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Sonntag. ! ^!'c :chn: :. ! ^>.1 Leipzig. Di-Zettn», erscheint mit Ausnahme de» Montags täglich und wird Nachmittags 4 Uhr aus« gegeben. filr das Viertel jahr 1'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. — Rr.442. —— 12. Dccember 18S2. Zn beziehen durch all« Postämter des In- und Auslandes, sowie durch di« Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Hnsertionsgebüh« «Wahrheit und Recht', Freiheit und Gesehl» ^>uu-in-rZ-il« Deutsche Mgemeiuc Zeitunß Die Zoll- und Handelsfrage. *»* Berlin, 9. Dec. Man behauptet wiederholt in gewissen Kreisen auf das bestimmteste, daß eigentliche Verhandlungen in der Zoll frage zwischen Wien und Berlin noch immer nicht eingelcitet sind. Nichtig soll nur sein, daß das österreichische Cabinet an die diesseitige Negierung neuer- dings eine Note gerichtet hat, welche die Auffodcrung hierzu enthält; auch soll Preußen dem gegenüber seine Bereitwilligkeit an den Tag gelegt, jedoch dabei gleichzeitig wiederholt seinen Willen ausgesprochen haben, auf dem bis herigen Standpunkte zu beharren. — Wie die Triester Zeitung aus glaubwürdiger Quelle vernimmt, wird das Resultat der Zollverhandlungen zwischen Oesterreich und Preu ßen bald veröffentlicht werden und weder eine allgemeine Zolleinigung mit Oesterreich an der Spitze, noch ein Zollverein mit Preußen an der Spitze daraus hervorgehen, sondern ein bloßer Handels- und Zolltractat zwischen den mit Oesterreich und den mit Preußen Verbündeten abgeschlossen wer den. Ein Dualismus sei also Deutschland bevorstehend. Deutschland. Man schreibt dem Dresdner Journal aus Wien vom 8. Dec.: Die Nachricht über einen bevorstehenden Kongreß in Warschau ist von den jenigen Blättern, welche sie zuerst gebracht, bereits widerrufen worden. Wir können den Ungrund derselben aus glaubwürdiger Quelle bestätigen, um so mehr, als die jüngsten französischen Ereignisse, welche längere Zeit voraus- gesehen werden konnten, kein Motiv zu einer solchen Maßregel darbieten und die mancherlei Monarchencongreffe nach dem Wiener Friedensschlüsse wenig Resultate von nachhaltiger Wirkung gehabt haben. Die Wiener Con- greßacte wird als der Grundpfeiler des bestehenden europäischen Staatsrechts und vor Allem des Territorialbesitzes betrachtet, deren Umkreis selbstverständ lich auch jede Veränderung innerhalb desselben begrenzt. Ein solches Ein- verständniß unter den Großmächten konnte für mögliche Ereignisse auch ohne den Zusammentritt eines Congreffes schon erzielt worden sein. Uebrigens scheint bezüglich des Regierungswechsels in Frankreich eine Gefahr weder nahe bevorstehend noch groß, und Europa hat für Das, was der neue Kai ser zum Besten Frankreichs gethan, einen solidarischen Dank zu entrichten. Wie man verläßlich hört, so hat Ludwig Napoleon auch den etwas heik- lichern dynastischen Punkt des Successionsrechtö gegenüber den Cabineten bisher mit mehr Mäßigung als die französischen Acclamationen zu berück sichtigen gewußt, und in diesfälligen officiellen Mitthcilungen ist nur von dem Regierungsantritt des Kaisers Ludwig Napoleon (ohne den Beisatz „der Dritte") die Sprache. *** Berlin, 9. Dec. Ungeachtet in der II. Kammer der Zerlegungs- proceß in Fractionen und Fractiönchen noch immer fortdauert, scheint dies Hrn. v. Gerlach doch noch nicht schnell genug zu gehen und man er zählt sich, daß er den Landrath v. Elsner aufgcfodcrt haben soll, behufs der Aufmunterung zu neuen Parteispaltungen einen ähnlichen Aufruf wie an die Wahlmänner seines Kreises zu erlassen. Sollte dies wahr sein, so würde solches jedenfalls ein beachtcnSwerther Beitrag zur Charakteristik un- sers gegenwärtigen parlamentarischen Lebens sein. An inncrm Gehalt kön nen die Kammern dadurch wahrlich nicht gewinnen, denn die ganze Bewe gung innerhalb derselben muß sich unter solchen Umständen ja zuletzt zu einer Principicnjagd gestalten und das Gute und Edle läuft Gefahr dabei unterzugchen. Bekanntlich hat sich auch aus der Partei Nöldechcn-Keller eine neue Fraction gebildet, die sich zu dem Principe der Gleichberechtigung aller Stände bekennen soll und in vielen Fragen mit der Partei Bethmann- Hollweg gehrp dürste. Auch spricht man davon, daß sogar von mehren Abgeordneten aus einzelnen Provinzen der Plan in Anregung gebracht wor den ist, zu kleinen provinziellen Fractionen zusammenzutreten; ja ich glaube, es gibt Dcputirte, welche ganz damit einverstanden wären, wenn durch eine geschickte mathematische Thcilung der II. Kammer eine solche Physiognomie gegeben werden könnte, daß darin nur die acht Provinziallandtage ihre auA schließliche Vertretung fänden. d — Die nächste Sitzung der I. Kammer wird erst den 13. Dec. statt- sinden. Die aus den Abtheilungen gewählte Commission für Verfas sungsänderungen besteht aus folgenden 15 Mitgliedern: v. Gaffron, v. Below, v. Waldow-Steinhöfel, v. Massow, Hepner (Danzig), Graf Mer- veldt, Graf v. Arnim-Boitzenburg, vr. Stahl, Graf Stosch, Graf Jhenplitz^ v. Zander (für Königsberg), Graf v. Galen, vr. Brüggemann, Krausstick (für Berlin), Graf SolmS-Baruth. Die Abgeordneten der großen Släbrt sind demnach mit einem Fünftel in der Commission vertreten. — Die Neue Preußische Zeitung sagt: Die katholische Fraction be reitet ihre Anträge auf Aufhebung der Miniüerialversügun betreffend die Jcsuitenmissionen „in den Gegenden, wyMe Katholiken nur sporadisch vor kommen", und das Verbot des Seminars in Nom, vor. Wie es scheint, hat eine heutige Unterredung einer Deputation (die HH. Osterrath, v. Waldbott, Reichensperger I., Frhr. v. Kctteler und ein Geistli cher) dieser Fraction mit dem Ministerpräsidenlrn sch auf diese Angelegen heit bezogen. — In der zu Kempen vollzogene» Nachwahl zur II. Kammer an Stelle des Erzbischofs Przyluski ist der Wirth Palac», Bruver des aus der Nationalversammlung bekannten Hrn. Johann Palacz, gewählt worden. — Der Gemeinderath von Köln hat den Landgerichtsrakh Justizralh Oi-. Lautz einstimmig zum Abgeordneten für die ll. Kammer gewählt. — Der neue österreichische Gesandte, Graf Thun, ließ sich bereits ge stern Mittag durch den Baron v. Prokesch - Osten dem Ministerpräsidenten Frhrn. v. Manteuffel vorstcllcn. — Aus Darmstadt vom 8. Dee. schreibt man dem Frankfurter Jour-' nal: Einer uns von glaubhafter Hand gewordenen Mittheilnng xufolge hat die französische Negierung in Bremen 2000Last Weizen (je 10 Malter) zur Verproviankirung der Festungen ankaufen lassen. Auch das Ham burger Handlungshaus B. G. u. Comp. hatte schon Ende November für französische Rechnung bedeutende Geschäfte in Geircide abgeschlossen, ebenso am 30. Nov. das Haus Salomon Heine bedeutende Ankäufe von Getreide gemacht, wie man zu vermuthen berechtigt ist, ebenfalls für französische Rechnung. — In Frankfurt a. M. verwahrte, wie man der Allgemeinen Zeitung von dort schreibt, der Jesuitenpatcr Roh den Jesuitismus gegen die Be hauptung, daß er dem Grundsätze huldige, „der Zweck heilige die Mittel", und erklärte sich bereit, für Denjenigen einen Preis von 1000 Fl. auszu setzen, der irgend eine jesuitische Schrift aufwcise» könnte, welche nach dem Dafürhalten einer beliebigen protestantischen Jmistcnfacultät dafür spräche, daß der Jesuitismus sich wirklich zu jenem Grundsätze bekenne. — Aus Gotha vom 4. Dec. schreibt man der Leipziger Zeitung: In dem zum hiesigen Herzogthum gehörigen Städtchen Ohrdrufs ist von zwei Eheleuten ein schon über vier Jahre altes Kind in einen Stall bei schlechter Kost gesperrt worden, damit es nach und nach verkümmere. Das Kind stammt aus der ersten Ehe des Mannes und war seit dem Tode seiner Mut ter bis vor einiger Zeit bei dem Vater derselben erzogen worden. Die Po lizeibehörde erhielt durch Letztern Kunde von d>r unmenschlichen Behandlung seines Enkels, entriß das Kind seinem schmutzigen Kerker und hat gegen die Eheleute eine Untersuchung einleiten lassen. Braunschweig, 6. Dec. Die Zahl der zur AuswanderungAn- gemcldeten betrug in diesem Jahre im Herzogthum 996 Individuen. Unter denselben zählten 81 zu den Landwirthen, 77 zu den Handarbeitern, 146 zu den Gewerktreibcn, 8 zu den Handelsbeflissenen, 6 zum Militär rc. Als das Ziel der Auswanderungen wurde allgemein Amerika angegeben. Die Zahl der Auswanderer hat sich in diesem Jahre crbeblich gesteigert/ Sie betrug von 1846 — 51 einschließlich, also in sechs Jahren 3327'In dividuen, demnach im Durchschnitt für ein Jahr 555 Individuen. KomAl men die obigen 996 hinzu, so ergeben sich für die letzten sieben Jahre überhaupt 4323, mithin im Durchschnitt für ein Jahr 618 Individuen, und diese Zahlen müssen sich durch die heimlich Entwichenen noch vermehren. ^Hamburg, 8. Dec. Der nächsten erbgeseffencn Bürgerschaft wird ein Antrag des Senats vorgclegt werden, der die staatsbürgerlichen Rechte der Israeliten wesentlich beschränkt und ihnen namentlich die Bcfugniß, in der Bürgerschaft zu erscheinen, entzieht. Indessen werden dieselben doch einige ihrer Errungenschaften aus dem Schiffbruche retten, denn das Recht, Grundbesitz zu erwerben und in die Zünfte ausgenommen zu werden, wird ihnen bleiben. — Der Hamburgische unparteiische Korrespondent nebst Amtsblatt wird mit 1. Jan. abermals vergrößert werden, indem er ein Feuilleton erhält, dessen Redäction den HH. Marggraff und E. Willkomm anvertraut ist. Bremen, 9. Dec. In der gestrigen Sipung dec Bürgerschaft wurde die Prolongation des nach der ursprünglichen Vernnbarung nur bis zum 7. Fcbr. "1853 geltenden Gesetzes über Verbrechen wider den Staat ^uud über die Presse nebst den später» Zusahbcstimmungen, so weit diese Gesetze noch in Kraft seien, ausgesprochen. ML^Ape«»ade, 7. Dec. Bei dem beute hier siattgehabten Wahlen zur Ständeversammlung wurden die Senatoren Bahnsen und Mid- delheus, Beide erklärte Dänenfrcunde, zum Abgeordneten uno zum Stell vertreter gewählt. Durch Umtaxicung einiger Häuser war die Wählerzahl auf 116 gebracht, wodurch lauter Dänifchgesinnre hinzukamen; früher wa ren es nur 103 gewesen. Acht Deulschgesinnte waren von vornherein von der Wahlberechtigung ausgeschlossen worden und mehre Andere nahmen frei willig an der Wahl nicht Theil. Brescia, 4. Dec. Die Nedaction der Sferza hat wegen eines Ar-