende alliirte EorpS sie nicht besiegen können, vorzüglich da sie getrennt, die erstere von Westen her am linken Donauufer, das letztere von Süden her am rechte», vorrücken. Schwerlich werden die Alliirten ihre Ope rationen so combiniren können, daß sie nicht einzeln angegriffen und dann geschlagen werden. Ein rasches Vorrücken in Bessarabien sowie ein An griff auf Odessa sind für jetzt nicht anzurathcn, weil sie die Alliirten in das Bereich der russischen Hauptarmee bringen, die dort versammelt steht und den anrückenden Feind vn angreifen kann. — Der Lloyd schreibt unterm 18. Sept.: „Berichte aus Odessa vom 12. Sept, melden, daß russische Schiffe den Hafen von Sewastopol verlas sen haben, um zu recognosciren. Der Entschluß Menlschikow's, dieses Wggniß zu unternehmen, dürfte in der Ungewißheit seinen Grund haben, der über den ersten Angriffspunkt, den sich die Alliirten ausersehen, bei den Russen herrschen wird. Obwol sie sonst durch ihre Spione gut unterrichtet sein mögen, so dürfte doch bei dieser Gelegenheit das Gleiche nicht der Fall sein können, da die letzten entscheidenden Ordres auf hoher See werden ge geben werden; hier ist cs wol natürlich, daß die Russen mit ihren Schiffen auslugen, um zu erforschen, welchem Hafen, welchem Platze zuerst die feindliche Begrüßung zugedacht sein könne. Einen andern Zweck mag ihr theilwcises Auslaufen nicht haben, denn es ist nicht zu denken, daß sie die Schiffe der Alliirten ernstlich zu beunruhigen oder gar sich ihnen cntgegen- zustellen die Absicht haben könnten. Die Unternehmung gegen die Krim dürfte deswegen kaum einen Aufschub erleiden und die Schlachtordnung der alliirten Flotten eine derart vorsichtige und vorbereitete sein, daß es ihnen nur erwünscht sein könnte, trotz der vielen Landungstruppen am Bord die Flotte des Feindes, die bisher allen Verlockungen zum Trotz aus ihrem Schlupfwinkel nicht herausging, nun endlich selbst auf hoher See, ohne die schützenden Batterien im Rücken, sich stellen zu sehen. Ein Bericht aus Galacz will wissen, es habe sich ein Theil der russischen Flotte nach Eupatoria begeben." Mehren vom Kriegsschauplatz im Schwarzen Meer eingclangtcn, bis zum 9. Sept, reichenden Berichten entnehmen wir die folgenden Daten: „In Varna sind am 9. Sept, tunesische Hülfstruppen, bei 2000 Mann stark, eingetroffen. Die neuen ägyptischen Hülfstruppen und Schiffe wer den in kurzem erwartet. Die ganze Expedition soll in etwa drei Wochen zur Verstärkung des bei Batum stehenden Corps abgehen. Die beiden Schiffe Fury und Terrible sind am 7. Sept, von ihrer gegen Sewastopol am 29. Aug. angetretenen zweiten Recognoscirung bei der englischen Sta- tion Sulina cingctroffen und haben dort die Ankunft der Admiralschiffe bei der Schlangeninscl, die am 9. Sept, erfolgte, abgewartet. Die im Hafen von Burgas gewesenen 30 englischen und französischen Schiffe, welche die Cavalerie der Armada am Bord hatten, sind am 7. und 8. Sept, vom schönsten Wetter begünstigt, in nördlicher Richtung ausgelaufen; die ganze Bevölkerung hatte sich im Hafen eingefundcn, um den Truppen heiße Se genswünsche nachzusenden. In den griechischen Kirchen und in den Moscheen fand Gottesdienst statt, um Waffenglück für selbe zu erflehen." — In einem Briefe des Lloyd aus Jassy vom 10. Sept, heißt es: „Die Operationen der Franzosen und Engländer müssen bereits an der russischen Pontusküste begonnen haben, denn heule ist hier an guter Stelle aus Odessa die Nachricht angekommen, daß die feindliche Flotte an gesichts dieser Hafenstadt erschienen sei und daß die russischen Truppen noch nicht an allen bedrohten Punkten concentrirt seien. Fürst Gortschakow läßt nun in Eilmärschen seine Armee nach dem Süden rücken und hat an alle Truppencommandanten in der Moldau sofort den Befehl crtheilt, daß die Märsche so schnell als möglich betrieben werden. — Der Rückzug der Russen wird unter den Moldauern allgemein als eine Flucht vor den Oestcrreichern bezeichnet. Die türkischen Vorposten sollen sich bereits bisTekutsch miStzchneM. Holschgni «iptz p»n tze»Osm«nxu wieder befestigt, nachdem die Stosst» -bekanntlich die VH «qm mch Faxt- «in gerissen chatten. Galacz ist »un «benfafis wied«r -von de» Lorke» chesttzt. Die Russen sollen sich nun hinttr den Pruth zurückgizog«« haben. Reni wird stark beftsti-t rmd dieser Platz wird zum Sammelort eine« CorpS von 25.000 Mann unter dem Befehl ch«- General- Riprochafchain-kt. Fürst Gortschakow zieht sich in einigen Lagen nach Ismail, wo sich gegenwärtig General Lüder- befindet. Der Fürst ist auf di« Defensive gewiesen und Hal die Aufgabe, die Türke», falls sie Bessarabien kriegerisch betreten, auf ihr Gebiet zurückzuwerfen. --- Eben verbreitet sich hier da« Gerücht, daß Odessa am 7. Sept. Abends von den HülfSflotten beschossen werde. Unter den Russen herrscht in folge dieser Nachricht eine große Bestürzung und die Bevölkerung ist in folge der Ungewißheit über die nächste Zukunft in der fieberhaftesten Auf regung." — Ueber die wahrscheinliche Stärke der Russen in der Krim macht der Correspondent de- Lloyd in Kalisch folgende Angaben: „Alle Blicke sind gegenwärtig auf Sewastopol und die Halbinsel, wo sehr bald die an gekündigten Thaten vorgehen sollen, gerichtet. Es ist hierbei bemerken-werth, daß man die russischen Streitkräfte, welche Sewastopol und überhaupt die dortigen festen Positionen und die wenigen Landungsplätze vertheidigen sollen, gar nicht genau kennt, und es sind deshalb alle von deutschen, englischen und französischen Blättern gemachten Angaben unzuverlässig, was auch schon aus den sehr divergirenden Zahlen hervorgeht. Die Vertheidigungsorgani- sation der Halbinsel Krim ist von den Russen sehr geheimgchalten worden, was um so leichter ist, als die Halbinsel durch das Meer und durch die bewachte Landenge für dergleichen Nachrichten unzugänglich ist. Es hat sich bereits zu verschiedenen malen herausgestellt, daß die Türken und die vereinigten Franzosen und Engländer über die russischen Streitkräfte sehr schlecht unterrichtet waren, was aus den von Omer-Pascha publicirten Tags- befehlen hervorging, und die Franzosen und Engländer kannten selbst bei der Einnahme von Bomarsund noch nicht die wenigen russischen Truppen, welche jenen Platz vertheidigt haben. Nur jene Truppen kennt man, welche im Frühjahre in die Krim geworfen worden sind und welche zur activen Armee gehören. Es sind dies die zum 6. Jnfanteriecorps gehörenden Trup pen der 17. Division und zwei Reservebrigaden des 5. Jnfanteriecorps, weiche mit entsprechender Artillerie und Cavalerie nur eine Streitmacht von ungefähr 30,000 Mann ausmachen, was an und für sich freilich nicht viel ist, weshalb es sich fragt, wie stark das abgesonderte Corps ist, welches schon früher die Besatzung der Halbinsel gebildet hat, und wie stark jene Verstärkungen an Infanterie- und Artillericreserven sind, welche in neuester Zeit von den Russen in die Krim vorgeschoben worden sind. Wenn man aber auch hierzu die zur Vertheidigung der Ebenen in der Krim bestimmten Truppen der Dragoner- und Cavaleriecorps zählt, so sind doch auch diese Truppen nicht beträchtlich, denn sonst hätte ihre Vorschiebung nicht so ge heimgehalten werden können. Bedenkt man nun, daß alle diese Truppen, welche mit Ausnahme der Marinesoldaten nicht höher als auf 50,000 Mann geschätzt werden können, an mehren bedrohten Punkten vertheilt sind, so steht cs fest, daß die Verbündeten überall, wohin sie sich wenden, in großer Ueberlegenheit sich befinden werden. Diese Ueberlegenheit an Streitkräften und Kriegsmaterial aber sichert denselben deshalb noch nicht den Erfolg ihrer Unternehmung, denn im Angreifen und Vertheidigen fester Positionen findet ein großer Unterschied statt und dieser Unterschied gereicht besonders den Russen in der Vertheidigung des festen Sewastopol zum Vortheil." — Dem Lloyd schreibt man aus Jassy vom 10. Sept.: „Der russi sche Obercommandant weilt nun seit dem 5. Sept. hier. Man liest dem Fürsten vom Gesicht ab, wie ungern er die Pfänder losläßt. Ebenso schnell, wie derselbe zum Staunen von ganz Europa mit nur 12,000 Mann über den Pruth in die Fürstenthümer setzte, eilt er jetzt mit 80,000 Mann wieder zurück, woher er gekommen ist. Dieser Gedanke allein mag das stolze Gemüth des Fürsten mehr verletzen als sein rühmloser Kampf bei Oltepitza und die langandauernde vergebliche Belagerung von Silistria. Mit dem Fürsten langte hier auch natürlich sein Hauptquartier an. Jeden Tag ziehen hier die zurückeilenden Truppen durch und nachdem sie von dem Für sten gemustert worden, gehen dieselben ihres Wegs über Skuliani in das russische Gebiet. Binnen längstens 14 Tagen kann die Moldau von den Russen gänzlich geräumt sein. Möglich, daß bis dahin die Oesterreicher bereits in unser Land eingerückt sein dürften. Bis heute können bereits 40,000 Mann über den Pruth zurückgezogen sein. Der ganze westliche Theil vom Sereth ist nun von den Russen geräumt." — Telegraphischer Meldung aus Jassy vom 15. Sept, zufolge hatte Fürst Gortschakow, der am 16. Sept. nach Skrcleny abrcisen wollte, am 14. Sept, die Regierungsgeschäfte dem Verwaltungsrathe der Moldau unter dem Vorsitz des Ministers des Innern übergeben. Der Verwaltungsrath hat am 15. Sept, nach Folticzeny, Tolgyes, Oitos und Fokschani VerpflegungS- commissare für die am 16. Sept, einrückenden österreichischen Truppen ent sendet und seine freudige Bereitwilligkeit erklärt, die österreichischen Truppen in Allem thätigst zu unterstützen. Der Wiener Zeitung schreibt man aus Jassy vom 15. Sept.: „Fürst Gortschakow (siehe die obige Mittheilung), der morgen nach Sku- lieny abgeht, übergab gestern die Regierungsgcschäfte dem moldauischen Ver- waltungsraih unter Vorsitz des Großlogotheten und Ministers des Innern, Konstantin Stourbza. In einem vom General Budberg an dieses Conseil erlassenen Schreiben wird dasselbe erinnert, in seiner Eigenschaft die in Kraft bestehenden Gesetze und Landesstatuten zu beobachten und beobachten