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ZUR EINFÜHRUNG DRESDNER PHILHARMONIE Mittwoch, den 31. Mai 1972, 20.00 Uhr SONDER KONZERT anläßlich des VH. Kongresses der gegen den Lärm (AICB) Internationalen Vereinigung Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Rolf Dieter Arens, Leipzig, Klavier Georg Friedrich Hände! Wassermusik (Suite F-Dur) (1685-1759) Ouvertüre (Grave — Allegro) Adagio e staccato Allegro — Andante — Allegro A tempo di Minuetto Air Menuett (Pomposo) Carl Maria von Weber (1786-1826) Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll op. 79 Larghetto affetuoso - Allegro passionato di Marcia - Piu moto — Presto giocoso Tempo PAUSE Franz Schubert (1797-1828) Sinfonie h-Moll (Unvollendete) Allegro moderato Andante con moto iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiii'iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Georg Friedrich Händels sogenannte „W a s s e r m u s i k" entstand wahrscheinlich in den Jahren 1715 1716; gedruckt erschien sie erstmalig 1734 bei Walsh. Legendenumwoben sind Entstehungsanlaß und Aufführungsort: Händel soll sie geschrieben haben, um den über seinen (damals schon Jahre zurückliegenden) Weggang von Hannover erzürnten englischen König, der auch dort sein Landesherr gewesen war, zu besänftigen. Gelegenheit bot sich dazu bei einer musikalisch auszugestaltenden Wasserfahrt auf der Themse. Entsprechende Lustpartien des Königs sind sowohl vom Jahre 1715 wie vom Jahre 1717 bezeugt; es ist möglich, daß zu beiden Gelegenheiten Teile dieser umfangreichen Musik geboten wurden, die nach zeitgenössischen Berichten außerordentlichen Anklang fand. Wie dem auch sei: Diese breit ausgebaute Suitenkomposition ist kaum in einem Schaffenszuge entstanden, weist aber andererseits deutlich Kennzeichen eines Gelegenheitswerkes auf. Anregungen verschiedenster Art und Herkunft sind hier zusammengeflossen zu einem mächtigen Strom unvergänglicher Musik; das Werk ist in seiner Instrumentationsfülle, in seiner Melodienfreudig keit und seinem tänzerischen Schwung eines der herrlichsten Beispiele volks tümlicher Instrumentalmusik. Die besondere Eigenart der „Wassermusik" liegt in der überzeugenden Knappheit der Formgebung, in dem deutlichen Rückgriff auf volkstümliche Tanztypen, in dem heiteren, festlichen Glanz dieser Musik, die dem optimistischen Lebensgefühl des progressiven englischen Bürgertums Anfang des 18. Jahrhunderts überzeugenden Ausdruck verlieh. Aus der insgesamt mehr als 20 (teils längere, teils sehr knapp gehaltene) Stücke umfassenden „Wassermusik" erklingt heute eine Suite von sechs Sätzen. Dem schnellen Hauotsatz der Ouvertüre ist nach französischem Stil noch eine langsame Einleitung vorgestellt. Diese zeigt schon den festlichen, in vielem pompösen Charakter dieser Musik, die sich dann im fugatomäßig einsetzende.r, aber bald zu kraftvoller Homophonie gesteigerten Hauptsatz in frohem Glanze ausbreitet. Der folgende langsame Satz, mit der für Händel so typischen Angabe „Adagio e staccato", läßt eines seiner ausdrucksvollen Oboen-Soli in breitflächigem d-Moll erklingen, dessen nicht enden wollende und doch stark gegliederte Melodien zum stockenden Dominantschluß führen. In freu digem, fast übermütigem F-Dur konzertieren dann zwei Hörner mit den Holz bläsern (2 Oboen und Fagott) und Streichern — in seinen kraftvoll aufstei genden Dreiklangsmotiven, lustigen Trillern und rauschenden Tonleiterskalen einer der volkstümlichsten Sätze Händels, der sehr poetisch einen langsameren d-Moll-Mittelsatz nach Art der Dacapo-Arie einschließt; hier scheint, wie in Händels Vokalwelken, jede Stimme mit echtem menschlichen Ausdruck zu uns zu sprechen. Ein hartnäckig die Eins betonendes Menuett bringt weitere soli- stische Gelüste der Hörner zur Geltung, während der sich zögernd entwickelnde Mittelteil ausnahmsweise die Streicher allein zu Worte kommen läßt. In schön ster harmonisch-kontrapunktischer Durcharbeitung singt das folgende Air seine geschmeidige Weise, im zweiten Teil von zarten Horntönen umsäumt. Ganz von Hörnern beherrscht ist das in „pompösem" Menuett-Rhythmus einherschreitende letzte Stück, in dem die stolze Dreiklangsmelodik des Anfangs prächtig der differenzierten Linie des f-Moll-Mittelteils kontrastiert. Carl Maria von Weber, eine der liebenswürdigsten Musikerpersön lichkeiten der frühen deutschen Romantik, der mit dem „Freischütz", seinem großartigsten Werk, die italienische Oper von der deutschen Bühne verdrängte und der deutschen Nation die erste romantische Volksoper schenkte, hat für das mit Orchester konzertierende Klavier drei Werke geschrieben, die Klavierkonzerte C-Dur op. 11 und Es-Dur op. 32 sowie das heute erklingende Konzertstück