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LLL7 Ludwig Napoleon verdiene die Achtung der Großmächte, und seit kurzem tage in Frankreich eine neue Aera: die Epoche der Versöhnung und des Li beralismus sei im Anbruch. Dafür bürge die letzte Cabinetsmodification und besonder« der Eintritt Hrn. Fould's ins Ministerium; denn Hr. Fould, der seit einiger Zeit aufgehört hat, sich zum jüdischen Glauben zu beken nen, und dafür die Lehren der protestantischen Kirche angenommen, ist sicher lich der Mann danach, „einen heilsamen Einfluß zu üben". Hrn. Fould schreibt der Morning Herald die Aufhebung des Verbannungsdccrets gegen Hrn. Thiers rc., die Absetzung deS Obersten Vieyra und einige noch zu er wartende populäre Maßregeln zu. — Daily News zieht den Schleier von einem alten und schmählichen Unrecht, welches die britische Krone an Baron de Bode beging. Sein Recht auf einen Theil der französischen Kriegsentschädigung war 1819 an erkannt; das Geld wurde ihm vorenthalten, weil eine Parlamentsacte den Ministern die Verfügung über den Uebcrschuß, nach Auszahlung aller Ent- schädigungen, anheimstellte. Und die Minister? Hr. Mackenzie, ein Mit glied der Entschädigungscommission, sagte vor Gericht aus: „Wir erhielten vom Cabinet die Weisung, 25V,000 Pf. St. an die Bank von England zu zahlen. Später hörte ich, das Geld ging ans Ministerium der Bauten. Das war, als man den Buckinghampalast baute." Mit andern Worten, Georg IV. beschwatzte dieselben Minister, die ihm und ihren Portefeuilles zu Liebe die Königin verfolgten, ihm Baron de Bode's Geld zu geben, und er baute dafür den Palast in Pimlico. Diese Handlung paßt voll ständig zum Charakter Georg's IV. und seiner Minister; diese eine That- sache macht ihr Angedenken nicht schwärzer als es ist. Aber wie kann man die Königin Victoria einen durch solche Mittel gebauten Palast be wohnen lassen? — Ein Privatschreiben aus Melbourne vom 31. März entwirft fol gende Schilderung des dortigen Lebens: Unabhängig sind wir hier von je dem Comfort wie von jeder geselligen Gene. Von Gastlichkeit keine Spur. Die Goldgräberei gräbt ihre Spuren in jede Physiognomie. Gold ist der allgemeine Schrei; Männer, Weiber und Kinder denken an nichts Anderes. Fast Jeder war ein mal in den Minen und wunderbare Summen wurden hcimgebracht; wir schätzen das Gold hier nur nach Pfunden und Centnern. Die Minen sind natürlich der Hauptanziehungspunkt für alle Spitzbuben und Räuber Australiens, denn gelingt es nicht mit dem Graben, so gibt es glücklichere Arbeiter, denen man die Taschen leeren kann. Tausende und aber Tausende fliegen nach den Goldgruben und Hunderte graben dort ihr eigenes Grab, in das Krankheit oder Mord sie wirft; meist ohne einen Freund in der Nähe, oder ohne daß man je von ihnen hört. Statistische Tabellen erscheinen nicht im Goldlande, die Sterbelisten wären furchtbar groß. Die meisten Capitalbesitzer begnügen sich damit, Gold zu kaufen. Goldstufen und gutgewaschener Goldstaub gelten hier immer noch 60 — 63 Schill, per Unze, in Adelaide sogar 70 Schill. Der Arbeiter aber auf der Landstraße und in den Minen — der blutet, der muß froh sein, 47 Schill, für die Unze zu bekommen, und durch dieses Geschäft werden die Reichen reicher. Die Lebensmittelpreise sind noch immer mäßig: Fleisch 2 Pence per Pfund, Kartoffeln 10 Schill, per Ccntner, Brot 1 Schill. 4 P. der Laib von 4 Pfd., Butter 2 Schill. 6 P. per Pfund rc. * Die Arbeit dagegen ist unglaublich theuer; Schuhe 21 Schill, das Paar, Stiefel 45 — 63 Schill. Nichts aber ist so fabelhaft theuer als Land; ein englischer Morgen vor den Thoren von Melbourne 1800 — 2000 Pf. St. Das Klima scheint nicht sehr gesund; Ruhr, Rheumatismus und Schwindsucht grassiren stark. Frei lich kommen Viele invalid ans Land und ruiniren sich durch maßloses Rau chen und Trinken. — Durch den Propontis, der gestern in Plymouth eintraf, hat man Nachrichten vom Cap bis zum 2. Juli. Die Nachrichten aus Gra- hamstown reichen bis zum 26. Juni und klingen sehr ungünstig. Am 12. Juni wurden fünf Waggons, die, bedeckt vom Capitän Windie mit 34 Sap peurs, sich nach dem Hauptquartier begeben sollten, von Kaffern und Hot tentotten überfallen. Zwei Kutscher und neun Sappeurs wurden getödtet und sieben Mann verwundet; die Bagage fiel-den Rebellen in die Hände. Der South African Advertiser sagt: Gefahr, Unordnung und faktischer Krieg sind auf 50 Miles auf beiden Seiten des an 150 Miles langen Grenz strichs allgemein geworden. Dänemark. Kopenhagen, 10. Aug. Wie die Berling'sche Zeitung gestern Abend berichtet, sind die am Morgen auf den Dampfschiffen Eideren und Hekla nebst sechs Transportschiffen eingeschifften Truppen nach Flensburg und nicht nach Kiel gegangen. Diese Truppen sollen im Ganzen circa 2700 Mann betragen haben, gehören aber nicht alle den nach Holstein be stimmten Bataillonen an, sondern es befand sich darunter auch ein Theil von den hier in Garnison gelegenen Schleswigern, welche nach Hause per- mittirt worden, weil die zuletzt von Schleswig einberufenen Rekruten jetzt die Schule durchgcmacht haben. Stmerika. Aus dem New Port Herald entlehnt die Weser-Zeitung folgende Skizze über den General Franklin Pierce: Da die größte Wahrschein lichkeit vorhanden ist, daß der demokratisch nominirte Hr: Pierce, Advocat zu Concord Neuhampshire in Neuengland, nächstens den Prädentcnstuhl der Vereinigten Staaten von Amerika besteigen wird, so muß es im Interesse der ganzen Welt sein, schon im voraus mittels der öffentlichen Organe der Presse etwas Näheres über diese ausgezeichnete Persönlichkeit zu hören. Frank Pierce, wie seine Freunde ihn nennen, und ihr Name ist Legion, ist über Mittelgröße, gerade von Haltung, wohlgebaut, wenn auch nicht sehr musku lös, und von Blick und Zügen einsichtsvoll, schön und wohlwollend. Er hat blaue Augen, ein Gesicht voll Charakter, schöne Helle Complexion ohne irgend eine röthliche Mischung, eine fein geformte Stirn und ursprünglich braunes Haar, welches jetzt mit Eisengrau gestreift ist. Scharfsinn und durchdringender Verstand blitzt in seinem klaren blauen Auge, was verbun den mit gewissen wohlgelaunten Zügen seinem Gesicht einen sehr interessan ten Ausdruck gibt. Der herrschende Eindruck, den sein Anblick macht, ist der eines unumwölkten großen Verstandes und kerngesunden Sinnes, ge paart mit Wohlwollen, und dem die nieder« Leidenschaften völlig un terworfen sind. Es ist etwas Nobles in seinem Antlitz, doch cs ist die No- bilität der Natur. In zwei Minuten, wenn man mit ihm zusammentrifft, fühlt man sich ganz zu Hause. Er ist würdig, gcntlemännisch und gelas sen in seinen Manieren und dabei leutselig, warm und herzlich. Festigkeit ist stark abgeprägt in seinem Angesicht und ein wesentlicher Zug seines Cha rakters. Jedermann liebt und achtet ihn. Er ist nicht so höchlich vollen det wie feiner Marmor, sondern eher dem polirten Granit der Berge sei ner Heimat gleich. Bei seinen Nachbarn, die ihn am besten kennen, steht sein Ruf wegen Enthaltsamkeit und sittlichen Betragens jeder Art makel los und im höchsten Grade achtbar da. Er geht nicht gekleidet wie ein Stutzer, sondern nett und reinlich. Sein einfacher respektabler Anzug paßt zu seinen ungekünstelten Manieren und seinem geradsinnigen Charakter. Er hat nichts Gehcimnißvolles, nichts Verschlossenes in seinem Beneh men, nichts das Einem sagte, er sei unaufrichtig oder halte etwas zurück. Er ist wahrhaft „frank" der Natur sowol als dem Namen nach. Ge neral Pierce, der zu Denen gehört, die man nie wieder vergißt, wenn man sie einmal gesehen, ist 48 Jahre alt und sieht auch so alt aus, obwol offenbar gesund und kräftig. Haufen von Fremden besuchen ihn jeden Tag auf ihrem Wege nach den Seen und den Weißen Bergen. Auch wird er von Politikern aus Neuyork und allen Gegenden belagert. Als Jurist hat er eine gute Praxis, ist aber nicht reich und wird es seiner Gesinnung nach auch wol nie werden. Sein Comptoir ist im zweiten Stock eines schlichten dreistöckigen Hauses in der Hauptstraße. Die Zcitungsexpedilion des Patriot, ein Leselocal und der Saal des Stadtraths sind alle in demselben Gebäude. Dieses sein GeschäftSlocal ist einfach ausgestattet, hat aber eine große aus erlesene Bibliothek. Als ich da war, kam ein ungeheurer Stapel von Brie fen und Papieren für ihn an und darunter war ein an ihn als den „de mokratischen Nominirten zur Präsidentschaft" adressirter Brief, wobei er be merkte, der Schreiber dächte wol, er wäre so obscur, daß er ohne diese Be zeichnung nicht zu finden sein würde. Unter den Advocate» im Oberge richte zeigte sich General Pierce so anspruchslos und bescheiden, als ob er sich der ihm durch die Ernennung übertragenen Würde völlig unbewußt wäre, deren Resultat aller Wahrscheinlichkeit nach sein wird, daß 'man ihn zur höchsten Obrigkeit der größten Nation auf Erden machen wird. Ganz ungezwungen und vertraut verkehrte er mit ihnen und sie schienen ihn Alle leiden zu mögen. Seine Wohnung ist am Südende der Stadt in der Haupt straße in einer netten, aber einfachen zweistöckigen hölzernen Cottage, wo er bei einer Mrs. Williams speist, deren Name an der Thür steht. Er hat keine Verwandten zu Concord. MrS. Pierce ist eine Dame von feiner Le bensart und hoher Bildung und ist aus einer achtbaren Whigfamilie. Der Sohn von Pierce ist 10—12 Jahr alt. Seine Schwester wohnt in der Familienheimstatt zu Hillsborough in Ncuyork County und ist die Witwe des vor zwei Jahren verstorbenen Generals Mac Neill, welcher in der Schlacht bei Lundy's Lane verwundet und dadurch zum Krüppel ward. General Pierce zeichnete sich persönlich aus in den Schlachten zu Contreras am 19. und zu Churubusco am 20. Aug. Dies bezeugen Scott und Pillow mit eigenen Worten. Niemals war das Wort Shakspeare's passender ange wandt als auf ihn: 8is lils i» gontlo, snll tk« olomsnts 8o inixsä in Kim, tkst Natur« migkt 8tancl up, 4ncl sa^ to all tks workl: Tki« 15 a man. «Königreich Sachfen. ^Leipzig, 12. Aug. Es ist nunmehr entschieden, daß der König in eigener Person die diesjährige große Revue über die hiesige Communalgarde abhalten wird, und dürften nächster Tage genauere Bestimmungen hierüber erfolgen, da bereits heute die Bataillonscommandanten zu diesem Zwecke zu dem Commandanten der Communalgarde vr. Neumeister beschicken wor den sind. — Vor einigen Tagen machte ein Gefangener aus dem hiesi gen Stockhause einen Versuch zu entweichen, der sehr unglücklich abgclau- fen ist. So weit es uns möglich war, Näheres zu erfahren, hätte der fragliche Gefangene eine der nach dem Hofe gehenden Zellen innegehabt, sei durch die Gitter gebrochen und habe sich an einem dort befindlichen Glocken zug von starkem Draht hcrunterlassen wollen, wobei er jedoch gestürzt und sich so stark verwundet, daß seitdem der Tod bereits erfolgte. Ein an deres Unglück stieß vorgestern einem Schlosser zu, der an einem der in der Umgebung der katholische» Kirche stehenden Häusern mit der Befestig ung von Jalousien beschäftigt war und dabei aus ziemlicher Höhe herun terstürzte, ohne sich indessen lebensgefährlich zu verwunden. ° Leipzig, 13. Aug. In der Versammlung des Leipziger Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung, welche am 10. Aug. hier in der Bürger schule stattfand, ist nicht Archidiakonus vr. Fischer der Vorsitzende und Vor tragende gewesen, wie berichtet worden, sondern Diakonus LI. Tempel. — Die zu der Hauptversammlung in Freiberg gehenden Herren sind die HH. Prof. Theile, Archidiakonus vr. Fischer und Pastor Volbeding.