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DRESDNER PHILHARMONIE Freitag, den 26. Mai 1972, 20.00 Uhr Sonnabend, den 27. Mai 1972, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 10. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Bernard Ringeissen, Frankreich, Klavier Ludwig van Beethoven 1770-1827 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 Allegro moderato Andante con moto Rondo (Vivace) Anton Bruckner 1824-1896 PAUSE Sinfonie Nr. 4 Es-Dur (Romantische) Bewegt, nicht zu schnell Andante quasi Allegretto Scherzo (Bewegt) Finale (Bewegt, doch nicht zu schnell) iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiini Eine glanzvolle internationale Karriere eröffnete sich dem französischen Pianisten BERNARD RINGEISSEN (geb. 1934), als er seine Ausbildung am Pariser Conservatoire 1951 mit dem 1. Preis beendete, überaus erfolgreiche Konzerte als Solist international führender Orchester unter pro- minenten Dirigenten sowie eindrucksvolle Soloabende verhalfen ihm zu schnellem künstlerischen Aufstieg. Darüber hinaus trugen Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben wesentlich dazu bei, seinen Ruf als einen der hervorragenden französischen Pianisten der jüngeren Generation zu festigen (zum Beispiel 1954 der Preis Aldo Ciccolim im Internationalen Wettbewerb in Neapel und der 1. Preis des Internationalen Wettbewerbs von Genf, der 4. Preis im Chopinwettbewerb 1955 in Warschau und im gleichen Jahr der Grand Prix im Internationalen Marguerite Long-Jacques Thibaud-Wettbewerb in Paris, 1962 der 1. Preis und der „Sonderpreis Villa-Lobos' 1 des Internationalen Wettbewerbs von Rio de Janeiro). In- und ausländische Rundfunkstationen und Schallplattenfirmen verpflichteten den Künstler zu zahlreichen u- nahmen. Konzertreisen führten ihn unter anderem nach Spanien, Schweden, Gnec en an sowie nach Nord- und Südamerika. Bei der Dresdner Philharmonie war er bereits 1970 zu ZUR EINFÜHRUNG Wie Ludwig van Beethoven in der Reihe seiner Sinfonien zwischen Werken kraftvoll-männlichen und anderen mehr lyrisch-weiblichen Charakters abwechselte, steht auch sein 4. Klavierkonzert G-Dur op. 58 ein wenig träumerisch zwischen dem heroischen c-Moll und dem grandiosen Es-Dur- Konzert. Erstmalig aufgeführt wurde dieses Werk, von Beethoven selbst gespielt, im März 1807 bei einer seiner Akademien im Palais Lobkowitz in Wien. Der be kannte Liederkomponist und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt, der das Konzert bei einer Wiederholung im Dezember des folgenden Jahres zusam men mit zahlreichen anderen Kompositionen Beethovens hörte, berichtete dar über: „Das achte Stück war ein neues Pianofortekonzert von ungeheurer Schwie rigkeit, welches Beethoven zum Erstaunen brav in den allerschnellsten Tempis ausführte. Das Adagio, ein Meistersatz von schönem durchgeführten Gesang, sang er wahrhaft auf seinem Instrumente mit tiefem melancholischen Gefühl, das auch mich dabei durchströmte." In der Tat ist im G-Dur-Konzert die Form des Solokonzertes mit Orchester in ganz idealer Weise gemeistert. Der Solist, dessen virtuos-pianistische Forderungen nie außer acht gelassen, aber geistvoll als organischer Bestandteil des Werkes ein gesetzt werden, und das Orchester sind hier durchaus selbständige und doch motivisch-thematisch aufs genialste miteinander verknüpfte Partner. Sie dienen gemeinsam der sinfonischen Idee, die die drei kontrastierenden Sätze des Werkes zu einer entwicklungsmäßigen Einheit verbindet, so daß man hier, wie auch beim Es-Dur-Konzert, mit vollem Recht von einer „Klaviersinfonie" sprechen kann. Als Kernstück des Konzertes, in dessen Grundhaltung die lyrisch-idyllischen Züge dominieren, ist der dialogisierende Mittelsatz mit seinem poetischen Gegenspiel von Klavier und Orchester anzusehen. Der erste Satz (Allegro moderato) bringt zu Beginn, solistisch vorgetragen, das zarte, weiche G-Dur-Hauptthema, dessen motivische Beziehung zu dem berühm ten „Schicksalsmotiv" der 5. Sinfonie häufig aufgezeigt wurde. Auf der Domi nante endend, erfährt das Thema durch einen plötzlichen Wechsel nach H-Dur eine neue Beleuchtung. Nach einer Weiterentwicklung im Tutti erklingt zuerst in den Violinen das stolze, signalartige zweite Thema. Mit diesen Hauptgedanken, die jedoch durch mannigfache neue Seitengedanken bereichert, vom Klavier in ausdrucksvollen Akkordfigurationen umspielt und immer wieder abgewandelt werden, entsteht nun ein wundervolles, von größtem Empfindungsreichtum zeu gendes Zusammenwirken von Soloinstrument und Orchester, das nach der großen Kadenz rauschend-schwungvoll beendet wird. Höchste poetische Wirkungen erreicht der ergreifende langsame Satz (Andante con moto). Einer Überlieferung zufolge soll er von der Orpheussage inspiriert sein und die Bezwingung der finsteren Mächte der Unterwelt durch die Macht seelenvollen Gesanges zum Inhalt haben. In leidenschaftlichem Dialog zwischen Klavier und Orchester erfolgt, charakterisiert durch zwei äußerst gegensätzliche Themen, ein düster-drohendes und ein innig-flehendes, diese entscheidende