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384 Schwede«. Stockholm, 14. Febr. Der gehtime Ausschuß, welcher mehre Sitzun gen gehalten hak, soll am verwichencn 11.Febr. von dem König ermächtigt worden sein, den Mitgliedern der ReichSständc die confiventiclle Mittheilung zu machen: daß besonders von Oesterreich und Preußen in Betreff der Neu- tralitatSfrage der drei skandinavischen Staaten Antworten vollkommen freundlichen Inhalts eingegangen seien; daß England und Frankreich sich ebenfalls befriedigend erklärt haben; daß Rußland, wiewol es Dänemarks Neutralität anerkennt, gegen Schwedens, auf dieselben Gründe basirte, Schwierigkeiten erhoben habe, weswegen zur Aufrechthallung des von dem Könige gefaßten Beschlusses diplomatische Unterhandlungen noch fortdauern, di» aber von der Beschaffenheit seien, daß sie für den Augenblick nicht ver öffentlicht werden könnten, und daß endlich der König beabsichtige, von den Ständen des Reichs zur Ergreifung der Maßregeln, welche im Zusammen- hange mit obiger mit Dänemark gemeinschaftlich abgegebener Neutralitäts erklärung ständen, die Bewilligung eines Credits zu verlangen. Dieses Ver fahren Rußlands hat hier allgemeine Indignation erregt, selbst bei Denen, welche nicht unmittelbar annehmen, daß seine Absicht sei, das gute Vcr- hältniß,- welches zwischen Schweden und Dänemark staltfindet, gänzlich zu verkümmern. (Köln. Z.) SluHland. Petersburg, 16. Febr. Man schreibt den Hamburger Nachrichten: „In der hiesigen Garnison herrscht rege Thätigkcit und wird der Befehl zum Abmarsch der Garden mit jeder Stunde erwartet. Ucberall wird ge rüstet und mobilisirt, Kuriere bringen den neuen AushebungSbcfchl mit Windesschnelle in die betreffenden Provinzen, deren Gouverneuren die mög lichst schleunige Ausführung dieses Befehls zur Pflicht gemacht wird. — Ein Ukas an den dirigirenden Senat vom 31. Jan. lautet: «Zur Unter stützung der kaiserlichen Schatzkammer bei den gegenwärtigen außerordent lichen Ausgaben haben wir cs für nothwendig erkannt, in Uebereinstimmung mit der im kaiserlichen Rathe geprüften Vorstellung des Finanzministcrs, die Emission von sechs neuen Serien kaiserlicher Kassenbillets, nämlich der Serien XXVII— XXXII, jede zu drei Millionen Rubel auf Grund desfallsigen von uns bestätigten Statuts zu befehlen, indem wir es dem Finanzminister freistellen, für die allmälige Emission derselben nach Maßgabe des jedesmaligen Bedürfnisses dazu unsere besondern Befehle zu erbitten.»" — Nachrichten in Bezug auf die kriegerischen Angelegenheiten lheilen mit, daß zwischen Riga und Memel ein russisches Heer aufgestellt werden soll. Es hat offenbar den Zweck, die russische Ostseeküste gegen ein englisch-französisches Landungsheer zu schützen. In Petersburg sind Trup pen concentrirt, um den Theil der Küste zwischen Riga und Petersburg zu schützen. Man nimmt an, daß später, wenn erst die Witterung milder ist, die an der Ostsee ausgestellten Truppen eine weitere Ausdehnung nach Nor den hin erhalten werden. (D- Z.) Ein von der Patrie erwähntes Privalschreiben aus Bagdad vom 15. Jan. stellt die Einnahme von Khiwa durch die Russen in Abrede. Daö Expedilionscorps soll zwar einen ersten Vortheil davongetragen, dann aber Halt gemacht haben, um aus Orenburg Verstärkung abzuwarten. Türkei. "Orsotva, 19. Febr. Nach Widdin bestimmte türkische Truppen haben auf dem Marsche von Sofia Befehl erhalten, umzukehren und den grie chischen immer größere Ausdehnung gewinnenden Aufstand zu bekäm pfen. Die Arnauten im türkischen Heere fodern dringend, nach Albanien zurückgeschickt zu werden. Starke russische Massen werden nach Oltenitza, Kalarasch und Giurgcwo vorgeschoben, was auf einen im Centrum der Donaulinie beabsichtigten Donauübcrgang hindeutet. — Ueber den Aufstand der Griechen in Epirus und Thessalien gehen die neuesten Nachrichten bis Mitte Februar. Die Jnsurrcction wächst. Es haben sich förmliche Comite's gebildet, welche von Dorf zu Dorf ziehen, um die Griechen unter die Waffen zu rufen. Flinten werden unentgeltlich ver theilt. Die Türken flüchten überall. Die Jnsurrectionsarmee steht zwischen Arta und Janina. Die Losung derselben ist: Tod oder Freiheit den Grie chen. Der Aufstand entwickelt sich so rasch, daß die von türkischen Trup pen entblößten Städte an eine Vcrtheidigung vor dem Eintreffen der HülfS- truppen nicht denken konnten. Auch der Pascha von Janina hat sich mit seinen Truppen aus der Stadt in die zwei Citadellen auf dem Berge Silhanizza und auf der Halbinsel des Sees Achwusin, welche die Stadt dominiren, zurückgezogen; er droht mit Bombardement im Fall eines An griffs. Aufrufe zur Jnsurrection wtrden im ganzen Lande in zahllosen Exemplaren verbreitet. Aus Wien vom 18. Febr. schreibt man der Allgemeinen Zeitung: „Briefe, welche mit dem letzten aus Griechenland in Triest eingelaufcnen Packetboot eben angekommen sind, melden, daß die aufständische Be wegung bedeutend zunimmt, daß die Zahl der Aufständischen bereits gegen 3000 beträgt, die sich nun gegen Janina gewendet haben und kaum einige Stunden mehr von dort entfernt waren. Wie man erfährt, fehlt es ihnen weder an Unterstützung noch an Hülfe von Griechenland aus, und zahlreiche Parteigänger, darunter gediente Offiziere, die bereits den Befreiungskrieg mitgemacht haben, ziehen herbei, um der Sache des Kreuzes gegen den Halbmond, zu dienen. Der Geist von 1821 scheint wiedcrangefacht' und könnte bald in lichte Flammen ausbrechen." Fast komisch klingt es, wenn die Correspondenz in aller Unschuld hinzufügt: „Fragt man, wie es komme, daß die Bewegung gerade dort sich zeigt, wo die Russen am entferntesten sind, so dürften die Verdächtiger, di» überall so gern russisch» Emissäre wittern, hier die Antwort wol schuldig bleibrn." Glelchztitig wird gemeldet, daß die Ionischen Inseln sich ebenfalls in großer Aufregung befinden- Nack einem Schreiben aus Korfu vom 12. Febr. werden daselbst englische Truppen ringcschifft, die ohne Zweifel die Bestimmung haben, an die Küste Albaniens sich zu verfügen. Auck von den andern ionischen In- sein verlautet, daß ähnliche Expeditionen vorbereitet werden. Man glaubt, England werde zur Unterdrückung der Jnsurrection in Albanien lhätigst eingreifen. — Berichte aus Bukarest vom 18. Febr. enthalten die Mittheilung, daß die Kanonade zwischen Ginrgcwo und Rustschuk am 14. Febr. fortdauerte. Die türkische Donauflotillc ist infolge des anhaltenden Feuers der russischen Geschütze für längere Zeit unschädlich gemacht. Wie es scheint, haben die Russen die Absicht, dieselbe Operation an mehren Donaupunkten in Aus führung zu bringen. Die Insel Mokan bei Giurgcwo befand sich am 13. Febr. in der Gewalt der Russen. In Giurgewo ist vom Anfänge der Allee bis zu den Dampfschiffmagazincn eine neue große Batterie erbaut worden, welche die Türken mit Bomben beschießen. Nur selten erreichen diese jedoch ihr Ziel. Eine einzige Bombe, die in der Nähe der Magazine platzte, ist stückweise auch in diese eingedrungen. Die meisten Bomben fallen in der Nähe der Quarantäne oder bei der am Ufer neu erbauten Kaserne zur Erde. Die meisten der aufgehobenen Bomben tragen das Zeichen von Gußwerken aus Frankreich. Die Patrie läßt sich aus den Donauprovinzen von einer wichtigen Maßregel Om er-Pasch a's berichten. Von den Planen der Russen un- terrichtet, soll er bei Sofia ein bedeutendes Ncservecorps concentrirt und aus diesem Platz einen seiner Haiiptopcrationsmittelpunkte gemacht haben, um die Russen aufzuhalten, falls sie, wie es Generale von ihnen vorge schlagen haben, die Position von Kalafat umgehen sollten. Der Constitutionnel, der jetzt, außer in Konstantinopel selbst, auch in Omcr-Pascha's Hauptquartier seinen eigenen Korrespondenten hat, enthält nach einem am 28. Jan. in Schumla cingetroffcnen detaillirten Bericht fol- gcnde Angaben über die Verluste der Russen bei Citade: „Getödtet der General Orlow, 5 Obersten, 4 Majors, 3000 Subalternoffiziere und Sol daten; verwundet 2 Obersten, 8 Majors; 200 Wagen voll Soldaten sind nach Krajowa gebracht worden; ein Oberst ist verschwunden und befindet sich weder auf der Todten- noch auf der Verwundetenliste. Die Türken geben ihre eigenen Verluste nur auf 1300 Todte und Verwundete an." Der Correspondent bestätigt, daß die Gegend von Widdin der Schauplatz großer Ereignisse sein wird, da Omer-Pascha seit dem Einlaufen der ver bündeten Flotten ins Schwarze Meer, das den rechten Flügel seiner Ope rationslinie deckt, alle seine Anstrengungen auf den linken richtet, wo es sich insbesondere darum handelt, Serbien im Zaum zu halten und sich die gün stige Stimmung der Kleinen Walachei zunutze zu machen. — Vom asiatischen Kriegsschauplatz erfährt man, daß auch ein ArmeecorpS bei Ardagan am Kur concentrirt werden soll, und man glaubt, daß der Sohn des Seriaskers, Mohammed-Ali, dem der Pole Branitzki beigegeben werden soll, zum Befehlshaber dieses Corps ernannt werden wird. Eine transkaukasische Zeitung schildert (unterm 20. Dec. a. St.) ein am 25. Nov. in der Festung Zacatali aus Anlaß des von dem Fürsten Bebu- tow erfochten Siegs gefeiertes Fest, welches wir nur erwähnen, weil daraus die Grundlosigkeit der Angabe erhellt, daß die genannte Festung im No vember den Tscherkcssen in die Hände gefallen sei. — Der pariser Moniteur scheint seit dem Eintreffen der Antwort aus Peters burg den Kriegsnachrichten eine größere Aufmerksamkeit als bisher schen ken zu wollen. An der Spitze des halbamtlichen Theils findet man zwei Schreiben aus Trebisonde vom 11. und 12. Jan. folgenden Inhalts:,,Am 9. Jan. gegen Mittag langten die französische Fregatte Mogador und die englische Samson auf der Rhede von Trebisonde an, und einige Stunden darauf folgten der Gomer, der Descartes, der Charlemagne unter dem Be fehl des Contreadmirals Le Barbier de Tinan und der Tcrribl», der Sans- pareil, der Agamemnon unter dem Befehl des Contreadmirals Lyons. Diese Schiffe cscortirten fünf türkische Dampffregatten, die mit Truppen und Munition für Batum beladen waren. Nur schwer ließe sich die Wirkung des Erscheinen- dieses Geschwaders auf die Einwohner von Trebisonde aus drücken; die ganz« Bevölkerung war an das Ufer geeilt, um dem Einlaufen in die Rhede beizuwohnen, und die Stadt hatte einen ungewohnt festlichen Anblick. In den Moscheen fanden öffentliche Gebete für Frankreich und England statt." <Kü«ig*eich Sachfe«. Die Sächsische Constitutionelle Zeitung beginnt in ihrer Num mer vom 24. Fcbr. ihre bisjeht verschobene Erörterung der Organisa tionsfrage. Ihr erster Artikel ist gegen die bekannten Behauptungen des Dresdner Journal gerichtet. In später« Artikeln will sie auf die Sache selbst eingehen. — Das Maurerjubelfest des Hofraths Winkler in Dresden war von mehr als 400 Personen der verschiedensten Stände aus mehr als 50 Orten besucht. Unter den zahlreichen Festgeschenken wird einer wohlthätigen Stiftung gedacht, welche den Namen des Jubilars führen soll und zur wei tern Forthülfe bedürftiger Zöglinge deö dresdener Freimaurerinstituts be stimmt ist.