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plpunkt in der Stadt Mauchen und erstreckt durch zu bildende Zweigver- -ine seine Wirksamkeit über alle Theile des Königreichs. §.4. Die Verbin dung de« Centrums mit seinen Verzweigungen sowie mit den freiwillig bei- tretenden, für besondere Armenzwecke bestehenden Vereinen wird hergestellt: a) durch periodische Mitteilungen über den Stand der Armuth au- jedem Theile de- Königreichs an dqs Cenlralorgan; b) durch gegenseitige freiwil lige und von dem Cenlralorgan ausgehende besondere Unterstützungen; cr) durch Kundgabe solcher neuer Einrichtungen und Unternehmungen und durch deren Verbreitung von Seiten des Centralorgans, welche dazu dienen können, die Ursachen der Armuth zu entfernen oder in ihren üblen Folgen zu heben oder zu mildern, oder drohender Verarmung vorzubeugen." Württemberg. Ulm, 28. Dec. Heute Morgen um halb 5 Uhr brach in dem hiesigen Zollamtshause, dem „Hallamt'/, Feuer aus, welches da« große, fast durchgehends aus Holz aufgebaute Gebäude samml -vielen darin befindlichen Waaren in zwei Stunden gänzlich in Asche legte. Bei der Mangelhaftigkeit der Feuersignale war die nöthige Hülfe nicht schnell bei der Hand, und die Feuerwehr hatte vollauf zu thun, das Umsichgreifen bes Feuers in den angrenzenden engen und unregelmäßig gebauten Stadt- lheilen zu verhüten. Verlust von Menschenleben ist nicht zu beklagen. Der Zollamtscontroleur Knapp und seine Frau retteten sich aus dem brennen den Hause mittels des Rettungsschlauches, nicht ohne erhebliche Verletzun- S«n davonzutragen. Der Schaden wird vorläufig auf ungefähr 800,000 Fl. geschätzt. Baden. Karlsruhe, 27. Dec. Das Journal de Francfort vom 20. Dec. brachte folgende Mittheilung: „Am 17. Dec. trug sich ein selt sames Ereigniß im Palais des Regenten in Karlsruhe zu. Der Regent befand sich in seinem Gemach mit Schreiben beschäftigt. Plötzlich öffnet sich die Thür und ein Unbekannter tritt ein. Der Regent richtet die Frage an ihn: was er wolle? Da der Regent keine Antwort erhält, so erhebt er sich, um zu schellen. Der Unbekannte, erschreckt durch die Geistesgegenwart des Regenten, verläßt rasch das Gemach und springt, verfolgt von dem Regen ten, durch das Fenster des Vorzimmers." (Nr. 30t.) Die Badische Landes- Zeitung bestätigt nunmehr die Richtigkeit dieser Thatsache und fügt bei: „Die Nachforschungen nack dem Individuum, welches durch den Garten entkom men ist, werden von Seiten der Behörde mit allem Nachdruck fortgeführt." — Die Freiburger Zeitung berichtet aus Freiburg vom 27. Dec: „Die zwei letzten Jesuitenpatres haben am 24. Dec., als dem letzten Termin ihres Verweilens, Abends 6 Uhr, unsere Stadt verlassen. Sämmtlich gin gen sie nach Vöhringen im Sigmaringischen." Thüringische Staaten. **Aljxnburg, ^0- Dec. Die Land- schäft hat die Domänenfrage berathen und die Schlußanträge des Com missionberichts mit unwesentlichen Abänderungen angenommen. Diese An träge lauten wie folgt: „Die Commission wolle der Landschaft empfehlen: 1) der Staatsregierung zu anderweiter Regelung der Rechtsverhältnisse am Domanialvermögen mit dem Anheimgebcn der Zurückziehung des der Land schaft durch den höchsten Erlaß vom ... zugefertigten Gesetzentwurfs, an Stelle der darüber bisher geltenden geschlichen Bestimmungen folgende Ver- einbarung vorzuschlagen (folgt die Vereinbarung), und 2) an die Staats regierung die Erklärung abzugeben, daß die Landschaft an die in Vorstehen dem vorgcschlagene Vereinbarung erst dann definitiv sich gebunden halte, wenn dieselbe außer der Zustimmung Sr. Hoh. des regierenden Herzogs auch -die Zustimmung Sr. Hoh. des Prinzen Moritz und der übrigen Agnaten des herzoglichen Hauses erlangt, und die herzogliche Staatsregierung über- dies die Zusicherung ertheilt habe, sich alles Ernstes für die Beibringung des Consenscs auch der übrigen Agnaten des Gesammthauses Gotha zu ver wenden — mit diesem Vorbehalte aber die darin enthaltene Regelung der 'Verhältnisse des herzoglichen Domanialvermögens mit dem 1. Jan. 1854 -einzutreten habe." Nach der von der Commission vorgescklagenen Verein barung soll das Domänenvermögen mit allen deniselben zustehenden Rechten und Befugnissen, aber auch mit allen Oblasten, Aufwänden und Leistun gen, welche damit vor dem 1. Jan. 1849 rechtlich, sei es nach dem Grund gesetz oder nach dem Herkommen, verbunden waren, Eigenthum des herzog lichen Hauses sein. Der Herzog erklärt jedoch die Landesbank für ein dem Lande gehöriges Institut des Herzogthums Sachsen-Altenburg, und verzich tet, unbeschadet der mit dem Domänenvermögcn dafür geleisteten Garantie, für sich und das herzogliche Haus auf alle etwaigen Ansprüche an deren Fonds und Ueberschüssr; der Herzog erklärt ferner die herzogliche Biblio thek ebenfalls für ein solches Landesinstitul des Herzogthums, das unter «llen Umständen in Altenburg zum Gebrauch des Publikums verbleibt. Es ist eine Uebersicht des Domanialvermögens aufzustellen; bei Differenzen da- Hei entscheidet eine schiedsrichterliche Commission. Eine Veräußerung oder Verpfändung irgend eines Theils des Domanialvermögens ist ohne Einwilli gung der Landschaft nicht verstaktet. Bis zu einem festgesetzten Zeitpunkte Kberläßt der Herzog die Verwaltung des Domanialvermögens den herzog lichen StaatSfinanzbehörden. Die Nutzungen und Erträge des Domanial- permögens fließen in die Hauptfinanzkaffc. Die Civilliste ist für jetzt auf 428,000 Thlr. festgesetzt, mindert sich aber im Falle des Ablebens des Herzogs Joseph ohne Weiteres um 5000 Thlr. Von der Civilliste sind die gesummten Hofhaltungskosten und die Besoldungen der Hofbeamtcn zu bc- sireiten. Freie Städte. Bremen, 28. Dec. Die Bürgerschaft hat heute ben gestern erwähnten Senatsanträgen in Betreff der Zollabfertigung und «Grenzschutzverhältnissc beigestimmt. Hamburg, -io. Dec. Die Zahl der von Hamburg direkt bcförder- 3 tcn Auswanderer betrug in diesem Jahre 2164 weniger als im vorigen. Die Zahl der von hier expedirten Schiffe mit Auswanderern war um 15 geringer al- 1852. Al- Ursache dieses geringer» Resultats der direkten Auswandererbeförderung in diesem Jahre ist nur der Mangel an Schiffen zu betrachten; denn bei ausreichenden Transportmitteln würde die diesjährige Zahl diejenige des vorigen Jahres noch um 1—2000 Personen überstiegen haben. Es wurden im Laufe dieses Jahres 127 Schiffe mit 19,037 Pas sagieren, inclusive Kajütenpassagieren und Kindern, expcdirt. Oesterreich. Die Oesterreichische Correspondenz gibt eine Uebersicht der Ergebnisse der für das Jahr 1853 ausgeschriebenen Rekrutirung, der wir Folgendes entnehmen: In den sieben Altersklassen war die Zahl von1,13K,156 militärpflichtigen Individuen begriffen. Von diesen hatten sich 1733 frei willig gestellt; vx olk. wurden 2453 Individuen abgestellt, und zwar 8 wegen Nichterscheinens bei der Conscription, 1059 Rekrutirungsflüchtlinge, Vormänner und assentirte Nachmänner; 1009 wegen Paßlosigkeit, Land streicherei rc., 263 wegen Arbeitsscheu und Excesse und 114 wegen Selbst verstümmelung. Vom Loose getroffen wurden 76,788. Die Zahl der un tauglich Erklärten entzifferte sich mit 333,988, und zwar wurden davon 76,816 wegen Mangel des erfoderlichen Maßes, 257,043 wegen körper licher Gebrechen und 129 wegen Verbrechen als solche erklärt. Die Zahl der als überflüssig Entlassenen ist 245,180. Im Ganzen wurden 2234 ,zur Heilung in das Spital abgeführt oder zuk. Superarbitrirung gewiesen. Abwesend waren 66,841, und zwar 8032 mit und 58,809 ohne Bewilli gung. Die Zahl der Uebersiedelten, Ausgewanderten oder Gestorbenen be trug 49,198, sowie die der im Militär bereits Dienenden oder der Zöglinge der Militärcrziehungsanstalten 67,339. Die Zahl der vom Militär Befrei ten betrug insgesammt 290,412, darunter waren 832 Geistliche, 1348 Beamte, Professoren und Honoratioren, 2123 Schullehrer und Schulge- hülfen, 5598 Studircnde und Präparanden für die Seelsorge und den Staats dienst, 8 Besitzer von befreienden Fabriken, Gewerken rc., 38,544 Besitzer solcher Grundcomplexe, 6337 einzige Söhne hülfsbedürftiger Aeltern, end lich 235,622 Erhalter von Kindern und Geschwistern von im Militär Die nenden und durch besondere Familienverhältnisse Befreite. Italien. Kirchenstaat. Rom, 16. Dec. Man schreibt der Allgemeinen Zei- tung: „Vor zwei Tagen wurden drei junge Leute verhaftet, welche ziem lich sichern Anzeichen nach des am 13. Dec. an dem Brigadier der päpst lichen Carabinieri, Morelli, verübten Meuchelmords schuldig sind. Mo relli nahm in einer besuchten Osterie, unweit San-Claudio, sein Nachtessen ein, während ein Haufen junger von Wein erhitzter Italiener am Neben tische unter betäubendem Lärm «die PassateUa» spielten, wobei es bald zu heftigen Streiten unter ihnen kam. Der Brigadier verlangte in gebieteri schem Polizeiton Ruhe; die Spieler geriethen mit ihm in einen lebhaften Wortwechsel und entfernten sich. Morelli ging in ein nahes Kaffeehaus. Er hatte dasselbe aber wieder verlassen und mit zwei weiblichen Begleitern eine kurze Strecke Wegs zurückgelcgt, als er einen Faustschlag ins Gesicht bekam und beim Umdrehen eine Schnittwunde in den Hals erhielt, durch welche derselbe fast ganz vom Rumpfe getrennt ward. Er starb nach wenigen Minuten in den Armen der einen Begleiterin; die andere, furchtsamere, war entflohen. Merkwürdig ist, daß der Mord genau mit derselben Hen- kertechnik vollführt ward wie die Ermordung des Ministers Rossi. Morelli ist jener Carabiniere, welcher im vorigen Jahre einen an der Riva del Tevrre an einem Festtage verbotenes Kartenspiel mit andern spielenden Knaben durch einen Steinwurf tödtcte, als der Knabe sich der Verfolgung der Polizisten durch einen kühnen Sprung in den Fluß zu entziehen versuchte. Seitdem hatten ihn alle Spieler scharf aufs Korn genommen." Spanien. Wie die Allgemeine Zeitung aus Madrid meldet, ist der ehemalige berühmte Karlistengencral Zabala gestorben. — Ein in Paris umlaufendes Gerücht will wissen, daß der amerikani sche Gesandte, Hr. Soule, in einem Zweikampfe mit dem Herzog v. Alba erschossen worden sei. Krankreich. N Paris, 28. Dec. Eine der Regierung nahestehende Person, die so eben von Petersburg zurückgekehrt ist, gibt uns einige Aufschlüsse über die neueste Phase, in welche die Dinge seit dem Ereignisse von Sinope ge treten sind. In den höhcrn Regionen der Aristokratie und Bureaukratie zu Petersburg ist man überzeugt, daß der Kaiser Nikolaus dem Lande Wort halten und das Heilige Grab den Händen der Ungläubigen entreißen werde. Wenn dies einen europäischen Krieg im Gefolge haben wird, so hat Ruß land nichts dabei zu befürchten. Der Kaiser bedroht die Engländer durch seine Bundesgenossen in Indien, und den Franzosen wird er auf den allge meinen Wunsch des Landes ihren legitimen König zurückführen. DaS Inter- tegnum der „republikanischen Monarchie" habe in Frankreich die nothwen- digste Beruhigung herbeigeführt und es sei nun an der Zeit, die „Revolu tion" zu schließen. Die „Fusion" hat am Hofe des Zar ihren Gesandten, einen der hartnäckigsten Cavaliere, welcher der Sache der Bourbonen erge ben ist, und wenn sein Verkehr auch nicht officicll stattfindet, so ist er hin länglich accreditirt, um die Wünsche und die sichtbaren Gunstbezeigungen des Kaisers von Rußland entgegenzunrhmen. Es dürfte als gewiß angenoipmcn werden, daß eine Anleihe der Fusion vorläufig vertagt wurde und daß da für die Privatschatulle des Zar den Prätendenten auf den Thron Frank reichs offen steht. Als ein gewaltiges Hinderniß für die raschere Entwicke lung einer energischen Politik wird der Graf v. Nesselrode von Seiten der