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1714 — Von dm gegen Ende vorigen MonatS in Köln versammelt gewese- n<n katholischen Bischöfen soll, dem Correspondenz-Bureau zufolge, eine Gcsammtbcschwerde wegen des durch Ministerialerlaß ergangenen Verbots gegen den Besuch der auswärtigen katholischen Lehranstalten und wegen der Beschränkung der Missionsthätigkeit der Jesuiten «ingegangen sein. — In Lennep entlud sich am 80. Aug. Abends gegen 5 Uhr ein furchtbares Gewitter mit einem so starken Hagelschlage, daß derselbe mehre Tausend Scheiben zertrümmerte. Man zählte deren an einem Ge- bäude 468. *Bou der Oder, 4. Sept. Es war ein patriotischer und wirklich römisch-katholischer Act, als unsere preußischen katholischen Geistlichen keine besondere Napoleonsfeicr in Berlin veranstalteten. Wir Preußen hät ten wirklich den Namen der „guten Deutschen" verdient, wenn wir ein besonde res Napoleonsfest zu Ehren Dessen gefeiert hätten, der die Ehre, den Wohl- stand, ja den Bestand unsere Vaterlandes so hart angegriffen. Wenn das in den ehemaligen Rheinbundsländrr» geschah, durfte man sich darüber eben nicht so sehr wundern. Einzelne Neminiscenzen an Napoleon erfreu licher Natur sind dort immer noch wach. Aber was soll man dazu sagen, daß das von demselben ganz ausgcsogenc und als Staat vernichtete Han nover ihn jetzt noch apotheosirte. Die Wiener haben unsere Antipathie ge gen die Napoleonsfeier getadelt. Wir Preußen denken indeß, daß sich Na poleon um Oesterreich nicht so verdient gemacht habe, daß die guten Wiener ihm eine Gcdächtnißfeier veranstalten müßten. Insofern also haben die preu ßischen Geistlichen sich patriotisch gezeigt, und wenn sie nicht immer, z. B. bei den Missionen, die Meinung des Landes für sich haben, so war dies doch hier einmal der Fall. Aber sie haben, was schwer zu vereinigen ist, einmal patriotisch und römisch zugleich gehandelt. Ein echtrömischer Priester kann und darf nämlich Napoleon keine feierliche Seelenmesse lesen, kein wahr haft römischer Christ darf einer solchen beiwohnen. Denn Napoleon's Seele, wo sie sich auch befinden mag, seufzt noch unter dem römischen Banne. Als dieser Thronräuber nämlich, nicht zufrieden damit, daß er so viele welt liche Fürsten entthront und beraubt hatte, mittels Decrets von Wien vom 17. Mai 1809 dem Papste Nom und den ganzen Kirchenstaat nahm: so Ihat ihn dieser am 10. Juni darauf schüchtern erst, ohne ihn zu nennen, aber zwei Tage darauf den 12. Juni unter Nennung seines Namens öffent lich in den Bann. Es cxistirt keine Bulle, durch welche der Papst seine Excommunication zurückgenvmmen hat, Napoleon ist also noch in römischen Banne. Einem Excommunicirten aber darf bei hoher Strafe kein Dienst der römischen Kirche geleistet werden. Wie konnte daher in diesen Tagen der freiburger Erzbischof, welcher deni verstorbenen edlen Großherzogc von Baden kein Requiem gestattete, weil dieser als Protestant excommunicirt war, dem gleichfalls vom Papste gebannten Napoleon ein Napoleons-Fest in seinem Sprengel in Karlsruhe feiern lassen? Wie konnten die 1848 sehr ketzerischen und 1851 wieder sehr bigoten Wiener einem römischen Gebann ten eine so glänzende Feier veranstalten! Doch noch mehr. Der Papst Pius IX. wohnte soeben der Todtenfeier des von Pius VII. excommunicir- len Napoleon bei. Wird Nom endlich tolerant? Wird es am Ende auch anfangcn, uns arme Ketzer, die wir ipso facto excommunicirt sind, endlich zu ehren? Wir werden das in Nom und Oesterreich bald gewahren, und dann wird wol auch der freiburger Erzbischof aufhören, seine armen Geist lichen, die anticipando einem protestantischen Fürsten ein feierliches Requiem hielten, durch Absingen und Abbcten des Breviers und lateinischer Buß psalmen unter einem römischen Exercicrmeister im römischen Gehorsam exer- cieren zu lassen. — Aus St.-Peter vom 28. Aug. meldet das Mainzer Journal: Ge stern wurden hier die vom Pater Noh geleiteten Excrcitien beendet. In der ersten Woche hatten sich gegen 50 und in der zweiten 65 Geistliche eingefunden; im Ganzen waren aber nur fünf der betreffenden Priester aus- grblieben, deren Ausbleiben indessen durch genügende Entschuldigungsgründe motivirt wurde. Darmstadt, 8. Sept. Der Weinhändler Feigel in Bensheim, Mitglied der II. Kammer, ließ einen Holzschoppen erbauen und steckte dann auf dem selben dieschwarz-rolh-goldene Fahne auf. Er ist nun von dem Land gerichte Zwingenberg vorgeladen, um sich gegenüber der Verordnung vom 11. Sept. 1850, welche bei Strafe verbietet, an öffentlichen Orten äußere Abzeichen, Fahnen, Schärpen rc., welche „geeignet sind, den Geist des Auf ruhrs zu verbreiten, oder den öffentlichen Frieden zu stören oder welche den Grundlagen der bestehenden Staatsverfaffung feindselige Bestrebungen an den Tag legen, zu tragen oder aufzustecken", zu verantworten. Frankfurt a. M., 3. Sept. Der österreichische Feldzeugmeister Ba ron v. Hayn au ist von Paris hier eingetrvffen. Er wird sich nach Hom burg begeben, wo er längere Zeit zu verweilen gedenkt. — In Celle sind die Buchhändler Dankwerts und Reichenau aus Har burg, welche mit Rücksicht auf den Vertrieb der Dulon'schen Schrift „Der Tag ist angebrochen" der Beihülfe zum Verbrechen der Auffoderung zu staatsgefährlichen Handlungen angeklagt waren, in der Sitzung des Schwur gerichts am 1. Febr. freigesprochen worden. — Der Frankfurter Postzeitung vom 8. Sept, wird aus Mecklenburg, Ende August, geschrieben: „Die Katholiken einer kleinen Stadt-unserö Landes hatten sich vor einiger Zeit an den Großherzog gewendet und unter Berufung auf Art. XVI der Deutschen Bundcsacte um die Erlaubniß zur Abhaltung des öffentlichen Gottesdienstes gebeten. Die großherzogliche Ant wort lautete entschieden ablehnend, da die im Art. XVI der BundcSactc ausgesprochene Gleichheit der bürgerlichen und politischen Rechte für die ver ¬ schiedenen christlichen NeligionSpartcien die B.rechtigung zum öffentlichen Got tesdienste nicht in sich schließe und im Großhcrzogthum den Katholiken au- ßer in Schwerin und Ludwigslust der öffentliche Gottesdienst nicht werd« gestattet werden. — Der katholische Priester Holzammer aus Mainz, der von dem katholisch gewordenen Kammerherrn v. d. Kettcnburg als Haus- geistlicher bestellt worden war, ist auf Befehl der Negierung über die Grenze gebracht worden. Arolsen, 25. Aug. Zum 27. Sept, ist ein außerordentlicher Land tag einberufeu. Bremen, 2. Sept. Johannes Rösing, das bekannte Mitglied und Führer der äußersten Linken der aufgelösten Bürgerschaft, ist seit vorgestern von seiner Reise in die Schwei; wieder hierher zurückgekchrt und, wie wir hören, bereits heute vor das Criminalgcricht citirt worden. Hamburg, 4. Sept. Die hiesige Polizeibehörde, welche schon längst die politischen Anspielungen, welche sich einige hiesige Gastwirlhe bei An kündigung ihrer Festivitäten erlaubten, mit großem Misvergnügen wahr nahm, hat endlich gegen dieselben energische Maßregeln ergriffen und alle derartigen Ankündigungen verboten. Ich kann Ihnen mittheilen, daß der nächste Anlaß hierzu von auswärts kam, indem der französische Gesandte, dem die im hiesigen Apollosaalc stattfindcnden „Strasburger Bälle", in de nen der Präsident Ludwig Napoleon in sehr unverhohlener Weise behandelt wurde, misficlen, beim Senat Reklamationen erhob, denen man dadurch aus dem Wege zu gehen suchte, daß man alle derartigen Anspielungen verbot. Sie müssen nämlich wissen, daß wir haitische Bälle (Nr. 350) haben, daß auf solchen Ballen, die nur von der Prostitution und Noues besucht werden, Hassenpflug, v. Manteuffel, Ludwig Napoleon, Haynau und andere politische Charaktere bis- weilen in Costüme erscheinen und in herzlich schlechten Reimereien besungen werden. Dieser Unfug, der sich von Woche zu Woche steigerte und wobei einer der Entrepreneurs die andern überbot, ist somit mit einem male be seitigt. — In einigen Tagen kommt vor den Schranken unsers Nie- dergerichts der auf Veranlassung des hiesigen französischen Gesandten gegen das hier erscheinende Localblatt Die Reform cingeleitele Preßproccß zur Verhandlung Das genannte Blatt hat den bekannten Ball der pariser Damen der Halle durch ein Bild illustrirt, welches den Zorn des Hrn. de Cin- trat wach rief. Zu gleicher Zeit ist das genannte Blatt ernstlich verwarnt worden, weil es in seiner jüngsten Nummer abermals Ludwig Napoleon's Re giment durch eine der Buddelmeier Zeitung nachgedruckte Illustration persifflirte. — Dem Vernehmen nach soll der Conflict, welcher zwischen Hannover- scbcn Soldaten, die auf einem hannoverschen Dampfschiffe das verpönte „Schleswig-Holstein mcerumschlungen" sangen und deshalb vom dänischen Wachtschiff Elbe angehalten wurden, und der altonaer Besatzung entstand (Nr. 358), zu ernster» Schritten Anlaß geben, da Hannover nicht gesonnen ist, die seinen Unterlhanen angcthane Insult ruhig hinzunehmen. * Von der Elbe, 4. Sept. Dem Vernehmen nach nimmt Preußen ebenso wie ein großer Theil Deutschlands an der Besetzung des zu Deutsch land gehörigen Holstein durch dänische Truppen und an der Versetzung der holsteinischen, beziehungsweise deutschen Bataillone nach Dänemark nicht blos Anstoß, sondern hat sich auch entschlossen, deshalb Schritte zu thun und Oesterreich zur Mitwirkung dabei aufgcfodcrt. (Nach neuern Berichten hat man aber von deutscher Seite nichts Anstößiges darin gefunden. D. Ned.) Preußen und andere deutsche Staaten könnten hierbei mit Recht protestiren; Oesterreich vermöchte dies nicht. Die preußischen Truppen, welche bei der letzten schließlichen Beendigung der schleswig-holsteinischen Angelegenheit mitwirkten, bestanden aus rein deutschen Regimentern, höchstens waren einzelne Mannschaften aus dem Großherzogthum Posen, welche überhaupt unter deutsche Regimenter ver theilt werden, darunter. Anders verhielt es sich aber mit der österreichischen Bundescxecutionsarmce. Nicht genug, daß Slawen in Menge darunter waren, sic bestand zu ganzen Regimentern aus Ungarn und Italienern, also fremden Truppen. Wenn daher jetzt auch Dänemark Preußen den Vorwurf, fremde Truppen nach Deutschland geführt zu haben, nicht zu- rückgcben kann, so würde es dies doch Oesterreich gegenüber thun können, da dieses notorisch das deutsche Holstein mit allerlei fremdem Kriegsvolke besetzte. Unter diesen Umständen wäre von Oesterreich für den deutschen Pa triotismus nichts zu erwarten, wenn letzterer von ihm die Befreiung Hol steins von fremder Besatzung verlangte. Auch wird Oesterreich sich über haupt bei dem ihm so sehr befreundeten Dänemark auf solche Schritte nicht einlasscn. Am zweckmäßigsten wäre cs, wenn Preußen oder ein anderer Bundesstaat beim Bundestage den Antrag stellte, daß Hinfort deutsche Län der nur von deutschen Bundestruppen besetzt werden könnten. Dies würde das deutsche Vaterland vor dem immer beschämenden Anblicke bewahren, daß Dänen, Holländer, Kroaten, Walachen, Magyaren und Italiener sich auf seinem Boden als Gebieter zeigten. — Die Weser-Zeitung schreibt von der Niederclbe vom 3. Sept.: Am Schluffe zweier in diesen Tagen erschienenen, auf die Zollverhält nisse des Hcrzogthums Holstein bezüglichen Patente, sowie eines das Hcr- zogthum Schleswig betreffenden Patents ähnlichen Inhalts findet sich fol gender Satz: „Wir wollen allergnädigst, daß diese unsere Anordnung der nächsten Versammlung unserer getreuen Provinzialständc zur (zu ihrer) al- lerunterthänigstcn Begutachtung vorgelegt werde, und werden cs demnächst in allerhöchste Erwägung ziehen, ob und inwieweit darin etwas abzuändcrn sei." Es wird nicht unpassend sein, daran zu erinnern, welch überschwäng liches Lob die dänischen und dänisch-deutschen Blätter seinerzeit dem In halte des königlichen Manifestes vom 28. Aug. d. I., welches die Grund- züge der künftigen Organisation der Gesammtmonarchic und der einzelnen