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IL83 tage zur Sprache und sagt, dieselbe sei wahrscheinlich von dem stuttgarttr Pfarrgemeinderath herbeigeführt worden. Ein solche Beschränkung bestehe in der Hauptstadt London, habe aber in den englischen Provinzialstädten nicht durchgeführt werden können und dort eine wahre Empörung her- vorgerufen. Es wurde schließlich die Verweisung der ^wichtigen" Frage an die Commission und zwar an die Finanzcommission beschlossen. — In Worms wurde am Abend des 27. Juni ein Metzgerbursche von Mannheim auf offener Straße durch Dolchstiche inS Herz ermordet. Der Gemordete und der Mörder sollen vorher in keiner Wiese Streitigkeiten und nur auf der Mordstelle einen Wortwechsel miteinander gehabt haben. Der 18jährige Mörder, ein Kaufmann, in letzter Zeit Gehülfe auf dem Baubu- reau zu Worms, ist der That geständig und wurde am 30. Juni, nachdem er der Section der Leiche seines Opfers beigcwohnt, nach Alzei abgeführt. *Au6 Thüringen, 3. Juli. Im Großhcrzogthum Weimar tritt aus Anlaß des Beschlusses in der letzten demokratischen Versammlung zu Jena jetzt ein Theil der Localpresse für die Betheiligung bei den nächsten Land- tagswahlen auf. Zu großen politischen Discursen und Parteidemonstra» tionen seien zwar, wie sie bemerkt, die Landtage kleinerer Staaten nicht ge- macht; es fehle ihnen dazu der Resonanzboden einer hinter ihnen stehenden auSgebreiteten Nation; aber keineswegs folge daraus, daß sie eine bloße Spie lerei und vollkommen unnütz feien; sie behielten vielmehr noch immer eine wahrhafte und imposante Bedeutung dadurch, daß sie die Negierung un- mittelbar von den Wünschen, Bedürfnissen und Befürchtungen der Völker in Kenntniß setzten. Ob aber deshalb die Betheiligung bei den nächsten.Wahlen über die Kreise der durch das neue Wahlgesetz bevorzugten Classen (Diejenigen, welche «in reines Einkommen vonlOOO Thlrn. jährlich versteuern) hinauSgchen wird, möchten wir bei dem Glauben an die völlige Bedeutungslosigkeit der Volksvertretungen, welcher sich nun einmal wegen der hemmenden Einflüsse von außen der ganzen Bevölkerung jenes Landes bemächtigt, sehr bezweifeln. — In Sondershausen hat der Landtag zwar die Foderung der Regierung für BundeSzweck« mit 2693 Thlrn. verwilligt, hingegen den Ansatz für die deutsche Flotte infolge der Auflösung derselben durch den Beschluß des Bundestags abgelehnt und zugleich das Begehren an die Regierung gestellt, dahin zu wirken, daß die zur Herstellung der BundeSflottr eingezahlten Beiträge wie der zurückerstattet würden. — Die Baulinie der Werrabahn ist nun ab gesteckt, sodaß in diesem Betreff dem Bau nichts entgegenfleht. Auch sol len die Kosten beiweitem nicht so bedeutend sein, als man anfangs ver- muthet hatte. — Mehre Blätter melden aus Koburg, daß Prof. Samwer aus Kiel, .welcher seit mehren Wochen auf dem unweit von Koburg gelegenen herzoglichen Lustschloss- Kallenberg sich aufhält und an einer Geschichte des schleswig-holsteinischen Krieges arbeitet, vom Herzoge zum Bibliothekar in Gotha ernannt worden sei. Hannover, 2. Juli. Gelegentlich der Berathung des Ausgabcbud- gets in der II. Kammer stellte außer einem Anträge des Abg. Detering: „Die königliche Negierung zu ersuchen, daß dieselbe sämmtliche auswärtige han noversche Gesandtschaften, wenigstens aber die kostspieligen Gesandtschaf ten zu London und Paris einziehen möge", Abg. vr. Elliffen folgenden An trag: „Der königlichen Regierung zu erklären, daß Stände eS dankbar an erkennen würden, wenn das Königreich in den Gesandtschaften durch Per sönlichkeiten vertreten wäre, die in höherm Maße, als dies gegenwärtig bei dem Gesandten in Frankfurt der Fall, das Vertrauen des Landes besäßen, dessen Interessen in ersprießlicher Weise wahrnehmen." Der Antrag wurde trotz der Gegenbemerkungen des Ministers Windthorst mit 38 von 63 Stim men angenommen. — Ein Artikel der Allgemeinen Zeitung von der Ostsee führt mit actenmäßi- gen Belegen auS, daß Dänemark die schleswig-holsteinischen Anlei hen früher anerkannt habe, und sagt dann schließlich: Als die russische Negierung den Krieg von 1830/31 mit dem Aufstande in Polen führte, hatte sie aus irgend einem Grunde die damals von Seiten des Aufstands gemachten Anleihen nicht so gleich für ungültig erklärt. Infolge dessen übernahm sie die Schulden der polnischen Negierung, machte zu dem Ende eine Anleihe von 150 Mill. Fl., und diese Anleihe wird bekanntlich noch in diesem Augenblicke fortwährend durch jährliche Verloosung abbezahlt. Als dagegen der ungarische Aufstand ausbrach und Kossuth seine Noten emittirte, erklärte die österreichische Re gierung sofort, daß sie ihrerseits niemals diese Papiere weder anerkennen könne noch wolle; und demgemäß hat sie gehandelt, in dem klaren Rechts bewußtsein, daß sie jene Anerkennung sofort verbieten müßte, wenn sie sich nicht rechtlich verbunden halten sollte, später dieselbe eintreten zu lassen. Was hat die dänische Regierung gethan? Sie hat vier Jahre lang geschwiegen; sie hat ihre eigenen Unterthanen von diesen Papieren kaufen lassen, sie hat die Papiere durch unzweifelhafte concludente Handlungen an erkannt, und, dadurch rechtlich in die Lage der russischen Regierung gegen- über der polnischen Anleihe gesetzt, hat sie gehandelt, wie die österreichische Regierung in Beziehung auf die ungarischen Papiere zu handeln berechtigt war. Di« Kjöbenhaven - Post brachte vor einigen Tagen einen sehr ver- ständigen Artikel über die Würde des modernen KönigthumS, worin die alle Lehre erneuert wird, daß auch das neue Königthum die Schmeichler In der Nähe des Fürsten als seine gefährlichsten Feinde ansehen müsse. Möge es der Kjöbenhaven-Post zum Schlüsse gefallen, den einfachen Satz an die Spitze ihrer künftigen Untersuchungen zu stellen: daß der zweite nicht minder ge fährliche Feind des modernen KönigthumS der Zwtifel an der unverbrüch lichen Heiligkeit des gegebenen Wortes ist. Der Correspondent spricht dann nach seiner festen Ueberzeugung aus, daß der Deutsche Bund das Seinig« thun wird im Interesse seiner selbst, und diesmal auch im In- teresse des ganzen, auf die gesunde Festigkeit des Staatscredits basirt«n Europa. Wien, 3. Juli. Die Otsterreichische Correspondenz sagt: Der König von Sachsen wird hier erwartet, da derselbe eine längere Reise nach Dalmatien anzulreten gesonnen ist. — Dem wegen Theilnahme an der ungarischen Revolution zu 16jährig«m Festungsarrefle in MunkacS verurtheil- ten ehemaligen Oberlieutenant Ludwig Bezere'dy hat der Kaiser den Rest der Strafzeit nachgesehen.— Der Lloyd erklärt: Di« Verhandlungen wegen Einverleibung der Herzogthümer Modena und Parma .in daS öster reichisch« Zollg«bi«t sind geschlossen und haben zu dem gewünschten Resultate geführt. — In einem Erlasse vom 9. Juni benachrichtigt der Cardinal-Fürsterz» bischof von Olmütz den KleruS von den gesetzlichen Bestimmungen des kai- serlichen Patents vom 27. Mai d. I., durch welche der Kaiser den christ lichen Charakter des österreichischen Kaiserreichs gewahrt hat, welcher durch den Art. 6 des Patents vom 17. Jan. 1850 in Frage ge stellt war. Schweiz. ^Aus der Schweiz, 30. Juni. Da es unter den Republikanern Neuenburgs kund geworden war, daß die Royalisten am 6. Juli zu Valendis eine Volksversammlung zu veranstalten vorhaben, die eine roya listische Demonstration bezwecken solle, fühlten sich die Republikaner heraus» gefodert, und bald wurde beschlossen, auf denselben Tag auch von dieser Seite einen Zusammenruf zu veranlassen. Unter gestrigem Datum erschien nun folgender, von vielen Großralhsmitgliedern, Offizieren und Richtern unterzeichnete Aufruf: Liebe Mitbürger! Das finstere Werk der Royalisten ist in eine neue Bahn getreten. Nachdem sic vier Jahre lang in der Verborgenheit über das Verder ben des Vaterlandes gebrütet, treten sie mit einem letzten Versuche vor daS Ta geslicht. Die Generalversammlung der Bourgeoisie von BalendiS ist der Vor wand, unter welchem sich die Streitkräfte der preußischen Partei vereinen werden. Preußische Sendlinge gaben das Losungswort, verkehrte Menschen, die unsern Canton unter daS Zoch der Fremdherrschaft zurücksühren mochten, gehorchten ihm. Neuerdings und noch einmal müssen wir Neuenburger die Zukunft unserer Re publik befestigen. Ermuthigt durch die bisherige mildere Behandlung und sich be- rufend auf das mit falschen Berichten verbrämte Londoner Protokoll, halten die Royalisten diesen Augenblick für den günstigsten zu einem öffentlichen Protest gegen unsere Freiheit und republikanische Verfassung. Bürger! wollt ihr solchen frei» heitsmvrderischen Bestrebungen das Feld räumen? Wollt ihr den theuern, auS schweren Kämpfen errungenen Schweizernamcn fahren lassen? Nein! und tausend mal nein! Dafür stehen wir ein. So kommt denn und beweist durch eure Theil nahme an der republikanischen Manifestation des 6. Juli, worüber die Commis, sion noch daS Nähere bestimmen wird, daß ihr freie Schweizer sein und bleiben wollt. Sammeln wir uns unter dem Ruf: ES lebe die Republik! — Aus Basel vom 2. Juli schreibt man der Frankfurter Postzeitung: Es steht also wirklich eine zweite Auflage der berner Bären- und Leuen» matte in Neuenburg bevor. Die Republikaner ziehen am 6. Juli ebenfalls nach Valendis und zwar auf die gleiche Stätte, und nicht der Zwischenraum von zwei Wiesen wird die beiden Parteien trennen, sondern nur etwa ein 20 Fuß hoher Mauerabsatz in dem gleichen Felde. Man wird sich gegenseitig sehen, hören und zählen können. Die Hauptführer der Ro» yalisten leben außerhalb des Cantons, in Bern, Paris, Berlin re., und die ciii minorum Zentium können selbst in Entscheidungstagcn ihren alten Zwist nicht vergessen. Erst kürzlich bei den für die Partei hochwichtigen Staats- rathswahlen, also nach dem Bekanntwerden des Londoner Protokolls und während einer schon damit zusammenhängenden Agitation, erschienen in der Stadt Neuenburg von 550 konservativen Bürgern nur 190. Ander- die schweizerisch Gesinnten, die, in der Stadt nur etwa 100 Bürger stark, darum nicht auftraten, weil sie ihren Gegnern ein massenhaftes Erscheinen zu- trauten, dafür jedoch an andern Bürgersitzen ihrer Sache desto sicherer wa ren und siegten. Schon haben, wie Briefe heute melden, mehre kürzlich zurückgekehrte Notabilitäten Neuenburg wieder verlassen, dagegen stellt man von der andern Seite ein organisirtes und disciplinirtes Zuströmen in Aussicht. — Hr. Thiers ist aus dem Canton Waadt ausgewiesen worden. Ueber diese Ausweisung schreibt man der Frankfurter Postzeitung aus Basel vom 1. Juli: Man schreibt dieselbe weniger einer Deferenz gegen den in Frankreich herrschenden Bonapartismus zu, als vielmehr der Erinnerung an einen ehemaligen Peiniger der Schweiz. Die Gelegenheit ist in den Augen einiger Flüchtlingsgönner zu günstig, um nicht einen Verfolger der Flücht» linge die Flüchtlingseigenschaft selbst fühlen zu lassen. Was die andern orleanistischen Gäste betrifft, so mögen allerdings Rücksichten gegen daS Elysee die Centralbehörde zu Recherchen in Baden und zu bezüglichen Winken ver anlaßt haben, die für den Fall größerer Ansammlung eine Ausweisung in Aussicht stellten. Im waadtländischen Staatsrath soll sich besonders Oberst Bourgeois (von der Mittclpartei) dem Ansinnen des Hrn. Druey (Jnter- nirung in einen östlichen Canton) widersetzt haben, indem er die Verschie denheit zwischen einem Verbannten und einem Flüchtling nachzuwcisen suchte, worauf eine bezügliche Vorstellung an den Erlacherhof nach Bern gehen sollte. Allein die Mehrheit der Staatsräthe fühlte kein besonderes Interesse für den „Minister des bloous kermstiqun ", und die betreffende Ordre soll dem Präfeeten Bachelard, dem bekannten Begleiter des Bischofs Ma» rilley, zugestellt worden sein. Da Hr. Thiers nur wenig deutsch spricht und am wenigsten den Schweizerdialckt verstehen dürfte, so zieht er, wie eS heißt, daS gänzliche Verlassen der Schweiz einem Aufenthalt in Luzern vor,