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zrs dHMK Kycultät. Die Aufgabe der Polytechnischen Schule besteht darin, Technik« 1) für den Straßen-, Eisenbahn-, Wasser- und Brückenbau, 2) für dje industrielle Mechanik, 3) für die industrielle Chemie theoretisch uqd praktisch au-zubilden. Die Polytechnische Schule soll, soweit thunlich, mit der Universität vereinigt werden." Sardinien. Aus Genua vom 22. Jan. theilt man mit, daß dort in Bemannung sämmtlicher Strandbatterien und in Ausrüstung von Kriegs schiffen die größte Thätigkeit herrsche. WaS jedoch den bereits ertheilten Befehl zur Aushebung von 1000 Matrosen betrifft, so soll derselbe vorläufig wieder zurückgenommen worden sein. Spanien. Madrid, 17. Jan. Gestern Abend fand eine Ministerbcrathung statt, worin die Verbannung folgender fünf Generale beschlossen wurde: Don Manuel Concha nach den Canarischen Inseln, Don Jose Concha nach Ma jorca, O'Donnell nach den Canarischen Inseln, Infante nach Ivica, Don Francisco Armero nach Leon. Die Adjutanten des Kriegsministers, Generals Blaser, begaben sich heute Morgen zu diesen Generalen und zeigten ihnen an, daß sie sofort abzureisen hätten. So haben sich denn einige schon auf den Weg gemacht, die andern stehen im Begriff abzureisen. Dem General Armero (dem Bruder des Verbannten), der biSjetzt Generalcapitän in Ba dajoz war, ist General Boigres zum Nachfolger ernannt. Außer diesen Mi litärpersonen sollen, wie es heißt, noch etwa 60 hochgestellte Individuen verbannt werden. Man erwartet nun in der officiellen Zeitung die Decrele, betreffend die Aufhebung des Senats, die Aushebung des königlichen Raths, die Verfassungsreform und den Zusammentritt constituirender Cortes. Mit der Verfassungsreform dürste die des Zolltarifs in liberalem Sinne Hand in Hand gehen. Nachdem das parlamentarische Rögime in Spanien so vielen unglücklichen Experimenten ausgesetzt gewesen ist, nachdem endlich nach manchen untüchtigen Regierungen auch die Versuche der mit so vielen Hoffnungen begrüßten des Grafen San-Luis, welche Alles aufbot, um auf konstitutionellem Wege das Staatsschiff weiter zu lenken, an^den in Spa nien unerschöpflichen Parteimanövern gescheitert waren: ist endlich Das ein getreten, was lange vorhergesehen war und sich nicht länger abwehren ließ. (Bekanntlich waren am 18. Jan. erst die Decrete erschienen, welche die Ge nerale Concha und O'Donnell nach den Canarischen Inseln verbannten und das, welches die Dimission des Finanzministers annahm.) (Jndep. belge.) — Man schreibt der Kölnischen Zeitung aus Madrid vom 18. Jan.: „Zwei feindliche Lager stehen sich gegenwärtig in unserer Politik gegen über: die staatsstreichlüsterne Regierung und die für das Princip der Re präsentativverfassung kämpfende Opposition. Letztere zerfällt in die Oppo sition der progressistischcn Senatoren und Deputirten, welche ihre Zusam menkünfte bei Hrn. Madoz halten, und in die konservativ-konstitutionelle Opposition, welche sich bei dem Herzoge v. Sotomayor und dem General Concha versammelt. Beide Fraktionen haben sich heute gegen das Mini sterium vereinigt und gemeinsam zwei Dokumente unterzeichnet, nämlich: einen an alle unabhängigen Blätter von Madrid (Diario, Espanol, Nove- dades, Nacion, Clamor Publico, Epoca, El Oriente) gerichteten Brief, in welchem die Opposition ihnen ihre Unterstützung und Zustimmung unter den obwaltenden bedenklichen Verhältnissen und für jede Eventualität verspricht; sodann eine an Ihre Majestät gerichtete Darlegung, in welcher die Oppo sition der Königin die Gefahren, die ein Staatsstreich für Spanien mit sich führen würde sowie die Gesetzwidrigkeit des Verfahrens der gegenwär tigen Minister auseinandersetzt. Die Regierung hat Schritte gethan, um zu verhindern, daß dieser Aufsatz in die Hände der Königin gelange. Vidal und sein Schwager Mon, auf welche die Opposition rechnete, stehen im Geheimen auf Seile der Regierung. Letzterer ist sogar unter dem Vor wande, der Königin Amalia seine Aufwartung machen zu wollen, nach Andalusien gereist, um nicht genöthigt zu sein, die beiden erwähnten oppo sitionellen Aktenstücke mitzuunterzeichnen. Seit vorigem Sonntag halten die Minister täglich mindestens zwei Ministerräthe ab, den einen Nachmit tags unter sich, den andern, bei welchem die Königin den Vorsitz führt, am Abend. Der Staatsstreich hat gestern Abend mit der Verbannung der Oppositionshäupter begonnen, die heute ihre Fortsetzung gefunden hat. Bis- jeht beläuft sich die Zahl der Verbannten auf mehr als 36." Frankreich. V Paris, 24. Jan. Auf der türkischen Gesandtschaft wird der Krieg zwischen Rußland, Frankreich und England als unausweichlich betrachtet. Der Pforte sind durch die englischen und französischen Gesandten Mitlhei- lungen geworden, welche keine Zweifel mehr aufkommen lassen dürften. Die Nolificirungen des Pfortenministeriums an ihre Gesandten in Paris und London enthalten jene bestimmten Grenzen, innerhalb welcher der Krieg dtS Westens mit dem Norden Europas sich an die Geschicke der Türkei knüpft. Das von den türkischen Gesandten in Paris und London an die Regierungen gestellte Verlangen um militärische Hülfe gehört, wie selbstverständlich, nur zu den vorher bestimmten Formeln. In Konstanti- nopsl werden militärische Vorbereitungen zur Aufnahme der englisch-fran zösischen Hülfsarmee getroffen; hier und in London gehen die letzten Be fehle an die in voller Rüstung befindlichen zweiten Expcditionsflotten ab; die einzuschiffenden Truppen werden ein vollständiges und bedeutendes Ar meecorps bilden Nach den eingesendeten Planen des Generals Baraguay d'Hilliers und seines Stabes dürfte bereits bestimmt worden sein, daß ein zelne Abheilungen der vereinigten Armee bis zum Balkan vorgeschoben wer den. — Die öffentliche Stimmung ist sehr beunruhigt, daß die Regierung noch keine officielle Antwort aus die Proxosikionen im Moniteur ver öffentlicht, welche dem Petersburger Cabinet durch den Grafen de Reizet er öffnet worden sind. Die halbosficiellen Journale haben diese Propofitionen so oft al- den letzten Entscheid „ob Krieg, ob Frieden" proclamirt, daß man schon deshalb im hohen Grade gespannt ist, den Moniteur sich äußern zu hören. Graf de Reizet ist am 29. Dec. von hier abgereist, und man hatte erwartet, daß am 21.—23. Jan. die Antwort im officiellen Blatte würde gemacht werden. Großbritannien. - s-London, 23. Jan. Obgleich die wiener Friedensvorschläge erst am 13. Jan. abgingen und folglich frühestens erst am 19. Jan. in Petersburg ankommen konnten, hält doch die Times den Inhalt ihrer vor gestrigen Depesche aus Wien, daß der Zar nur direct mit der Pforte durch seinen Bevollmächtigten Gortschakow und zwar auf der Basis deS Men tschikow'schen Ultimatums unterhandeln wolle, für authentisch. Ohne Zweifel habe die österreichische Regierung den Zar längst von jedem diplomatischen Schritte der vier Mächte unterrichtet, um ihn allmälig auf die Wiener Conferenzbeschlüsse vorzubereiten, und ohne Zweifel habe Rußland die öfter reichische Negierung von seiner Absicht im voraus in Kenntniß gesetzt. So bald der Zar diese gebieterische Antwort den Mächten formell gegeben habe, werde natürlich alle Unterhandlung zu Ende sein und das Schwert Europas aus der Scheide fahren. Niemanden aber, raisonnirt die Times, habe Ruß land in diesem Falle übler behandelt als den wiener Hof. An Oester reich sei cs, vor allen andern Staaten, diese Behandlung zu rächen; denn Oesterreich sei während der ganzen Unterhandlung als der bevorzugte Vertraute des russischen Cabinets bekannt gewesen; durch Oesterreichs' Mund habe der Zar de» andern Mächten zu verstehen gegeben, daß er keine Gebietsvergrößerung im Schilde führe und daß er unterhandeln wolle. Dieser letztere Punkt sei im Wiener Protokoll vom 5. Dec. ausdrücklich her vorgehoben worden. Jetzt aber desavouire der Zar seinen Vertrauten und Vermittler; jetzt desavouire er auch die exnsiesten Betheucrungen, die Oe sterreich dem gcsammten Europa in Rußlands Namen gegeben habe. Jetzt endlich müßten die deutschen Höfe sehen, woran sie seien. Sie hätten sich ebenso feierlich wie der Westen gegen die Uebergriffe Rußlands erklärt; sie hätten wie der Westen gewünscht, ihnen durch diplomatische Vermittelung ein Ziel zu setzen, und sie müßten jetzt einsehen, daß Rußland „alle Friedensvor schläge verlache und nur durch Krieg zum Frieden gezwungen werden kann. Unter diesen veränderten Umständen ist es an den deutschen Höfen, die Wirkung dieses gegen ihre nächsten Interessen, ihre Unabhängigkeit und ihre Consequcnz geführten Schlages wohl zu bedenken. Wir hoffen zuversicht lich, sie werden sich ihre Stellung noch einmal überlegen; England und Frankreich haben sich bereits entschieden. Nicht uns, sondern Oesterreich und Preußen gilt diese letzte Erklärung des Zar und an sie ist dieselbe vorzugsweise gerichtet." — Die Morning Post sagt: „Da die Admirale der vereinigten Flotten Befehl haben, jedes russische Schiff, daS ihnen be gegnet, nach Sewastopol zurückzuweiscn, und da es gewiß scheint, daß die ganze russische Flotte im Schwarzen Meere kreuzt, so dürften die nächsten Berichte aus jener Gegend interessant sein. Wir sind neugierig zu sehen, wie die russische Armada, die um zwei Schiffe stärker ist alS die westlichen Geschwader, dem Befehl einer Seemacht gehorchen wird, die nach der triester Kundmachung als gute russische Prise anzusehen ist; denn Flotten, welche türkischen Transportschiffen zur Verstärkung türkischer Besatzungen als Bedeckung dienen, gehören doch offenbar in die Kategorie «neutraler Fahrzeuge, die Kriegsbedarf an Bord führen» und deshalb «ehrliche Prise» sind. Wir werden jedoch kaum solche Kühnheit an russischen Admiralen erleben; sie werden gewiß die Marschroute nach Sewastopol in aller Eile einschlagen, sonst wäre das unfehlbare Resultat, daß Alles, was von ihnen übrig bliebe, nach Konstantinopel bugsirt würde als vollkommene «materielle Garantie» für die unbestrittene Herrschaft der westlichen Mächte auf dem Schwarzen Meere. — In Dublin soll morgen Abend ein großes anti russisches Meetingstattfinden. Endlich hat auch die Friedensgesellschaft von den orientalischen Wirren Notiz genommen und den löblichen Ent schluß gefaßt, die Welt zu retten. Eine Friedensdeputation ist vor kurzem von hier nach Petersburg abgereist, um dem Kaiser ihre schiedsrichterliche Vermittelung anzubielcn. Sie besteht aus den HH. Joseph Sturze aus Birmingham, Henry Pease aus Darlington und einen, Gentleman aus Bristol, dessen Name uns unbekannt ist. Sie soll eine ganze Schiffs ladung von Elihu Burritt's superfeinen „Olivenblättern" mit sich führen. Aus allen Häfen und von sämmtlichen Militärstationen des verrinig- ten Königreichs lausen Nachrichten ein, daß thätige Vorbereitungen zum Kriege gegen Rußland, der in militärischen Kreisen für unausweichlich gehalten wird, getroffen werden. So heißt es heute, daß der Cumberland, 70 Kanonen, Flaggenschiff des Viceadmirals Sir G. T. Seymour, des Commandeur-en-Chef in Westindien, Ordre erhalten habe, sofort nach Eng land zurückzukehrcn, und daß dasselbe zugleich mit dem Boscawen, Flaggen- schiff des Admirals Taushawe, dazu bestimmt sei, die eventuelle Östseeflotte zu verstärken. Der Kriegsdampfer Volcano, der aus Afrika erwartet wird, soll dieselbe Bestimmung haben. Es wird ferner gerüchtswcise gemeldet, daß außer den 20,000 irischen Milizen noch 10,000 Mann von der schottischen Landwehr einberufcn werden sollen, um die etwa nach dem Mittelmeerc ab zusendenden regulären Truppen im inländischen Dienste zu ersetzen. Gewiß ist es, daß von den bemannten Schiffen kein einziger Matrose ausbezahlt wird, wird. — Die englischen Blätter citircn eine Rede, welche der Eontreadmiral Richard Dundas, einer der Lords der Admiralität, kürzlich am Bord der