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Mittwoch. OeihSßiß. DieZeilung erscheint mit AuSnabme des Montags täglich und wird Nachmittags 4 Uhr aus- gegeben. Ursis für da« Biertel. jahr I'/i Thlr.; jede ein- zelne Nummer 2 Ngr. - Nr. 184. 9. August 1834 Deutsche MgMtM Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Tesch!» Zu beziehen durch alle Postämter des In« und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Ansertionsgebübr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Nachdem nunmehr auch Dänemark für Holstein-Laucnburg in der Bundesversammlung seinen unbedingten Beitritt zu dem Bündniß vom 20. April erklärt hat, haben sä'mmtliche Bundesstaaten, mit Aus nahme von Mecklenburg, demselben zugestimmt und zwar alle, bis auf Baiern und Sachsen, ohne irgendwelche weitere Molivirungen. Baiern und Sachsen haben, der Voß'schcn Zeitung zufolge, die folgenden Erklä rungen abgegeben: „Die königl. bairische Regierung findet sich zunächst veran laßt, der conföderativen Gesinnung, die sich in der Vorlage des Vertrags vom 20. April d. I. sowie in der Art und Einleitung dieser Vorlage aus spricht, die gebührende Anerkennung zu zollen. Sie hat aus dem vertrau lichen Benehmen, welches die deutschen Negierungen hierüber in letzter Zeit vorgängig unter sich gepflogen haben, mit hoher Befriedigung die Ueberzeu- gung geschöpft, daß über die Zwecke und Aufgaben des deutschen Bundes unter den Ereignissen der Gegenwart bundesgenossenschaftliche Einmüthig- keit besteht. Gestützt auf diese Ueberzcugung — dann im vertrauensvollen Hinblick auf die von den höchsten Negierungen von Oesterreich und Preußen, bei Vorlage ihres gedachten Vertrags, der Bundesversammlung gegebenen Erklärungen und Zusicherungen über die Ausführung dieses Vertrags und die dem Bunde dabei zukommende Mitwirkung, und geleitet von dem festen Entschlusse, allen Ereignissen, die da kommen mögen, in bundesgetreuer Eintracht entgegenzugehen — stimmt die königl. Regierung für den Bei tritt des Deutschen Bundes zu dem Vertrage vom 20. April d. I. und er klärt ihr Einverständniß mit dem vom Ausschüsse diesfalls begutachteten Beschlußentwurfe." Die sächsische Regierung tritt dem vorgelcgtcn Entwürfe in vertrauensvollem Hinblick auf die von den höchsten Regierungen von Oesterreich und Preußen gegebenen Erklärungen und Zusicherungen über den Zweck, den Inhalt und Vollzug des Bündnisses bei. Preußen. ^Berlin, 7. Äug. Die unschuldige „Etatserhöhung" der Neuen Preußischen Zeitung nimmt einen immer ernstern Charakter an. Nicht ge nug, daß die Pferdeankäufe für die Artillerie und Cavaleric besorgt wer den, es gingen bereits die zur Reserve entlassenen Mannschaften des 5. Ar meecorps von der Artillerie und Cavalerie behufs der Mobilmachung nach ihren Sammelplätzen ab. Da es absurd wäre, anzunchmen, daß Preu ßen seine Artillerie und Cavalerie mobilmachen und die Infanterie ungestört in ihrem Friedenszustandc lassen werde, so folgt daraus von selbst, daß es, falls die angebahnten Friedensunterhandlungen, wie es höchst wahrscheinlich ist, vergebens sein sollten, ebenso wie sein Verbündeter, Oesterreich, zu den Waffen greifen wird. Man hebt zwar dagegen hervor, daß längs der preu ßischen Grenze noch keine russischen Truppenconcentrationen stattsinden, wie an der österreichischen, und man will daraus schließen, daß Rußland Preu ßens sicher sein müsse; allein man übersieht dabei die verschiedenen strategi schen Verhältnisse beider Länder. Oesterreich liegt dem Hauptkriegsschau platz der Türkei nahe, wo Rußland sein Hauptheer stehen hat. Letzteres muß daher, um mit diesem in Verbindung zu bleiben, seine Oesterreich ent- gegenzustellenden Truppen an der siebenbürgischen und galizischen Grenze concentriren, wo sie zugleich das Herz Rußlands decken. Anders verhält es sich mit Preuße»; es ist vom türkischen Kriegsschauplatz fern, und durch die geographische Lage Ost- und Westpreußens flankirt es das russische Con- greßpolen. Stellte daher Rußland ein Heer an der schlesischen, posenschen oder westpreußischcn Grenze auf, so wäre dasselbe durch die preußischen Truppen in Ostpreußen und die österreichischen in Galizien rechts und links flankirt. Daher die Bloßstellung der preußischen Grenze. Im Kriegsfall wird Preußen Russisch-Polen bis Lithauen blos zu besetzen haben, weshalb es auch die Rüstungen nicht st> schleunig betreiben darf wie Oesterreich. — Der Preußische Staats-Anzeiger vom 8. Aug. zeigt die Ernennung des Generalmajors Grafen v. Waldcrsee zum Staats- und Kriegsmini ster an. — Das berliner Correspondenz-Bureau schreibt aus Berlin vom 5. Aug.: „Nachdem nunmehr, wie wir hören, die definitive Rückäußerung der West mächte auf die officielle- Mittheilung der Antwort Rußlands in Wien und Berlin eingetroffen ist, hat das wiener Cabinet ein Ultimatum nach Petersburg zur Absendung bereit, welches die Festsetzung eines percmto- rischen Termins zur Räumung beider Fürstenthümer enthält. Mit noch maliger Hinweisung auf das Wiener Protokoll vom 9. April, die Conven tion vom 20. April und den Tractat vom 14. Juni wird an die Nicht innehaltung des Termins, als welcher uns der 20. Aug. bezeichnet wird, der unmittelbare Eintritt des 6asu8 belli geknüpft." — Aus Koblenz vom 1. Aug. wird der Karlsruher Zeitung geschrieben: „Die Ihnen bekannten, eine Mobilmachung des Heeres vorbereitenden Maßregeln haben bereits mehrfache Abänderungen erfahren; so soll z. B. die anfangs in ihre Garnisonen zurückbeorderte, mit Schießübungen auf der > Haide beschäftigte Artillerie nun diese Ucbungen fortsetzcn; dagegen ist der Pferdcankauf überall eingelcitct und wird bis zur Complctirung der voll ständigen Geschühbespannung sammt Zubehör fortgesetzt, sodaß an der Mo bilmachung dieser Waffe nur die Bespannung der Munitionscolonne fehlt. Ferner sind neuerdings Einleitungen für die Armirung unserer Rheinfestun gen getroffen (ob auch in den übrigen Provinzen, weiß ich nicht), die einen sehr entschiedenen Charakter tragen und hauptsächlich darin bestehen, daß mit der Anschaffung bedeutender Quantitäten Holz der Anfang gemacht wor den ist, das wir täglich hier ankommen sehen und das zu Palissadcn und Blockhäusern zugerichtet wird. Mit der Ausstellung der Blockhäuser ist schon begonnen, ebenso mit starken Fruchtanschaffungcn für die Militärmagazine, und endlich mit der Ausführung einiger Festungsbauten, welche bisher als nicht dringend von Jahr zu Jahr verschoben wurden." — Die Schlesische Zeitung schreibt aus Breslau vom 7. Aug.: „Wir hören von Gewährsmännern, die wir für glaubwürdig zu halten allen Grund haben, daß vorgestern die hiesige höchste Militärbehörde telegraphisch aus Berlin in Kenntniß gesetzt worden, daß das vorbereitete Königs- manöver nicht abgehalten werden würde. Die vollständige amtliche Ordre wird heute erwartet. Wir müssen hierzu bemerken, daß aus Berlin keine Nachrichten eingetroffen sind, welche den Grund dieser veränderten Be stimmung in plötzlich hcrvorgetcetcnen kriegerischen Aussichten finden lassen könnten. Es wird nicht einmal von einer angeordncten Mobilmachung aus Berlin berichtet." — Die Gemeindevertretung der lutherischen Gemeinde zu Elberfeld hat am 1. Aug. an die Stelle des nach Wittenberg berufenen und abge- gangenen Pastors vr. Sander den Pastor vr. Ahlfeld in Leipzig mit 72 Stimmen zum Pfarrer gewählt. (Die Verehrer des Pastors Ahlfeld in Leipzig haben an denselben eine Bittschrift um dessen Verbleiben in Leip zig abgehen lassen. Das Ergebniß ist noch nicht bekannt.) *Von der Oder, 6. Aug. An sich ist gegen die Idee des Oesterrei- chischen Soldatenfreund, Oderberg zu befestigen (Nr. 178) nichts ein- zuwendcn. Mit Recht ist in diesen Blättern schon mehrfach auf die Gefahr hingewiesen worden, welche Oesterreich, namentlich Wien, von dieser wenig gedeckten Seite durch Rußland droht. Allein desto mehr Opposition müßte es Hervorrufen, wenn Oderberg als deutsche Bundesfcstung errichtet, d. h. der bezügliche Festungsbau auf Kosten des Bundes ausgeführt werden sollte. Einmal kosten uns die Bundesfcstungen, namentlich die neuen, Ulm und Rastadt, ohnehin genug und schützen diese letzter« eigentlich direct Süd deutschland nur; dann gibt es auf der ganzen Ostgrenze Deutschlands nicht eine Bundesfestung, sondern bisher haben Preußen und Oesterreich größten- theils durch ihre außerdeutschen Festungen das Bundesgebiet von dieser Seite gedeckt. Namentlich hat Preußen durch die Plätze Danzig, Thorn, Grau- denz, Posen viel in dieser Hinsicht gcthan. Sollte nun im deutschen Osten zur Deckung der österreichischen Länder eine neue Bundesfestung errichtet werden, so müßte Preußen die gerechte Foderung stellen, daß auch auf sei nem deutschen Gebiete zum Schutz Norddeutschlands eine Festung auf Ko sten des Bundes erbaut, beziehungsweise unterhalten würde. Uebrigens würde Oderberg die Russen nicht abhalten, nach Wien zu marschiren. Es liegt von ihrer Operationslinie über Krakau so weit westlich, daß sie es ohne Gefahr rechts liegen lassen können. Olmütz ist von dieser Seite Oester reichs Schutzwchr. Das beste Bollwerk würde dasselbe aber durch Reali- sirung der in diesen Blättern und im englischen Parlament schon oft aus gesprochenen Idee der Wiederherstellung des russischen Polen zu einem selbständigen Reiche, vielleicht unter europäischem Schuh, erhalten. Dadurch würde die moskowitische, bereits bis gegen die Oder an Deutschland her angerückte Gefahr am besten beseitigt werden. Uebrigens muß man sich wundern, daß der Soldatcnfreund endlich doch sein Bedauern darüber aus spricht, daß Rendsburg nicht als deutsche Festung geschützt, sondern seine Demolirung zugelassen worden ist. Wer trägt denn davon die Schuld? Norddcutschland und Preußen doch nicht, denn von ihnen ging die Interven tion und Execution nicht aus, welche den Dänen Holstein überlieferte. Baiern, -j-München, 6. Aug. Unser Kirchenconflict oder die neueste Phase desselben, die Confcrenz des bairischen Episkopats in Augs burg, scheint von der Presse nicht mit dem verdienten Ernst und nicht mit der erfoderlichen Sachkcnnlniß behandelt zu werden. Ein bairisches Blatt z. B. verkündet, „die Konferenz habe zu einem vollkommen günstigen Re sultat geführt, sodaß zwischen dem bairischen Episkopat und den von der Staatsrcgierung gemachten Propositionen eine Differenz nicht mehr bestehen solle". Ein preußisches Organ dagegen, das berliner Corrcspondenz-Vureau, versichert,, „das bairische Episkopat habe sich dahin verständigt, daß sowol die zweite Verfaffungsbeilage, das Religionsedict, als selbst das Concordat von 1817 die Rechte der katholischen Kirche in Baiern verletze und sohin