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Dienstag. Nr. 425. 23. November I8S2. Leipzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme de» Montags täglich und wird Nachmittags 4 Uhr auS- gegeben. Preis für das Biertel jahr I'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch all« Postämter de- In- und Auslandes, sowie durch di« Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8>. Anfertionsgebüh« für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Die Zoll- und Handelsfrage. Man schreibt dem Nürnberger Correspondenten vom Main: In er freulicher Weise mehren sich die Aussichten für eine baldige Lösung der handelspolitischen Krisis. Aus verlässiger Quelle wird uns mitge- theilt, daß die Festsetzung eines Termins für die Verwirklichung einer all gemeinen deutsch-österreichischen Zollunion ferner nicht unter die Federungen der coalirten Staaten ausgenommen werden wird. Die Rcconstruirung des Zollvereins, die Aufnahme der Steuervereinsstaaten in denselben, der gleich zeitige Abschluß eines Handelsvertrags zwischen dem erweiterten Zollverein und Oesterreich, dies sind nach bestimmtesten Versicherungen die wesentlichen Punkte des Programms, auf welchem die coalirten Staaten fortan behar ren werden. Mit diesem Programme, so hofft man, werde eine Regelung der Differenzen erlangt werden können. — Aus Braunschweig vom 1-!. Nov. schreibt man dem Frankfurter Journal: Der österreichische Gesandte am hannoverschen Hofe, Baron v. Koller, hat sich in der verflossenen Woche mehre Tage hier ausgehaltcn, und, wie verlautet, auch in Bezug auf die Zoll- und Handelsfrage An knüpfungspunkte aufgesucht, ist aber in dieser Beziehung ohne alle Resul tate wieder abgereist. — Der Schlesischen Zeitung theilt man aus Frankfurt a. M. vom 17. Nov. mit: Mehre der angesehensten offenbacher Fabrikanten haben ihres Vorhabens kein Hehl gehabt, mit der Auflösung des bisherigen Zoll vereins ihren Industriebetrieb nach Wetzlar zu verlegen, da sie in dieser Eventualität keinerlei Hoffnung haben, denselben von ihrem jetzigen Wohn sitze aus mit Erfolg fortzusetzen. Dieses Vorhaben gelangte kürzlich zur Kenntniß einiger der hochgestellten großherzoglichen Staatsbeamten in Darm stadt, namentlich des Kriegsministers, Generallieutenats v. Schäffer-Bern stein, und des Vorstandes des Finanzministeriums Frhrn. v. Schenck. Sei tens dieser Beamten nun soll jenen Fabrikanten die feierlichste Versicherung zugegangen sein, daß an eine Lostrennung des Großherzogthums von dem unter Preußens Auspicien bestehenden Zollvereine gar nicht gedacht werde, vielmehr die begründetste Hoffnung vorhanden sei, cs werde der betreffende Vertrag demnächst wieder auf eine lange Reihe von Jahren erneuert werden. — Der münchener Gewerberath und der Gewerbeverein haben eine Adresse an die Krone beschlossen, in welcher sie sich mit dem Verfahren der Negierung in der Zollvereinsfrage vollkommen einverstanden erklären. Deuts «Hlond. Frankfurt a. M., 19. Nov. Der Bundespräsidialgesandte wird sich im Lause der nächsten Woche nach Wien begeben. Graf Thun theilte dies in der gestrigen Sitzung der Bundesversammlung mit und sub- stituirte den preußischen Bundestagsgesandten, Hrn. v. Bismarck-Schönhau sen. — Der fürstlich liechtensteinische Bevollmächtigte am Bundestage, Di-, v. Linde, von dessen Bemühungen, die Gravamina der Katholiken in einzel- nen deutschen Bundesstaaten zur Erörterung an den Bundestag zu brin gen, mehrfach berichtet ist, war unlängst auch in Trier, um für den er wähnten Zweck bei dem dortigen Bischof zu wirken. Das berliner Corre- spondenz-Bureau erfährt, daß Hr. v. Linde auch dort seinen Zweck verfehlt habe. — Zu den bei der Bundesversammlung noch schwebenden Verfassungs fragen gehört auch die von Seiten der Fürsten von Hohenlohe, als Grafen v. Gleichen und Inhaber der gräflichen Curie in der gothaischen Landschaft, und die von Seiten der Ritterschaft erhobene Beschwerde we gen verfassungswidrigen Aufhebens der landschaftlichen Verfassung des Her- zogthums Gotha und wegen rechtswidriger Entziehung der Curiatrechte. *»* Berlin, 21. Nov. Die Gerüchte wegen eines bevorstehenden Für- stencongresses haben noch nicht ihre Endschaft erreicht; jetzt soll War schau wieder als Ort der Zusammenkunft bestimmt sein, die Bestätigung wird aber allem Vermuthen nach auch diesmal ausbleiben. — Dagegen hat die französische Regierung den Wunsch an den Tag gelegt, sich dem deutsch-österreichischen Postverein anzuschließen und nach dem bisherigen Gange der vertrauten Besprechungen scheint auch für den weitern günsti gen Verlauf der Verhandlung Aussicht vorhanden zu sein. — Von mehren Seiten ist der Wunsch laut geworden, das Ministerium möge mit einem Programm vor die Kammern treten; soweit wird dasselbe nun zwar keincs- wcgs gehen, allein welchen Gang die Regierung in Betreff der innern An gelegenheiten einzuschlagen gedenkt, dürfte doch schon aus den Vorlagen, die an die Kammern gemacht werden, zu ersehen sein. — An neuen Nachwahlen haben wir folgende zu melden: In Nati- bor ist in der durch Ablehnung des Appellationögerichtspräsidenten Wentzel für diesen Wahlbezirk nothwcndig gewordenen Neuwahl zur II. Kammer Fürst Karl Lichnowski gewählt worden. In Düren ist an Stelle des dort die Wahl ablehnenden Professors Braun der Pfarrer Thyssen in Köln in die II. Kammer gewählt worden. In Berlin wurde gestern vom Gemein- derath bei der Wahl eines dritten Abgeordneten zur I. Kammer an Stelle des früher gewählten Bischofs vr. Neander der Oberconsistorialrath Dr. Nitzsch gewählt. In Drensteinfurt ward an Stelle des dort ablehnenden Abgeord neten Reichensperger der Negierungöasscssor v. Mallinkrodt zu Erfurt in die II. Kammer gewählt. — Wie der Breslauer Zeitung aus Ratibor geschrieben wird, hat der königliche Wahlcommissarius, Kreislandrath v. Elsner, in einer deutsch und polnisch gedruckten Auffodcrung an die ländlichen Wahlmänner ermahnt, nur so zu wählen, wie er cs erwarte; den Kreis könnte Strafe treffen, wenn ein Abgeordneter aus einer Partei sollte gewählt werden, „die sich dem Wil len Sr. Maj. des Königs nicht fügen, die klüger sein und der Negierung AUerhöchstdcffelben Schwierigkeiten bereiten will". — Der Preußische Staals-Anzeiger veröffentlicht jetzt den Erlaß des Ministeriums des Innern vom 15. Oct. 1852, das Verbot des Wanderns der Handwerksgesellen nach der Schweiz betreffend. Derselbe lautet: Die in der Schweiz offenkundig bestehenden, auf revolutionäre und commu- nistische Zwecke gerichteten Arbeiterverbindungen haben die Nothwendigkeit hcraus- gcstellt, den verderblichen Bestrebungen derselben durch Erneuerung des frühern Verbots des Wanderns nach der Schweiz entgegenzutrcten: Demzufolge be stimme ich hiermit: 1) das Wandern preußischer Handwerksgesellen nach der Schweiz ist nicht ferner zu gestatten; 2) ausländischen Handwerksgesellen, welche sich nach dem 1. Zan. 1853 in der Schweiz aufgehalten haben, ist der Eintritt in die preußischen Staaten und der Aufenthalt in denselben zu versagen. Können dieselben, um in ihre Heimat zu gelangen, einen andern Weg als durch die kö niglich preußischen Staaten nicht,füglich einschlagen, so ist ihnen nur die Durch reise auf geradem Wege mit vorgeschriebener Reiseroute zu gestatten; 3) diejeni- nigen preußischen Handwerksgesellen, welche sich gegenwärtig in der Schweiz auf halten, sollen zur Rückkehr binnen einer angemessenen Frist aufgefodert werden; 4) denjenigen, welche der Auffoderung zur Rückkehr während der bestimmten Frist nicht genügen, sich auch bei ihrem spätern Wiedereintritt über die besondere Be willigung eines verlängerten Aufenthalts nicht ausweiscn können, ist das Wandern nicht ferner zu gestatten, vielmehr sind dieselben in die Heimat zurückzuwcisen. — Ein berliner Correspondent des Schwäbischen Merkur schreibt dem selben: Viele und unzweideutige Anzeichen sprechen dafür, daß in nicht allzu ferner Zeit ein oder das andere Mitglied der Bcthmann-Hollweg'schen Partei ins Ministerium berufen werden wird. Hr. v. Nadowitz, seitdem er wieder in Berlin ist, hält fest zu der Partei, obwol er weder direct noch indirect bei der Nedaction des Berliner Wochenblatts betheiligt ist. Von dem Prinzen Friedrich Wilhelm, dem Sohne des Prinzen von Preußen, hat man Acußerungen gehört, aus denen sich schließen läßt, daß der Prinz dem Standpunkte, den das Berliner Wochenblatt einnimmt, nichts weniger als abgeneigt ist. Schon daß er dasselbe liest, ist bezeichnend. — Die Frankfurter Postzeitung meldet aus Berlin, daß der Fürst v. Pückler-Muskau zur katholischen Religion übergetreten sei. (?) — Die jetzt neu angefertigten preußischen Kassenanweisungen haben nicht farbiges, sondern weißes Papier. Man glaubt, daß mit der Einlö sung der alten Kassenanweisungen schon mit dem Beginne des nächsten Jah res vorgcgangen werden kann. * Aus der Provinz Sachsen, 20. Nov. Daß von dem Gencral- Steuerdirectorium der Provinz Vorbereitungen zur Einrichtung einer neuen Zolllinie gegen die Grenzen der Coalitionsstaatcn getroffen werden, ist schon neulich berichtet worden. Jetzt vernimmt man aber bestimmter, daß vom General-Steuerdirector Befehl zur Errichtung von Zollhäusern an der sächsischen Grenze gegeben worden sei. — Ueber die Einrichtung des vom Fürsten von Schönburg neu errichteten Schullehrerinnenseminars zu Droyßig erfährt man, daß die Beiträge des Fürsten die Summe von 25,000 Thlrn. übersteigen, sodaß die Staatsregierung nur noch etwa 900 Thlr. jährlich Zuschuß zu leisten haben werde. — Aus Halle vom 17. Nov. meldet die Magdeburgische Zeitung die er folgte Suspension des Predigers Hartung in Merseburg wegen einer Predigt, worin er Gott gebeten, die Kirche von dem jetzigen Consistorium und dem Oberkirchenrathe zu erlösen und dafür ein echt lutherisches cinzusetzcn. -f-Königsberg, 15. Nov. Die Wahlen für die Kammern sind in der Provinz Preußen fast überall streng conservaliv, d. h. in unbedingt gouvernementalem Sinne, ausgefallen. Man darf sich über dieses Ergeb niß in der stets liberal gesinnten Provinz nicht wundern. Die Ueberzeu- gung der Nutzlosigkeit hielt angesichts der Vorkehrungen, welche die Regie rung, um den Erfolg derselben zu sichern, getroffen hatte, noch mehr als früher von einer Vethciligung an den Wahlen zurück. Es wird diesmal das Verdienst unsrer Abgeordneten bleiben, in der Zollfrage für unbeschränk ten Freihandel gestimmt zu haben. — Kaufmännischerseits geht man hier damit um, den Plan einer Dampfschiffahrt zwischen Stettin und