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1. Januar L8S4 Somtag DcuW MgeMim ZtiMg «Wahrheit uud Recht, Freiheit und Gesetz!» Bestellungen auf eie Deutsche eine Zeitung für daS mit dem heutigen Tage beginnende neue Quartal werden von allen Rück - ui d Borblicke beim Jahreswechsel i. E Die europäische Lage. neue ge- chwerverträglichkeit des neuen Elements mit der alten schüren, welche Kriegs» und Eroberungslust alhmen: Belgien, Sardinien, die deutschen Rhiwl reichs in Anspruch' lande werden als „nothwendige Arrondirungen" Frank- M Berlin und rer, genug, d«: schon in der Scheide klirrende Degen Napoleon's bleibt Darin verborge« und man sieht von Paris aus, wennschon gewiß unter Oesterreich glai! de politische Gestaltung anerkannt zu werden, gegen die c verstieß, welche die Napoleoniden für immer von dem hob: als eine bleibe, europäischen Verträ Punkte, der ihn schreibt diesen gier venu" unter den und sein dynastisches Interesse am persönlichsten berührt, g sam den Absagebrief, indem er, sich selbst als den „Par- stonarchen Europas, als den Kaiser durch des Volkes europäischen Staat nordnung, der es sich einfügen sollte, ließen nicht auf sich warten. In Pari!, unter der strengen kaiserlichen Censur, erscheinen Bro bald hier Flamme den Di» gelassen, mit dem letzten Worte der Entscheidung von beiden Seite«, — bi- wichtigere Ereignisse dazwischentraten. So hatte der unter der Asche glimmende Funken des Kriegs bald dort aufgezuckt, war aber immer wieder erloschen, ohne zur zu werden. Da geschieht das Unerwartete: Oesterreich beginnt noch in ihrem frühern Vaterlande besaßen. Da- leicht erregbare republika nische Selbstbewußtsein der Eidgenossenschaft hier, die Beziehungen Sardi nien» zu England und Frankreich dort drohten diesen Zwistigkeiten einen ernster« Charakter zu geben. Allein man vermittelte, wartete ab, zögerte Zu beziehm durch alle Postämter de« Zn- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Postämtern des Ä» und Auslandes, in Leipzig von der Expedition der Zeitung, angenommen und «»glichst frühzeitig erbeten. Die Zeitung Erscheint, mit Ausnahme deS Montags, täglich in einem ganzen Bogen. DaS vierteljährliche Abonnement be- trägt für Sachsen Thlr. 15 Rgr., für Preußen 2 Thlr. S'/- Sgr, für daS übrige Deutschland und daS Ausland 1 Thlr. 21 Ngr. 1U«ferate finden urch die Zeitung die weiteste Verbreitung und werden mit 2 Ngr. für den Raum einer Zeile berechnet. Pret» für da« Viertch jahr l>/, Lhlr., jede ei,- zelne Nummer 2 Ngr^ rzinf-rti»«»p-dühr für den Raum eine«; Zeile 2 Ngr. reiche in Anspruch' genommen. So ernst erscheint die Lage, daß der König der Belgier in Person die Höfe von Berlin und Wien besucht, schwerlich in anderer Absicht! als um sich einer bereiten Hülfe für äußerste Fälle zu versichern; daß Die Monarchen Preußens und Oesterreichs ihre bis dahin «och immer nicht ganz beseitigte Spannung vergessen, den Kampf um die Herrschaft Deutschlands auf kommerziellem Gebiete durch den raschen Ab schluß eines Handelsvertrags beenden und durch persönliche Zusammenkünfte .Di«ö^_ eim mir Ausnahme l« üag« täglich Und w« Nachmittag« 4 Uhr a«s- n? gegeben. i men, der Friede, >er diplomatische Verkehr bleibt ungestört. Bedenklichere Symptome der zu Berlin und Wien das neubefestigte Einvernehmen der beiden deutschen Großstaaten un > die damit wiederhergestellte nordische Tripleallianz besiegeln und öffentlich l «eumentiren. Ob infolge dieser Demonstration, ob trotz ih van mit Foderungen zu bedrängen, welchen dieser, im Stiche wie eS scheint, von seinen westlichen Schuhmächten, nur halben Wider stand entgegenzusetzen wagt. Dies wird das Signal für Rußland zum LoSbrechen gegen den Nachbar, den es schon lange als ihm aufbehalten Wahl proclamirenv statt deS traditionellen Herkommens der Höfe die Sitte DeS Volks sich an ignet und die Kaiserin Frankreichs auS unebenbürtigem Stamme wählt, lber der hingeworfene Handschuh wird nicht aufgenom angesehen hatte. Mentschikow tritt in Konstantinopel mit Foderungen auf, deren Zurückweisung man beinahe mit Sicherheit erwarten mußte, vielleicht sogar selbst wünschte, mit einer Sprache, welche darauf berechnet schien, di« völlige Ohnmacht der Türkei, Rußland gegenüber, recht augenfällig zu documcntiren. Die Pforte erträgt zwar diese Sprache, findet aber doch «och genug Kraft in sich, um jene Foderungen zurückzuweisen. Rußland beseht die Donaufürstenthümer, als ein Pfand, wie «S erklärt, für die Erlangung Dessen, was es zu fodern sich für berechtigt hält. Ein Vermittrluugsver» such der vier Mächte, welcher in der Sache weit mehr den Ansprüchen Ruß lands als . der durch die Verträge verbürgten Unabhängigkeit der Türkei Rech nung trägt, scheitert an der trotz der zweideutigen Haltung der westlichen und der unzweideutigen der östlichen Mächte fest beharrenden, ja mit der wachsenden Gefahr für ihre staatliche Existenz sich steigernden Energie der Türkei. England und Frankreich erklären zwar die Besetzung der unter tür kischer Hoheit stehenden Donauländer durch russische Truppen und die bald darauf folgende gänzliche Außerkraftsetzung der oberherrlichen Rechte des Sultans daselbst durch die russischen Befehlshaber für keinen Kriegsfall, las sen ihre Flotten nicht die Dardanellen passiren, sondern nur außerhalb der selben in der Besikabai ankern; aber der Sultan eröffnet auf eigene Hand den Krieg mit Rußland und rüstet sich dazu mit Aufgebot aller Kräfte sei nes Reichs. Das schon halb todt geglaubte Osmanenthum erweist sich wi derstandsfähiger als es seine Gegner, Manche wollen sogar behaupten als es seine zweideutigen Beschützer erwartet und gewünscht. Der Patriotismus der Muselmänner, zugleich in seinem staatlichen und seinem religiösen Be wußtsein angegriffen, erhebt sich mit dem ganzen Schwünge und dem Opfer- muth des al^n orientalischen Glaubenseifers, ohne jedoch in die frühern Ausschweifungen des mohammedanischen Fanatismus zu verfallen; die unter der türkischen Herrschaft lebenden Christen sehen weder ihr Leben, noch ihr Eigenthum, noch ihre Freiheit gefährdet, und ein großer Theil derselben nimmt freiwillig Partei für seine muselmännische Regierung gegen den glau bensverwandten Moskowiter, der für ihre Religion zu kämpfen vorgibt, und Diejenigen, welche ihre Sympathien für den Feind des Landes, dessen Un terthane«« sie sind, offen zur Schau tragen, läßt man ruhig gehen. Inzwi schen scheinen die Cabinete von London und Paris, unklar und unsicher in ihren Entschlüssen, sich gegenseitig nur halb trauend, hin- und Herzuschwan, ken zwischen der Pflicht, dem Bundesgenossen, den sie durch ihren in der Perspective gezeigten Schuh zur Aufnahme des ungleichen Kampfe- mit dem Riesen des Nordens ermuntert, diesen Schutz nun auch wirklich zu gewäh ren, zugleich sich selbst und Europa vor der Gefahr einer Universalherrschaft, womit Rußland, wenn man eS länger so gletscherartig vorwärtsschreiten läßt, alle Staaten bedroht, zu bewahren, und der Furcht vor den unabsehbaren Folgen eines ernsten Zusammenstoßes deS Westens mit dem Osten, vor einem allgemeinen Brande des europäischen Continents. Nach langem Zögern senden sie zwar di« Flotten vor Konstantinopel; aber ihre Organe in der Presse suchen diesem Schritt so viel als möglich die Bedeutung einer offensi ven Bewegung gegen Rußland zu nehmen. Sie lassen sich herbei, neue VermittelungSnoten zu schmieden und neue Constrenzen abzuhalten und su- chen die öffentliche Meinung glauben zu machen, sie hätten die beiden deut» schen Mächte in ein« gemeinsame entschiedene Opposition gegen Rußland hineingetritben, während sie doch dem Impulse dieser folgen und durch neue Hinzögerungen nur in Rußlands Interesse wirken. Allein die Ereignisse sind stärker als die Menschen. Trotz der uner» sich dann zu kleinen rizonte schweben, allseitig aber höher emporsteigen, zusammenrücken, feste Ge stalt und düstere Fc bung annehmen, bisweilen anscheinend zurückweichen, Hiner aus dem! Canton Tessin infolge der Aufhebung dortig« Klöster zu Harten Spcrr«mßregeln und verletzenden Drohungen gegen dieses Land be rechtigt. Gleichzeitig entstand zwischen Oesterreich und Sardinien eine di plomatische Differenz wegen der Sequestration von Gütern, welche verschie dene nach Sardinien geflüchtet« und dort naturalisirte lombardisch« Troße ----- Leipzig, 31. Trc. Es geht in der politischen Atmosphäre wie in der physi schen: von Zeit zu Aez sammeln sich Dünste, bilden erst leichte Nebel, verdichten ilkchen, die ost lange unscheinbar, kaum bemerklich am Ho- selbst auf einige Zei wieder unter dem Horizonte verschwinden, aber immer von neuem auftaucht«, immer dichter, immer drohender sich zusammenballen, Di« zuletzt unaufhalmm, massenhaft, Schlag auf Schlag, im furchtbaren Zusammenstoß der Clemente das Gewitter sich entladet. An diesem Punkte scheint das politische Europa gegenwärtig angekommen zu sein. Schon beim Anfänge des Jahre« 1883 zeigte sich am politischen Horizonte allerhand Gewölk, das den kommenden Sturm zu verkünden schien. Mitten unter die legitimen Regenrnhäuser Europas trat eine neue Dynastie, eine Dyna- sti«, die durch ihr ^oßes Erscheinen und durch den Anspruch, den sie er- Throne Frankreichs -usschlossen. Wird man sie anerkennen oder nicht? Die Nichtanerkennung Meßt die Gefahr des sofortigen Bruchs in sich; die An erkennung sanctioni/t eme Verletzung der europäischen Verträge und ladet gewissermaßen zu »eitern Verletzungen derselben ein. Di« Großmächte tren» yen sich in ihren Gitschließungen: England anerkennt sofort und ohne Rück halt; die drei noMchen Mächte thun es nur zögernd, unter Vorbehalten, zum Theil in beincke persönlich verletzender Form. Indessen denkt man in Paris gemäßigt u«v zeigt sich zufriedengestellt; di« erste drohende Gefahr eines Bruchs ist baeltlgt. Sie kehrt bald unter andern Gestalten wieder. Der neue Kaiser, zurückgestoßen von den alten Dynastien gerade in dem Dittern Gefühle, doch ruhig zu, wie einem Abkömmlinge der Orleans eine -Erzherzogin voi Oesterreich vermählt und dem Königreich Belgien dadurch «ine neue Bürgschaft des Schutzes vom Osten her zutheil wird. Unterdrsse« hatten auch anderwärts bedenkliche Verwickelungen begonnen, bte sich durch angebliche Förderungen der Mailänder Bewe gung feiten det Schweiz sowie durch die Vertreibung italienischer Kapu-