Volltext Seite (XML)
7üL — Urber den durch dm Tod de« Fürsten Schwarzenberg in Oester- reich einlretenden Ministerwechsel spricht sich der subvenlionirte Publi« also aü«: Unter den jetzigen Umständen ist es für die österreichische Monarchie mehr al« je ein Glück, eine politisch« Tradition wiederhergestelll zu sehen, nachdem dieselbe aur einer Revolution herausgetreten ist, welche diese Tra dition beinahe zerstörte. Hr.v. Schwarzenberg war der bedächtige Forlsetzer Metternich'«. Als er das Ministerium des Aeußern übernahm, da sah man, wir sagen dies, weil rS die WMrheit ist, daß seine Hand ungewohnt war; doch bald faßte er das Staat-ruder mit sicherm Griffe. Man hätte eine bestimmter«, «ntschiedene Haltung geg«>^PieMont und dir Schweiz gewünscht, aber man wird diese ersten Schwächen übersehen, wenn man der wirklichen Thaten des Ministers gedenkt, wenn man das Josephinische System zer trümmert, die Kirche befreit, den Klerus wissenschaftlich gebildet und Un- garns Verfassung in Fetzen zerrissen sieht, jene Verfassung, welche die Con stitution der permanenten Rebellion war. — Nach einem von französischen Blättern veröffentlichten Schreiben aus Venedig wurde der Graf Chambord von dem Großfürsten Konstan tin ganz als König behandelt. Er redete ihn beständig mit „Sire" an und äußerte, daß er dies auf Geheiß seines Vaters, des Kaisers, thue. Wie man versichert, soll Rußland eine bet'Mächte sein, die der Herstellung des Kaiserthums in Frankreich am abgegeigtesten sind. Graf Ncssclrode soll an diese Regierung eine Note gerichtet haben, worin es ang«blich heißt, daß der Kaiser Nikolaus den Prinzen Ludwig Napoleon in der temporären Aus übung seiner Gewalt unterstützen werde. — In Paris spricht man von einer wunderlichen Differenz zwischen dem dasigcn und dem schwedischen Cabinet. ErstereS fodere nämlich von deyr Könige von Schweden 20V,000 Fr., den Betrag eines Hotels, fvelches Kaiser Napoleon einst Bernadotte schenkte und dieser veräußerte, statt es bei Uebernahme der schwedischen Krone dem Staate zurückzugeben. Wahrscheinlich eine müßige Erfindung. Das Projekt einer Vermählung mit einer schwedischen Prinzessin^soll übrigens definitiv aufgegeben sein, wenn es überhaupt ernstlich beabsicWg5 wurde» ... — Emile de Girardin, der Proscckenwäche/„ schreibt.man de^ All' gemeinen Zeitung aus Paris, hat wieder einen Plan ausgeheckt, und Vie ser Plan hat ihn aus der Verbannung zurück nach Paris gebracht. Wer Girardin seit Jahren beobachtet hat, wußte, daß ihn nicht die Abficht zu rückgeführt hat, sein Glück ü la Mron, Granier de Cgssagnac rc. ^u ma- chen, wußte, daß hinter dieser Rückkehr irgend ein tieferer, weiter ,gehender Plan Ecke. Zwar zerbrach man fich umsonst den Kopf, zwar las man seine Artikel immer wieder und wieder, um das neue Arcanum des Adepten her auszulesen oder irgend ein neues Recept zur geistreichen Oppositionsmacherei — aber alles Suchen, Forschen, Prüfen, Zerlegen war umsonst. Man gab es auf, da man sich endlich darein ergab, überrascht zu werden, wie man es von Girardin schon gewohnt ist. Die Ueberraschung ist da! oder viel mehr, wir sind im Stande, Ihnen mitzutheilen, auf welche Weise, mit tvel- chen treuen Planen Frankreich nächstens überrascht werden soll. Emile de Girar din verbindet sich mit Napoleon, dem Sohne Jerome's, um eine Partei für die „jüngere Linie", d. i. eben für Napoleon, den Sohn Jerome's, zu bil den. Der Präsident ist unverheirathet, und wenn er sich auch verheirathet, er ist kränklich, mehr vielleicht, als man im Elysse und an der Börse zuge- stehen will. Da muß man doch an die Zukunft denken, eine Zukunft vor bereiten, und fcstzuhalten suchen, was die letzten drei Jähre der verbannten „Cäsarenfamilie" so wider alles Verhoffen in die Hände gespielt haben. Gi rardin ist ganz der Mann danach, eine solche zukünftige Prätendentschaft mit großen Phrasen, geistvollen Apercus, Systemen, Principien, und Allem was man will, zu applaniren; Napoleon Bonaparte ganz der Mann danach das gut Vorbereitete in Besitz zu nehmen, die Erbschaft seines Vetters an- zutreten. Er ist vielleicht der Einzige (neben Ludwig Napoleon) aus der ganzen Familie, der, wenn cs sein berechtigterer Vetter nicht gethan hätte, die Sache der Bonapartisten, wenn^auch vielleicht auf andere Weise, in die Hand genommen hätte. Er hat Muth, Energie, Ehrgeiz, Geist und etwas was dem Präsidenten ganz fehlt, wofür dieser vielleicht Millionen Francs und eine Million Stimmen gegeben hätte, tveNn es zu erwerben gewesen wäre, ein vollkommen Napoleon'scheö Gesicht, die überraschendste Aehnlich» keit mit dem Kaiser, ein Gesicht, das mehr Werth ist als alle Pergamente, und stärker als die Abdankung von Fontainebleau. Gr o - v r i t a « «i e «. .London, 10. April. Man hört jttzt, daß Lord Granville als Schmerzengeld für Hrn. Erskine Macher die Sichittie vön 1000 Pf. Gt. von Toscana verlangt«. Englische Blätter halten die Födtt für sehr bescheiden, denn Griechen land bezahlte weit mehr für Don Patifiro'S zerbrochene Meubles. Hrn. Mather's Gesundheit soll auf Lebenszeit geschwächt sein, und er hakte eine zsveMijhe schmerzhafte Operation zu Hestkhen. Der erhaltene Säbelhieb ver- letzte ihm dep Schädelknöchen und die vbekflächlich hrilende Wunde mußte wieder ausgeschnitten werden, um die Eiterung zu'befördern. Als er"das Spital verließ, sagt ein Korrespondent, war er der Schatten seiner selbst. Die toskanische Negierung soll aber jetzt den britischen Consul, Hrn. Scar lett, benachrichtigt haben, daß sie Hrn. Mather keiney-Penny zahlen will. Die Polemik der englischen Presse gegen die Energielosigkeit der britischen Negierung, ihren „Alliirten" ,auf dem Contment gegenüber, hat dadurch neue Nahrung erhalten. Mit Bitterkeit hebt Daily N«ws den Contrast zwischen hier und drüben hervor. „Wenn ein Gardeoffizier in England einen Gassenkehrer niederhiebc, so würde keine britische Jury anstrhen, dem Ver wundeten zwei mal soviel Schadenersatz zuzuerkennen, als für Hrn. Mather vergeben- gefodert wurde." Es sei lediglich die Herrschaft der Tories, wa ber to-canischen Regierung den Muth eingeflößt habe, Nein zu sagen, denn man wisse, daß den Tories an der Gunst ihrer alten Alliirten mehr liege als an der Erfüllung ihrer heiligsten Pflichten gegen britische Bürger. Belgi««. Aus Brüssel Hom 10. April schreibt man der Kölnischen Zeitung: Wie ich mit Bestimmtheit erfahre, sind alle ehemaligen polnischen Of fiziere undssnteroffizlere, t^lche zur Zeit noch in der belgischen Armer dienen, in Ruhestand verseht; sie sollen mit einer Aversionalsumme abge funden und entlassen werden. — Am 7. April starb in Lüttich der Bischof dieser Diöcese, der in der neuern Zeit oft genannte Hr. van Bommel. * Türkei. Von der bosnischen Grenze wird unterm 6. April gemeldet: Am 30. März erschien ein Befehl der Pforte, wonach die Bewohner auch der Herzegowina entwaffnet werden sollen. Sofort ward mit der Aus führung begonnen. Zu Duvno und Possussi erwartet man den Durchmarsch türkischer Truppen. Wie man vernimnU, sollen zu Kleck und Sutorina tür kische Sanitätsämter^errichtet werden. Man hat bemerkt, daß türkische Of fizier« inkognito als Agenten alle Theile Bosniens und der Herzegowina durchstreifen, um die politische Gesinnung der Bevölkerung zu erforschen. Amerika. Franz Pulßky hat jetzt auf den Vorwurf, daß Kossuth zu Arad seine Gewalt feige an einen ihm bekannten Verräthcr dclegirt habe, ge antwortet. Nachdem er erst eine Reihe anderer Anschuldigungen beseitigt, sagt er: Am 11. Aug. stand ein Corps von 100,000 Russen zwei Tage- märschc von Arad, und ein aus Ocsterreichern und Russen zusammenge setztes Corps von 80,000 Mann drei Tagemärsche von da. Görgei stand mit 30,000 Ungarn um die Festung; die Offiziere dieses Corps waren seine Freunde. Die Nachricht von Bem's Niederlage am 0. Aug. war an gelangt; seine Truppen, auf die sich Kossuth stützen konnte, waren zer- streßt. So jagen die Sachen, als Görgei begehrte, daß ihm Kossuth seine 'Macht übertragen still'. Sechzig Mitglieder des Repräsentantenhauses un ter Leitung von Max He,Aelcndy erklärten sich für Görgei. Fünf von acht Ministern (Csanyi, Perenyi, Aulich, Vukopich und.Horvath) ricthen Kos suth, Görgei nachzugcbcn, welcher vorgab, daß die Russefi bereit wären, eine Kapitulation mit ihm einzugehen, deren Grundlage das Recht der eigenen Ge setzgebung für das Land und allgemeine Amnestie sei. Für den Fall, daß die Un terhandlungen nicht gelingen sollten, war der Weg über die Theiß und die Donau nach Peterwardein und Komorn offen. Görgei konnte die verschiedenen Theile der ungarischen Armee an sich ziehen und, verstärkt durch 30,000 Mann, zu Komorn den Kampf jenseit der Donau mit 100,000 Mann wieder be ginnen, in einem Landcstheile, der vom Kriege noch nicht gelitten und des- sen Hülfsquellen noch nicht erschöpft waren. Görgei, Koffuth's Nebenbuh ler, hatte noch die Macht, den Kampf fortzusehen. D«r Gouverneur kannte seinen Ehrgeiz, nicht aber seine Verrätherei. Fünf Minister reichten Kossuth ihre Entlassung ein, der sechste, Duschek, war nicht anwesend und ein Geschäftsmann, kein Politiker; er stimmte stets mit der Majorität. Die übrigen zwei Minister, Szem«re und Batthyany, waren sowol Gör- gei als Kossuth entgegen. Was sollte Letzterer nun thun, wenn er seine Gewalt an Görgei nicht abgeben wollte? Sollte er an Görgei's Armee appclliren, gegen ihre Offiziere und ihren Chef? Sollte er die Disciplin der Armee vernichten und Meuterei stiften im Angesichte des Feindes, wäh rend einer Ministerkrisis, gegen den Rath der Mehrheit der Minister? Würde ihn nicht die Nation angeklagt haben, daß er das Land seinem Ehr geize geopfert? Kossuth gab also unter einem solchen Drange der Umstände nach und übertrug seine Gewalt seinem Nebenbuhler; aber er that es (und dies ist durch Graf Batthyany selbst bewiesen in seinem Briefe in der augsburger Allgemeinen Zeitung) einzig unter der Bedingung, daß Goxgei das Selbstgesetzgebungsrecht des Landes fcsthalte und eine allgemeine Am nestie erlange. Aber Bem, der verwegene Pole, foderte Kossuth noch ein mal nach der Uebergabe seiner Gewalt an Görgei auf, d«n Kampf an den Ufern der Donau mit einem kleinen TruppcncorpS zu erneuern, in einem Augenblicke, wo Görgei's Beispiel die meisten andern Generale verblendet hatte, indem sie den Bcrräther und die von ihm hinters Licht Geführten als geehrte Gäste der russischen Generale sahen und daher beeilt waren, unter denselben Bedingungen, wie Görgei, zu capituliren, weil sie keine Ahnung davon hatten, daß sich Görgei unbedingt ergeben habe. Bem's Vorschlag anzunehmen, wäre die Handlung eines Desperado, nicht eines Staatsmannes gewesen. Kossuth schlug es daher aus rc. (Man darf an- nchmen, daß Kossuth diese Bertheidiguvg gelesen und gebilligt habe.) Königreich Tachsen. Das Dresdner Journal meldet das am 8. April erfolgte Wiederein treffen des Staat-ministers Frhrn. v. Beust aus Darmstadt in Dresden, m Leipzig, 13. April. Heute Morgen 1'/, Uhr traf die über Triest, Wien, Prag und Dresden kommende ostindische Ueberlandpost mittels bcsondtrn Extrazugs hier ein, und setzte ihre Reise mit dem auf der Mag deburg-Leipziger Bahn früh um 6 Uhr abgehenden Schnellzuge weiter nach Paris und London fort. — Gestern Vormittag traf der Herzog von Alten burg nebst Gefolge auf der Sächsisch.Bairischen StaatSeiscnbahn hier ein