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mande- Argwohn erregt haben, im grhirigen Zustand ju erhalten, da- die wahre Bertheidlgung dieser Gewässer -«gen die Unternehtnungen mächtiger Klotten hauptsächlich in der Beschaffenheit de- Strandes besteht, die drei gro-en Kriegsschiffen nicht gestattet, sich dem Ufer hinreichend zu nähern, um von ihrer Artillerie Gebrauch machen zu können, und daß, wenn «S den Flotten gelängt sich zu nähern, diese Plätze außer Stande wären, sich gegen die Massen von Äugeln zu halten, die man in ein paar Stunden auf sie abfeuern könnte." Glücklicherweise kann das Journal des D(batS für Diejenigen, die immer noch nicht überzeugt sein sollten, nach „seinem Eorrespondenten" hinzufügen, daß ja obendrein „nichts in Preußens politi scher Lage dergleichen Argwohn rechtfertigt, der sich mit den guten Bezie hungen, die daS berliner Cabinet nicht aufgehört mit allen Cabineten Eu ropas zu unterhalten, nicht vereinbaren lasse". — Einer der pariser Eorrespondenten der Jndependance belge meldet: „Das Gerücht über einen angeblichen Gegenbefehl, welcher den Chefs der englisch-französischen Flotte hinsichtlich der Krimexpedition gegeben sein soll, wikd dementirt. Dieser Gegenbefehl sollte zu spät eingetroffen sein. Das englische Ministerium läßt zu gleicher Zeit behaupten, daß weder der Prinz Napoleon noch der Herzog von Cambridge irgendwelche Ein wände gegen die Krimexpedition erhoben haben; auch hört man ferner, daß die Vorstellungen des Admirals Hamelin sich blos auf den Landungsplatz bezogen haben." Derselbe Correspondcnt schreibt: „Man muß stets die Gerüchte über Verschwörungen, noch mehr aber die über Attentate gegen das Leben der Souveräne vorsichtig aufnehmen; Folgendes ist aber eine Thatsache, in Be treff deren die im Umlauf befindlichen Gerüchte und die eingelaufenen Kor respondenzen so sehr miteinander übereinstimmen, daß cs mir schwcrfällt, sie hier nicht anzugeben. Man soll eine Art Höllenmaschine, welche auf der Eisenbahn zwischen Lille und Amiens (einer Straße, welche der Kaiser einschlagen mußte, um nach Paris zurückzukehren) explodiren sollte, entdeckt haben." Der Correspondent der Jndspendance belge will keine dieser An gaben verbürgen, sondern weitere Nachrichten abwarten. — Der Constitutionncl spricht von der beschlossenen Anlage eines Si cherheitshafens zuBoulogne, worin die größten Kriegsschiffe eine Zu fluchtsstätte finden können. Er soll südwestlich von Boulogne beim Dorfe Chatillon gegraben werden und wird 18 — 20 Mill. Fr. kosten. — Der Proceß der Carbonari ist mit Verurtheilung aller Angeklagten geschlossen worden. Unter den Anstiftern des Complots war ein Polizei agent, der als Zeuge verhört wurde und dem der Präsident des Gerichts ein Compliment über die Geschicklichkeit machte, womit er die Schuldigen auszuspioniren wußte. Der Agent sagte aus, daß die Angeklagten fast täg lich über die Mittel beriechen, welche anzuwendcn seien, um den Kaiser zu tobten; er bemerkte aber zugleich, daß ein Anfang der Bollführung des Vor habens ihrerseits nicht stattgesunden habe. Als den Angeschuldigten derUr- tclSspruch vorgelescn worden war, rief einer derselben, Borie, der Repu blik ein Vivat, wofür seine Strafe sofort um sechs Monate Gefängniß gesteigert wurde. * Paris, 19. Sept. (Telegraphische Depesche.) Der heutige Mo niteur meldet, daß der General Espinassc den Kaiser nach Bordeaux begleitet hat. Ferner meldet der Moniteur, daß die Corvette Newton, von Lissabon kommend, am 17. Sept, am Ausfluß der Gironde eingetroffen. Auf derselben befin det sich die Königin Christina von Spanien. Belgien. Brüssel, 17. Sept. Nach der Jndöpendance belge wird der König morgen, Vormittags 11 Uhr, eine Reise nach der Schweiz und nach Oester reich antreten. Er wird im strengsten Jncognito reisen und seine Tour bis an den Comersee ausdchncn. Während seiner etwa einmonatlichen Abwe senheit werden die Prinzen und Prinzessinnen der königlichen Familie sämmt- lich den hiesigen Palast bewohnen. — Das oben genannte Blatt glaubt zu wissen, daß der Moniteur nicht säumen werde, die Entwickelung der mi nisteriellen Krisis bekannt zu machen. Da die Staatsmänner, an welche sich die Krone gewendet, den Auftrag zur Bildung eines neuen Cabinets nicht angenommen hätten, so würden die Mitglieder des gegenwärtigen Ca- bincts einwilligen, ihre Dimission zurückzunchmen und dadurch den Augen- blick zu beschleunigen, wo der Nationalvertretung die als unerläßlich er kannten Erläuterungen gegeben werden könnten. Demgemäß werde die Ein- berufung der Kammer für Mitte October, wahrscheinlich für den 17., erfolgen. Niederlande. Aus dem Haag, 18. Sept. Die Kammern sind geschlossen. Die Thronrede meldet, daß gegen alle Mächte die Freundschaft, Wohlwollen und strenge Neutralität aufrechterhalten werde. Die Ernte biete eine glückliche Aussicht auf das Sinken der Preise der Nahrungsmittel. Handel, Schif fahrt und Schiffbau erfahren bisher noch wenig hemmenden Einfluß vom Kriege. Die Tclegraphenlinien, Schienenwege und Flußameliorationen ha ben an Ausdehnung gewonnen. Die Finanzlage gestattet eine Ermäßigung der Eingangssteuer nach Maßgabe weiser Umsicht. Die Rede schließt mit einem Aufrufe zu Einmuth und gegenseitigem Vertrauen. Schweden. Nach in Kopenhagen eingetroffenen Nachrichten aus Stockholm ver langt die schwedische Regierung eine Vermehrung der von den Ständen im Februar d. I. bewilligten 2'/, Mill. Thlr. Beo. zur Aufrechterhaltung der abgegebenen Neutralitätserklärung. — Eine christianSstädter Zeitung berichtet, daß an Wendes Artillc- rieregiment eine ähnliche Ordre angelangt sei, wie früher an Götha- artillerie, da- Armeematerial in completen Stand zu setzen, die Ammuni- tion zu verdreifachen und zwei Kanoniere von jeder Abtheilung in den ersten Gründen de« Verbandanlegens unterrichten zu lassen. - — Den Hamburger Nachrichten schreibt man aus Stockholm vom 15. Sept.: „Da di« schwedische Armee jetzt marschfertig gemacht ist, wird «S nicht ungehörig sein, einen Blick auf ihre ganz eigenthümliche Organi sation zu werfen. Die GarnisonStruppen sind entweder geworben oder aus der jungen Mannschaft im Alter von 20 —25 Jahren mittels der Conscrip- tion zusammengesetzt. Aber der eigentliche Kern der Armee besteht au- Bauern, die mittels der Uebertragung eines Grundstücks zur Bebauung sich für ihre Lebenszeit dem Militärdienste unterzogen haben, in FriedenSzeiten aber nur ihrem Ackerbau obliegen, mit Ausschluß der Zeit, die auf mili tärische Uebungen verwendet wird. Auch die Offiziere sind Landwirthe, in dem ihnen von der Regierung Landgüter behufs ihrer Unterhaltung ange wiesen worden sind. Man lobt sowol die gute MannSzucht als die Aus dauer dieser Bauernarmee, indem die alten Soldaten, zuweilen SechSziger, eine große Autorität den jungen gegenüber auSübcn. Die Nation hat das größte Vertrauen zu ihrer Armee, weniger aber zu ihren höher« Offizien«, von denen man Niemanden für den Feldherrnposten geeignet hält. Man glaubt, ein Feldzug werde zwar mit Verlusten anfangen, aber auch bald die fürs Commando geeigneten Leute in den Vordergrund drängen. Des halb fürchtet man den Krieg nicht. Die Flottenmannschaft wird meist mit tels der Conscription aus der Küstenbevölkerung rekrutirt. Man hat eine bedeutende Flotille von Kanonenbooten, die mit Landkanoncn versehen sind, um an geeigneten Orten Batterien errichten und mit den Landtruppcn Zu sammenwirken zu können. Die Wichtigkeit solcher KriegSmittcl für einen etwaigen Angriff auf Finnland ist augenscheinlich. Bekanntlich sind zur Zeit mehre Abtheilungen der Kanonenflotille (die gothcnburgische und gothlän- dischc) hierher beordert worden; eine kleine Flottenabtheilung liegt immer hier. Das Linienschiff Karl XIV. Johann, das jetzt mit Schraube und Wasser- destilirapparat versehen ist, lag einige Tage hier vor Anker, um vom Hofe, Reichstage und vom Publicum besichtigt zu werden." Rußland. Der Börsen- Halle wird aus Stockholm vom 14. Sept, telegraphisch gemeldet, daß die Flotten Äland verlassen haben. Den Hamburger Nachrichten wird aus Stockholm vom 14. Sept, telegraphirt: „Gestern hörte man bei Grislehamn eine starke Kanonade in südlicher Richtung. Die Flotten haben indessen Aland verlassen, weshalb es schwer zu errathen, welchem Umstand diese Kanonade zuzuschreiben ist." ^-Von der Ostsee, 13. Sept. Da die französischen Landtruppen auf der Rückkehr aus der Ostsee bereits begriffen sind und die Flotten sich zu einer gleichen Bewegung vorbereiten, so ist der Ostseefeldzug für 1854 geschloffen. Fragen wir nach den Resultaten, so erscheinen dieselben aller dings den großen Vorbereitungen zu der Expedition und den dazu verwen deten Streitkräften keineswegs angemessen. Indessen ganz resultatlos ist dieselbe doch nicht geblieben. Durch die Zerstörung der Werke von Bomar- sund und Hangö ist die Widerstandsfähigkeit Finnlands an der Südwest küste bedeutend verringert und Rußland dadurch ein nicht unerheblicher ma terieller Schaden zugefügt worden. Moralisch aber ist die Macht Rußlands in der Ostsee bedeutend gesunken. Es hat ohne Schwertstreich die Herr schaft derselben an die Wcstmächte abgetreten. Im Kriege von 1789 maß sich seine Flotte noch mit der schwedischen und beherrschte die Ostsee. Jetzt hat sich nicht Ein russisches Schiff nur aus dem Hafen gewagt, sondern die nicht unbedeutende russische Flotte hat sich und sämmtliche Küsten ohne den geringsten Widerstand blockiren lassen. Der Sommer hat den Engländern und Franzosen Zeil gegeben, die Küsten der Ostsee nach allen Richtungen hin zu recognosciren und kennen zu lernen ; die Scheu vor den „Granitwäl len" der russischen Festungen ist geschwunden; auf diese Ermittelungen hin können nun während des Winters Plane zu einem ^Angriffskriege für 1855 gemacht werden. Schließlich hat ein französischer Marschall, der Danzig von 1813 her noch kennt, im Verein mit dem intelligentesten Ingenieur Frankreichs Danzig rccognoscirt und seine dermalige fortificatorische Beschaf fenheit kennen gelernt, wenn diese Herren auch allerdings ostensible die Land reise nach Frankreich der Seereise dahin vorgezogen haben mögen. Wenn offenbar der Krieg von 1854 im Süden und Norden kein thätiger, sondern nur ein vorbereitender war, so sind wenigstens in der Ostsee die Vorberei tungen zum Feldzuge von 1855 gut getroffen worden. Monte« egro. Nach einem Bericht aus Zara vom 12. Sept, sind in Skutari am 5. Sept. 1700 Mann irregulärer Truppen cingerückt und waren 2— 3000 Mann noch auf dem Marsche dahin begriffen. Abdi-Pascha wird diese Truppen, welche die Ordnung in Skutari Herstellen und die montene grinische Grenze bewachen sollen, mit Kriegsdampfern unterstützen. An jener Grenze sind am 5. Sept, neue Conflicte entstanden und auf beiden Seiten 4—5 Mann lobt geblieben und mehre verwundet worden. Es steht nicht fest, von welcher Seite der Angriff ausgcgangen ist. Während Fürst Da nilo erklärt, daß die türkische Bevölkerung und Trrkppen von Spuz das montenegrinische Gebiet überfallen, Häuser, Scheunen und Vorräthe ange zündet und einige Menschen getödtet hätten, wird von der andern Seist gleich bestimmt versichert, daß die Montenegriner zwei Dörfer unweit Spuz angezündet und die christliche Bevölkerung gezwungen hätten, ihnen nach Montenegro zu folgen.