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178 gen seiner Huld, die er dem Orden schenkt, wiederholt hat.» Welch hohen Werth dem Bunde gegenüber dieser Abend habe, sprach der Prinz von Preußen wiederholt au«: »Meine« Sohnes Zukunft, wenn sie ihn am Le ben erhält, wird dem Orden für lange Zeit eine Bürgschaft für den kräf tigsten Schuh sein; aber freilich nur dann, wenn Sie dabei verbleiben, die reine Lehre unverbrüchlich zu bewahren», und in den Erwidcrungsworten auf den Proteetortoast heißt eS: «Heute nehme ich gern Ihren Dank an, kenn ich weiß, daß durch die Zuführung meines Sohnes in unsern heiligen Orden demselben für fernere Zeiten der sicherste Halt gegeben wird. Mö gen Sie und alle diejenigen Brüder, welche in diesem Augenblicke noch nicht den Gegenstand der gegenwärtigen Feier kennen, durchdrungen sein von dem Bewußtsein, daß mein Sohn der Erbe meiner Gesinnungen für unsere Verbindung sein werde, und daß dem Orden der Segen nimmer fehlen könne, welcher aus einem solchen Bunde nothwcndig hervorgehcn muß.» Und diese Gesinnungen, sic sprechen in klarer, über die Ordens kreise weit hinausreichcnder, in sittlich schwerwiegender Bedeutung sich aus in den Schlußworten des Protektors an seinen Sohn: «Es gibt nur Einen Ausgangs- und Einen Endpunkt für das Leben des Menschen, der das Höchste lebhaft und ungetrübt erkannt hat — zu dem richtigen Verständniß dieses Einen, Nothwendigcn wird der Orden dich führen, wenn cs dein stetes Bemühen sein und bleiben wird, die heiligen Lehren in dich aufzu- nchmen, wenn du sic »ur That und Wahrheit wirst werden lassen. Es fehlt nicht an lauten Stimmen, die außerhalb des Ordens stehen und sich bemühen, denselben zu verdunkeln und zu verdächtigen; wie ich Niemand ein Recht zugestchen kann, über den Orden abzusprechen, der ihn nicht kennt, so werde ich auf Grund der mir gewordenen Erkenntniß nie solchen Stim men ein Gehör schenken. Möge auch deine Zukunft den Beweis geben, daß du mit klarem und ungetrübtem Blick zu sichten und den Orden zu ver- lheidigen wissen wirst. Man greift den Orden an, weil er sich in Geheim nisse hüllt und man zu bequem ist, sich davon zu überzeugen, daß dies jetzt noch nothwcndig ist; wie cs in der Art Derer liegt, welche zertrümmern wollen, daß sie mit Oberflächlichem sich begnügen, so dringen auch in die sem Fall die Gegner nicht tiefer ein, um eben absichtlich nicht eines Bes sern belehrt zu werden. Sei und werde du also dem Orden ein starker Schutz, dann wird nicht allein deine eigene Zukunft eine gesicherte sein, son dern du wirst überhaupt das herrliche Bewußtsein in dir tragen, dahin ge strebt zu haben, das Wahre und Gute um dich verbreiten zu wollen.»" — Um die Uebersicht der politischen periodischen Presse bei der Centralverwaltung stets gesichert zu erhalten, hat, wie das Korrespondenz- Bureau mittheilt, das Ministerium des Innern durch Verfügung vom 16. Ian. sämmtlichc königliche Regierungen angewiesen, künftig in jedem einzel nen Falle, wo eine neue politische Zeitung oder Zeitschrift entsteht, über de ren Tendenz und Verbreitung sowie über die Person des Herausgebers oder Redacteurs sofort zu berichten. — Aus Magdeburg vom 23. Zan. berichtet die Magdeburger Zeitung über die Schließung der dortigen Freien Gemeinde: „Am gestrigen Sonntage sind drei Versammlungen der Freien Gemeinde aufgelöst worden. Vormit tags 9 Uhr, als Prediger Uhlich sich eben auf die Redncrbühne begeben hatte, trat der Polizeicommissar neben ihn und erklärte im Namen des Kö nigs die Versammlung für geschlossen. Nachmittags begann Orgel und Gesang, ehe Prediger Sachse kam, und der Polizeibeamte sprach die Schlie ßung nach dem ersten Gcsangsverse aus, nicht ohne tiefe Aufregung in der Gemeinde. Abends ward die Versammlung des Lesezimmers aufgelöst. Der Gemeindeversammlung am Mittwoch ward ihre Auflösung mit folgenden Worten angekündigt: «Da die hiesige Freie Gemeinde zur Zeit als ein Verein im Sinne des tz. 2 des Gesetzes vom 11. März 1850 nicht ange sehen werden kann und daher auch nicht berechtigt ist, von dem ihr nach dem gedachten Paragraphen bisher zugestandcnen Versammlungsrechte Ge brauch zu machen, so wird derselben auf höhere Anordnung hiermit eröffnet, daß ihre Zusammenkünfte unter gegenwärtigen Umständen nicht ferner ge stattet werden können. Magdeburg, 18. Jan. Polizeidirector und Landrath v. Gerhardt.» Die gegenwärtigen Umstände sind jedenfalls die, daß die Gemeinde gegenwärtig keinen Vorsteher hat, indem die nach zweimaliger Pfändung des nun abgetretenen Vorstehers Gewählten ihr Amt nachein ander niederlegten, als die bereits ausgesprochene dritte Strafankündigung sofort auf sie angewcndet wurde. Heute ist dem Castellan des Gemeinde hauses bei Geld- oder Gefängnißstrafe angedeutet worden, daß er Nieman dem das Haus aufschließen dürfe. In den letzten Tagen sind seitens der Gemeinde mehre Klagen bei Gericht eingereicht, und eS wird sich bald ent scheiden, ob die gesetzlichen Mittel, zu deren Anwendung gegen die ursprüng liche Foderung der Polizei die Gemeinde ihre Aeltesten beauftragt hat, er schöpft sind und ob die Gemeinde lediglich den Anordnungen der Polizei untersteht." Baiern, -j-München, 23. Jan. Im Regierungsblatt wird eine neue, zwischen Baiern und Württemberg abgeschlossene Ucbereinkunst, be» züglich derVerfolgung von Verbrechern, bekannt gemacht, durchweiche, oen Bestimmungen einer altern Stipulation vom Jahre 1831 entgegen, die Befugnisse der beiderseitigen Sicherheitsorgane „im Interesse der Bewirkung größerer Sicherheit" wesentlich erweitert werden. Von nun an werden die resp. Sichcrheitswachen im Grenzgebiete des andern Staats bezüglich „sicher- heitsgcfährlicher oder verfolgter" Individuen nicht nur Erkundigungen ein- ziehen und die Spuren derselben weiter verfolgen können, sondern sie sind auch ermächtigt, gccignetenfalls selbständig zu Verhaftungen zu schreiten. Doch haben sie hierbei der nächsten Sicherheilsbehörde des fremden Staats sofortige mündliche Mittheilnng des Sachverhalts zu machen, sowie den fest- genommencn Verbrecher vor dieselbe zu führen. Eine HaussuchnnH auf fremdem Gebiete vorzunehmen ist zwar keiner Sicherheit-wache eri-E; auf Verlangen einer Polizeibehörde des einen Staats sind indessen die Wicher- hcitsbchörden des andern befugt, in den, Grenzgebiete de« erstem bei Ele- mentarerrignissrn und im Interesse der Sicherheit überhaupt dienstliche Func tionen zu übernehmen. — Aus Niederbaiern wird wieder ein hübsches Stückchen „naturwüchsigen Unverstands" gemeldet. Nachdem in der Nähe von Straubing erst unlängst mit Teufelaustreibungen und dazu gehörigen, auf den Geldbeutel der Dummheit berechnetem HocuSpocu« arger Unfug ge- trieben worden war, sodaß, wenn wir nicht irren, auch die Behörde sich zum Einschreiten veranlaßt sah, fiel cs einem Manne au- der Gegend bei, einem ihm miSliebigen, aber sonst allgemein geachteten Oekonomen durch Ausbeutung jenes Aberglaubens einen Streich zu spielen. Zu diesem Be- Hufe wußte er das Gerücht zu erregen, daß der bewußte Teufel nunmehr in dem Dorfe Ast auf dem Hofe des Bauern N. N. seinen Wohnsitz auf- geschlagen habe, um diesen für seine „Hartherzigkeit gegen Arme" zu züch tigen. Schon drei Tage lang Hause der Teufel auf jenem Hofe und alle Versuche, ihn zu bannen, seien vergeblich gewesen. Und die guten Leute rings umher? Nun, eine nicht geringe Zahl fand cs plausibel genug, daß der Mann hartherzig sein müsse, weil doch einmal der Teufel bri ihm einge zogen sei, und so verfügten sich ganze Scharen von Neugierigen, sogar aus der Stadt Straubing, und natürlich bei Hellem Tage nach Ast, um sich diese Teufclsgeschichte in der Nähe zu besehen und den Teufel bei eigener persönlicher Sicherheit womöglich ein wenig kennen zu lernen. Das Djng wurde so arg, daß der Besitzer des fraglichen Anwesens förmlich Machen ausstellen lassen mußte, um die Zudringlichen von seinem Eigenthum fern zuhalten. — Wie sich die Augsburger Abendzeitung aus München schreiben läßt, hätte die Hypotheken- und Wcchselbank beschlossen, auf Papiere eini ger auswärtiger Staaten keine Darlehen mehr zu geben. Freie Städte. Hamburg, 23. Jan. Der noch immer anhaltende Conflict der Schiffs bauer nimmt die Aufmerksamkeit unserer Obrigktiten im hohen Grade in Anspruch. Nachdem der Polizeiherr vergebliche AuS- gleichungsvcrsuche gemacht, hat soeben die Commerzdcputation die Streit sache in die Hand genommen, um zwischen den Parteien das Schievsrich- tcramt auszuüben. Infolge dieses Auftretens haben auch bereit- die Baasen die Concession gemacht, daß sie die bisherige Tageslöhnung um 2 Schill, erhöhen wollen, die Aimmergesellen bestehen aber noch auf ihrem ursprüng lichen Steigerungssatz von 6 Schill., zwar nicht für die Dauer, aber doch so lange, bis sie den versäumten Verdienst nachgeholt haben. — Mehre hie sige Kaufleute sollen sich in einer Versammlung das gegenseitige Wort ge geben haben, dem Schmuggel zwischen den beiderseitigen Elbufern nicht nur nicht förderlich, sondern ihm noch dadurch hinderlich zu sein, daß sie mit Personen, welche des Paschhandels auch nur verdächtig sind, alle Fäden ihrer Verbindungen abschneiden. Sie glauben dies dem Rufe Hamburgs wie dem redlichen Geschäfte, welches darunter leidet, schuldig zu sein. (Wes.-Z.) Oesterreich. Wir finden in der Freimüthigen Sachsen-Zeitung folgenden Artikel aus Oesterreich: „DieNachricht von der Erwerbung eines Nord- seekriegshafcns durch Preußen hat bei uns allerdings Sensation gemacht, aber keine unangenehme. Im Gegentheile freuen sich alle Freunde des deut schen Gesammtvaterlandes, daß Preußen nun in den Stand gesetzt ist, seine wohlwollenden Plane zum Schutze der deutschen Küsten und der deutschen Schiffahrtsintereffen in das Werk setzen zu können, waS ohne einen preu ßischen Rordseehafcn in nicht so umfassender Weise möglich gewesen wäre wie jetzt. Doppeltes Lob verdient Preußen, daß es in einem Momente, wo cs nicht zu den Unmöglichkeiten gehört, daß seine Finanzen demnächst mehr als gewöhnlich in Anspruch genommen werden, den erfoderlichen gro ßen Aufwand zur Herstellung eines KriegShafens an der Nordsee nicht scheut. Ucbrigens hat Preußen die nun glücklich zu Ende geführten Unterhandlun gen mit Oldenburg vor unserer Regierung keineswegs in den Schleier deS Geheimnisses gehüllt." — Der Wiener Börsenbericht vom 24. Jan. sagt: „Die Behaup tung, daß aus Petersburg sehr günstig lautende Nachrickttn da seien, welche Grund zu den bestimmtesten Friedensaussichten gewährten, erhielt sich auch heute und bewirkte namentlich gegen die Mitte der Börse «ine allgemeine und bedeutend« Besserung der Eur-verhältnisse. Zum Schluss« ergab sich eine Reaction nach jeder Richtung." Sk chw e iz. Bern, 23. Jan. Die eine Hälft« der Hochschulrommission hat dem Nationalrath heute einen völlig umgearbtittten Gesetzentwurf vorgelegt, in welchem die deutsche FacultätSeinrichtung verworfen und der Vorschlag zur Vereinigung der Polytechnischen Schule mit der Universität in der Weise gemacht wird, daß beide Anstalten in einer und derselben Stadt bestehen sollen. Heute kam nach einer sehr bewegten Debatte der Vorschlag zur Ab stimmung und die Bereinigung wurde mit 55 gegen 38 Stimmen beschlossen. Der Artikel des neuen Gesetzentwurfs, welcher heute berathen wurde, lautet: „Es wird ein« eidgenössische Universität und Polytechnische Schule errichtet. An der eidgenössischen Universität besteht: 1) eine Schule für das höhere Studium: a) der exacten Wissenschaften, b) der moralischen und politischen Wissenschaften, o) der Litcrarwissenschaslen; 2) eine katholisch-theologische Facultät, welche, wenn die Umstände eS als angemessen erscheinen lassen, in eine andere Oertlichkeit als die Universitätsstadt verlegt werden kann; 3) eine protestantisch-theologische Facultät; 4) eine juristische Facultät 5) eine me°