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7L0 viel an- gegriffene vr. Schnell (Nr. 165) antwortet diesem Angriffe in folgender Erwiderung: „Seit der Redakteur der Berner Zeitung, durch die Praktiken seines Schwiegervaters, seine leeren Taschen aus dem Gemeingute der Ber ner gefüllt, und zum Danke für das Recept den Geber dem Staate als Mastschwein aufgedrungen hat, will er die Welt glauben machen, andere Leute hätten sich ähnlicher Künste schuldig gemacht, und führt zu dem Ende an, der Unterzeichnete habe als Professor, Tagsatzungsgesandter und Land ammann über 7000 Fr. aus der Staatskasse bezogen. Nun weiß, wer es wissen will, daß ich als Professor jährlich 1600 Fr. zu beziehen hatte, also die Hälfte Dessen ungefähr, was ich zum Leben brauchte; daß ich im Jahre 1833 meine Lehrstelle aufgab, das Jahr darauf, während zwei Mo- Giraten täglich einen Louisdor Tagsatzungsensschädigung erhielt, und im Jahre 4838 für neun Monate Landamm-nnsbesoldung.4500 Fr., mithin in drei Jahren zusammen nicht die Hälfte von Dem bezogen hake, was mir die. Bernerzeitung für ein Jahr auf Rechnung bringt. Dies Alles nur als hand greiflicher Beweis der Lügenhaftigkeit eines Menschen, der, indem er mit unerhörter Frechheit im redlichen Besitze stehende Leute verleumdet und ver lästert, unserm Volke zeigen will, wie man ohne Arbeit und ohne Ver dienst vom Bettelbuben zum hablichen Mann werden, von leeren zu vollen < Taschen, und doch nicht an den Galgen kommen könne, vr. I. Schnell, gewesener Prof. d. N. G." «talie». ** Turin, 7. April. Die anticonstitutionelle Partei, die in der Senatoren- kammer überstark vertreten ist, versuchte es in den letzten Tagen, dem Mi nisterium neu« Schwierigkeiten zu bereiten, namentlich bei Gelegenheit der Debatte über die Befestigung von Casale, und wirklich nahm der Se nat den Gesetzentwurf über die Befestigung von Casale auch nur mit der geringen Majorität von vier Stimmen (36 gegen 32) an, welches Ergeb niß gestern einen Augenblick den Rücktritt deS Cabinets befürchten ließ. In zwischen haben sich die Besorgnisse wieder gelegt, denn man hofft allgemein, daß der gute Sinn der Deputirtenkammer dieser Tage beweisen wird, wie wenig der Senat die Meinung .des Landes ausdrückt. Die Deputirtenkammer , discutirt seit gestern die HandelSkvNventign mit Frankreich; man glaubt, Laß sie diese Convention trotz der Anstrengungen der systematischen Gegner bekannten Quelle stammend und des Widersinnigen und Unrichtigen so enthaltend, die Aufmerksamkeit der Behörde in Anspruch nehmen. Schweiz. Der von dem bekannten Hans Snell in sehr gemeiner Weise läßt, seine warmen Sympathien für Schleswig-Holstein an den Tag zu legen, so hat er eS auch an diesem Tage an Aufmerksamkeiten für den Hel- den von Eckernförde, Major Jungmann, nicht fehlen lassen. Durch Mi- litärmusik, den „Marsch von Kolbing", woraus das schleswig-holsteinische Nationallied wiederklingt, wurde der Eroberer der Gefion auS dem Schlafe geweckt; ein Offizier vom Generalstabe sprach ihm die Glückwünsche des gejammten oldenburgischen OffiziercorpS aus; fast alle militärischen Nota- bilitäten der Stadt, der General «n ekel, der Krieg-minister rc. machten ihre Aufwartung und Nachmittags wurde er zur großherzoglichen Tafel gezogen. , — Die Börsenhalle meldet, daß der bekannte Schneidermeister Russak aus Hamburg, der „wegen Verleitung österreichischer Militärs zur Deser tion" von den Oesterreichern als Gefangener mit nach Oesterreich genom men war, vom Kaiser von Oesterreich begnadigt worden sei. — AuS Hamburg vom 9. April schreibt die Weser-Zeitung: Gestern endlich sind denjenigen hiesigen Bürgern, welche theils der Verleitung oder Beförderung österreichischer Soldaten zur Desertion, theils kommunistisch- politischer Verbindungen mit deutschen Flüchtlingen in London angeklagt wa ren, die Erkenntnisse des Senats publicirt worden. Der,Schneider Seubert wurde zu einjährigem, der Schuhmacher Fischer zu sechsmonatli- chem, der Bildhauer Bandinsky zu dreimonatlichem und der Maurer Braune zu einmonatlichem Gefängniß vcrurtheilt. — Vcrmuthlich auf Requisition der österreichischen Negierung wurde hier dieser Tage ein Schriftsetzer ver haftet (Reese mit Namen), welcher während der Revolution in Wien ge arbeitet hatte. Die Polizei holte ihn aus der hiesigen Officin ab, wo er Beschäftigung gesunden. Er ist ein Hamburger. — Aus Prag vom 10. April meldet das Correspondenz-Blatt aus Böh men: „Graf Buol-Schauenstein, der k. k. Gesandte am englischen Hofe, ist heute früh um 5 Uhr von London hier angekommen und unverzüglich nach Wien weitergereist. Mit dieser Thatsache gewinnt die bereits vielsei tig ausgesprochene Vermuthung, Graf Buol sei dazu bestimmt, das Porte feuille des Aeußern zu übernehmen, bedeutend an Wahrscheinlichkeit." (Aus Wien selbst nichts Näheres.) — Auch in der am 7. April in Wien nach kurzer Vertagung wieder aufgenommencn Sitzung der Zollconferenz wurde von dem österreichischen Ministcrialrath v. Hock erklärt, daß,an der „Politik" des verstorbenen Fürsten Schwarzenberg, „die lediglich die Durchführung der Intentionen des Kai sers bezweckt", nichts geändert werde, und habe auch der Kaiser befohlen, daß diese seine Willensmcinung den österreichischen diplomatischen Agenten mitgetheilt werde. So meldet die ministerielle Oesterreichische Correspondenz. — Die wiener politische Journalistik ist noch nicht geregelt genug. Wie man dem Correspondenz-Blatt aus Böhmen aus Wien berichtet, ist den Redaktionen der dasigen Blätter ein Circular zugekommen, in dem densel ben eine umfassende Sichtung der von den Journalen veröffentlichten Reuig- keiten zur Pflicht gemacht wird. Es seien besonders die von den wiener Journalen gleichlautend veröffentlichten „Tagcsneuigkciten", die, aus einer innerhalb und außerhalb des Parlamcntö mit großer Stimmtnütehrhekt adoptiren wird. Portugal. Die Times bringt eine, des stürmischen Wetters wegen über Land gegangene Correspondenz aus Lissabon vom 31. März. Die ordentliche Dreimonatsitzung der CorteS wurde am letzten März geschloffen, wegen de» Votum- für die Abschaffung der Todesstrafe für politische Vergehen. Eine außerordentliche Sitzung von zy-ei Monat Dauer soll am 20. Mai eröffnet werden. Am 2. Mai wird die Wahl von 26 neuen Dcputirten stattfin- den, deren Sitze erledigt sind. Der Entschluß des Saldanha-MagalhaenS- Cabinets, auf seinem Posten zu bleiben, wurde im Lande gut ausgenommen und man zweifelt nicht an der Erhaltung der öffentlichen Ruhe. Die Negierung hat ein Decket veröffentlicht, welches die Presse durchgängig regelt. Folgende sind die Grundbestimmungen desselben: Die Garantie von 2000 Realen Steuer, welche den Journalen auferlegt istx - Präventivcensur; eine aus den die meisten Steuern zahlenden Staatsbür- '-erp «zusammengesetzte Jury für die schwersten Preßvergehen: über die Preß- vergehen gegen die Königin, den König, die Sicherheit deS Staats unk di« Gesellschaft statuirt das oberste Justiztribunal, über die gewöhnlichen Preß vergehen die gewöhnlichen Tribunale. Die Regierung kann die Journale suspendircn Und unterdrücken. Aus Madrid vom 5. April heißt es in der Kölnischen Zeitung: Allgemein ist der Unwille, den die heutige Bekanntmachung des neuen Preß- gesetzes hervorgerufen hat. Die Königin Christine ist Diejenige, die man als den Haupthebel desselben bezeichnet; man behauptet sogar, daß der Prinz- Präsident der Französischen Republik sehr bei der Sache betheiligt sei. — Am 3. April ist im Ministerrathe definitiv beschlossen worden, jegliches An erbieten des nordamcrikanischen Gesandten, das sich auf die Veräußerung CubaH an die Union bezieht, abzulehnen. — Von carlistischer Gäh- rung hört man gar nichts; die Berichte der Statthalter lauten in dieser Beziehung sehr befriedigend. Borges hatte sich nach seiner Niederlage iw das Gebirge von Cameros geworfen und soll glücklich nach Frankreich ent kommen sein. — Nachschrift. Sämmtliche Abendblätter sind soeben mit Beschlag belegt worden. Es sind dies die Esperanza, Epoca, Heraldo unk Clamor. Alle enthielten auf das Preßgeseh bezügliche Artikel. Frankreich. Paris, 10. April. Der Moniteur enthält heute die Ernennung der verschiedenen Mit glieder der Commission zur gegenseitigen Unterstützung. Dieselben sind: Senator Thayer, Rouher, Sectionspräsident des Staatsraths, StaatS- rath Denjoy, der Deputirte Viard, der Herzog de La Rochefoucauld-Lian- court, Vicomte Armand de Melun, das Mitglied der Municipalcommission Peupin, der ehemalige Direktor des Marinedepots Cazeaux, Guillardin, Gull- lemot; Alexis Chevalier ist zum Sekretär der Commission mit konsultativer Stimme ernannt. ..." — Der Pays sagt: Die Regierung arbeitet unablässig an der socialen Reorganisation, die sie anstrebt. Es genügt nicht, die Gesellschaft ge- rettet zu haben, man muß auch den Revolutionen durch weise Jnstitütionen jeden Vorwand entziehen. Die beste Regierung ist stets jene, welche dem Volke die größte Sumrye materiellen Wohlstandes verschafft. Unter dtm Ein flüsse dieses Gesichtspunkts bereitet die Regierung über alle ökonomischen Fragen, welche die Geister beschäftigen, höchst interessante Gesetzvorschläge vor- Es scheint, daß eine Reihe von solchen Anträgen dem Gesetzgebenden Kör per nach den Osterferien vorgelegt werden wird. / — Die «Presse» widerspricht dem Gerüchte, daß die Regierung die Ab sicht hege, den Gesetzgebenden Körper nächstens zu vertagen; sie be hauptet vielmehr, der Finanzminister bereite mit dem größten Eifer die Ele mente des Ausgabebudgets vor, welches, wie versichert werde, schon An fangs Mai dem Gesetzgebenden Körper vorgeletzt werden solle. — Die Patrie versichert, gegenüber de» Besorgnissen der Assemblee na tionale über die zu große Milde der Regierung, daß die Zähl der zur Ver- 1>a«inung bestimmten Personen 6000 betragen wird. 5,>Am 8. April wurde der Eotsaire, em segitiyustisches M mit Beschlag belegt, Der ^orsgir-kbjrd also das erste Blatt sein, welches den Reigen der Preßproeeffe eröffnen Mrd,,, N lautet auf „Auf reizung zur Verachtung und zum Hasse gegen die Regierung". ,, — Bereits sind 39 Departementglblätter. ejngegapgen, die den Er- fodernissen des necken Preßgesetzes nicht nachkommen konnten. — Zwei deutschen Journalen, meldet der Sikle, wurde der Ein tritt in Frankreich entzogen. Das eine derselben ist die Neue Preußische Zeitung, welch« im protestantischen Sinne so ziemlich die Tendenz des Uni- vers darstcllt. Das andere Blatt ist ein demokratisches, die in Berlin er scheinende National-Zeitung. — Der ehemalitze Polizeipräfect Carlier Hat von dem Könige von Preu ßen den Rothen Adl.erorden 2. Claffe erhalten. — Der Liederdichter Pierre Dupont, welcher vorgestern verhaftet war- den war, ist auf Ausdrücklichen Befehl des Prinz-Präsidenten wieder in Freiheit gesetzt worden., , — Bei de^,großen Revue E.5. einer neuen kaiserlichen Gqrde -um ,Ehesten gegeben werdc^i; drei Bataillone mobiler Gendarmerie werden mjt der Bä'renmühe paradiren; ein Regiment Guiden wird ganz uniformirt wie die früher« Jäger der Gardel