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83« da- Gericht mit. der Staatsanwaltschaft gleicher Ansicht und erwähnt in dieser Beziehung besonders des Bildungsgrades derjenigen Volksclasse, für die das Werk vom Verfasser berechnet worden sei. (Nat.-Z.) — Die Preußische Zeitung sagt: „Die Untersuchung wegen dcS zuletzt in Berlin entdeckten politischen Complots ist in ihrer weitern Entwicke lung begriffen und ist bisher von Seiten des Gerichts keiner der Angeklag ten der Haft entlassen worden. Es sollen bereits die Zeugenvernehmungen im Gange sein. Man vermuthet, daß eine aus mecklenburgischen und preu ßischen Beamten gemischte Commission die obere Leitung der Untersuchung übernehmen wird, da solche gleichzeitig in Berlin und Rostock spielt." Eine Mittheilung der Neuen Preußischen Zeitung, daß es den Be mühungen des Polizeilieutcnants Goldheim in London gelungen sei, den Nachweis zu führen, daß die daselbst in Rotherhithe aufgefundenen Rake- ten von Koffuth bestellt seien, entbehrt, wie der National-Zeitung aus siche rer Quelle gemeldet wird, jedweder Begründung. Allerdings ist eine aus dem Staatsanwalt Nörner, Polizeidirector vr. Stieber und Polizeilieule. nant Goldheim bestehende Untersuchungscommission am 17. April behufs Vornahme wichtiger amtlicher Ermittelungen, welche auch vollständig ge- lungen sind, nach London abgeordnet worden und von dort vorgestern zu- rückgekchrt; es haben aber diese Ermittelungen durchaus keine Beziehung zu der Kossuth'schen Angelegenheit gehabt und ist diese den betreffenden Beamten völlig fremd geblieben. — Die National-Zeitung berichtet: „Hr. Julius Berends ist nach Hamburg abgereist, um sich von dort nach Neuyork zu begeben. Wie wir hören, beabsichtigt er, sich in den Vereinigten Staaten als Farmer niederzulaffcn." — Man schreibt der Elberfelder Zeitung aus Berlin: „Viel Aufsehen hat hier die am Buß- und Bettage von dem Domprediger Krummacher gehaltene Predigt gemacht, worin er den Anwesenden auseinandersetzte, daß, wenn sic eine wirkliche und wahre Buße thun wollten, sie mit allen ihren berliner Mitbürgern, sowie mit dem gejammten preußischen Volke den König aus freiem Antriebe ersuchen sollten, die glücklichen Zustände vor der Ver leihung der Verfassung wicderherzustcllen." Es soll, wie das Correspondenz-Bureau schreibt, Veranlassung ge nommen werden, den berliner Predigern anzudeutcn, daß sie in ihren Predigten sich der Vermeidung aller politischen Beziehungen zu befleißigen hätten. Anlaß hierzu soll eine vor längerer Zeit hier gehaltene, die Ver hältnisse eines Nachbarstaats berührende Predigt gegeben haben. — Das Corrcspondenz-Bureau sagt, es sei davon die Rede, dem Klei derluxus der Dienstboten in angemessener Weise entgegenzutreten. — Man schreibt der Allgemeinen Zeitung aus Berlin über den Aus- kauf norddeutscher Waldungen durch nordische Regierungen: „Den norddeutschen Waldungen stehen große Gefahren bevor, da sie zu Schiffs bauholz für die nordischen Negierungen ausgekauft werden sollen. Soeben oernehmen wir durch eine sichere Privatnachricht aus dem benachbarten Meck lenburg-Strelitz, daß die schwedische Regierung von dem Magistrate der Stadt, Neubrandenburg 800 Eichen für den Kaufpreis von 30,000 Thlrn. erstanden, und mit demselben noch für die nächsten zehn Jahre einen Liefe- rungsconlract im Betrag von 2000 Thlrn. jährlich abgeschlossen, wozu die dortigen bedeutenden und uralten Eichcnwaldungen allerdings den besten Stoff hergcben können. Aehnliche Geschäfte werden in diesem Augenblick auf Rechnung der englischen Regierung in den preußischen Provinzen Schle sien und Posen durch Hamburger Commissionäre gemacht, wobei es nament lich auf die Erwerbung großer Quantitäten Schiffsbauholz abgesehen ist. Vornehmlich wird Schlesien mit seinen noch ungemein ergiebigen Waldun gen dazu in Anspruch genommen werden können, und auch die sonst schon mehr gelichtete Provinz Posen hat noch mehre Urwaldstellen voll der älte sten und stärksten Hölzer, die jetzt seltsamerweise dem Rüstungsbedürfniß Altenglands zufallen sollen." * Aus Thüringen, 26. April. Von dem preußischen Ministerium ist an unsere sämmtlichcn Regierungen die Mittheilung geschehen, daß die in öffentlichen Blättern enthaltene Schilderungen des völlig ungewissen Schick- sals, welchem deutsche Auswanderer nach Brasilien, namentlich in solchen Fällen entgegengehen, wo dieselben sich anheischig machen, gegen Ge währung freier Ucberfahrt sich auf eine Reihe von Jahren als Colonistcn der Landarbeit auf den Gütern brasilischer Grundbesitzer zu unterziehen, durch die Berichte des königlich preußischen Geschäftsträgers eine traurige Bestä tigung finden.— Die Verjährungsfrist für Schuldfoderungcn ist nun auch im Hcrzoglhume Meiningen auf vier Jahre herabgesetzt worden. — Sie brachten kürzlich eine Mittheilung aus Eisenach, wonach die in letzter Zeit in Baiern gegen Juden stattgefundencn Wuchcrproccffe einen Rück schlag in der Volksmeinung in Betreff der Aufnahme der Juden auch dort herbeigeführt. Ich glaube aus bester Quelle versichern zu können, daß man bei uns mit Beschränkungen, wie sie die eisenacher Deputation fodert, gegen die Juden nicht auftrctcn wird. X Aus dem Reußischen, 27. April. Ende vergangener Woche trug sich in der Nähe von Gera folgender Unglücksfall zu. Zwei Männer aus dem weimarischcn Dorfe Wallersdorf (anderthalb Stunden von Gera), cS waren Vater und Sohn, wollten nach der am jenseitigen Ufer der Elster gelegenen Lcuhnamühle gehen und beschlossen, um den Umweg zu ersparen, in einem Kahne über den Fluß zu setzen. In der Mitte des Stroms wurde aber der niedrige Kahn von dem durch die Regengüsse und den geschmolze nen Gebirgsschnee hoch angcschwollenen Wasser umgeworfcn und die Män ner von den Wellen verschlungen. Die Leichname der Verunglückten hat man bisjetzt noch nicht gefunden. — Der Gustav-Adolf-Verein zu Gera, an dessen Spitze der Geh. Kirchenrath und Superintendent vr. Behr zu Gera und der ehemalige Präsident unser- constityirenden Landtag« so- wie Abgesandter im Staatenhausc de- Erfurter Parlaments Prof. vr. Mayer steht, hat in seiner neuesten Versammlung beschlossen, zur weitern Ausbreitung des Vereins in den gesammten reußischen Fürstenthümcrn Pa- rochialvereine zu gründen. Ueberhaupt scheint das Interesse für die Be- strebungen des Gustav-Adolf-VercinS, welches etwas erkaltet zu sein schien, seit einiger Zeit wieder sehr wach geworden zu sein. — Dem Vernehmen nach soll im Monat Mai der Landtag für das Fürstenthum Reuß jün gere Linie, der im Laufe vorigen Sommers vertagt wurde, in Gera wie der eröffnet werden. Braunschweig. Wolfenbüttel, 26. April. Heute gegen 3 Uhr Morgens sind auf dem hiesigen Kirchhofe die Leichen der in der Cholera zeit verstorbenen ersten Frau des Friseurs Dombrowsky und des in sei nem Hause nach dem Genüsse von Thee verstorbenen Schulpräparanden (Nr. 96) ausgcgraben. Es bedurfte der starken militärischen Besetzung, um den trotz der frühen Stunde sehr starken Andrang der Neugierigen abzu halten. Die Leichen sollen so auffallend gut erhalten sein, daß man ver muthet, der Verdacht einer geschehenen Arscnikvergiftung werde sich be stätigen. (D. Rchöz.) Freie Städte. Hamburg, 26. April. Der Hamburgische Correspon- dent schreibt: „Nachdem man wiederholt die Ablieferung der Tauf- und Co- pulationsregister im Original der ehemaligen deutschkatholischen Ge meinde von den Vorstehern derselben verlangt, diese aber trotz alledem bisjetzt nur eine Copie dieser Register eingeliefert hatten, ist denselben jetzt bei 10 Thlrn. Strafe oder entsprechendem Gefängniß anbefohlen worden, binnen 24 Stunden das Gesodcrte verabfolgen zu lassen." Schleswig-Holstein. Das Urtel über den jetzt in Altona lebenden Oberst Seyffahrt, der am 24. März 1848 die Festung Rendsburg, de ren Commandant er damals war, in die Hände des Prinzen von Augusten- burg-Noer fallen ließ, ist jetzt in der neuesten Nummer der officiellen De partements-Tidende in Kopenhagen veröffentlicht worden. Die auf To desstrafe lautende Sentenz der im vorigen Jahre auf Schloß Gottorf in der Stadt Schleswig niedergesetztcn Commission, deren Aufgabe hiermit ihr Ende erreicht hat, ist durch königliche Gnade dahin modificirt, daß Seyf farth seiner Charge verlustig erklärt ist. Oesterreich. Wien, 27. April. Die Wiener Zeitung meldet amt lich: „Zum Behufe der Ausführung des Oesterrcichisch-Preußischen Handels- und Zollvertrags hat der Kaiser mit Entschließung vom 23. April die Errichtung einer eigenen ständigen Ministerialcommission mit der Unterordnung unter das Finanzministerium genehmigt, deren Zu sammensetzung aus Mitgliedern des Finanz- und Handelsministeriums be willigt und dem Ministerialrathe im Handelsministerium, vr. Ritter v. Hock, der in Abwesenheit des Ministers oder dessen Stellvertreters bei den com- missionellen Verhandlungen den Vorsitz zu führen haben soll, aus diesem Anlasse den Titel eines Vicepräsidenten der Ministerialcommission verliehen." — Bei dem früher» Neichstagsdeputirten Literaten Um lau ft in Wien soll eine Haussuchung stattgefundcn haben, welche angeblich genügendes Ma- tcrial zu einer kricgsrechtlichen Verhandlung lieferte. — Neulich wurde über einen am Malcantone in Mailand verübten Dop pel mord berichtet. Nach der eingeleitcten Untersuchung soll jetzt schon kein Zweifel mehr darüber obwalten, daß der gleich nach Entdeckung der Mord- that festgesetzte Liebhaber der einzigen Tochter der gemordeten Witwe Ra chele Tavola, ein der gebildeten Classe angehöriger Mensch, das schändliche Verbrechen begangen. Inwieweit die gleichfalls in Haft befindliche Tochter bei dem Morde der eigenen Mutter bethciligt sei, hat sich bisjetzt noch nicht Herausstellen lassen. — Der Breslauer Zeitung schreibt man aus Wien über dieFusionS- plane der französisch cn Königsfamilie: „Einem Briefe aus Venedig entnehmen wir, daß seit einiger Zeit sich daselbst die Zahl der Legitimisten wieder ansehnlich vermehrt habe und dieselben in stetem Verkehre mit dem Herzoge von Bordeaux stehen, dessen häufig geöffnete Salons zahlreicher wie früher besucht sind- Unser Gewährsmann versichert, daß diese beachtens- werthe Bewegung ohne Zweifel irgend einem noch verschleierten Zwecke gelte, und glaubt, daß es sich diesmal wirklich um ein Reiseprvject nach Schottland handle, wovon kürzlich einige Andeutungen verlauteten. Die Partei der Fu- sion sei dermalen im Vortheile und die Verständigung, welche durch das Zusammentreffen mit einem Prinzen des Hauses Orleans eingeleitet werden solle, habe nun große Aussicht auf Erfolg, vorausgesetzt daß von Seiten der Orleans das letzte einer Fusion entgegenstchende Hinderniß hinwegge räumt werde. Ebenso wird uns geschrieben, daß in Venedig die Absen dung eines Briefe des Herzogs, von Bordeaux an eine ausgezeichnete Per sönlichkeit in Frankreich besprochen wird, welcher auf weitere Kreise be rechnet und über den jüngsten Legitimistenproceß in Paris Urtheile ent halten soll." -Schweiz. Bern, 23. April. Der Bundesrat h ließ sich heute vom Präsi denten und vom Kommissar Bourgeois über den Conflict mit Oesterreich referiren, hat aber die Debatte noch nicht begonnen. Aus Basel vom 22. April schreibt man der Frankfurter Postzei- tung: „Nachdem schon längere Zeit von einer Mehrheit und einer Minder-