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Donnerstag. u»üu^:kk' si. Di. seitt», «rlcheint mit -»«nähme de« Montag täglich und wird Nachmittag« -1 Uhr au«, gegeben. Wrets für da« Biertel, fahr >'/, Lhlr.; jede ein zelne Stummer 2 Ngr. Rt 22. 20. Januar 18S4. Zu beziehen durch alle Postämter de» Zn- und -»«lande«, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Sir. 8). rKnsertion-gebühr .Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz,» d-^umnn-rZeile Deutsche Mgcmeine Zeitung ive«tschla«d Frankfurt, 22. Jan. Unter vorstehendem Datum schreibt man der Karlsruher Zeitung: „Die neue Nole, welche der französische Gesandte dem Deutschen Bunde in Betreff der orientalischen Angelegenheit commu- nicirt hat, soll nach Angabe Solcher, denen eine Einsicht in dergleichen Aktenstücke gestattet ist, doch nicht so friedlich lauten, wie eS anfäng lich hieß. Es ist zwar, wie versichert wird, davon die Rede, daß auf Grund von Mittheilungen des Cabinets von Petersburg im Allgemeinen auf die Erhaltung des Friedens gehofft werden könne; zugleich soll aber das französische Cabinet erklären, daß es der Foderung Rußlands, das all einige Schutzrecht über die griechischen Christen der Türkei zu üben, seine Zustimmung versagen werde. Wie der Kaiser von Rußland ein Protecto- rat über die griechischen Christen beanspruche, so müsse auch einer römisch- katholischen und einer evangelischen Macht das Schuhrecht über die katho- lisch«« und evangelischen Christen, die in der Türkei leben, eingeräumt wer den. Wir geben diese Notizen, ohne für deren Richtigkeit im Einzelnen tinzustehen." Preußen. F Berlin, 24. Jan. Von welcher Seile man auch den neuen preußischen Kriegshafen im Oldenburgischen belrachlet,gleich viel ob von der deutschen allgemeinen oder der besondern preußischen Seite, überall empfiehlt sich der diesfallsige Plan. Eine dort aufgestellte Kriegs- flotille deckt nämlich die ganze deutsche Nordseeküste von einem Centralpunkte aus und beschützt durch seine Nähe an den Mündungen der Elbe, Weser und Ems den ganzen norddeutschen Handel. Von preußischer Seite er scheint das neue Hafenetablissement ebenfalls zweckmäßiger als das bei Cux haven früher projectirte. ES gewährt nämlich den preußischen Kriegsschiffen eine weit größere Sicherheit. Der letztere Hafen wäre weit weniger gegen den Feind geschützt gewesen und bei einer plötzlichen Landung mit bedeu tenden Streitkräften hätte derselbe unsere Seemacht zerstören können, ehe aus dem entfernten Preußen Hülfe hätte kommen können. Die natürliche Lage des gegenwärtig gewählten Hafens ist dagegen weit gesicherter. Der Eingang in den Jahdebusen ist nämlich von der Art, daß er durch Forts, an beiden Seilen desselben angelegt, wie durch die Dardanellen beschützt werden kann. Ueberdies steht dann auch noch der Rückzug in den Jahde busen selbst frei. Westfalen und besonders Minden ist nicht weit entfernt und es können von da leicht und schnell preußische Truppencorps unserm Hafen zu Hülfe kommen. Besonders wird dies durch eine zu erbauende und an die nicht ferne Köln-Mindener sich anschließende Eisenbahn leicht er möglicht werden. Es steht zu hoffen, daß bei dem Nutzen, welchen dies Seeetabliffement dem ganzen nördlichen Deutschland verspricht, die angren- zenden Staaten, besonders Hannover, Alles thun werden, was die Com- munication des preußischen Staals mit diesem isolirten Punkte desselben befördern kann. Allerdings sieht England dadurch die Absicht, aus welcher es uns 1815 OstfrieSland entzog, vereitelt. — Es ist mehrfach die Behauptung aufgestellt worden, daß das Pe tersburger Cabinet, gestützt auf eine ihm angeblich aus den agnatischen Verhältnissen erwachsende Berechtigung, sich bereits mit einem Proteste ge gen die Erwerbung eines preußischen Kriegshafens im Jahdebusen beschäftige. Di« Rational-Zeitung ist durch zuverlässige Mittheilungen in den Stand gesetzt, diese Behauptung für grundlos zu erklären. Es sind bei den Unterhandlungen über den Vertrag alle Einwendungen bereits in Betracht gezogen worden, die von andern Seiten gegen denselben erhoben werden könnten, und der Abschluß ist nur erfolgt, nachdem man die Ge wißheit gewonnen,, daß die Durchführung ein Hinderniß dieser Art nicht erfahren werde. Namentlich ist von Rußland ein Einspruch keinenfalls zu erwarten. — Di« I. Kammer hat in ihr«r gestrigen Sitzung dem Gesetzentwurf wegen einer Zinsgarantie für die Breslau-Posen-Glogauer Eisenbahn die Ge- nehmigung ertheilt und sodann das Gesetz wegen der Pflichten des Gesindes nach d«n Commissionsvorschlägen angenommen. Vorher legte der Minister des Innern zwei schon früher angtkündigte Gesetzentwürfe vor, von denen d«p «ine, .die ländliche Polizeiverwaltung betreffend, sich nur auf die sechs östlichen Provinzen erstreckt. Der öffentlichen Sitzung folgte eine geheime, in welch«?, wie man glaubt, Mittheilung über eine an den Prinzen von Preüßen gesendete und von diesem empfangene Deputation gemacht werden sollte. — Die österreichischen Zollbehörden haben, wiedas berlinerCor- respondenz-Bureau schreibt, sowol nach Berlin als nach Leipzig Bücher- ballen zurückgcschickt, weil sie einen Nachweis der ditsseitigen resp/der sächsischen Steuerbehörde darüber verlangten, daß die versendeten Bücher- ballrn Gegenstände des freien Verkehrs find. Di« Steuerbehörden verwei- gern «ln« Bescheinigung hierüber, da sie nur von denjenigkn Gegenständen Kenntniß nehmen, welche einer Besteuerung unterworfen sind, nicht aber von steuerfreien Handelsartikeln. Die Preßpolizeibehördcn, an welche die Steuerämter die Reclamamen gewiesen haben, erachten es, wie das Corre- spondenz-Bureau hört, ebenso wenig als in ihrer Kompetenz liegend, die gewünschten Bescheinigungen auszufertigcn. Die leipziger Buchhändler haben sich an den österreichischen Generalkonsul daselbst gewendet; in Berlin wer den Schritte an den Finanzminister versucht werden. — Aufmerksamkeit erregt die Ankunft deS Generaladjutanten des Kö nigs, Generallieutenants v. Wedell, aus Luxemburg, und man spricht von Berathungen im Kriegsministerium, denen die ausgezeichnetsten Oberoffiziere der aktiven Armee beiwohnen sollen. — Man schreibt der Weser-Zeitung aus Berlin vom 21. Jan.: „Die letzte große Karavane von DamaScus hat bei ihrer Rückkehr von Mekka die aufregende Nachricht mitgebracht, daß auf Mohammed'S Grabe ein Brief des Propheten an Se. kaiserliche Majestät den Sultan gefunden s«i, worin ihm der Sieg über die Russen verheißen wird. Der Brief soll so- fort nach Konstantinopel eingeschickt sein. Bis dort seine Echtheit festge stellt ist, begnügen sich Ihre Leser vielleicht mit einem minder bedeutsamen, aber auch minder bestreitbaren Aktenstück, nämlich mit folgendem Citat aus Görres' Rheinischem Mercur vom März 1814, das also lautet: «Alle Kniffe und Ränke der Diplomatie werden an dem gesunden Verstände des türkischen Volks zuschanden werden, das ehrenvoller wie viele andere in der neuen Geschichte steht. Wir schelten sie Barbaren, während wir selbst, nachdem wir einmal durch die Bewegungen der Zeit aus dem weichlichen Leben gerissen waren, uns als ärgere Barbaren denn sie gezeigt. Sie ha ben immerdar Treu und Glauben gehalten, während Alle um sie her .treu los an ihnen handelten. Alle hielten es für tugendhaft, sie aus Europa zu vertreiben, und doch brachten sie nicht so viel Redlichkeit zusammen als nö- thig gewesen wäre zur Einigkeit, um zu diesem Zwecke zu gelangen. Jene verschmitzte, nichtswürdige Politik der europäischen Cabinete haben sie nie ge kannt; arglos und einfältig, aber keineswegs dumm behandelten sie die öffentli chen Angelegenheiten. Geradeaus schritten sie durch die Gewebe, womit man sie umstellt, meist ergreifend das Rechte und Wahre aus innerm In stinkt, oft betrogen, aber immer nur weil sie ohne Falsch allzu viel getraut. Dann endlich, wenn ihnen die Geduld gerissen, brachen sie freilich los mit Ungestüm und wußten sich gar wohl zu verlheidigen mit Geschick und Muth, daß die Philisterei, die sie für eine sichere Beute gehalten hatte, verwundert aufsah bei dem unoermutheten Widerstand. Ihre alte Geschichte hat große Züge, wie ein kräftiges Volk nur sie geben kann. Ihre Janitscharen waren einst die besten Soldaten der Welt, sie haben noch vom allen Muth« nichts, wenn auch einiges vom alten Geschicke eingebüßt. Wer sie recht zu brau chen weiß, wird noch immer Wunder mit ihnen thun können.»" — Im Jahre 1849 wurde vor den Barrikaden in Elberfeld ein Haupt- mann. v. Uttenhofen vom 16. Infanterieregiment, dessen Chef der damalige Reichsverweser ist, an der Spitze seiner Compagnie erschossen. Seine Witwe klagte gegen die Stadt auf Gewährung einer Pension, und die Stadt, welche in allen Instanzen dagegen auftrat, wird sich ihrer Verpflichtung nun nicht länger entziehen können, da ihr Cassalionsrecurs verworfen und damit der Pensionsanspruch endgültig festgestellt ist. — Der Spener'schen Zeitung wird aus Gnesen vom 15. Jan. geschrie- ben: „Im verflossenen Jahre wurden hier zwei Brüder eingeliefert, welche sich unter dem angenommenen Namen Walliszewski im Kreise Jnowraclaw ansässig gemacht hatten, nachdem sie erst im Jahre 1848 die Grenze pas- sirt, die Schlachten bei Miloslaw und Lions mitgcmacht, gefangen genom men und nach Küstrin abgcführt und dann des Landes verwiesen waren. Sie legitimirten sich später durch Taufscheine aus dem Kirchenbuche zu Mar» zenin. Der dortige katholische Propst wurde hierauf zur Untersuchung ge zogen, allein in erster Instanz vom hiesigen Kreisgcricht frcigesprochen. Di« dagegen eingelegte Appellation hat indessen ein anderes Resultat nach sich gezogen. Der Propst von Marzenin ist durch das in diesen Tagen «rgan- gene Urtel des Appellationsgerichts in Bromberg mit Verlust d«r National» cocarde cassirt, zu allen Aemtern unfähig erklärt und zu 5V Thlrn. Geld- büße, die beiden Flüchtlinge, als Mitwisser und Urheber des Verbrechens der Fälschung, zu einjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. Die Letztern ha- ben sich der Ausführung dieser Strafe durch die Flucht entzogen. — Eine andere, für die hiesigen Verhältnisse höchst wichtige Entscheidung ist kürzlich vom Obertribunal in Berlin ergangen: daß nämlich der Einwand, man habe nicht gewußt, daß Jemand ein polnischer Flüchtling gewesen, nicht von den strengen Strafen befreie, welche die hier geltenden Verordnungen auf die unterlassene Anmeldung von dergleichen Flüchtlingen androhen. Auf eine solche unterlassene Anmeldung steht nämlich im Wiederholungsfälle Ge- fängniß."