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1542 einer Abänderung bedürfe". Ich hebe dies als Gegensatz hervor, um den „Widerspruch in sich selbst" zu bezeichnen, um meine 8inv irre el, 8lucUc> ausgedrückte Uebcrzeugung zu begründen, daß über die Vorgänge in Augs burg Die davon sprechen, nichts wissen, und Die davon wissen, nicht sprc- chen wollen und — könnsp. Für diese Bemerkung kann ich auch eine in diesen Dingen gewichtige Autorität citircn, den hiesigen ultramontanen Volksboten, der vorgestern, dem Kenner der Zustände sehr verständlich, schrieb: „Von Augsburg läßt die Neue Münchnerin", bekanntlich unser Ne gierungsorgan, „den hochwürdigcn Hrn. Bischof von Speier zum Besuch der Industrieausstellung nach München reisen. Es läßt sich halt Vieles auf münchener Papier drucken." Daß der Volksbotc, der infolge der jüngsten Verwarnung und der Confiscationen bezüglich des badischen Kirchenconflicts überhaupt sehr gedrückt und ruhig, auch in diesen bairischen Dingen vorsichtig ist, wird man begreiflich finden. Aber nicht minder wird man, beim Lichte betrachtet, das erwähnte „günstige Resultat" anzwcifeln müssen, wenn man Zweierlei bedenkt. Erstens, daß die katholische Kirche nicht gewohnt ist, von ihren Foderungcn, namentlich in begünstigenden Zeitkäufen, so mir nichts dir nichts abzustehcn; und zweitens, daß man hier zu Lande, bei allem Wohlwollen gegen den katholischen Klerus und wozu auch ein jeweiliges Ministerium bereit sein möge, an der maßgebenden Stelle keineswegs ge neigt ist, auch der Kirche gegenüber von den Prärogativen der Krone zu vergeben. Zur Sache selbst ist es unumgänglich nothwcndig, auf die Slreitkündigung, auf die „Denkschrift der vom 1. bis 20. Oct. 1850 zu Freising versammelten Erzbischöfe und Bischöfe Baierns", zu verweisen. In dieser, auch im Druck erschienenen und seinerzeit — Baden hatte damals noch nicht den praktischen Beleg geliefert — lange nicht genug beachteten sogenannten „Freisinger Denkschrift" ist alles zur ruhigen Würdigung cr- foderliche Material enthalten. Ich habe seinerzeit, bei Beginn des badischen Conflicks, in diesen Blattern auf den Ernst der Sache aufmerksam gemacht und die Folgen auch, für Baiern vorhergesagt. Ich werde darauf zurück kommen. Für heute nur noch die berichtigende Andeutung, daß die Denk schrift ausdrücklich nur aus die Wahrung und die Auslegung des Concor- dats (im Sinn der Kirche nämlich) Bezug nimmt, Wahrung und Auslegung der zweiten Verfassungsbeilage gegenüber. „Das Oberhaupt der Kirche", heißt cs in der Denkschrift, „hat unsere Zusammenkunft gutgeheißen und uns zur Wahrung des Concordats aufgesodert.... Daß die Federung voll kommen billig erscheint, es möge durch verfassungsmäßige Beseitigung des Religionsedicts" (zweite Verfassungsbeilage) „der Kirche ihr volles Recht gegeben werden.... Das Episkopat Baierns muß daher vor allem Ew. königl. Maj. die gehorsamste Erklärung zu Füßen legen, daß der Papst, die Bischöfe und die gejammte katholische Kirche Baierns die zweite Ver fassungsbeilage, insofern sie in directem Widerspruch mit dem Concordat ist, niemals anerkannt haben oder anerkennen werden.... Auch verwahrt sich das Episkopat gegen jede einseitige und nicht in Uebereinkunst mit dem Kirchenoberhaupt angenommene Interpretation des Concordats." Mit dem Concorbat aber, natürlich nach der Auslegung der Kirche, würde der Hier archie in Baiern vorerst sicherlich genügt sein können! Indem ich mir Wei teres Vorbehalte, hebe ich schließlich noch einmal hervor, daß sich die eigent liche Differenz nur zwischen der Verfassung und dem Concordat bewegt. Kurhefsen. U Kassel, 6. Aug. Das Ministerium hat die auf die Preßfreiheit und das Vereinswesen bezüglichen Beschlüsse der Bundes versammlung als Verordnungen bekannt gemacht. Ob und inwieweit namentlich die erstere alsbald zur Ausführung kommen kann, läßt sich nicht mit Ge wißheit sagen, da wir noch immer im Kriegszustände sind, obgleich sich ihre Anwendung recht gut mit demselben vertragen dürfte.— Das neuesteBü- cherverbot hat das zweite Heft der von Blcsson in Berlin rcdigirten Zeit schrift für das Kriegswesen betroffen. Dem hergebrachten Geschäftsgänge gemäß sind alle solche Verbote von den Bürgermeistern in ihren Gemein den bekannt zu machen. Die Bauern werden sonderbare Gesichter machen, wenn ihnen untersagt wird, etwas über die höhere Kriegskunst zu lesen. Thüringische Staaten, -j-Gotha, 7. Aug. Der König von Portugal ist von seinem Unwohlsein soweit wiederhergestcllt, daß die Ab reise desselben und seines Bruders auf übermorgen angesctzt worden ist. Oesterreich, o Wien, 7. Aug. Die Frage, ob die Gesandten- confercnz zusammcntreten und ein neues Protokoll aufstellcn wird, soll, wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, nunmehr definitiv entschieden sein, und zwar hat man sich für die Verfassung eines neuen Protokolls entschie den. Es ist dieser Entschluß von um so höherer Bedeutung, als man zu gleich vernimmt, daß auch Preußen seinem diesseitigen Bevollmächtigten die nölhigen Instructionen habe zugehen lassen, wodurch selbstverständlich das Dunkel aufgeklärt werden wird, in das die preußische Politik noch immer gehüllt ist. — Fürst Gortschakow wird, wie man weiter vernimmt, die Rückreise nach Petersburg antreten, sobald die Gesandtenconfcrcnz zusam- mcngctreten sein wird; gewiß ist es, daß alle Anstalten zur Abreise bereits getroffen sind. — Der von der Pforte zum Kommissar bei den österreichi schen Occupationstruppen ernannte Derwisch-Pascha hat bereits eine Konferenz mit dem Commandantcn des 9. Armeecorps, Grafen Schaff- gotsche, gehabt, der sein Hauptquartier nunmehr nach Sukzawa verlegt hat und die Avantgarde des für die Donaufürstenthümer bestimmten Occupa- tionscorps befehligen wird. Der Einmarsch unserer Truppen wird unge fähr um die Mitte des August vor sich gehen, und cs ist sehr wahrschein lich, daß derselbe im Beisein des Kaisers Franz Joseph selbst erfolgen wird. Gewiß ist es, daß bereits die nöthigen Ordres für die Reise des Monar chen nach Ungarn gegeben worden sind und nur der Augenblick noch unbe kannt ist, wann dieselbe erfolgen wird. — Fcldzeugmeister Varon v. Heß hatte in den letzter» Tagen zu wiederholten male» Konferenzen in den, Mi- nisterium des Aeußern, und man legt dem Umstande eine ganz besondere Bedeutung bei, daß diesen Konferenzen auch die Gesandten von England und Frankreich beiwohnte», woraus man, wol nicht mit Unrecht, den Schluß zieht, daß Oesterreich auch in militärischer oder vielmehr strategischer Bc- i ziehung mit de» Westmächte» in ein genaues Einvernehmen sich gesetzt hat. — Der Times wird aus Wien vom ä. Aug. telcgraphirt: „Die Ant- ! wort der französische» Negierung auf die österreichische Note ist ge- stern Abend angckommcn. Die Gesandten Englands und Frankreichs theil- ten dem Grafen Buol die unbedingte Verwerfung der russischen Vorschläge seitens Frankreichs und Englands mit. Die Wiener Konferenz kam heule zusammen und wird morgen wieder zusammcnkommen. Man glaubt, Oester reich werde Rußland einfach seine Absichten anzeigen und dann in die Mol dau einmarschireii. Der österreichische Oberst Löwenthal ist heute früh mit Depeschen nach dem türkischen Hauptquartier abgegangen. Der russische Fürst Lobanow hat in der vorigen Nacht höchst wichtige Depeschen für de» Fürsten Gortschakow gebracht, und es heißt, die russische Gesandtschaft packe schon im Hinblick auf ihre baldige Abreise. Nach einer heute früh abge- haltencn Militärconferenz ward der Befehl ertheilt, eine italienische Armee mobilzumachen und die Cavalcricreserven einzuberufen." — Der Schlesischen Zeitung gehe» aus Wien folgende Angaben über die Bedingungen der West machte zum Friedensschlüsse mit Rußland, die zugleich als Antwort auf die jüngsten Propositioncn des letztern zu gel ten hätten, zu. „Soweit man den Sachverhalt aus guter Quelle erfährt, ist er folgender. Sowol aus Paris als London sind schon wiederholt Rück äußerungen auf die Vorschläge des Kaisers Nikolaus hier eingetroffen, welche die Conferenz jedoch nicht in der Art befriedigten, um daraus eine Ant wort nach Petersburg formuliren zu können. Frankreich machte allerdings Gegenvorschläge, jcdoch von der Beschaffenheit, daß die Annahme derselben seitens des russischen Monarchen mehr als zweifelhaft erscheinen mußte, wogegen England die russischen Propositionen vollkommen ablehnte. So stehen die Sachen zwischen Rußland und den Wcstmächten wieder eigentlich auf dem alten Fleck; nur Oesterreich wünscht und muß eine baldige Lösung der seine Interessen so tief berührenden Angelegenheit wünschen, und wird in seinen Bemühungen hierin fortfahren, ohne von dem fest gezeichneten Wege abzuwcichen, welchen es gleich im Anfänge bei den orientalischen Zer würfnissen eingeschlagen hat. Die Antwort dürfte von hier in den nächsten Tagen nach Petersburg abgehen und, obgleich mit den Grundsätzen der Conferenz übereinstimmend, nicht in so schroffem Widerspruche mit den russischen Anerbietungen stehen. Es ist zu wünschen, daß sämmtliche deutsche Regierungen in dieser Angelegenheit fest zu Oesterreich stehen mögen, und wenn auch, wie verlautet, preußischerseits wieder einige Bedenken gemacht worden sind, so werden sich die beiden Negierungen ohne Zweifel auch dar über einigen." — Die Freimüthige Sachsen-Zeitung erhält folgende „zuverlässige" Mit- theilung aus Wien vom 4. Aug.: „Infolge der bisherigen Unmöglichkeit, von Rußland die von Preußen unterstützten österreichischen Propositionen zu erlangen; in Anbetracht der vorgerückten Jahreszeit, welche, je weiter sie vorrückt, desto günstiger für Rußland wirb; in Anbetracht ferner, daß bei längerer Unthätigkcit in Beschützung seiner und der deutschen Interessen an der Donau die Achtung vor Oesterreichs Macht zerstört würde, unterliegt es weiter keinem Zweifel, daß die österreichische Armee unverzüglich in den Donaufürstenthümern mit jener Kraft und jenem Nachdruck au ft re len wird, den man an ihr kennt. Ebenso wenig dürfte es einem Zweifel unterliegen, daß Oesterreich und Preußen, deren politische Einheit in der großen Frage eine vollständige ist, demnächst zufolge des eingetre tenen 6c>8»8 soecioris der Bundesversammlung eine gemeinsame Vorlage machen werden." Schweiz. Die tessinische Negierung hat die Meldung erhalten, daß die Korn - einfuhr aus der Lombardei wieder freigegeben ist. Spante«. Die Gaceta de Madrid vom 31. Juli enthält die königlichen Decrete, wodurch die neuen Minister ernannt und die Generale O'Donnell und San-Miguel zu Generalcapitänen der Armee (Marschällen) befördert werden; jener „in Anbetracht seiner zahlreichen Verdienste und Dienstlei stungen", dieser „in Anbetracht seiner zahlreichen, langen und hervorragen den Dienstleistungen". Dasselbe Blatt veröffentlicht mit Unterschriften der Barrikadcnchefs eine Dankadresse an San-Miguel, worin namentlich her vorgehoben wird, daß er durch Klugheit und Talent die Eintracht unter den Liberalen hergestcllt habe. Das Diario will wissen, daß San-Miguel den Oberbefehl über die Garden der Königin crhalttn werde; cS theiltauch mit, daß Espartero neben der Conseilpräsidentschaft ohne Portefeuille auch die Stelle eines Palastgouverneurs bekleide. Am 30. Juli hatte derselbe die Generale und Offiziere der Besatzung empfangen. Im Militärspitale lagen nur noch 165 Verwundete, zur Hälfte Bürger und zur Hälfte Mi litärs. Die Wunden sind nicht bedeutend, und im Ganzen waren bisher nur acht Verwundete gestorben. Berichten aus Madrid vom 2. Aug. zufolge hat Espartero einen Umzug durch die Straßen gehalten, um sich davon zu überzeugen, daß der Befehl, welchen er hatte veröffentlichen lassen, die Barrikaden wegznräu- men, vollzogen worden. Er wurde überall mit der lebhaftesten Sympathie empfangen. Die gemäßigten und achtbaren Männer aller Parteien gewäh ren dem Ministerium ihre Mitwirkung.