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Freitag Di« Zeitung ^scheint mck Ausnahme de« Montag-täglich und wird Nachmittag- - Uhr au«- K«S»l«n für da» »irrtet, jahr l>^ Lhlr., jede ein zelne Nummer 2 Ngr. — Nr 5. 6 Januar I8S4 Zu beziehen durch alle Postämter de- In- und Au-landes, sonne durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). HinserlßEttOAeEÄlhi: «Wahrheit »ad »echt, Freiheit und GesetzI» denRaumeinerZeile DtllWe Mgcmtiilt Zeitung Deutschland. , Wir sind heule abermals ohne directe Nachrichten aus London uwd Paris. Aus nachstehender Korrespondenz geht der Grund dieser Ver zögerung hervor: - j-Kölll, 2. Jan. Der Wasscrstand des Rhein ist so enorm niedrig, daß die Dampfbooic die Ueberfahrt von einem Ufer zum andern nicht mehr versehen und die Schalken keine beladenen Wagen mehr aufnehmen können. Di« Güler müssen nun von den Stationen bis an das Rheinufer per Fuhre geschafft, dort in kleinere Schiffe eingeladen und am diesseitigen Ufer wie der per Fuhre abgeholt werden, was kostspielig und zeitraubend ist. Schlim mer noch als dieser Uebelstand ist aber, daß seit dem 27. Dec. die rhein- belgischen Bahnen durchaus keine Transitgüter nach Antwerpen und Offende mehr qngenommen haben, weil an diesen Häfen eine solche Uebersullung von Gütern war, daß die Bahn sie nicht mehr bergen konnte. Zwar ist dies heute wieder aufgehoben, seit dem 30. Dec. aber ist alle Verbindung mit Belgien und Frankreich unterbrochen, weil infolge des starken Schnee falls und der durch den Sturmwind entstandenen Verschüttungen die Com- munication mehrfach gänzlich unterbrochen ist. Man glaubte nun heute die Route wieder frei; leider aber kam diese Nacht wieder starker Schneefall mit Sturm, sodaß seit heute früh wieder alle Verbindung mit Belgien und Frankreich gehemmt ist und seit dem gestrigen Nachlzug weder ein anderer Zug hier eingctroffen noch einer von hier abgegangen ist. Es sind seiten der Eisenbahndircctionen alle Anstalten getroffen, die rhein-belgische Bahn wieder fahrbar zu machen; heute ging ein ganzes Bataillon Pioniere zur Wiederherstellung der Communication ab. Diese Calamitäten sind beson ders jetzt ungemein störend, als aus dem Norden Deutschlands ein starker Gütertransport via Havre und Antwerpen nach Amerika, durch den Schluß der Häfen von Hamburg und Bremen, . ic rhein-belgischen Bahnen transi- tirt, und arge Verspätungen sind die unausbleiblichen Folgen dieser von der Natur verursachten Calamitäten. Preußen. Berlin, 5. Jan. Die officiclle Preußische Correspondenz schreibt: „Bei der erhöhten Lebhaftigkeit, welche für den Verkehr des Zoll vereins mit den österreichischen Staaten in Aussicht steht, halten wir eS für dringende Pflicht, den inländischen Handelsstand auf die Bestimmungen über den Zwangscurs der österreichischen Banknoten in den österrei chischen Staaten aufmerksam zu machen, da die Unkenntniß derselben noch neuerdings einigen Rhedern bedeutende Verluste zugezogen hat. Es ist näm lich durch das kaiserliche Patent vom 2. Juni 1848 dem Papiergelde ein solcher Zwangscurs beigelegt, daß sogar in dem Falle, wo ein im Auslände ausgestellter und von einem Ausländer auf einen Ausländer gezogener, je doch in den kaiserlichen Erbstaaten zahlbarer Wechsel, mit Ausschluß jeden Papiergeldes, ausdrücklich auf baare Zwanzigkreuzerstücke lautet, der Wech- selschuldner berechtigt ist, die Zahlung in Banknoten oder Neichsschatzschei- nen nach dem Nennwerthe zu leisten. Bei einigen durch diese Verhältnisse veranlaßten Civilklagen Ihaben die österreichischen Gerichte, im Sinne jenes Patents, die Beschwerdeführer zurückwcisen müssen, obgleich Letztere die von ihnen im guten Glauben genommenen, auf Baarzahlung lautenden Wechsel nUr mit einem Verluste von 20 Proc. hatten verwcrthen können. Es ist daher dem betheiligten Publicum die äußerste Vorsicht bei Abnahme von Wechseln, welche auf Silbergeld zur Auszahlung im Kaiserstaate lauten, anzurathen, da der Wechselschuldner zur Baarzahlung gesetzlich nicht gezwun gen werden und der Gläubiger daher leicht in die Lage kommen kann, durch die im Kurse bedeutend unter Pari stehenden Banknoten einen ebenso unerwarteten als erheblichen Verlust zu erleiden." "V Berlin, 4. Jan. Die Verhandlungen der Gencralconferrnz der Zollvereinsstaaten werden am 6. Jan wiederaufgcnommrn werden. Es ist noch über etwa zwölf einzelne, zum Theil unbedeutende Gegenstände zu verhandeln, und man darf deshalb dem baldigen Schluffe der Konferenz entgegensetzen, da man sich überdem allseitig überzeugt hält, daß weitere Verhandlungen über bereits vorgelegene Gegenstände zu keiner erwünschten und nothwendigen Uebereinstimmung führen würden. Wie ich im Anfänge und im Laufe der Konferenz mehrfach und gegen alle Widersprüche ein nur geringfügiges Resultat in Aussicht stellen konnte, so ist es leider auch ein- getroffen, und die Geschichte dieser Konferenz hat es unzweideutig erwiesen, baß die SonderbundSbestrebungen nicht allerorts aufgegcbcn sind und daß «S solchen gegenüber als unmöglich erscheinen mußte, eine radicale Reform des Tarifs und der Zollgesetzgebung zustandezubringen. Es ist noch weniger er reicht als dies; denn mit Belgien ist der Vertrag nicht erneuert und mit Bre men ist ein solcher nicht abgeschlossen,was man hier gehofft hatte. In Betreff des belgischen Vertrags ist von neun ZollvereinSregierungcn die provisorische Ver längerung des Vertrags dringend befürwortet worden; von Preußen aber der einmal angenommene Standpunkt in der Sache festgehalten, nach wel chem Nur äuf Grund gegenseitiger Zugeständnisse der neue Vertrag begrün det werden solle. Preußen hält den Gesichtspunkt fest, daß ein so anoma les Verhältniß, wie bezüglich der Eisenzölle an seinen östlichen und west- lichen Grenzen bisher bestanden, nicht ferner fortzuführcn sei. Man kann sich unbedingt mit dieser Ansicht einverstanden erklären; aber es muß dabei auch hervorgehoben werden, daß die erwähnte Anomalie beseitigt worden wäre, hätte Preußen bei Gelegenheit der Berathung über die Eifenzölle sich dem Vorschläge von Braunschweig, der bekanntlich den Eingangszoll für Roheisen auf 7'/, Sgr. per Centner normirte, angeschloffen. Daß Preußen übrigens die Verhandlungen mit Belgien noch nicht ganz abgebrochen, dürfte sich aus dem Umstande ergeben, daß der Geheimrath Delbrück jeit seiner Rückkehr aus Amerika in dieser Angelegenheit angestrengt arbei tet. In den Transitzöllen tritt infolge des wiederholten Wider spruchs von Darmstadt keine Ermäßigung ein. Darmstadt ist auch einer Herabsetzung der Rheinzölle entgcgengetrcten, und es steht infolge dessen eine Verminderung des Verkehrs auf dem Rhein bevor. Die österreichische Re gierung hat wenigstens ihre diesjährigen amerikanischen Tabacke nicht den Rhein hinauf, sondern auf der Eisenbahn weiter gehen lassen. Was die Abhaltung einer Zvllconferenz in diesem Jahre anlangt, so ist diese Frage bisher hier noch nicht zur Erörterung gekommen. Es steht indessen zu erwarten, daß eine solche, falls man deren Abhaltung beschließt, nicht vor der in Wien stattfindenden Konferenz abgehalten werden wird. Vielleicht findet eine besondere Zollvcreinsconferenz in diesem Jahre überhaupt nicht statt, zumal es sicherm Vernehmen nach in Absicht liegt, daß die einzel nen Zollvereineregicrungen die Wiener Konferenz besonders beschicken. Die Bedeutung dieser Absicht ist ohne Zweifel in dem Bestreben, dem preußisch- österreichischen Vertrage eine weitere Ausdehnung und Ausbildung zu ge ben, zu suchen. — Die Nalional-Zeitung theilt „aus zuverlässiger" Quelle mit, daß von Seiten Preußens gegenwärtig bereits mit Schweden und Dänemark Unterhandlungen für den Fall eines Seekriegs angeknüpst sind, um eine ge meinschaftliche Erklärung über die Rechte der neutralen Flaggen zu erlassen. — In der Sitzung der II. Kammer am 4. Jan. legte der Finanzmi nister den schon früher angekündigten Gesetzentwurf wegen Erhöhung der Maischsteuer vor, welcher sich von dem vorjährigen dadurch unterscheidet, daß er die Erhöhung nur allmälig, mit dem 1. Aug. d. I. und 1. Aug. k. I. beginnend, cinsührt. Damit zusammenhängend wurde ein zweiter Ge setzentwurf eingebracht, welcher die Eingangssteuer für Hefe von 8 auf 11 Thlr. erhöht. Beide wurden der Finanzcommission überwiesen. In der darauf folgenden Präsidentenwahl wurde Graf Schwerin mit 163 Stimmen zum Präsidenten für die Dauer der Session gewählt, 103 Stim men erhielt Prinz Hohenlohe. Bei der Wahl des ersten Vicepräsidenten erhielt Hr. v. Engelmann 169, Reichensperger (Köln) 84 und Bethmann- Hollweg 14 Stimmen. Hr. v. Engelmann hatte somit die absolute Majo rität erhalten. — Die neueste Nummer der Neuen Preußischen Zeitung ist am 4. Jan. mit Beschlag belegt worden. — In der Angelegenheit des Predigers Faber zu Elbing veröffent- licht die Preußische Correspondenz jetzt folgenoes unterm 24. Oct. erlassene Rescript des Ministers der geistlichen Angelegenheiten, Hrn. v. Raumer, an die königliche Regierung zu Danzig: Auf den Bericht vom 25. Jan. d. I., die Wahl dcL Predigers Faber zu El bing zum Religionslehrer an der dortigen höhern Töchterschule betreffend, eröffne ich der königlichen Regierung, daß ich die gedachte Wahl nicht bestätigen kann. Der rc. Faber besitzt, ganz abgesehen von confessionellen Bedenken, diejenigen Eigenschaf ten nicht, welche zu einer fruchtbringenden Einwirkung auf die Jugend nothwendig sind, wie sich dies nach dem Berichte des Hrn. Generalsuperintendcnten vr. Sarto rius bei der in Elbing abgchaltencn Kirchenvisitation von neuem deutlich gezeigt hat. Ich beauftrage die königliche Regierung, den Magistrat zu Elbing hiervon in Kenntniß zu setzen und die fragliche Religionslehrerstelle einstweilen provisorisch ver walten zu lassen. Bei der bevorstehenden Neubesetzung geistlicher Stellen in El bing wird sich demnächst Gelegenheit zu ihrer zweckmäßigen definitiven Verleihung darbieten. Württemberg. Der Pfälzer Zeitung schreibt man aus Stutt gart vom 29. Dec.: „Wie man hier in wohlunterrichteten Kreisen bestäti gen hört, ist die Angabe, daß Prinz Napoleon, Neffe des Königs von Württemberg, sich mit der ältesten Tochter des Markgrafen Wilhelm von Baden, Oheims de§ Prinz-Regenten, vermählen werde, vollkommen begrün det. Die Prinzessin Sophie, die im April kommenden Jahres 20 Jahre alt wird, ist eine Nichte unserer Königin, deren jüngste Schwester, die Prin zessin Elisabeth, mit dem Markgrafen Wilhelm von Baden vermählt ist." Baden. Die Frankfurter Postzeitung sagt in einem Artikel vom Neckar vom 2. Jan.: „Das Verfahren, welches die Regierungen der Länder, die die Oberrheinische Kirchenprovinz bilden, gegen die Uebergriffe des Episkopats einzuschlagen haben würden, ist sicherm Verneh men nach schon in den karlsruher Conferenzcn seinerzeit in verbindlicher