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Freitag. DieZcitung erschri« »tt Au« nahm« d«« Monta ft« täglich und wird Rach mittag« t Uhr au«- gegkden. Nrei« für Pa» Viert«I> jahr >'/, Thlr.i j«d« ein zeln« Nummer 2 Rgr. — Nr! 17. — 2«. Januar L8S4 Zu beziehen durch alle Postämter de« In- und ÄuSlande«, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Rr. 8). Hnsertion«ge»ühr «Wahrheit und Recht, Freiheit und Geschl» sur den Raum einer Zeile DtiiWc MgtMkiiit Zeitung < De«tschla«d. Frankfurt a. M., 16. Zan. In letzter «Sitzung der Bundesver sammlung kam dieBcschwerdeschrift großhcrzoglich hessischer Stan- deSherren zur Sprache, und cs wurde beschlossen, eine Erklärung auf dieselbe von großhcrzoglicher Regierung einzufodern. — Bekanntlich haben die Agnaten des kurhessischen Hauses sich wiederholt über mehre Po sitionen der neuen kurhessischen Verfassung beschwert, weil sie durch dieselben wesentlich in ihren Rechten beeinträchtigt würden. Da nun in zwischen die Sache immer noch nicht zur Erledigung gekommen ist, so hat einer der kurhessischen Agnaten, Prinz Alexis von Hesscn-Philippsthal-Barch- feld (Sohn des Landgrafen Karl zu Hessen), durch ein in der jüngsten Sitzung der Bundesversammlung eingereichtes Beschleunigungsgesuch dieselbe Berfaffungsfrage abermals in Anregung gebracht. Eine flüchtige Rückerin nerung an die letzten Stadien der kurhessischen Verfass,ingsangelcgcnheit, so weit sie der Bundesversammlung officiell bekannt wurde, dürfte jetzt wol einiges Interesse bieten. Zu Ende des Monats März im Jahre 1852 kam bei der Bundesversammlung die zwischen der kurfürstlichen Regierung und den Bundescommissaren berathene Verfassung zur Sprache, und es wurde im Allgemeinen darüber beschlossen, die kurfürstliche Regierung aufzusodern, eine dem Resultat jener Bcrathung entsprechende revidirte Verfassung für das Kurfürstenthum nebst Wahlgesetz und Geschäftsordnung, an Stelle der seitherigen, ungesäumt zu publiciren, dieselbe der in Gemäßheit dieser Ver fassung und des Wahlgesetzes einzuberufenden Ständeversammlung zur Er klärung vorzulegen und von dem Resultate dieser Erklärung der Bundes versammlung Mittheilung zu machen. Etwa vier Wochen später gab der kurhessische Gesandte vor der Bundesversammlung die Erklärung ab, es werde vorerwähnte Maßregel zur Herstellung der geschlichen Ordnung im Kurfürflenthum wesentlich beitragen; er stellte zugleich weitere Mittheilun- gcn in Aussicht. Ueber ein Endergebniß der heute noch schwebenden Ver- fassungsfrage verlautete aber seitdem nichts. Jehl wird das obige Gesuch eines kurhessischen Agnaten die Veranlassung geben, daß mit Hülfe der Bundesversammlung der nun lange genug schwebende Verfassungsstrcit, resp. der Kriegszustand in Kurhessen zum Schluß gebracht werden wird. In den kurhessischen Kammern ist bekanntlich nach langer Verzögerung der Sache eine Vereinbarung doch nicht zustande gekommen. (N. Pr. Z.) — DaS berliner Correspondenz-Bureau spricht heute ebensalls von cinem von den Mittelstaaten bevorstehenden Antrag an die Bundesversamm lung auf eine Neutralitätserklärung des Deutschen Bundes bei aus- brechendem Kriege zwischen Rußland und den Wcstmächten. Preußen. "V Berlin, 18. Jan. Der hier vielfach erörterte Zweifel an dem Ernste der Stellung, welche Frankreich in der orientalischen Frage eingenommen, wird mit jedem Tage geringer. Gestern ist hier eine Privatmittheilung aus Paris eingegangen, welche der Quelle wegen, aus der sie stammt, und in Anbetracht der Kreise, an die sie gerichtet ist, ebenso verläßlich wie wichtig betrachtet werden darf. Das betreffende, aus Paris an einen hier lebenden angesehenen Polen gerichtete Schreiben meldet näm lich, daß Fürst Czartoryiski in vergangener Woche sich von Paris nach Konstantinopel begcbcn habe. Es ist bekannt, in welchem Ansehen der ge nannte Fürst unter den Polen überhaupt steht; cs ist ferner bekannt, daß- Fürst Czartoryiski als ein durchaus conservaliver Mann sich erwiesen, und es darf deshalb seine Abreise nicht mit der irgendeines Aventurier auf gleiche Linie gestellt werden. Die Reise des Fürsten nach Konstantinopel hat vielmehr eine ernstere Bedeutung, zumal wenn man in Erwägung zieht, daß sie nicht ohne Genehmigung des Kaisers der Franzosen geschehen sein wird. Es ist dies einer von den vielfachen sonst unbekannt bleibenden Schrit ten, in denen sich die Politik des Kaisers manifestirt. — Auch von einem andern Schritte des Kaisers der Franzosen verlautet heule, welcher jetzt für Deutschland von unleugbarer Bedeutung sein muß. Er betrifft die nahe- bevotstehende Beilegung des badischenKirchenstreits im Wege der güt lichen Einigung, welche infolge einer zwischen Ludwig Napoleon und dem Prinz-Regenten von Baden gepflogenen Correspondenz erzielt worden sein soll. Es wird mir diese Mittheilung als eine durchaus verläßliche bezeichnet und hknzugefügt, daß schon in nächster Zeit die Lage des kirchlichen Streits eine der völligen Ausgleichung entgegengehcnde Gestalt annchmen werde. In den hiesigen politischen Kreisen widmet man diesen Vorgängen eine be sondere Aufmerksamkeit, während man zugleich die Vesorgniß hegt, daß Ruß land die letzten Vorschläge nicht annehmen, sondern den Krieg sortsetzcn werde. — In der II. Kammer gibt sich seitens der einander entgegcnstehen- dcn Parteien schon jetzt eine große Gereiztheit kund, wie man sie sonst meist erst in der letzten Zeit der Session wahrzunehmen Gelegenheit hatte. Es ist nicht abzuleugnen, daß die Taktlosigkeit des Führers einer Fraction hierzu mehrfach Veranlassung gegeben und daß die beliebte Manier des Hrn. v. Gerlach, die Streitpunkte aus das Feld der Persönlichkeiten hinüberzu- spielen, auf der andern Seite nicht unerwidert bleibt. Als einen Fortschritt darf man cs wol begrüßen, wenn die einzelnen Redner bisjetzt es vermie den, einzelne Personen des Ministeriums geradezu zu provociren, wie cs leider früher oft geschah. — In Betreff des Gctrcidcausfuhrvcrbots aus Polen erfährt die Preußische Correspondenz, daß die von mancher Seite «uversichtlich in Aus sicht gestellten Zugeständnisse der jenseitigen Negierung bis heute nicht er folgt sind. Man hofft allerdings noch, die Erlaubniß zur Ausfuhr derjeni gen Quantitäten an Getreide zu erhalten, über deren Lieferung Conlracie schon längere Zeit vor der Publikation des betreffenden Ausfuhrverbots ab geschlossen worden sind; aber bisjetzt Hal eine günstige Entscheidung darüber noch nicht erlangt werden können. — Der Leipziger Zeitung wird aus Berlin vom 17. Jan. geschrieben: „Seit einigen Tagen wird hier das Gerücht verbreitet, der Kaiser von Rußland habe unter Berufung aus die Erbvertrage mit Oldenburg Ein spruch gegen die Erwerbung der Jahdemündung erhoben. In sonst gulunterrichteten Kreisen wird diesen, Gerücht mit Entschiedenheit wi dersprochen. Die Nachricht von dem Vertrage kann kaum erst in Peters burg angelangt sein, geschweige denn, daß schon eine Erklärung darüber hier sein könnte. Mehrfache Anzeichen deuten darauf hin, daß bereits mit dem nächsten Frühling die Arbeiten zur Anlegung des preußischen KricgShafens ihren Anfang nehmen werden." — Die Königsberger Hartung'sche Zeitung bringt den Wortlaut der Adresse, welche der Preußenverein in Königsberg an den König gerichtet hat und welche die Bitte enthält, das Empfangen und Anlegen der preußischen Cocarde für die Jugend zu einem „patriotischen Festtage" zu erheben. — Aus Dinslaken vom 14. Jan. berichtet die Elberfelder Zeitung: „Gerade um die Zeit, als die Jesuitenprediger im benachbarten Rhein berg missionirten, wurde eine Gräfin auf einem nahen Rittergule, V., welche in gemischter Ehe lebte, Convertitin. Ueber die Einziehung der Fonds der evangelischen Pfarre, wovon jenes Gut das Patronat hat, schweben noch die Verhandlungen, In erster und zweiter Instanz ist jedoch diese An gelegenheit zu Gunsten der coangelischcn Gemeinde ausgefallen." Posen, 17. Jan. Bekanntlich pflegen die militärpflichtigen jun gen Juden im Königreich Polen sich der Dienstleistung dadurch zu ent ziehen, daß sie die Flucht über die diesseitige Grenze ergreifen und dann weiter nach dem Westen, häufig bis nach Amerika sich begeben. Auffällig blieb cs dabei, wie dieselben sich die nöihigen Pässe verschaffen und dadurch der Auslieferung an die jenseitigen Behörden sich entziehen konnten. Dieses Geheimniß ist nunmehr aufgeklärt worden. In dem hart an der polni schen Grenze in Schlesien gelegenen Städtchen Polnisch-Wartenberg war der Krcissecrctär Prehn stationirt, zu dessen Amtsobliegenheitcn die Paß ausstellung gehörte. Dieser Mann halte es zu einem einträglichen Geschäft für sich gemacht, flüchtigen Individuen aus Russisch-Polen Pässe auszustel len. In Polen war es namentlich unter den Israeliten bekannt, daß, wenn sie, um sich der Conscription zu entziehen, nach Preußen flüchteten, sie in Polnisch-Wartenberg Pässe zum weitern Fortkommen sich erwirken könn ten; sie begaben sich dann daselbst nur zu einen, bestimmten Gastwirth, der von dem Krcissecrctär Prehn die Pässe besorgte. Dieses Verfahren war endlich zur Kenntniß der Behörde gelangt, die nun vor wenigen Tagen die beiden Angeschuldigten vor das Schwurgericht zog. Sie wurden überführt und der Krcissecrctär Prehn zu einer dreijährigen, der Gastwirth zu einer zweijährigen Zuchthausstrafe vcrurtheilt. Baiern. Der Allgemeinen Zeitung wird aus München vom 16. Jan. geschrieben, daß der durch seine kulturgeschichtlichen Arbeiten bekannte Di. W. H. Riehl, der seither in Augsburg lebte, zum Honorarprofessor der Staatswissenschaftcn an der Universität in München ernannt und zugleich mit der Leitung der Preßangelcgenhciten im königlichen Ministerium des Aeu- ßern beiraut worden sei. Er werde seine Thätigkeit an der Universität im kommenden Semester mit Vorlesungen über Staatswiffcnschaft und allge meine Kulturgeschichte der letzten drei Jahrhunderte beginnen. Hannover. Harburg, 9. Jan. Nach einer Mittheilung der Zei- tung für Norddeutschland hat sich der hiesige Handels verein in einer sei ner jüngsten Versammlungen zu dem Beschlusse veranlaßt gefunden, sich gegenseitig eidlich zu verpflichten, nicht zu schmuggeln und keine eingeschmug gelte Waare zu kaufen. Baden. Ueber die Unterhandlungen des Bischofs von Mainz mit der badischen Negierung über die Kirchenfragc, welche nach Angabe der Frank- furter Postzeitung cinem wünschenswerthen Ziele sehr nahe sein sollte, schreibt man der Allgemeinen Zeitung aus Freiburg vom 1-1. Jan.: „Um voreili gen und in solcher Lage der Dinge kaum vermeidlichen Gerüchten vorzubeu gen, beeilen wir uns, Ihnen mitzutheilen, daß Unterhandlungen zwar an-