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Mittwoch. Nr. 432. I. December I8S2 , Rr. 2 >. rik 8olw oßen Jn- iillLSela die Güte betgefügte auf weiß !tSt trägt siede, daß >al. stebt. f: Erste t'/.Ngr. »11—i8j Zeichner vorzüglich Mittlern mge eine hographi- gen Ans» zig, der mit Pro- ÄK leich seine »306—8j 1/ ößen. Nr. I, Witzleben. Ubr. Labinot rdehauses ,he Lilie, -7 Ubr. »—5U. lbendS in algasse I. jhändler- rstellung. torma, r Bellini. mit Frl. tschappel in Calln anke in iphahn fmann, in Zeitz bert in >r. Tele- örömel n Groß- rnn in berg ein ohn. — iau, in aundorf. u I. D. mfman» l, geb. Wahrheit und Recht, Freiheit mrd Sesetzl» Preis für da« Viertel jahr I'/, Thlr-r jede ein zelne Nummer 2 Ngr. LeiVZtg. Die Zeitung " -M- Datsche Mgcmeint Zcitiing Zn beziehen durch all« Postämter de« In- und Auslandes, sowie durch di« Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). ! Ansertlonsgebüh« für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Die Zoll- und Handelsfrage. *Ans Norddeutschland, 28. Nov. Wenn auch auf den Verhand lungen des Wiener Zollcongresses das der Diplomatie eigenthümliche Dunkel ruht, so lassen die hier und da zu Tage tretenden Thatsächen doch der Hoffnung Raum, daß sich die Stunde der Verständigung nähert. Nicht umstnst hat sich die Stimme des Handels und der Industrie in den Coalitlonsstaaten für die Erhaltung des bisherigen Zollvereins erhoben. In Darmstadt und in Nassau haben die Organe der Regierung sich bewogen gefunden, die Besorgnisse ihrer Angehörigen zu besänftigen. Auf der an dern Seite mindert sich die Furcht eines ferner« Abfalls von Preußen im mer mehr und die Zollverbindung deS deutschen Nordens schreitet, wenn vor- läufig auch nur eventuell, immer weiter vor. Unter diesen Umständen ge winnt die Nachricht immer mehr an Wahrscheinlichkeit, daß neue Conccssio- nen der österreichischen Partei eine endliche Regelung der Differenzen her- beiführen werden. (Nr. 425.) In der That, wenn eine Festsetzung des Termins für die Zollcinigung mit Oesterreich und einigen italienischen Staa ten nicht mehr von der Coalition verlangt würde, Hann könnte auch Preu ßin in der formellen Frage des Termins zum Abschlusse eines Handelsver trags mit Oesterreich und Italien eine Concession machen. Den bcregtcn Abschluß verweigert cs nicht; es will nur die diesfallsigen Verhandlungen erst nach Wiederherstellung und Erweiterung des bisherigen Zollvereins be ginnen. Es ist nicht abzuschen, warum man nicht jetzt schon über die Be dingungen jenes Handelsvertrags sollte unterhandeln können, wenn nur die Natificirung desselben erst nach der des erneuerten Zollvereins stattfindet. Sollte man sich selbst über die Bedingungen des Handelsvertrags nicht eini gen können, was übrigens wenig wahrscheinlich ist: so wäre dadurch die Lage der Sache, wie sie jetzt steht, nicht verschlimmert, sie wäre sogar ver bessert, denn es wäre endlich der Ungewißheit ein Ziel gesteckt. Auch wür den sich bei diesen Verhandlungen die Vortheile oder Nachtheile einer Ver bindung Deutschlands mit Oesterreich und Italien erst recht ins Licht stel len, weil man sie dann scharf ins Auge fassen müßte. Sind die Vortheile überwiegend, so wird Preußen nicht anstehcn, den Handelsvertrag anzuneh- men; sind es dagegen die Nachthcile, so werden die Coalirten sich der preu ßischen Auffassung nähern. Nachdem von der Coalition die Annahme des Septembervertrags so gut wie zugestanden worden, bliebe, wenn sie auch von der Festsetzung des Termins zur Zolleinigung abstände, in der Rich tung der Wiederherstellung des Zollvereins in seiner erweiterten Gestalt kaum etwas Schwieriges noch zu verhandeln übrig. Demgemäß könnte nun auch von Preußen eine vorläufige Verhandlung über die Bedingungen des Han delsvertrags mit Oesterreich zugestanden werden. — Das Dresdner Journal sagt: „Mehre Blätter bringen jetzt Nachrich ten über den Stand der Zollvereinsfrage, die in der Hauptsache darin übereinstimmen, daß in neuester Zeit in dieser hochwichtigen Angele genheit eine der Erhaltung des Zollvereins günstige Wendung eingetreten sei, während sie in Bezug auf die hier einschlagcnden Einzelheiten mehr oder weniger voneinander abweichen. Wir können mit.Genugthuung ver sichern, daß zu einer befriedigenden Lösung der Zollvereinswirren jetzt aller dings gegründete Aussicht vorhanden ist, müssen aber bemerken, daß die in den Zeitungen in Bezug auf die zu erwartende Ausgleichung und deren nächste Veranlassung bereits mitgetheilten Specialitäten vielfach an Unrich- tigkeiten leiden. Von einer Berichtigung der leßtern glauben wir indessen bis dahin absehen zu können, wo diese Angelegenheit eine festere Gestaltung gewonnen haben wird." D chland. *Von der Oder, 28. Nov. Man kann sich über die widersprechen den, weil immer wieder erneuerten und osficiell bestrittenen Nachrichten von Kriegsrüstungen in Europa nicht besser orientiren, als wenn man sich an die Thatsachen hält, welche die Presse von den verschiedensten Seiten her, wenn auch nur aus privaten Quellen, veröffentlicht. Diese sind allerdings beunruhigend genug. In England ist die Formation der Miliz beendet und dadurch die Landmacht fast verdoppelt worden; ebenso dauern die Küstenbefestigungen und die Scerüstungen dort fort. In Belgien trägt die Regierung auf eine bedeutende Erhöhung des Militärctats an. In Oester reich verabschiedet man die altern Stabsoffiziere und stellt jüngere Kräfte an die Spitze des ohnehin größtentheils noch auf dem Kriegsfüße stehenden Heeres. Rußland läßt seine Divisionen, die bisher ins Innere Polens zurückgezogen worden waren, wieder an die preußische Grenze rücken. Der Eisenbahnbau in Ostpreußen ist im Laufe dieses Sommers auch dergestalt beschleunigt worden, daß nun die norddeutschen und mitteldeutschen Bahnen in kurzer Zeit bedeutende russische Streitkräfte an den Rhein versetzen können. In Preußen und den kleinen deutschen Staaten, wo das Militär auf dem frühem Friedensfuße steht, sind die Anordnungen so getroffen, daß eine einzige Ordre genügt, um bas Heer in wenigen Tagen zu sammeln, da eS bereits bestimmt ist, wer marschircn kann und soll und wer zurückbleiben darf. So sehen wir denn Europa zum gugenblicklichen Losschlagen gerüstet. Was thut nun Frankreich, die einzige Ursache aller dieser Rüstrmgen, um Europa zu beruhigen und ihm ei» Unterpfand seiner friedfertigen Gesinnungen zu geben? denn es ist offenbar, daß man nirgends an einen Offensivkrieg gegen Frankreich denkt. Da es sieht, daß die Phrase: l'smpii-6 o'est la psixi zur Beruhigung Europas nicht genügt, so decretirt es eine Reduktion der Armee von 50,000 Mann, annullirt dieselbe aber alsbald durch die Nachricht von der Errichtung einer ebenso starken oder noch stärkern Kai sergarde. Daß unter solchen Umständen das Militär von einem nahen Kriege spricht und die öffentliche Meinung denselben fürchtet, liegt in der Natur der Sache. Ein einziger Mann kann Europa beruhigen und diesem Welt theile die Nachtheile ersparen, welche aus einem solchen Zustande den Finan zen, dem Handel, der Industrie folglich dem Wohlstände fast aller euro- päischen Ländern erwachsen. Es ist Ludwig Napoleon. Allein statt der offenen Sprache, welche sein Oheim im Stolze seiner Macht gegen Europa führte, verschließt der Neffe seine Pläne in der eigenen Brust und veröf fentlicht sie erst dann, wenn sie zu Thatsachen werden sollen. Einem sol chen verschlossenen zu den stärksten Wagnissen immer bereiten Charakter ge- genüber kann der Freund des Friedens und der Unabhängigkeit der Völ- ker cs nur billigen, wenn die Regierungen sich auf alle Fälle bereit halten. — Die Frankfurter Postzeitung warnt vor etwaigen Protesten gegen Na poleon III. Sie sagt: Entschiedenes Handeln und besonnenes Schweigen sind die beiden Eigenschaften, welche an dem Prinz-Präsidenten der Fran zösischen Republik am meisten in die Augen fallen. Viel Thaten und we nig Reden rühmten schon die alten Griechen an ihren Königen und Helden. Hieran sind wir recht lebhaft durch den neuerlichen Protest des Grafen von Chambord erinnert worden. Proteste sind eben nur Worte, gegen welche selbst die vielbeleumdeten Affairen von Strasburg und Boulogne belang reiche Thaten sind: ja, wir glauben nicht zu viel zu behaupten, wenn wir sagen, daß es ohne Strasburg und Boulogne schwerlich einen Prinz-Prä sidenten Ludwig Napoleon geben würde und noch viel weniger ein Kaiser Napoleon in Aussicht stände. Das Volk will nun einmal Handlungen und Thaten, während es die Worte als leere Redensarten bald vergißt. Als das französische Polk im Jahr 1848 sich ohne Herrscher sah, was war na türlicher, als daß es sich zuerst Dessen erinnerte, der durch Thaten, wenn auch erfolglose, bewiesen hatte, daß er es beherrschen wolle? Der letzte Protest des Grafen Chambord ist nicht der erste der Bourbons, alle wa ren gleich erfolglos; und sollte die Restauration der Bourbons im Jahre 1815 nicht die letzte gewesen sein, so wünschen wir ihnen, daß sie sich selbst restaurircn, nicht sich restauriren lassen. Ein neuer Protest, sagt man, steht in Aussicht, nicht von Seiten der Bourbons, sondern einiger europäischen Mächte, ein Protest gegen den Titel Napoleon III. Wenn man es, wie ebenfalls gesagt wird, verhindert hat, dem Proteste des Grafen Chambord einen diplomatischen Charakter zu geben, sodaß er mit den Pamphleten der Revolutionspropaganda an ein und derselben Stelle des französischen Mo- nitcur abgedruckt werden konnte, so sollte man diesen neuen Protest auch nicht einmal haben andeuten wollen, wenn man ihm nicht die Thät, sd. h. den Krieg unmittelbar will folgen lassen. Ludwig Napoleon muß jetzt als der dritte Napoleon den Kaiserlhron besteigen, während cs ihm ohne der gleichen Andeutungen vielleicht freigestanden hätte, das Senatsconsult, resp. Plebiscit entsprechend zu modificircn. Das französische Volk ist ein stolzes, und sein Stolz würde gekränkt werden, wenn sein erwählter Kaiser gegen den offen und laut verkündeten Volkswillen den Wünschen der Nachbarn, ob sie noch so berechtigt sind, sich fügen wollte oder gar müßte. Will man den Frieden aufrichtig, so hüte man sich, die Leidenschaften, die ihn gefähr den können, aufzuregen. Berlin, 29. Nov. Nach vorhergegangenem Gottesdienst in dem Dom und der St.-Hcdwigskirche versammelten sich heute Mittags H2 Uhr die durch allerhöchste Verordnung vom 15. Nov. einberufenen Abgeordneten bei der Kammern im Weißen Saale des königlichen Schlosses. Auf Grund einer allerhöchsten Ermächtigung vom 27. Nov. eröffnete der Minister- Präsident Frhr. v. Manteuffel die Session der Kammern mit folgender Anrede: Meine Herren der I. und II. Kammer! Se. Maj. der König, unser aller gnädigster Herr, haben mich durch eine allerhöchste Ermächtigung vom 27. Nov. d. I. beauftragt, die Sitzung der Kammern in Allerhöchstihrcm Namen zu eröff nen. Eine neue Legislaturperiode, meine Herren, nimmt Ihre Thätigkcit für Ar- beiten in Anspruch, die dem Lande von großem Nutzen sein werden, wenn Ein sicht und Erfahrung mit thatkräftigem Patriotismus, mit Uneigennützigkeit und Selbstverleugnung Hand in Hand gehen. Mögen die Resultate dieser Sitzung bewähren, daß Sie Alle von dieser Ucbcrzcugung erfüllt waren und von ihr ge leitet wurden. Der Staatshaushaltsetat wird Ihnen, meine Herren, den Beweis liefern, daß die Regierung Sr. Maj. bestrebt gewesen ist, unter Berücksichtigung