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1725 erhielt Verletzungen, sehr beklagt aber wird der Verlust eines jungen sehr tüchtigen Ingenieurs, Kenneth Mackenzie, dem, durch den Stoß unter den Tender einer Locomotivc geschleudert, Schenkel und Beine zerbrochen wur den. Er starb auf dem Wege nach dem Krankenhause. — Am 19. Sept. 1846 haben mehre Hirtenknaben, so erzählten we nigstens damals die religiösen Blätter, die heilige Jungfrau auf dem Berge La Salitto (Alpen) gesehen. Der Bischof von Luvon hat nun einen Hirtenbrief veröffentlicht, worin er den Bau einer Kapelle auf diesem Berge zum Andenken an das stattgehabte Wunder anordnet, die Gläubigen auf- fodert, sich durch Gaben dabei zu betheiligen, seinen unter ihm stehenden Priestern gestattet, in ihren Predigten von dem Erscheinen der Jungfrau zu sprechen, und für den 19. Sept, das Absingen der Litanei der heil. Jung frau in allen Kirchen seiner Diöcese befiehlt. Man bemerkt in dem Hirten briefe des Bischofs folgende Stelle: „In Frankreich besonders ist das pro phetische Wort Mariens immer in Erfüllung gegangen. Während einer langen Reihe von Jahrhunderten wurden ihre einstimmigen Lobpreisungen weder durch die Lästerungen des Judenthums, noch durch die Beschimpfun- gen der lutherischen und calvinistischen Ketzerei, noch durch die Exccsse der Gottlosigkeit gestört." Großbritannien. »i» London, 4. Lcpt. Zu keiner Periode hat der irische Haß gegen England sich lauter, aber auch ungefährlicher geäußert als heutzutage. Irische Zeitungen haben nie mit größerer Wuth gegen die Minister, das Parla ment, die Krone und das Volk von England gedonnert, und nie hat man vor dem Einschlagen des Donners weniger Furcht gehabt. Blutige Rau fereien kann der wühlende Sachscnhaß Hervorrufen, keine Rebellion. Der Grund ist einfach. Die Agitation früherer Zeiten lehnte sich an große und gegründete Beschwerden, erstrebte große Zwecke und sand daher lebhafte Sympathien unter den englischen Liberalen; die heutige keift über kleinliche, wenn auch zum Theil begründete Beschwerden, und erstrebt vorderhand nichts als die Anerkennung der Wiseman'schen Titel. Was drum und dran hängt, mag von bedenklicher Wichtigkeit für die Zukunft sein, geht aber wahrlich mehr den Ehrgeiz des Klerus als das Wohl oder Wehe des Volks an. Der Hauptunterschied zwischen Einst und Jetzt aber zeigt sich in den Mit teln und Rüstzeugen dec irischen Agitation. Daniel O'Connell stellte die Jesuiten ins Hintertreffen, hielt den Ultramontanen die Hand vor den Mund und kämpfte seinen glorreichen Kampf um die Katholikenemancipation mit englischen Waffen, mit patriotisch-britischen Ideen, durch Berufung auf die Principicn britischer Freiheit; mit ihm legte daher die ganze Whigpartei die Schulter ans Rad und schob jauchzend mit. O'Connell's Epigonen im Par lament reichen, alle übereinander gestellt, ihm nicht ans Knie; er benutzte den katholischen Klerus, und zwar mit aller Schlauheit und Vorsicht eines vollendeten Demagogen; seine kleinen Epigonen sind die Puppen der von Daniel großgezogenen Jesuiten. Die Agitation geht jetzt lediglich von der ultramontanen Priesterclique aus. Ihr Standpunkt ist feindlicher, ihr Ter rain begrenzter; ihr Gebell ist lauter, ihr Gebiß schwächer. Man traut sonst den Jesuiten eine ganz übermenschliche Schlauheit zu: in Irland rechtferti gen sie diesen Ruf nicht. Es ist schwer zu sagen, was sie dabei gewinnen können, daß sie die politische Freiheit Englands anschwärzen und ihre Sym pathien für die Institutionen absoluter Staaten von den Dächern herab pro- clamiren. O'Connell trug seinen politischen, patriotisch englischen Patrio tismus zur Schau; die Ultramontanen rühmen sich offen ihres Bündnisses mit dem Auslande, mit Neapel, Nom und Rußland, mit allen mächtigen und ohnmächtigen Neidern und Hassern Großbritanniens; sie geben unver hohlen zu erkennen, daß ihnen Preßfreiheit, Vcreinsrecht und Geschworenen gerichte eher ein Dorn im Auge als einen Strohhalm werth sind. Sie thun dies obendrein in der plumpsten und unanständigsten Sprache, die man sich denken kann. Daß sie dadurch den Orangistcn und Tories Waffen in die Hand geben, während sie sich die Allianz der Liberalen, Nadicalcn, kurz, der ganzen öffentlichen Meinung Englands entfremden, liegt so klar auf der Hand, daß selbst das peelitische und katholikenfrcundliche Morning Chronicle sich gezwungen sieht, zuweilen die Geißel gegen vn. Lucas (vom Tablet), vn. Cahill und Consorten zu erheben. Die sogenannte irische Brigade hat sich durch ihr geistliches Pantoffclküsscn so discreditirt und desorganisirt, daß die vereinigte Opposition Russell-Graham-Cobden die Hoffnung auf einen Machtzuwachs von jener Seite her aufgegeben hat. In Irland selbst ver liert die Hierarchie allmälig an Terrain; der gebildetere Mittelstand begnügt sich damit, katholisch zu sein, und zieht sich immer mehr von den Ultramon- lanen zurück, deren Anhang bald nur unter dem niedersten Pöbel zu suchen sein wird. Dies läßt sich durch Thatsachen beweisen. Trotz alles Eiferns und Geiferns On. Cullcn's fahren katholische Familien fort, ihre Söhne in den „gottlosen Ncgierungscollegien" erziehen zu lassen, und im Westen Ir lands macht die evangelische Mission Fortschritte, die den Gcsammterfolg der katholischen Propaganda im übrigen Europa mehr als in Schatten stel len. Mehre Tausende gehen dort jährlich zum Protestantismus über. Die Agitation von Hrn. Crawford's Pächterliga hängt mit den Bestrebungen der katholischen Hierarchie nur sehr lose zusammen; letztere ist dabei nur das fünfte Rad am Wagen. Lächerlich ist die Kriegserklärung der katho lischen Propaganda gegen die Herrschaft der Staatskirchc in Irland. Die Hochkirchs kann ohne die Mitwirkung der Dissenters nicht erschüttert wer den; die Sympathien der Dissenters aber verscherzt sich der Ultramontanis- mus durch seine ewige Anpreisung von Zuständen, wo die kirchliche Freiheit des Klerus mit der politischen Knechtschaft des Laienthums Hand in Hand geht. Zu diesen Bemerkungen veranlaßt uns die (letzterwähnte) saubere Epi- , stel des Or. Cahill an Lord Derby in Freeman's Journal (Nr. 359), die von den ultramontanen Blättern unklugerweisc mit großen Lobeserhebungen nach- gedruckt wird und in England ein unbeneidcnSwerthcs Aufsehen macht. Der Advcrtiser meint, wenn aufrührerische Reden und Schriften überhaupt be straft würden, so sollte man I)n. Cahill nach Vandiemcnsland senden. Der Stan dard dagegen stimmt dafür, „den schmutzigen Sturmvogel pfeifen zu lassen". ! — Die evangelischen Missionen in Irland werden von der ka- ! tholischen Geistlichkeit sehr eifrig, aber nicht immer mit den rechten Mit- ! teln bekämpft. Von dem Fciedensgcricht in Achill (Grafschaft Mayo) j sind zwei katholische Priester, Janies Henry und W. Scully, wegen ! Aufruhrstiftung und persönlichen Angriffs vor das Geschworenengericht ! gewiesen. In Achill befinden sich zwei protestantische Schulen, bei wcl- chcn zwei von der Mission gewählte Bibclleser angestellt sind. Hr. Scully ! und Hr. Henry sielen den einen Bibelmann auf offener Straße thätlich an und ermahnten den Pöbel „die Teufel aus der Insel zu treiben", „die ! Ketzer zu Tode zu Hetzen und zu brühen", und drohten mit dem Fluche ! Gottes Jedem, der ihnen „Butter, Eier, Milch, Kartoffeln verkaufen, der ! sie grüßen, mit ihnen reden oder über die Schwelle ihres Hauses gehen ! würde". Der Pöbel begann den einen Bibellescr, Hrn. Joyce, zu steinigen, ! sodaß er mit Noth in ein Haus entkam und sein Leben rettete. — Die Anti-Cornlaw-League hat vorgestern ein Circular erlassen/ I worin ein Preis von 250 Pf. St. für die beste und von 50 Pf. St. für die ! zweitbeste Abhandlung über die Resultate, welche durch die Abschaffung der ! schweren Getreidezölle, und durch die Freihandelspolitik für die sittlichen, ge- ! sellschaftlichcn, commerzicllen und politischen Zustände des britischen Reichs erzielt worden sind, ausgeschrieben ist. Sämmtliche Prcisschriftcn müssen der Verwaltung der Liga bis spätestens den 1. Dee. d. I. zugeschickt sein. Das Circular sagt nicht, daß Ausländer von der Bewerbung ausgeschlos sen sind. — Als Beweis, mit welch enormen Kosten die Einbringung einer Bill ins Parlament verbunden ist, diene das Factum, daß die gerichtli chen Auslagen, welche die Vorlegung der Bill zur Abschaffung des berüch tigten Viehmarkts von Smithfield bisjetzt verursacht hat, sich auf 3612 Pf. St. belaufen. Die Advocatenrechnungcn, die in dec vorgelegten Liste figurircn, grenzen ans Unverschämte. Für achtmalige Anwesenheit bei Un- terhauscomite's rechnen sich drei Advocalen jeder 48 Guineen, und als die Bill zu den Lords kam, beanspruchte jeder dieser Herren wieder 6 Pf. St. Dann folgen wieder Comiteberathungen, acht an der Zahl, jede zu 10 Gui neen w. Kurz, diese drei Gentlemen allein berechnen für ihre gehabte Mühe die Summe von 1273 Pf. St. — Ein bekannter eifriger Judenbekehrer in London ist zum Ergötzen seiner Bekannten folgendermaßen geprellt worden. Er bearbeitete einen polnischen Juden mit solchem Ungestüm, daß derselbe endlich auf den Handel einging. Die Schuppen fielen ihm von den Augen, und er wollte das Kreuz küssen, nur suchte er, zur Begründung einer neuen Existenz, erst seinen Juwelenkram loszuwerden. Der Bekehrer kauft ihm denselben für 10 Pf. St. ab, worauf der Jude ungetauft nach Australien fährt. Die Juwelen aber waren falsch. — Vor einiger Zeit wurde der Kausfahrer Nelson in den australi schen Gewässern durch kühne Wegelagerer geplündert. Das genannte Schiff hatte gegen 30,000 Pf. St. Goldstaub an Bord, konnte aus Man gel an Matrosen lange nicht auslaufen und wurde eines Nachts von einem Dutzend vermummter Diebe überfallen und ausgeraubt, ohne daß man die Thätcr entdecken konnte. In' den letzten Tagen ist nun in London aus Melbourne die Nachricht cingetroffen, daß die Verbrecher, und was mehr zu verwundern ist, auch ein Theil des geraubten Goldes wieder aufgefun den wurden. Die Diebe waren zumeist transportirte englische Sträflinge, die einen Erlaubnißschcin erhalten hatten, den Strafdistrict zu verlassen, und die ihre ersten Mußctage zu einem neuen kühnen Gang benutzt hatten. Das gestohlene Gut gehörte einer in London etablirten australischen Bank. — Consols wichen heute um ungefähr '/», theils weil das Gerücht über eine ungünstigere Wendung der Unterhandlungen mit Amerika Ver käufer auf den Platz brachte, und theils der Ernte wegen. Es ist kein Zweifel, daß die wichtigsten Weizendistricte ein bedeutendes Deficit erleiden werden. Die englischen und schottischen Kartoffelberichte klingen schlecht; die aus Irland widersprechend und ungewiß, und es ist klar, daß Irland während dieser Saison eine größere Weizen- und Maiscinfuhr bedürfen wird als gewöhnlich. -tie-erlande. Auch das Amsterdamer Handelsblad vom 3. Sept, theilt mit, daß Frankreich seinen Gesandten im Haag abberufen habe (Nr. 360). Türkei. Man schreibt aus Konstantinopel vom 25. Aug.: Die Differenz wegen der englischen Corvette Modest (die gegen das bestehende Gesetz die Durchfahrt durch die Dardanellen erzwang) ist gelöst; aus einem Misvcr- ständniß hccvorgegangen, ist sie muthmaßlich durch Aufklärung desselben be seitigt worden. Denn der Modest, ein Schiff mit 20 Kanonen, ist bereits im hiesigen Hafen cingelaufen. — Die Aufregung der Alttürkm auf der Insel Kandia hat sich zwar einigermaßen gelegt, indessen hat die türkische Regierung, um jedem noch möglichen Ausbruche und den ewigen Vexatio- neu, welchen die Christen ausgesetzt sind, vorzubeugcn, frische Truppcnkräfte dorthin zu senden beschlossen.— Der wichtige Posten eines Gencralcomman- danken der Artillerie hat abermals einen andern Träger erhalten; Rc°