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188 Schwarz« Meer führt, glaubt der Kaiser Nikolaus erklären zu müssen, daß dies ein ... „Misverständniß" sein dürfte. Die Seemächte dürften nicht igno- riren, daß Rußland nicht mit ihnen, sondern mit der Türkei im Kriege istl ES ist mir gestattet, zu berichten, daß diese „ungeschickte Antwort", wie «in Mitglied des hiesigen Cabinets sagte, mit kaum verhohlener Geringschätzung in den Tuilerirn ausgenommen wurde. Man will aus dieser Sprache.zu nächst den Wunsch des Zar erkennen, daß Frankreich und England die Jni- liative zur Abberufung ihrer Gesandten, des Marquis de Castelbajac und des Sir Henry Seymour, ergreifen sollen. Diesem Umstande ist es auch zu- zuschreiben, daß Hr. v. Kisselcw auf dem vorgestrigen Hofballe sich mit auffallender Heiterkeit bewegte, als stände man an den Höfen von Pe tersburg, London und Paris am Vorabend eines glücklichen Ereignisses und nicht unglücksschwangerer Kriege, und als müßte der Repräsentant des Au tokraten beweisen, wie „Rußland tanzt", während Industrie und Handel des Westens Europas in Nöthen liegen. Der friedliche Ton der russischen Note hat außer diesem auch noch weitere Zwecke im Auge. Man möchte in Pe tersburg gern sehen, wie in officiellcn Kreisen behauptet wird, daß der eh- renwerthe Gesandte Englands früher als Hr. de Castelbajac seine Pässe neh men möchte. Es wurden in dieser Beziehung Hofintriguen sonderbarer Natur gesponnen, deren Fäden in den Tuilerien durch das Hotel des hiesigen russischen Gesandten und durch die Hände eines bei Ludwig Napoleon beliebten Friedens ministers laufen. Aber nach unsern Informationen dürfen wir mit Bestimmtheit annehmen, daß der Abgang des Sir Henry Seymour das Signal zum gleichzeiti gen Abgänge des französischen Gesandten ist. Endlich ist ein dritter Moment hervorzuheben, der maßgebend für die Höfe von Berlin und Wien sein soll. Der Kaiser von Rußland gedenkt durch seine höfliche, aufschiebende, das Ein laufen der Flotten als ein „Misverständniß" erklärende Note die Stellung Preußens und Oesterreichs durch einen diplomatischen Schachzug in der so genannten Neutralität zu befestigen, einer „Neutralität auf Zeit", wie die Ruffenfreunde sagen. Aber wir sind auch hier im Stande, Ihnen mitzu- theilen, daß die Negikrungen von Frankreich und England fortwährend auf der Dringlichkeitserklärung beharren, welche die englischen und französi schen Gesandten an den Höfen von Berlin und Wien in Bezug auf die westliche Allianz und auf die vorläufigen genauen Grenzen der Neu- tralität gestellt haben. Hr. v. Hatzfeld hat in dieser Beziehung In structionen erhalten, die er im Auswärtigen Amte mittheilte. Es geht aus seinen Eröffnungen hervor, daß Preußens Regierung auf die an gebotene Offensiv- und Defcnsivallianz nicht sofort einzugehen sich ent schließen darf, aber daß sie geneigt ist, das Verfahren Oesterreichs zu be folgen, welches die gemeinsame Politik Deutschlands in erster Linie reprä- sentirt. Sobald sich Oesterreich entschließt, der Allianz beizutrcten, so wird Preußen nicht ermangeln, Dasselbe zu thun.... Wir dürfen nicht verschwei gen, daß in höhern Regionen diese Mittheilungcn ungenügend erschienen, weil man der Haltung Oesterreichs gewiß zu sein scheint. — Der Moniteur bringt gegen seine Gewohnheit und folglich wol nicht ohne Absicht die Antrittsrede des nordamerikanischen Gesandten bei der Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens zur Oeffentlichkeit. Die selbe lautet: Sire! Ich habe die Ehre, einen Brief des Präsidenten der Vereinigten Staaten an Ew. Maj. zu überreichen, der mich als außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister meines Vaterlandes bei Ihrem kaiserlichen Hofe beglaubigt. Ich ergreife diese Gelegenheit, um Ew. Maj. der Freundschaft der Vereinigten Staaten sowie ihrer Wünsche für Ihr Glück zu versichern; ich füge hinzu, daß meine Instructionen mir vorschreiben, mich stets zu bemühen, die Interessen und die Wohl fahrt der beiden Nationen aufrechtzucrhalten und zu entwickeln. Ich freue mich, diese Pflicht in Gemeinschaft mit der Regierung und dem Volke der Vereinigten Staaten zu erfüllen. Ich kann nie vergessen, daß Frankreich der thätige Freund und Bun desgenosse meines Vaterlandes zur Zeit seiner Schwäche war und daß von ihm die Vereinigten Staaten durch einen ehrenvollen Vertrag Louisiana und die Mündungen des Mississippi erworben haben. Wir sehen mit Bewunderung die gegenwärtige außerordentliche Wohlfahrt Frankreichs. Indem ich durch mein officielles Verhalten dazu beitrage, ein herzliches Wohlwollen zu unterhalten und die geselligen und Han dels-Beziehungen mit diesem Lande auszudchnen, werde ich nur die Absichten des Präsidenten verwirklichen. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich dazu Mitwir ken kann, die Bande gegenseitigen Interesses und dauerhaften Friedens zu befesti gen, die glücklicherweise zwischen den beiden Nationen bestehen. — Der Jndependance belge wird unterm 23. Jan. aus Paris geschrie ben : „Man theilte mir heute mit, oder vielmehr man versicherte mich, daß Oesterreich und Preußen am 15. Jan. an den Zar eine ausnehmend lebhafte und von ihnen gemeinsam unterzeichnete Note abgeschickt hätten, worin geradeheraus gesagt sei, daß es unmöglich sein würde, ihn zu un terstützen und daß, falls die Ereignisse entschieden die Wendung nähmen, welche man befürchte, Oesterreich und Preußen fest entschlossen seien, Frank reich und England zu folgen." Der Correspondent bemerkt noch, daß ihm das Vorstehende „hohen Orts" versichert worden sei. Eine Correspondenz desselben belgischen Blattes vom gleichen Datum will gleichfalls wissen, daß Oesterreich und Preußen sich Frankreich und England vollständig nähern. Großbritannien. London, 23. Jan. Dem Scotsman zufolge ist die neue Reform- bill jetzt in allen ihren Theilen vollständig ausgearbeitet; dieselbe hat jetzt die Zustimmung aller Cabinetsmitglieder, die der Lords Palmerston und Lansdowne eingeschlossen. Wie man hört, schlägt die Bill vor, einer gro ßen Menge kleiner Boroughs (man sagt zwischen 5V und 70) das Recht, der selbständigen Vertretung im Parlamente zu entziehen und das Wahl recht erheblich zu erweitern. Jedoch wird die Fünf-Pfund-Qualifikation (d. h. das Wahlrecht für Diejenigen, welche eine Wohnung von 5 Pf. St. Miethwerth innehabcn) für die Boroughs nicht allgemein cingcführt wer den. — Der Bischof von Oxford und Lord Aberdeen haben in Betreff der Errichtung des Bischofssitz«- in Jerusalem «in«n jetzt »nnchUnBlät- tern veröffentlichten Briefwechsel geführt, auS ipm Hervor-Ht^ä-H mit je ner Maßregel durchaus keine Beeinträchtigung r der, gtie«hffch«»< ättsche im Oriente beabsichtigt gewesen ist. — Der Cumberland von 70)Kanoa«n, welcher die Flagge des Viceadmirals Sir S. Skympur, der Commandanten der britischen Flottenstation in Westindien, führt, .wild binnen kurzem nach England zurückkehren. Der RoScawen, von 70 Kanonen, welcher,^« Flagge des Contreadmirals Franshawe führt und den Cumberland j ablasen sollte, wird nicht nach Westindien gehen, sondern mit diesem, zur Bildur^ einer Flotte für die Ostsee dienen. Der Capitän John Robb ist zum Komman deur des zweideckigen Schraubendampfers Cäsar von 91 Kanonen und 400 Pferdekraft ernannt worden. Es ist dies das dritte Linienschiff dieser Gxöße, welches Großbritannien auf der See hat. In einigen Tagen werden noch zwei oder drei solcher Schiffe ihre Maschinen erhalten. — Da« Schiff John Taylor, von 2000 Tonnen, welches den dubliner Hafen mit 675 Auswanderern verlassen halte, um nach Melburn« in Australien zu segeln, ist vorgestern bei der Insel Lambey in der Bai von Dublin infolge eines heftigen Sturms gescheitert. Mehr als 200 Menschen haben bei diesem Schiffbruche ihr Leben verloren. Belgien. »Brüssel, 24. Jan. Ein unerwarteter Zwischenfall rief in der Heu- tigen Kammer der Abgeordneten eine lebhafte, über drei Stunden währende Debatte hervor, an der sich die bedeutendsten Kämpfer beider Parteien, wie Piercot, Rogier, Theux, Frere, Orts, Loos, Berhaegen, Lacoste, Rduffrl, Dumortier und Andere, betheiligten. Adolphe Roussel alS Professor der hiesigen und Lacoste als Vertreter der löwener freien Universität erhoben Klage gegen das bisherige Prüfungswesen, indem die Regierung durch Ernennung des Präsidenten die Jurys direct beeinflusse und von dieser die Zögling« der Staats- vor jenen der freien Universitäten begünstigt würden; und da daS 1849er Gesetz, welches die Prüfungsjurys cinsetzte, ohnehin schon vor sechs Monaten rechtlich erloschen, so verlangten sie, daß Piercot in den nächsten acht Tagen einen Gesetzvorschlag betreffs eines neuen Prüfungssystems ein bringe. Hr. Piercot wollte dies aufs nächste Jahr verschoben wissen und vrr- theidigte, von Rogier und Andern unterstützt, sowol bas Princip deS 1849er Gesetzes als die Unparteilichkeit der Prüfungsjurys. Der Kampf wurde aber viel hitziger, a's durch eine Arußerung Rogier's, welche Lacoste sofort auf fing und zu widerlegen suchte, die Debatte speciell auf die freie (katholi sche) Universität zu Löwen gelenkt wurde. Liberalerseits wurde auf die abnorme privilegirte Stellung derselben hingewiesen, da sie vom Klexus geleitet und vom Staate ganz unabhängig, doch mehre Staatssammlungen und Stipendien besitze und derart viel besser gestellt sei als die brüsseler Uni versität, welche nur auf ihre eigenen Mittel angewiesen, und als die Uni versitäten zu Lüttich und Gent, welche vom Staate unterstützt, aber auch von diesem geleitet würden. Hr. Verharzen trug geradezu darauf an, daß der Staat dieser Anomalie endlich ein Ende mache und sein Eigenlhum von der löwener Universität reclamire. Die Sophismen der HH. Lacoste, Du mortier und anderer Klerikalen, welche bald ein gewisses Anrecht der löwe ner Universität an jene Staatssammlungen und Stipendien nachzuweisen, bald in der Unterstützung, welche die Stadt Brüssel der hiesigen freien Uni versität angedeihen läßt, ein Analogon für jenes Verhältniß zu finden such ten, wurden von den HH. Orts, Rogier, Verhaegen und Andern siegreich zurückgewiescn. Entscheidend war namentlich die ebenso klare als kräftige Beweisführung des Hrn. Frere-Orban, der übrigens um so leichteres Spiel halte, als selbst der klerikale Exminister de Theux jenes vorgebliche „An recht" der löwener Universität in Abrede stellte und eingestand, daß sie jene Sammlungen und Stipendien nur provisorisch und durch die Gnade des StaatS besitze. Hr. Piercot versprach noch im Laufe dieser Session den verlangten Gesetzvorschlag über die Prüsungsjurys einzubringen. Dänemark. Kopenhagen, 24. Jan. Nach einer Correspondenz der AarhpusAvis ist davon die Rede, daß von den Permittirten 15,000 Mann unter Hie Waffen gerufen und 10,000 Mann Rekruten ausgeschrieben werhcn sol len, um die Militärmacht auf Seeland zu verstärken. Huch war vpn einer neuen Anleihe die Rede, welche Nachricht ein Sinken der Curse der StaatS- papiere bewirkte. Skaßka«-. /X Posen, 25. Jan. Endlich gestehen es auch die polnischen Zeitungen ein, daß die türkischen Streitkräfte an der Donau von den Russen sehr unterschätzt worden find, indem sie ihnen weder die numerische Stärke noch die bewiesene Bravour und besonders die gute Anführung zugetraut haben. In dieser Auffassung liege der Grund; daß man nicht sogleich hin längliche Truppenmassen nach dem Kriegsschauplatz« geschickt habe, weshalb auch nicht entschiedenere Erfolge bisjeht hätten erzielt werden können. Nach dem man aber die Unzulänglichkeit der russischen Streitkräfte erkannt, seien nun so bedeutende Truppenmassen nach der Walachei geschickt worden, baß nunmehr jeder Zweifel an dem erwarteten Erfolge schwinde. Fürst Gor tschakow habe den Befehl erhalten, Kalafat um jeden Preis und so schnell wie möglich zu nehmen und dann unverzüglich mit der Armee üb«r die Donau zu gehen. Dieser Uebergang werde höchstwahrscheinlich bei Braila stattfinden und vom General LüderS geleitet werden. Was daS Einlaufen der Flotten der beiden Westmächtc in das Schwarze Meer anlangt, so berichten heute die polnischen Zeitungen, daß Fürst Mentschikow di« Ordre erhalten habe, die gesammte russische Flotte zusammenzuhalten, im Utbrigen aber durch die Anwesenheit der vereinigten Flotten im Pontus sich nicht beirren zu lass«», lägm. D wirb «ndl unbedingt nur DaS strationen binets sei; bleibe, al, land zu l Angriffen finden. ! energisch« der Aar ; versetzt w Krieg, her auSgespro, mit der,H Federung, Wiederher Mentschik im Lande nisterjum Gortschak« — Be waren die Notifica Am 15^ selben Ta Beschluß i begehren, den Voxfi ringt.; Un jener, web zen Meer, --'Dei 22. Jan! wesens ur zieren des 19. Jan. nrrallieute haben, di diesen St letzten Zci, equipägen fürsteNthür großes Au von Rußl, der größte neuorgams Walachei und zu Fi sr-^-Dar folgenden tungen dal vereinig zulaufen niß des ka für nöthig zu verlang geln, welä lang wird graphische der russisch stimmpng —' Die halten, da klärt^ habe, Dönaufürsi —D ie richt«» von Vorl>«reitm »eq. Har a, entgegcngff die Anträg treffen der kommen, i h-rgestellt i neutral bl« Truppen f Varna g«s Hafen an i wastopol.